Ruffiction melden sich in diesem Jahr erneut mit einem Crew-Album zu Worte. „Frieden“ lautet der harmonieliebende Titel des neuen Werkes. Doch das Label hat nicht umsonst einen Panzer als Logo. Denn um Frieden verkünden zu können, muss vorher der Krieg getobt haben. Und genau darin sind Crystal F, Arbok 48 und Crack Claus mehr als geübt. So gibt es wie auf dem Vorgänger gnadenlos in die Fresse, es geht viel um Gewalt und exzessiven Drogenkonsum.
Darauf eingestimmt wird man auch direkt in den ersten Zeilen vom Intro-Song „Zünd die Pfeife wieder an„.
„Es heißt nicht ohne Grund Gewalt,
denn ich geh mit dir in Wald und mache dich kalt.
Yeah, Reime wie ein Zweitklässler,
aber n riesen Messer wie n Metzger“
Ruffiction haben sich nunmal ein Image geschaffen, das es nun auch zu verteidigen gilt. Man brauch sich nur die Tracklist durchzulesen und weiß, dass ihnen das auch gelingt. So finden sich illustre Titel wie „Besoffen & drauf„, „Wut„, „Methigel“ oder „Attentat“ auf dem Album. Unterstützung kriegen sie dabei von Leuten, die ebenfalls Meister dieses Faches sind: Blokkmonsta, Schwartz und Rako von Hirntot Records, Ex-DeineLtan Rapper Tamas, sowie ihre langjährigen Weggefährten von Zero/Zero.
Und wie klingt das Ganze dann? Soundtechnisch greifen die Jungs auf ein gutes Team von Produzenten zurück, das von Brisk Fingaz über Cristal und Johnny Illstrument bis hin zu 7inch reicht, da kann man also nicht viel falsch machen. Raptechnisch fehlt mir allerdings der große Schritt nach Vorne im Vergleich zum Vorgänger.
Wie auch schon beim Vorgänger gibt es auch auf „Frieden“ wieder drei Songs, die sich soundtechnisch oder inhaltlich vom Rest des Albums abkapseln. Da wäre „Andere Mütter„, der mit harten E-Gitarren daherkommt und klar auf die doch große Menge an Fans aus der Hardcore-Szene abzielt. Für den normalen Raphead ist das allerdings nichts. Dann gibt es noch den obligatorischen sozialkritischen Song „Tiere“ mit Zero/Zero, bei dem gegen Rassismus, das Justizwesen, den Kapitalismus, den Voyeurismus der heutigen Mediengesellschaft usw. protestiert wird. Durchaus alles wichtige Themen, über die es sich zu sprechen lohnt, doch wenn man das alles in gerademal dreieinhalb Minuten versucht abzuhandeln, dann kann man damit leider auch nur an der Oberfläche des Problems kratzen.
Zum Abschluss gibt es dann noch „Ein Leben lang„, ein Song für ihre Fans, ihre Ruffamilia. Wer mal ein Konzert von Ruffiction besucht hat oder nur mal die Kommentare auf ihren Facebook-Seiten durchforstet hat, wird gemerkt haben, dass sie ein durchaus enges Verhältnis zu ihren Fans pflegen. Zusammen gehen Ruffiction mit ihren Fans durch dick und dünn. Auf Konzerten wird das sicherlich gut ankommen.
Dem ganzen Album muss man eine hohe Livetauglichkeit zusprechen, laden die Hooks doch fast alle zum mitgröhlen ein. Auf CD hat es mich diesmal allerdings nicht ganz überzeugen können. Es ist schwierig zu sagen, woran es liegt. Es waren vor allem Kleinigkeiten, die mich gestört haben. Wer jedoch schon länger Fan der Jungs ist, wird auch mit „Frieden“ seinen Spaß haben.