Animus – Beastmode 2 [Review]

Vor zwei Jahren, fast direkt nach seiner öffentlichkeitswirksamen Trennung von Fler und Maskulin, veröffentlichte Animus sein Debütalbum „Beastmode“ . Laut eigener Aussage innerhalb eines Monats aufgenommen, vermochte es der Heidelberger, sowohl durch seine Technik als auch seinen Flow zu überzeugen – obgleich es in Anbetracht der kurzen Produktionszeit hier und da zu gewissen Holprigkeiten gekommen war. Seit Freitag ist nun der schon im Oktober 2014 angekündigte Nachfolger „Beastmode II“ im Handel. Nicht zuletzt durch seinen medial begleiteten Hausbesuch bei Fler dürfte dieses Release eigentlich an niemandem vorbeigegangen sein. Wie der Titel bereits vermuten lässt, entfernt sich Animus wieder von dem Weg, den er auf seinem letzten Release – „Purpur“ – eingeschlagen hatte und knüpft an sein Debütalbum an: „Animus ist wieder im Beastmodus“ verkündet der Heidelberger dementsprechend auch schon im eröffnenden (Titel-)Track „Beast“. Durch stabile Reimketten und einen vernünftigen Flow macht der Track außerdem direkt Laune.

Beastmode II“ hält dann auch erst einmal, was es verspricht: ein aggressiver Flow, vorgetragen auf meist traplastigen Beats. Exemplarisch sei hier auf den Track „Bareknuckle“ verwiesen, der schon im Voraus als Videoauskopplung erschienen ist. „Guck ich scheiße auf einen Handschuh, auf ’nen Mundschutz, oder ’nen Ringrichter/ dieses Beast erkämpft im Zwinger/ Zinker kriegen den Fickfinger“ – Animus‘ Message wird überdeutlich. Auf diversen Tracks des Albums finden sich Seitenhiebe auf verschiedene Vertreter des Deutschrap – nicht fehlen darf dabei natürlich vor allem Fler: „Bushido suchte nach dem Engel unter tausend Huren/ und fand Fler, die Hure unter tausend Engeln“ ( „South District“).

Einige der bereits im Vorfeld veröffentlichten Videoauskopplungen ließen die musikalische Stoßrichtung bereits erahnen. Der entsprechend produzierten Erwartungshaltung wird der Heidelberger in jedem Fall gerecht. Einen Großteil der Instrumentals hat AriBeatz produziert, weitere Beats stammen von Pressplay sowie von Dennis Kör. Soundtechnisch bleibt es nicht nur bei Trap, stattdessen wird das Klangbild durch eher klassische Beats ergänzt. Wie es sich für ein Beast gehört, findet sich mit „Keine Ausreden“ auch eine potenzielle Pumper-Hymne auf der Platte. Wenngleich das entsprechende Instrumental ruhig derber hätte ausfallen können, geht der Track schon gut rein.

Sobald Animus allerdings versucht, mit dem Beastmode-Muster zu brechen und sich vordergründig tiefgreifenden Thematiken zu widmen, wie bspw. auf „Ehre oder Ruhm“ , verliert er sich letztlich leider zu häufig in obligatorischen Phrasen. Als ob die Frage nach „Ehre oder Ruhm“ nicht sowieso schon zum gängigen Repertoire gehört. Definitiv schwach sind die letzten zwei, drei Tracks. Zunächst das etwas arg melancholische „Hier und Jetzt“, dann der obligatorische Liebessong, der deutlich kitschiger ausfällt, als es der durchaus ansprechende Titel ( „Jede Schöne braucht ein Beast“ ) vermuten lässt. Den Abschluss bildet dann „Gesellschaft der Schatten“, auf dem Manuellsen als Featuregast in Erscheinung tritt. Wenngleich die Verses noch ganz ansprechend sind, enttäuschen vor allem die Gesangshook und einige relativ billige Reime ( „Schatten, Schatten/ Friedhof für euch Ratten/ sie können nicht verlieren, was sie nie hatten, hatten“). Völlig unverständlich ist das vor allem, weil der andere Featuretrack mit Manuellsen, „In meiner Welt“, mit einer simpel gehaltenen Hook, starker Technik und guten Flows zu überzeugen vermag.

Fraglich bleibt ansonsten eigentlich nur, warum der technisch durchaus beschlagene Animus sich eine derart boulevardeske Promophase geben musste. Insgesamt ist es aber begrüßenswert, dass er nicht mehr auf gesellschaftskritische und die zwischenmenschlichen Beziehungen beleuchtende Texte setzt, sondern wieder zu dem zurückkehrt, was irgendwie auch naheliegt. Animus ist eben wieder im Beastmode – optisch wie musikalisch. Damit fährt der Heidelberger auch grundsätzlich gut; die traplastigen Instrumentals stützen seinen aggressiven Flow ganz prächtig. Wieso ausgerechnet mit den letzten zwei, drei Tracks derart ins emotionale Klo gegriffen wird, erschließt sich mir hingegen nicht. Dem ansonsten wirklich starken Album wird dieses Ende jedenfalls nicht ganz gerecht.