Blood Spencore – Party is‘ vorbei [Review]

Blood Spencore hört „Kein 2Pac“ – und das hört wiederum der Hörer. Aus jeder Pore seines neuen Albums „Party is‘ vorbei“ strömt purer Eastcoast-Spirit und das nicht nur wegen der Biggie-Cutz. Die Beats rumpeln und knistern wohlig, die Samples sind sturr geloopt und Spencore spittet druckvoll und technisch versiert, wie es an der Ostküste nunmal so üblich ist. Flows der Marke Kool G Rap auf Beats, die direkt aus New York stammen könnten, Feature-Parts von deutschen Untergrund-Elite und einiges zu erzählen – da kann ja gar nicht viel schief gehen.

Tut es auch nicht, im Gegenteil. „Party is‘ vorbei“ ist wunderbar unaufdringlich, verlangt der Nackenmuskulatur aber gleichzeitig einiges ab. Diverse Beatbaster, von Shuko, über Mecstreem bis hin zu Morlockko Plus, haben wohlig scheppernde Samplebeats beigesteuert, auf denen Blood Spencore und Co sich austoben. Diese leben, wie das gesamte Album, sowohl von handwerklicher Fertigkeit, als auch vom heimeligen Eastcoast-Flavor. Okay, der Protagonist rappt verdammt fresh, die Beats sind verdammt fresh – all das ist ziemlich homogen. Allerdings fehlt dadurch den einzelnen Songs das Alleinstellungsmerkmal. Eine bestimmte Anspielstation hervorzuheben ist nicht notwendig, da sich die meisten über Albumlänge doch nicht sonderlich voneinander zu Unterscheiden – bis auf die Featuregäste, die „Party is‘ vorbei“ dann doch den notwendigen Facettenreichtum einhauchen.

Auf seinem zweiten Album versammelt der Gladbacher diverse MCs, die dem geneigten Head allesamt ein Begriff sein sollten. Mit Morlockk Dilemma, der auch als Produzent Hand anlegte,  Audio88, Abroo, Hiob, Mortis, Jason, Roc Marciano und Olson, der endlich wieder rough rappt, hat Blood eine illustre Runde zusammen getrommelt, die „Party is‘ vorbei“ abrundet und keine Langeweile aufkommen lässt. Die Parts sind hervorragend gestreut und die Gäste wirken zu keiner Zeit deplatziert, so entsteht ein fast schon Cypher-artiger Vibe, der der mid-90s-Stimmung zuträgt.

Und so schließt sich der Kreis, denn der Vibe ist das tragende bei „Party is‘ vorbei“ – ja, jeder Beat ballert, jeder beteiligte Künstler rappt verdammt dope und Blood Spencore ist ein verdammt interessanter Typ – aber am Ende läuft es einfach auf Kopfnicken und genießen hinaus. Das Album reißt mit, obwohl nichts sonderlich spannendes oder bemerkenswertes passiert – einfach weil hier mit viel Spaß und Leidenschaft Musik gemacht wird und das nicht erst seit gestern.