Morlockk Dilemma

Morlockk Dilemma. Ein Mann, der durch seine außergewöhnliche Art zu Rappen und seine charakteristische Stimme wohl genau soviele Hörer begeistert wie abstößt. Ein Künstler, der nicht durch seine Art, sondern durch seine Musik polarisiert. Bei seinem Auftritt in Kreuzberg am 1. Mai flogen trotzdem keine Flaschen und so trafen wir den trotz Alkoholfolgeschäden verhältnismäßig wohlbehaltenen Rapper am Tag danach im sonnigen Prenzlauer Berg. Verkatert aber nichtsdestotrotz sympathisch und aussagefreudig sprachen wir mit dem ehemaligen Journalistik-Student und Radiomoderator über seinen Job als Journalist, seine Leidenschaft Musik und warum guter Raps von Freaks gemacht wird. Ebenfalls enthalten: Ein kleiner Exkurs in die Herrenrasse-Untermenschen-Gesellschaft des H. G. Wells, die Abgründe der menschlichen Seele und natürlich haben wir auch über sein am 1. Mai erschienenes Mixtape "Der Eiserne Besen", das ganz und gar nichts mit dem gleichnamigen Nazi-Magazin zu tun haben möchte.

rap.de: So, wir sitzen jetzt hier im Prenzlauer Berg, Georg von Spoken View ist auch dabei…

Morlockk Dilemma: Der passt auf, was ich erzähle. Der kneift mich dann immer und ich sage "Da kann ich jetzt leider nichts zu sagen“.

rap.de: Oder es wird wie bei Maeckes mit den Kindern.

Morlockk Dilemma: Pass auf, ich hatte ne geile Idee. Ich hab’s dann aber doch nicht gemacht, weil ich Maeckes auch mag. Ich wollte eigentlich das splashmag-Interview so führen, dass ich am Bahnhof dasselbe mache wie Maeckes, nur mit einem Obdachlosen. Es war mir dann aber auch zu stressig, am Bahnhof rum zu rennen und die Leute mit Schnaps zu ködern. Deshalb habe ich es dann gelassen. Maeckes hat mir letztens auch einen Beat geschickt, den fand ich nicht schlecht. Da werde ich mal gucken, wofür ich das verblasen kann. Das war nett. Die Geste fand ich einfach schön.

rap.de: Einfach so ungefragt, oder hattet ihr Kontakt?

Morlockk Dilemma: Nee, man kennt sich ja auch. Man läuft sich in den Backstages… Was ist eigentlich die Mehrzahl von Backstage? Backstages?

rap.de: Backstage-Bereiche.

Morlockk Dilemma: Sehr gut! Man läuft sich in den Backstage-Bereichen dieser Welt immer mal über den Weg und trinkt dann mal einen und findet sich sympathisch und ist sowieso immer nett. (zu Georg) Ach, du nimmst jetzt auch auf? Wir schießen zurück! Weißt du Lisa, das ist wie bei der Polizei: Wenn die einen filmen, darf man sie auch filmen. Aber werden wir jetzt nicht politisch.

Georg: Nein, das ist nur Impressionseinfang für das Potrait.

Morlockk Dilemma: Ihr könnt da ja noch eben vertraglich was festhalten. Apropos Vertrag. Ich war gestern beim Myfest und es war so verlockend, als sie uns die Gagen ausgezahlt haben. Havoc sollte nämlich eigentlich noch auftreten und dessen Gage hätte ich mir gerne noch geben lassen. "Yeah, I’m Havoc. I’m from New York…“ – noch mal 800 Euro wäre schon nicht schlecht.

rap.de: Es wäre ein bisschen lustig gewesen, wenn Havoc auf der Bühne gestanden hätte und dann wären die Kreuzberger Jungs angekommen und hätten ihn runtergeschubst und gesagt "Wir treten jetzt auf“.

Morlockk Dilemma: Den hätte ich gestern definitiv auch weg geschoben, um endlich mal auftreten zu können! Das wäre mir dann auch egal gewesen. Außerdem ist der relativ klein, ich habe den beim One Love glaube ich mal gesehen. Das ist bei den Amis sowieso ziemlich krass, dass die oft sehr dick und klein sind. Ich meine, bei den Videodrehs ist es ja Standard, dass die von unten gefilmt werden und das hat schon seine Gründe.

rap.de: Wie ist das denn abgelaufen mit deinem Auftritt?

Morlockk Dilemma: Senol von den 36Kingz macht ja die Sicherheit im inneren Kreis beim splash! und da habe ich den letztes Jahr getroffen. Wir waren auf Alkoholsuche, das war glaube ich der Sonntag, und es fing übelst an zu regnen. Auf jeden Fall standen wir unter so einem Zeltdach und haben uns sehr gut unterhalten. Daraufhin hat er mich dann irgendwann mal angeschrieben und gefragt, ob ich Bock habe, am ersten Mai zu spielen. Es ist schon eine Ehrung für jemanden, der nicht aus Berlin kommt, da zu spielen. Das fand ich schon sehr schmeichelhaft und habe zugesagt.
Ich meinte, ich komme mit Hiob, dann gibt es für den auch mal wieder einen Grund, auf die Straße zu gehen. Wir sind dann dahin und es war leider etwas chaotisch. Die Auftrittszeiten hatten sich dann irgendwie schon um zwei Stunden nach hinten verschoben. Es war mehr oder weniger ein Kampf hinter der Bühne, wann der nächste Act dran ist. Am Ende haben wir uns durch die Kontakte zum lieben Chefkoch, den ich an dieser Stelle noch einmal grüßen möchte und der natürlich der beste Rapper Europas ist… Ähm. Ja.

Wir sind mit ihm hoch und haben uns die Zeit letzten Endes geteilt. Wir haben noch zu den fairen Acts gehört, die gesagt haben "Ok, da hinten stehen Jungs rum, die schon seit vier Uhr auf ihren Auftritt warten. Kürzen wir das mal ein bisschen zusammen“. Jeder hatte eigentlich 20 Minuten und ich glaube, ein paar Leute haben da überzogen. Sonst kann ich mir nicht vorstellen, warum da so ein Chaos entstanden ist. Ich war auf jeden Fall froh, ALS wir endlich drauf waren und die Stimmung war auch verhältnismäßig gut. Mir wurde nämlich gesagt, das wären eher so Hass-Auftritte, wo die Leute nur dastehen und sich bedienen lassen. Wir haben es kurz und knackig gehalten und sind bei den K.I.Z.-Rufen wieder von der Bühne gegangen. Nee, Quatsch, wir waren dann auch durch. Es war cool.