EstA – BestA [Review]

Die Vorzeichen für das zweite Soloalbum von EstA standen gar nicht mal so schlecht. Er beendete das Missverständnis mit der Halunkenbande und schloss sich mit dem gestandenen Produzenten Sinch zwei Jahre ins Studio ein. Klingt erstmal gut. Hört man sich das Album an, wird man jedoch per One Way Ticket zurück in eine Zeit geworfen, die schon lange vorbei schien. Irgendwo zwischen 2011 und 2013, als Songs noch „Geile Welt“ (Cro), „Und alle so Yeah“ (eou) oder „Geht, okay“ (Ahzumjot) hießen.

Nun also „BestA“ . Die Songs nennen sich unter anderem „Alles ist okay“, „Immer noch derselbe“ und „Hier und Jetzt“ . Das Schlimme daran ist: Sie klingen genauso langweilig, wie der Künstler sie genannt hat.

Hab das Auto von meinem Vater genommen/ Nein, kein Kommentar, er weiß gar nichts davon/ War bei Whatsapp schon seit Tagen nicht on/ Aber jetzt besser, bevor Mama Panik bekommt“ rappt EstA auf „Ich muss raus“. Das Instrumental dazu ist so poppig und anbiedernd, dass man eigentlich nur auf eine Katy Perry-Hook wartet. Die setzt natürlich nicht ein, stattdessen liefert EstA einen Refrain, der für ein mangelhaft produziertes Werbevideo von einem Jugendreisen-Anbieter als Soundtrack dienen könnte: „Ich muss raus, raus, nein, hier hält mich nichts mehr/ Einfach raus, raus, kann’s mir selbst nicht erklären“ .

Das Ganze wirkt unfassbar austauschbar und zig-mal gehört. Genau wie der Track „Ja oder Nein“. Ein Beat der so klingt, als habe man in zehn Minuten versucht Jason DerulosTalk dirty to me“ nachzubauen und ein EstA, dessen Stimme an einen 26-jährigen Singletypen im Rosa-Polo samt Playboy-Kette im YouNow-Stream erinnert. Man wird das Gefühl nicht los, dass dieses Album ganz klar für eine Zielgruppe konzipiert ist. Für die 12-16 Jährigen, die ihre Selfies auf Facebook mit den Worten „Liker werden verlinkt“ posten. Die ihr Instagram-Profil mit der Signatur „Taken: L. <3“ verzieren. Die Snapchat-Stories über ihr Meet&Greet mit Youtubern veröffentlichen. Für wen sonst rappt man Zeilen wie diese: „Alles okay, denn wir sind längst noch nicht alt/ erwarte morgen wieder Stress und dennoch lässt es mich kalt/ Und es geht: Hey, Hey…“/ („Alles okay“) Eben.

Klar, EstA versucht dem Hörer möglichst viel zu erzählen und versucht sich an vielen verschiedenen Themen. Aber egal ob er über seine immer wiederkehrende Aggression im Suff (Tunnelblick), die bröckelnde Beziehung zu alten Freunden (Freundeskreis) oder das Vergeben sein (Ohne dich) spricht, klingt das alles leider viel zu sehr nach Flipchart, schwarzem Edding und Kalkulation. Dieses Album steckt so voller Klischees, dass der Track „Highmat“, der vom Kiffen in der Jugend und dem Wegkommen vom Gras handelt, von einem reggaeähnlichen Rhythmus unterlegt wird. „Hinter den Kulissen“ ist ein weiteres Beispiel dafür. EstA rappt über seinen Weg ins Rapgame, den Struggle der damit verbunden war und die Opfer die er bringen musste. Münden tut das Ganze in der Hook: „Aus Stunden wurden Tage, aus Tage wurden Wochen/ Ganz egal, ich hab es mir versprochen/ Es zum tA, so viele haben es noch immer nicht begriffen/ Es ist nicht alles Gold was glänzt, hinter den Kulissen“ Phrasen, gerappt über ein Instrumental, das mit einer rockigen E-Gitarre nach Stadion klingen soll, aber viel mehr an den Club aus deinem Nachbarsdorf erinnert.

Bei aller Kritik muss man EstA lassen, dass er durchaus rappen kann. Der Typ weiß wie man Reime setzt, wie man eine Punchline schreibt und wie man flüssig zwischen Flows wechselt. „Ich habe immer noch ne große Fresse/ Und du hast hier nichts zu suchen, Motherfucker, so als ob du hier nichts verloren hättest“  (Immer noch derselbe). Die stärksten Momente des Albums sind eben jene, an denen EstA einfach Punchlines kickt. Wie zum Beispiel im Intro oder im Outro. Diese durchaus vorhandenen Skills werden aber immer und immer wieder von einer mehr als fragwürdigen Beatauswahl überschattet. So wie bei besagtem „Immer noch derselbe“.

EstA ist ein solider Rapper, der maximal durchschnittliche Songs schreibt. Das wird auf „BestA“ mehr als deutlich. Ein Album, das zwei oder drei Jahre zu spät kommt und an keiner Stelle wirklich fesselnd wird. Schade.