#ozert: Fiktives Orsons Twitter-Konzert (Augenzeugenbericht)

Ich wusste selbst nicht, was genau auf mich zu kommt, als ich mich aus der Redaktion verabschiedete, um mich ins nahe gelegenen Chimperator Büro zu begeben. Dort sollte das sogenannte #ozert, ein fingiertes Konzert der Orsons stattfinden. Dass es sich um einen großen Streich handelte, war mir natürlich bewusst – die dürftige Erklärung in der Einladung ließ aber einige Fragen offen. Das Konzert wurde mit Plakaten und gefaketen Tickets beworben, die die Eingeweihten über ihre social media Kanäle verbreiteten, auch ein Eventim-Link zu Tickets ging online, stand aber von Anfang an auf „Ausverkauft“. Die Fans glaubten also, leider keines der begehrten Tickets mehr ergattert zu haben – würden aber via Twitter unter dem Hashstag #ozert auf dem Laufenden gehalten werden. Eine Art Liveticker also.

Als einer der ersten fand ich mich im  Büro des Labels ein, wurde freundlich begrüßt und von Maeckes genauer gebrieft. Er ließ mir eine Art Drehbuch zukommen, in dem alle bereits vorgeschriebenen Tweets des Abends chronologisch und mit Zeitmarken aufgelistet waren. Bereits beim ersten überfliegen merkte ich, dass es im totalen Wahnsinn ausarten würde – was keineswegs negativ zu verstehen ist. Durch die Interaktion unter den Protagonisten sollte das ganze noch realistischer gestaltet werden – so verkündete ich beispielsweise meine Ankunft, Marc Leopoldseder fragte im Namen von Splash! Mag wo man denn Parken würde, ich antwortete, dass Falk Schacht mir den letzten Parkplatz vor der Nase weg geschnappt habe, um mich im Anschluss von ihm als Opfer bezeichnen zu lassen. Alles nach Skript, alles auf Twitter. Ich war übrigens zu Fuß gekommen. In Wahrheit saßen wir bei Knabbereien, Käserandpizza und Alkohol gemeinsam in einem Raum und tippten auf unseren Laptops herum. Ein Bild wie bei einer Lan-Party – nur dass weit mehr gelacht wurde.

Langsam, gegen 20 Uhr, also zu „Konzertbeginn“ geriet alles in Fahrt. Anwesende Künstler, die nicht ins Skript eingeplant waren, improvisierten. 3Plusss etwa vermisste seine Hose (Was sich für ihn noch zu einer Odyssee über den gesamten Abend erstreckte), Lary hingegen kommentierte das Geschehen eher zurückhaltend. Andere Künstler waren involviert und erledigten ihren Teil von Zuhause aus. Für mich, als rap.de Redakteur, war es vorgesehen, das Geschehen zwar begeistert, aber doch mit einer journalistischen Nüchternheit zu kommentieren. So begann das vermeintliche Spektakel „Mit brennendem Feuerwehrauto angefahren kommen! Gibt’s auch nicht alle Tage..„. Und das war nur der Auftakt. Das niedergeschriebene Konzert nahm immer absurdere Ausmaße an – wer es auf Twitter verfolgt hat weiß das selbst – die Zuspitzung des Drehbuchs war den Autoren hervorragend gelungen. Mit Verlauf des Abends wurde die Laune nach anfänglicher Anspannung ausgelassener. Ein Selcuk Erdogan, der den Status „angeschwippst“ seit geraumer Zeit überschritten hatte, suchte die ein oder andere verbale Reiberei und fragte unentwegt, ob man denn nun endlich im Büro rauchen dürfe. Ali As, wenn auch nicht anwesend, verkündete dass Falk Schacht ihn angegriffen habe, wodurch der running Gag des aggressiven und übel launigen „Fulk“ sich über den Abend zog und in einem kleinen, privaten Tweef zwischen uns ausartete – wobei man sich nach jedem Seitenhieb amüsiert zu grinste.


So zogen sich also allerlei kleine Anekdoten durch den Abend – und der Zeitplan verzögerte sich zusehens. Da das ganze ohnehin immer mehr in Chaos ausartete und wohl keiner der Twitter-User mehr an die Echtheit des Geschehens glauben konnte: Halb so wild. Wobei einem dann doch immer wieder Tweets ins Auge fielen, die zwischen entgeistert und skeptisch, nicht aber an einen Fake glaubend, anzusiedeln waren. Trotz der Hosen-stehlendes Waschbären, der aufgehobenen Schwerkraft, einem Scheiterhaufen aus Limited Deluxe Boxen und einem Flugzeug, das mit der halben deutschen Rap-Elite beladen aufkreuzte. An diesem Punkt entbrannte das Chaos vollends, denn jeder der eingeweihten Rapper hatte seinen Einsatz – sollte also einen Tweet veröffentlichen, um wenige Sekunden darauf auch von uns „im Publikum“ entdeckt und via Twitter als Gast verkündet zu werden. Aufgrund der Verzögerung und des Straffen Zeitplans – ein MC performte zwei Minuten – kam es natürlich hier und da zu Überschneidungen, da die Rapper eben nur die Startzeit für ihren Tweet kannten und erwähnte Zeitverzögerung der einen Strich durch die Rechnung machten. Irgendwie ging das dann aber doch alles glatt über die Bühne und man konnte zum großen Finale kommen.


Auch ich war mittlerweile ziemlich angeheitert und nun konnte die Bombe platzen – beziehungsweise der Laden zerlegt werden. Denn das Finale bestand aus dem Einsturz der fiktiven Location und dem Tod fast aller Anwesenden. Einige beschlossen spontan sich zu retten, andere starben bereitwillig für das hehre Ozert. Ohnehin verzapften die meisten Anwesenden mittlerweile nach gusto improvisierte Tweets und interagierten on- und offline miteinander. Irgendwann fand das ganze seinen chaotischen aber nicht minder lustigen Abschluss, es wurden kurze Interviews geführt, geplaudert und weiter getrunken, bis sich die Wege der Protagonisten trennten. Dieser ganze Abend war ebenso Skurril wie amüsant und die Idee des Ozerts mehr als originell. Promo als Kunstform könnte man sagen. Der Komplette Verlauf ist auf Twitter unter dem Hashtag #ozert zurück zu verfolgen.