„MADRAPPER MADRAPPER MADRAPPER MADRAPPER MADRAPPER MADRAPPER MADRAPPER MADRAPPER MADRAPPER MADRAPPER MADRAPPER MADRAPPER MADRAPPER MADRAPPER“ – hierbei handelt es sich um ein Originalzitat von Laas Unltd. Entnommen ist es dem Twitter-Account des Wahlberliners – und bei Weitem nicht das einzige in diese Richtung. Monatelang penetrierte er die Timelines seiner Follower mit diversen MADRAPPER-Variationen und nahm verschiedene Rollen ein. Die Mutmaßungen über das merkwürdige Verhalten häuften sich – man erwartete die Ankündigung eines Albums mit dem Titel „Madrapper“ – stattdessen erschien ein gleichnamiger Song, der den Vorboten auf das Album „Daemon“ darstellte.
„Daemon“ stellt so etwas wie die Abrechnung des viel gebeutelten Laas mit der Rapszene dar, kommt dabei aber weitgehend ohne Namedropping aus. Es wird nicht nach Aufmerksamkeit lechzend wild um sich geschossen, Laas adressiert all jene, die ihn mit falschen Versprechungen gelockt, hintergangen oder ihm Steine in den Weg gelegt haben. Das vorab veröffentlichte „Real Rap Storys“ gehört dabei zu den interessantesten Songs. In den ersten beiden Parts werden detailliert Geschichten beschrieben, in denen Personen Laas schaden wollten. Namen fallen keine, allerdings gibt es diverse Hinweise, anhand derer man relativ schnell herausfinden kann, um wen es geht. Im dritten Part werden dann haufenweise kleine Klatsch-und-Tratsch-Storys von Rappern rausgehauen, die ihren Vorschuss verjubeln, woraufhin sie bei ihrem Label putzen müssen, oder Kollegen, die ihre Frauen mit Groupies betrügen. Das passiert aber auf eine derart unaufdringliche Art, dass der Song durchaus Spaß macht und nicht zu dick aufgetragen wirkt.
Ebenso eingangs erwähnter „Madrapper“ , bei dem Laas quasi mit sich selbst abrechnet und seine eigenen schwachen Momente, etwa ein blamables Freestyle-Battle gegen MoTrip oder das Ausweichen vor einer Konfrontation mit KC Rebell, schildert – denn „Vergiss alles was du wusstest, Deutschrapper sind Pussies / Ich bin ein deutscher Rapper, mach dich drüber lustig“ . Laas ist anti und will sein Ding machen. Er pumpt „Beats statt Muskeln“ , ist „Fat Lace Battleking“ und „Ihr könnt nicht rappen“ . Die an den Tag gelegte Attitüde wirkt zwar stets authentisch subversiv, allerdings mindestens ebenso verbittert. Den Frust, der sich über all die Jahre angestaut hat, kann Laas Unltd. nicht verhehlen, auch wenn er merklich versucht, aufzutreten, als sei er mit sich und allem im Reinen. Teilweise ist das ziemlich reizvoll – der angestaute Zorn springt einen regelrecht durch die Boxen an – , teilweise aber auch einfach nur anstrengend.
Überhaupt verliert „Daemon“ mit laufender Spieldauer an Reiz. Irgendwann sind die immergleichen Geschichten und Hasstiraden halt durch und Lace, der sich konsequent in der Opferrolle sieht, fängt an zu nerven. Die letzten Songs erfrischen dann aber wieder, da es sich um klassische Representer handelt. Insbesondere „Narcotic Farm“ mit Kool Keith (!!!), der neben Xavier Naidoo das einzige Feature darstellt, ist verdammt stark. Der von Kool Savas produzierte Beat bietet beiden Protagonisten viel Spielraum für interessante, unangestrengte Flowabfahrten, der auch voll ausgenutzt wird.
Laas ist nunmal ein verdammt guter Rapper, der mit seinem markanten Flow verdammt viel anstellen kann. Das tut er auf „Daemon“ auch, die Songs sind durchweg stark gerappt und die Beats sind allesamt hervorragend produziert. Dem Album mangelt es lediglich an ein paar Anspielstationen, die das Ganze etwas auflockern könnten. Vielleicht hätte schon ein anderes Tracklisting Abhilfe geschaffen, denn einige, wenige Songs, etwa der atmosphärische Opener „Falling Down“ – in dem Laas von der Delivery her übrigens stark an SD erinnert – fallen durchaus aus dem ansonsten ziemlich eng begrenzten Rahmen.
Dasselbe lässt sich auch über den Sound sagen: Bis auf vier Ausnahmen wurde das gesamte Album von DJ Smoove produziert, der einen stimmigen, basslastigen Synth-BoomBap-Teppich ausgerollt hat. Die Beats unterscheiden sich genügend voneinander, fügen sich aber dennoch zu einem Gesamtbild zusammen und haben einen eigenen Vibe. Der wird allerdings zu keiner Zeit aufgebrochen, so dass es mit laufender Spieldauer zu einem Brei verschwimmt – einen Spannungsbogen gibt es nämlich nicht. Und das ist der Knackpunkt: „Daemon“ passiert einfach irgendwie. Jeder einzelne Song funktioniert und taugt für sich, aber über fast eine Stunde Spieldauer auf der immer gleichen Welle zu reiten – das langweilt schnell. In Maßen macht das verbitterte Opfergehabe durchaus Spaß – wie gesagt, Laas ist ein exzellenter Rapper – aber als rundes, schlüssiges Album funktioniert „Daemon“ wider Erwarten nicht.