Es ist nicht lange her, da waren BHZ noch ein lokaler Geheimtipp. Inzwischen sind die Jungs weit über die heimischen Schöneberger Grenzen hinaus bekannt und werden als eine der kommenden Rap-Crews in Deutschland gehandelt. Nun haben die Crew-Mitglieder Ion Miles und Monk ihr gemeinsames Tape „Game Over“ veröffentlicht. Da stellt sich natürlich die Frage, ob die Jungs dem Hype gerecht werden können.
Entspannter geht es nicht
Die Jungs liefern auf dem Werk progressiven Trap-Sound. Eben genau den Sound, den man von bisherigen BHZ-Veröffentlichungen bereits kannte. Ähnlich wie beim vorherigem Mixtape „Kommaklar“ von Longus Mongus werden die Trap-Beats mit der Komponente des Entspannten kombiniert. Dies mag nicht jedem gefallen und schon gar nicht der Fraktion an Fans, die impulsiv-aggressive Songs wie „Bier“ befürwortet. Für all diejenigen, die sich auf den Sommer freuen und auf der Suche nach der passenden Musik zum Chillen oder für den See sind, ist der Sound hingegen genau das Richtige. Auch wenn sämtliche Songs ähnliche Vibes ausstrahlen, steht jeder Track mit eigenen Facetten und Alleinstellungsmerkmalen für sich alleine. Zudem wurde das Werk wenig überraschend fast ausschließlich in BHZ-Eigenregie produziert. DIY wird bei der Crew eben großgeschrieben.
Immer die gleichen Themen?
Die inhaltliche Bewertung des Tapes fällt durchwachsen aus. Die Jungs trauen sich durchaus tiefgründige Themen anzusprechen, ohne dabei unangenehm pathetisch zu werden. An der ein oder anderen Stelle wird beispielsweise fast beiläufig erwähnt, dass es weitaus wichtigere Dinge wie Geld oder Erfolg gibt. Ansonsten werden wie erwartet die typischen BHZ-Themen behandelt. Es geht um Frauen und um Rausch. Fast in jedem Song werden zudem die Wichtigkeit der Crew und die Bescheidenheit trotz des aufkommenden Erfolgs beschworen. Die „Fam“ bleibt klein, auch wenn der Hype um die Schöneberger Rapper immer größer wird.
Es ist nicht so, dass die thematischen Wiederholungen nicht nachvollziehbar sind. Sie sind sogar essentiell und überhaupt ist Freundschaft das Fundament für alles, was die Rap-Crew heute ist. Dennoch ist die ständige Wiederkehr etwas ermüdend. Eine größere Bandbreite an Themen wäre deshalb mehr als wünschenswert gewesen. Dieser Schwachstelle sind sich die Jungs offensichtlich bewusst. Nicht ohne Grund wird von Monk auf „Bitches Freestyle“ gerappt: „Du meinst, ich sag nur das Gleiche, doch das ist mir so egal“. Na dann.
Stimmiges Gesamtpaket
Darüber hinaus beweisen die BHZ-Jungs erneut ein gutes Gespür für künstlerische Gestaltung und Ästhetik. Das Titelbild ist ein Meisterwerk, da es sich stark von sonst bekannten Covern unterscheidet und die Titelidee des Tapes treffend einfängt. Auch die Videos zu den Singles „Fam“, „Flex Auf Euch“ und „Werd Erst Morgen Gehen“ sind positiv hervorzuheben. Durch simple Videosequenzen wie zum Beispiel Aufnahmen in einem Waschsalon („Flex Auf Euch“) werden die Kernaussagen des Tapes unterstrichen – in diesem Fall Bodenständigkeit.
Überhaupt wurden die Singles schlau ausgewählt. Auch die weiteren Tracks des Mixtapes hätten allerdings problemlos als Auskopplungen funktioniert, denn das Werk ist auf einem konstant hohen Niveau einzuordnen. Jeder einzelne Track gefällt und die Länge von vierzehn Songs ist genau passend. Interessant ist, dass die Rapper komplett auf Features verzichtet haben. Weder Crew-Member noch Gäste von außerhalb haben es auf das Tape geschafft. Diese Entscheidung leuchtet ein. Schließlich dient das Tape ausschließlich als Bühne für Monk und Ion Miles. Die Gang wird dabei jedoch nicht vergessen, sondern der Crew-Gedanke weiter hochgehalten. Kurzum: Die Jungs haben sehr vieles sehr richtig gemacht.
Auch wenn die thematische Engstirnigkeit auf „Game Over“ etwas enttäuscht, kann das Werk insgesamt sehr überzeugen. Die Gründe dafür sind naheliegend. Monk und Ion Miles ist es gelungen, entspannten Trap-Sound auf höchstem Niveau und ein stimmiges Gesamtprodukt zu kreieren. So kann man das Mixtape auch als Ansage verstehen: Das Spiel ist vorbei! Man muss BHZ nun endgültig auf dem Schirm haben.