Wer hingegen lieber bunte Regenbögen sehen will und fest daran glaubt, dass langjährige Bordsteinschwalben irgendwann von Multimillionären geheiratet werden, dem sei noch mal der Klassiker Pretty Woman ans Herz gelegt, die Variante mit dem alternativen positiven Ende aus dem Jahr 1990.
Ein weiteres Highlight, neben „Teufelskreis“ ist sicherlich der Track „3 mal im Leben“. Auch hier zeigt der Düsseldorfer die bereits positiv erwähnten Erzählkünste und beschreibt das Bangerdasein mit all seinen Schattenseiten. Eine Welt voll schnellem Geld und Drogen, die eben keine unantastbaren Übermenschen schafft, sondern auch mal so aussieht, dass man von sieben Leuten kaputt getreten wird, wie es in der Mitte des Songs heißt.
Definitiv gut zu sehen, wenn es ein Gangsta-Rapper auch mal schafft, auf musikalischer Ebene den „Ich ficke alle – Vorhang“ für einen Moment fallen zu lassen.
Wer sich jetzt Sorgen macht, dass Farid nun gänzlich in eine Welt von realitätsnahem Storytelling abrutscht, dem sei gesagt, dass trotzdem noch genug unterhaltsame Pöbeleien auf BLK stattfinden. Schon das brachiale Intro, das mit den Worten beginnt: „Erst zieh ich die Nase und danach den Butterfly!“, sollte verdeutlichen, dass der Rapper immer noch der Alte ist. Lediglich der Facettenreichtum ist größer geworden.
Dass der Herr gut mit Worten jonglieren kann, zeigt auch die dritte Singleauskopplung „Bitte Spitte 5000“. Drei Strophen vollgepackt mit Spittern wie: „Ich will Arsch ficken und trinke an Sabbat Rum / deine Bitch leckt meine Eier, doch sie sabbert rum.“ Gewöhnungsbedürftiger Humor, aber in meinem Kopf haben sich bei diesen Zeilen durchaus lustige Bilder abgespielt. Untermalt wird auch hier das Ganze von einer düsteren und kühlen musikalischen Atmopshäre, die trotzdem störrisch nach vorne geht.
Weitere Songs, die die Punchlinequalitäten von Farid Bang unter Beweis stellen, sind sicherlich Tracks wie der Sido-Diss „Banger Leben Kürzer“ voll gepackt mit schriller E-Gitarren-Akkustik und der Song „Neureiche Wichser“ mit Summer Cem und Fard, wobei man diesen das erste Mal doubletime rappen hört.
„Willkommen auf der Kö“ ist ebenfalls ein Banger vom Banger, wobei Zeilen wie: „und du freestylest in deinem Basketball-Trikot“ wohl nur für Nicht-Backpacker humorig sind. Nichtsdestotrotz hält der Song auch hier die passende Aufmunterung bereit, in Form von: „Ihr werdet S R tragen wie Selfmade Fans!“, lies: „ihr werdet es ertragen wie….“.
Einziger Wermutstropfen insgesamt ist, dass tatsächlich nicht ganz so viele Beats der extrem brachialen Sorte mit auf dem Album sind. Das fehlt, weil genau diese nach meinem Geschmack besonders gut mit dem aggressivem Humor des Düsseldorfers harmonisieren.
Nichtsdestotrotz ist das Album sehr gelungen und wird der versprochenen Weiterentwicklung ohne Selbstentfremdung absolut gerecht.
Wer nun absolut kein Freund von Provokationen, samt schnippischem Augenzwinkern ist, wird sich auch dieses Mal in den üblichen Hasstiraden verlieren, allen anderen ist das Album aber stark ans Herz zu legen!
Zu Recht gut gechartet!