Mason Family – E.M.I.M. (Review)

Autor: DeeLah

Die Mason Family schon seit gut 9 Jahren im deutschen Untergrund aktiv – Mit der Teilnahme an diversen Internet-Battleturnieren hat sie es geschafft ein größeres Spektrum an Aufmerksamkeit zu gewinnen und einen Labeldeal bei Auf keinen Fall! an Land zu ziehen. Mit der Veröffentlichung ihres ersten offiziellen Albums „E.M.I.M“ („einmal Mason, immer Mason„) wollen uns die Anführer des Clans, Kama und Cinemah, jetzt beweisen, dass ihr Rap mehr ist, als visuell unterstützte Battles in Full HD.

Zu Beginn mag der eigensinnige Stimmeinsatz von Kama einen durchaus verwundert, wenn nicht sogar verschreckten. Stellenweise klingt die durchdringende, hohe Stimme sehr aufgesetzt und penetrant. Man muss sich erst einmal damit arrangieren, dass hier keinesfalls parodiert wird und das sraight durchgezogen wird. Der Typ möchte wirklich so klingen. Zumindest ich störte mich anfangs sehr an der schneidend nasalen Stimme des Masons. Nach einigen Anspielstationen konnte ich mich aber darauf einlassen. Es braucht ein bisschen, aber spätestens beim sechsten Track „Faxxxen“ passt das Ganze und das Credibilitäts-Problem war wie weg geblasen. Schön von oben herab in die Fresse gerotzt! Beide Protagonisten wissen auf diesem Track zu überzeugen.

Entgegen der Tatsache, dass die Jungs ihre Musik selbst als „Dubrap“ bezeichnen, sind es gerade die Beats, die tatsächlich Dubstepelemente enthalten, auf denen sie dünn klingen und die Atmosphäre, eher vom Beat, als von den Meistern der Zeremonie, dominiert wird. Zu wenig Stimmgewalt haben die beiden, um gegen die synthetischen Bretter anzukommen. Natürlich ist es auch nicht das Wahre, wenn der Beat da zart und leise vor sich hin plätschert, während viel zu voluminöse Raps die Boxen zum Rauschen bringen, aber vom Beat bei Seite gedrängt zu werden, weil dieser nur ein undurchdringlicher Audio-Brei ist, ist auch nichts, was den verwöhnten Hörgang zufrieden stimmt. Die vom Dubstep verschonten Beats auf der Scheibe hingegen sind durchweg mächtig und mitreißend produziert, da hat Kama, der das komplette Album produziert hat, ganze Arbeit geleistet.

Wird sie nicht vom Beat verdrängt, schafft es die Fam durch ihre erstaunlich schnörkellose Technik zu überzeugen, die stets zweckmäßig onpoint gehalten wird. Da werden sich keine Gesangspassagen aus den Rippen gepuhlt, keine endlos Reimketten heruntergespult und auch keine, in zwei Zeilern recordeten, mega-Doubletimes in den Raum geworfen. Nein, die Jungs halten’s lieber simpel und treffend, statt ins belanglose Muskeln-zeigen abzudriften. und das ist gut.

Dass das Feindbild, der credibilität und Respekt einfordernde Rap-Kollege mit Rucksack oder wahlweise Skinny-Jeans, durchgehend sein Fett weg kriegt und auf brachialen Synthesizern, staubigen Samples und Marschmusik ähnlichen Kriegshymnen malträtiert wird, ist für mich ja ohnehin schon eine Art Markenzeichen für gute Musik oder zumindest eine Herangehensweise die mir zu munden weißt – aber auch abseits davon, wäre vermessen, würde man „E.M.I.M“ als schlechtes Album bezeichnen. Keiner der beteiligten Rapper leistet sich erwähnenswerte Patzer, oder fällt besonders negativ auf.

Leider ist das auch in die andere Richtung, nach oben, genau so. Es fehlen Highlights. Wie bereits erwähnt, bedarf es nicht unbedingt einem technischem Feuerwerk der Komplexität um herauszustechen, aber den beiden Kölnern fehlen einfach die markanten Eckpfeiler, die so ein Release auszeichnen und ihm das nötige Leben einhauchen. Die fehlenden Höhepunkte und einige Ausreißer nach unten, die zu mächtigen Instrumentalen geschuldet sind, machen aus „E.M.I.M“ ein Album, das zwar den Beigeschmack hinterlässt, dass Kama und Cinemah sich beim Beatpicking etwas übernommen haben könnten – aber ebenso Hunger auf mehr macht, da das Potential der beiden – sowohl stilistisch, als auch rein raptechnisch – unüberhörbar ist.