Review: Olexesh – Makadam

Im Vorfeld erweckten die ersten Infos zu Olexeshs neues Album „Makadam“ den Eindruck, es handele sich um eine persönliche, intime gerappte Biographie – dem ist nicht so. Glücklicherweise, denn „Makadam“ ist gut so, wie es ist. Genau so muss OL klingen – Fehltritte gibt es keine. Lediglich gegen Ende zieht sich das Album etwas in die Länge. Ansonsten setzt der Bratan wie gewohnt aufs richtige Pferd und weiß seine Qualitäten souverän zur Geltung zu bringen.

Olexesh erzeugt in seinen Texten dichte Bilder und rappt diverse synthetische Beatbretter in Grund und Boden – all das ohne künstlichen roten Faden oder verkopfte Inhalte. Man könnte diese Review damit eigentlich schon wieder schließen, aber das wäre vielleicht ein bisschen arg kompakt. Trotzdem: Olexesh zerfleischt ausnahmslos jeden Beat, den man ihm vorsetzt. Die flinken, leichtfüßigen Stakkato-Flows des Darmstädters kommen besonders auf den halligen, kalten Instrumentals zur Geltung – etwa dem vorab veröffentlichten „Weyauu“ von PzY, das einen heißen Anwärter auf den Beat des Jahres stellt. Auch die komplexen Drumsets der Brenk Sinatra-Produktionen sind hörbar auf Olexesh zugeschneidert und lockern die Leine zwischen Beat und MC für irrwitzige Flowabfahrten. Das treibende „Buyaka“ bietet den perfekten Nährboden für sein hektisches, aber nicht gehetztes Timing. Auch die hochkarätigen Gastbeiträge, die – keine Überraschung – von Gzuz, Haftbefehl, Xatar, Celo & Abdi und Nimo stammen, können Olex zu keiner Zeit die Show stehlen. Dafür bereichern sie „Makadam“ um interessante Akzente. Und ein paar Insider: In seinem Part auf „Bugs & Bunnies“ gesteht Xatar: „Im Knast wollt‘ ich dich signen – der Bira war zu spät“.

Im letzten Drittel des Albums, das gerade zitierter Song langsam einleitet, geht es dann etwas ruhiger und gehaltvoller zu. Die Beats entschleunigen, die Songs haben ein Thema. Das ist zwar nie besonders tiefsinnig, bietet aber weit mehr Inhalt als die vorherigen Songs, die vor allem auf Punchlines und Street-Representer-Bars ausgelegt sind. Kostprobe: „Ich will nur eine Millionen – aber wollen ist behindert / Ich muss ackern für die Eins, was lernen eure Kinder?“. Stattdessen widmet Olexesh dem eigenen „Walkman“, der ein langjähriger und prägender Wegbegleiter war, einen Song. Oder er handelt gemeinsam mit Nimo das „Schwarzfahr’n“ ab – endlich mal etwas, womit ich mich identifizieren kann! Okay, in dem Song geht in erster Linie um das Streben nach oben, aber die Metapher funktioniert. Bildsprache liegt Olexesh ohnehin, allerdings ziehen sich gerade die letzten Anspielstationen in die Länge. Da macht er Abstriche in Sachen Energie und Flow, um gefälliger erzählen zu können, gerade auf bereits bekanntem „Geboren in der Großstadt“. Das ist ja auch legitim, aber vereinzelt eingestreut hätten die Songs als eine Art Atempause zwischen dem Flow-Geballer wohl mehr Sinn gemacht.

Trotz des etwas zähen Ausklangs macht „Makadam“ wenig falsch und setzt gezielt auf Olexeshs Spezialität: krass rappen. Den ein oder anderen Beat hätte man durch etwas prägnanteres ersetzen können und die Struktur hat noch Luft nach oben – mehr Wünsche lässt OLs drittes Album aber eigentlich nicht offen.