Das Cover von MC Renes und Carl Crinxs „Renessance“ ist ein Schwarzweißfoto. Darauf sind zwei Gesichter zur Hälfte zu erkennen: links-außen der Rapper und rechts-außen der DJ. In ihren Blicken schwingt die Erfahrenheit mit, die man über die Jahre in einem Gewerbe ansammelt. Der Titel steht in gelber Farbe über ihren Köpfen. Auch musikalisch soll das Album nicht durch Extravaganz auffallen, sondern durch solides Handwerk überzeugen.
Das Werk, das sich musikalisch sehr stark an den 90ern orientiert, ist textlich voll im Hier und Jetzt angesiedelt. „Renessance“ ist dabei thematisch durchaus abwechslungsreich. Es ist nicht möglich zu erraten, welche Art von Song als nächstes folgen wird. Auf „Zurück zum Minimum“ befasst sich René El Khazraje, so sein bürgerlicher Name, kritisch mit der Allgegenwärtigkeit des Internets in unserem täglichen Leben. Bei „Stefan Eckert“ wiederum geht es um einen FDP-wählenden, karrieregeilen Spießer, der noch bei Mama wohnt.
MC Rene ist ein eloquenter Schreiber, der es schafft mit seinen Versen die Gesellschaft durchaus pointiert zu reflektieren. Die Heuchelei von Internet-Freundschaften enthüllt er in „So machen wir’s“ mit einem treffenden Wort voller Alliterationen: „Facebookfakefriends„. Über unsere auf Leistung und öffentliche Darstellung getrimmte Gesellschaft macht er sich in „Kein Glanz“ mit folgendem sprachlichem Bild lustig: „Wir performen unser Leben jeden Tag auf der Bühne.“
Musikalisch strotzt „Renessance“ nur so von Anspielungen auf diverse HipHop-Klassiker, vor allem solchen des sogenannten Goldenen Zeitalters von HipHop. So zum Beispiel der Anfangstrack „Reneminisce„, der fast schon als deutsche Version von Masta Aces „As I reminisce“ durchgeht. Der Refrain von „20Jahre95 (Für immer)“ ist eine Hommage an Outcasts „Ms. Jackson„:“Für immer, für immer immer/ für immer immer, für immer, immer„. Carl Crinx gibt dem Album einen musikalischen roten Faden. Seine lässigen, warmen Instrumentals mit holzigen Drums lassen die Atmosphäre von damals kraftvoll wiederauferstehen.
Soweit, so gut. Kommen wir zu den Problemen von „Renessance„. So gibt es zwar die eine oder andere gelungene Hook, etwa bei „Wenn wir groß sind„, die Lian Krings mit seiner etwas rauen Stimme singt. Allerdings wirken die Refrains auf „Renessance“ zum größten Teil etwas uninspiriert. Bei gleich drei Songs gleicht sich der Chorus jeweils fast aufs Haar – „Zurück zum Minimum„, „Früher auf dem Wattenmeer“ und „Rastloses Herz„: Jeweils eine Zeile, die wiederholt wird. Bisschen monoton, mit Verlaub.
„Renessance“ ist ein gutes Album ohne wirkliche Ausfälle, aber auch mit wenigen echten Höhepunkten. Würde ein Fremder mich beim Trampen mitnehmen und diese CD laufen lassen, dann würde wir beide unsere Freude daran haben. Die schlauen Zeilen MC Renes, vorgetragen mit seinem warmem Stimmklang, würden mir das ein oder andere Lächeln ins Gesicht zaubern. Zur Zeitreise, die die Beats in unseren Köpfen auslösen, würden wir anerkennend mit diesen nicken. Vermutlich das beste und vor allem rundeste Album, das Reen bisher veröffentlicht hat.