eRRdeKa – Rapunderdog [Review]

Kommt mal zur Vernunft, ihr seid alles Amateure„. Juice-Cover, Keine-Liebe-Labelvertrag, das zweite Album innerhalb des letzten Jahres. eRRdeKa ist eindeutig kein Amateur mehr. Der 24-Jährige bringt ordentlich frischen Wind ins Game.

Ende 2014 veröffentlichte eRRdeKa sein Debütalbum „Paradies„, ein eher introvertiertes, schweres Album. Wer sich auf dem neuen Album „Rapunderdog“ Tracks im gleichen Stil wie auf dem Vorgänger erhofft, wird enttäuscht – denn der Augsburger zeigt, wie facettenreich er sein kann. Einige Vorschusslorbeeren vor Release ließen bereits erahnen, dass es keinen „Paradies„-Abklatsch geben wird.

Da hat sich was getan, der Sound ist deutlich härter. Doch kein Grund um enttäuscht zu sein, denn wer die alten Eyeslow-Mixtapes kennt, weiß, dass der Junge auch in klassischer Rap-Manier flexen kann. Neu erfunden hat sich eRRdeKa dabei nicht. Das Neuwerk erinnert vielmehr an den Vibe aus besagten Eyeslow-Zeiten. Somit keine völlig überraschende stilistische Wende.

Wer den jungen Augsburger erst seit „Paradies“ kennen und schätzen gelernt hat, wird trotzdem nicht enttäuscht und kann aufatmen. Mit Tracks wie „Zu spät“ mit Prinz Porno oder „Durch die Nacht“ mit Shawn the Savage Kid ist nicht jeder Track nur Battlerap und beinhaltet auch mal nachdenklichere Texte, – der Part von Prinz Porno ist also eher ein lupenreiner Prinz Pi-Part.

eRRdeKa hatte Bock auf sein zweites Album und das hört man. Das Eyeslow-Member heizt mit Album Nr. 2 ordentlich ein. „Meine Mucke ballert tief. Tiefer als der Scheiß auf Paradies“ Stimmt genau. „Rapunderdog“ bietet straighten Rap gepaart mit 90er HipHop-Beats, jenseits von dahinplätscherndem BoomBap – Beispiel: „Unter Deck„. Hierbei glänzt vor allem Kollege Frauenarzt, der selbst schon seit den 90ern das Rapbusiness aufmischt. Während „Paradies“ gehaltvolle, nachdenkliche Texte bot, besticht das Neuwerk durch freshe Kopfnicker-Mukke und einen eindeutigen härteren Rapsound. Battlerap in seiner reinsten Form.

Dass eRRdeKa gerne mal von seiner ungesunden Lebensweise erzählt, ist bekannt und davon gibts auch auf „Rapunderdog“ wieder reichlich. Inhaltlich dreht es sich um Drogen, Bitches und Selbstverliebtheit. Denn der „Rapgott“ und seine Jungs sind „Kaputt aber Dope“, always „High as Fxck“ und ziehen so „Durch die Nacht“. Der selbsternannte „Rapunderdog“ findet nämlich auch so ziemlich alle anderen Rapper wack. Na gut, darf er ja auch. Gefällt mir auch mehr, als mir auf Albumlänge die 08/15-Probleme einer Twenty-Something Generation anzuhören. Dafür gibts dann ja auch „Zu spät„.

Du hängst im Unistress, alles fuckt dich ab. Der nächste Hunni weg für dein Loch in der Innenstadt. Jeden Morgen im Büro vor dem Kaffeeautomat schaut dein Chef auf dich hinab als wären Giraffen in seinem Arsch. Es macht keinen Spaß, der Alltag nicht mehr änderbar. Die Zeit rennt uns davon, was soll denn noch kommen? Die Welt noch nicht gesehen und den Jackpot nicht gewonnen. Seit dem ersten Gong warten wir bis etwas geht, aber für ein neues Leben ist es leider schon zu spät.“ („Zu Spät„)

Das Rapgame scheint den Augsburger ebenfalls ziemlich anzukotzen und dabei gibt er uns auch gut zu verstehen, woran das liegt: „Lieber Außenseiter als ein Inzestprodukt, das, wenn man nicht hinguckt, am Managerpint lutscht und immer blind schluckt, was sein Label ihm sagt […] Keiner hier hat Bock auf deinen Backpackrap. Ich mach Rap wieder gesund, ihr habt zu viel Müll gepumpt […] Rapper sagen sie wären dope, doch leider fehlt die Referenz.“

Frauenarzt schließt sich dem gleich an und teilt dabei Richtung Lance Butters aus: „Jeder Depp macht jetzt Rap, aber im Endeffekt klingt jeder wie andere, penetrante Nichtsnutze. Backbackrapper wie Lance Butters find ich wack.“ Obwohl die Texte oft überspitzt sind, wirkt eRRdeKa trotzdem authentisch. Nicht, dass er dir bei einem falschen Blick die Fresse einschlägt oder so. Die Haltung stimmt einfach, die Beats reißen mit und der Augsburger hat definitiv Skills und vor allem eines: Hunger. Man spürt förmlich, wie viel Bock der Augsburger auf sein zweites Album hatte und wird von dessen Energie mitgerissen. So und nicht anders.