Review: Fard – Bei Fame hört Freundschaft auf

Gleich zu Anfang kann man klar sagen, dass Fard mit seinem neuen Album Bei Fame hört Freundschaft auf“ keine 180 Grad Kehrtwende einschlägt. Er bleibt seiner Linie treu und reiht sein neuestes Album so in sein stringentes Gesamtwerk ein. Natürlich droht dabei immer die Gefahr der Stagnation, wobei man gleich anmerken muss, dass das bei diesem Album definitiv nicht der Fall ist.

Auf 17 Songs plus Instrumentals kommt Fard komplett ohne Rapfeatures aus. Fard klingt hungrig und obwohl er alles andere als ein Newcomer ist, merkt man ihm an, dass er sein Hak einfordert. Die Produktion stammen von Joshimixu, Gorex, ABAZ, The Rookiez, HSA, Ignazio, Jimmy Torrio, X-plosive, Gee Futuristic und Yung Nikki3000 und trotz der Ansammlung an verschiedenen Beatmakern klingt das Album wie aus einem Guss. Hier trifft klassischer Sound auf Trap-Anleihen wie ratternde Snares und eingängige Melodien ohne die Fard-Spur zu sehr zu verlassen. Arabisch angehauchte Vocalsamples und verschiedenste Synthiesounds mischen sich unter die harten Drums, während der Bass wummert. Alle Beats lassen Fard genug Platz, um sich auszutoben und dass sich seine Stimme voll entfalten kann. Straßenrapsound Anno 2016, der größtenteils nach vorne geht und Fards Flow antreibt, das nächste Level zu erreichen. Sein Flow ist präziser on point denn je und untermauert die Lyrics und Geschichten von der Straße.

Fard spricht wie auch bei seinen letzten Werken in klaren Bildern, die keine Metaebenen oder Doppeldeutigkeit vermuten lassen. Etwas, das man als Stärke oder Schwäche werten kann, aber er kommt immer auf den Punkt und redet nicht um den heißen Brei herum. Ein Motto, das Fard immer wieder zurückbringt, ist der Weg von unten nach oben: Die Bühne, das Spotlicht, der Fame und die Pussies / Der Traum er wird wahr, fick Monica Belucci“ (Shalom x Servus x Salam Aleyk). Er durchlebt den American Dream, auch wenn F. Nazizi ihn selber auf dem Titeltrack #BFHFA“ den deutschen Traum nennt. Auf diesem Song wird auch klar, dass er sich allein auf weiter Flur sieht, doch zum Glück kann er sich auf sich selbst verlassen, denn an „Ego“ mangelt es ihm bekanntlich nicht.

Auch auf den Tracks, die nicht als Banger gedacht sind, scheinen keine Selbstzweifel aufzukommen. Fard weiß, wer er ist, was er will und wohin es gehen soll Nazizi ist Killa / Mama weint, Tränen kullern so wie immer / Ich tauschte den Block gegen Benz und Villa / Doch ich bin und bleib ein Misanthrop für immer“ (Misanthrop). Er kämpft sich alleine durch dieses Leben, das ihm so viele Steine in den Weg gelegt hat. Fard erzählt natürlich auch wieder von früher, die Themen Kindheit und Pubertät kennt man von ihm ja bereits. Anscheinend eine Zeit, die ihn stark geprägt hat, obwohl die Thematik bei ihm schon gewisse Abnutzungserscheinungen aufweist. Nichtsdestotrotz kommen bei den Tracks Skatepark (Sommer ’99 Interlude)“ und Sommer ‘99″ melancholische Gefühle auf, die einen selber in Erinnerungen schwelgen lassen.

Leider ist auf dieser Platte auch die Single Ewigkeit“ zu finden und damit wollte man ganz klar im Radio landen. Der erste Eindruck vom Video war milde gesagt ernüchternd. Der Song und das Video kommen extrem poppig daher und das liegt vor allem an der superkitschigen Hook von Philippe Heithier. Gott sei Dank hat der Rest des Albums bis auf 2-3 Songs wenig mit dieser Single gemein. Fard kann nämlich auch anders und die Sozialkritik kommt nicht zu kurz auf „BFHFA“, wenn er Aussagen bringt wie „Doch nur dann gut, wenn wir Tore schießen für die Deutschlandfahne“. Integration fehlgeschlagen? Leicht hatte er es laut den Aussagen, die er auf dem Album tätigt, sicher nicht. Glücklicherweise bezieht er sich dabei eher auf die eigene Erfahrung, als vom Großen Ganzen zu sprechen.

Alles in allem ist Bei Fame hört Freundschaft auf“ ein straightes und gutes Album, das die alten Fard-Fans nicht vor den Kopf stoßen wird. Die Songs passen zueinander ohne komplett identisch zu klingen und es wird selten langweilig, wenn F. Nazizi aus seinem Leben erzählt. Wenn er sich jetzt noch abgewöhnt, unbedingt im Radio laufen zu wollen, steht einer rosigen Zukunft wohl nichts mehr im Weg.