Review: Ufo361 – VVS

Mode, Gras, Hustensaft, Diamanten – Ufo361 verkörpert Stil, Ästhetik und Lifestyle. Wahrscheinlich ist Ufo einer der gehypetesten Rapper dieser Zeit. Erst im April diesen Jahres brachte er mit „808“ ein Album heraus, außerdem eine EP und die Jahre zuvor entstand die Mixtape-Triologie „Ich bin ein Berliner“, „Ich bin 2 Berliner“ und „Ich bin 3 Berliner“. Sechs Releases in zwei Jahren – keine schlechte Leistung. Mit seinem neuen Album „VVS“ beweist Ufo mal wieder, dass Autotune nicht peinlich klingen muss, dass das Feeling manchmal wichtiger ist als die Message und dass das Gesamtbild stimmen muss.

Diamanten und Codein als Leitbild

All jene, die sich von dem Album durchkonzipiertes Storytelling erwarten, dürften bei den 17 Songs auf „VVS“ enttäuscht werden. Inhaltlich fährt Ufo relativ einspurig: Marken, Klunker, Frauen, Kodein und das Team. Vielleicht geht es aber auch nicht immer primär darum, Storys zu erzählen und vielleicht liegt darin auch nicht Ufos Stärke. Sondern viel mehr darin, mit der Sprache zu spielen, diese ästhetisch klingen zu lassen und Vibes zu erzeugen. Fast kein Song fällt aus dem Soundbild heraus, das sich konsequent durch das Album zieht. Was also einerseits nahe liegt zu kritisieren, stellt sich andererseits als Stärke heraus: „VVS“ ist ein Gesamtwerk. Wem ein Song gefällt, dem werden die anderen auch gefallen.

Nichtsdestotrotz stellt sich dann doch irgendwann die Monotonie ein. Immer die gleichen Floskeln – „Stay high bis zum Tod“, „VVS“ oder irgendeine Line, die von seinem Codein-Konsum handelt. Auf „Codein 2.0 / Verrat dir was“ sagt Ufo: „Sie ist nice, sie hat schöne Tits / Sie sagt ‚Ufo, bitte nimm mich mit'“. Auf dem Track „Handgelenk“ findet sich solch eine ähnliche Line nochmal vor: „Sie sagt ‚Ufo, bitte zeig mich in dein‘ Clips‘, ey / Sie ist nice, sie hat nice gemachte Tits“. Kann man machen, dadurch fehlt es dem Album aber klar an Ecken und Kanten, an Stärken und Schwächen. Highlights gibt es ebenso wenig wie Tiefpunkte.

Etwas Abwechslung findet man dann doch

Soundtechnisch tanzt lediglich der Track „Kein Fugazi“ etwas aus der Reihe. Der Beat von Ronny J ist härter und metallischer als die anderen. Und auch Ufo geht auf dem Song etwas weg vom Autotune-Gesang und spittet lieber harte Lines: „Wenn ich will mach‘ ich den Club zu / Ich fick‘ deine Bitch und du guckst zu / Wenn ich will, glaub mir, verlässt sie dich / Du hatest nur weil du die Reste fickst“.

Ein Song, der es aber aufgrund seines Inhalts schafft, ein wenig herauszustechen, ist „Sonnenuntergang“. Eine Liebeserklärung an eine Frau – aber natürlich auf Ufos Art und Weise: „Komm wir trinken Lean, kein‘ Cappuccino“. Mit ihr möchte er rauchen, ins Autokino, nach Tokio, ihr Diamanten kaufen und gemeinsam den Sonnenuntergang beobachten.

Mit RAF Camora, Rich The Kid und dem Migos-Mitglied Quavo sind drei Featuregäste auf „VVS“ vertreten, die außerdem mit ihren unterschiedlichen Stimmen für Abwechslung sorgen können. „VVS“, der gleichnamige Track, auf welchem Quavo gefeatured wird, erschien vorab als Single und lebt vor allem von der eingängigen Hook. Genauso wie Quavo kann auch RAF Camora auf „Paradies“ und Rich The Kid auf „Sprite“ mit ihren unterschiedlichen und markanten Stimmen der Eintönigkeit des Albums angenehm entgegen steuern.

Starke Beats, starker Sound

Das Steckenpferd von „VVS“ ist ganz klar der Sound. Neben AT Beatz, der in der Vergangenheit schon diverse Beats für Ufo361 gebastelt hat, steuern auch die Producer-Koryphäen und Hitmaschinen The Cratez die Beats von „Palmen“ und „Sonnenuntergang“ bei. Der Beat von „40K“ wurde ebenfalls von dem Produzenten-Duo The Cratez zusammen mit den Jugglerz produziert. Auch internationale Producer sind auf „VVS“ zahlreich vertreten, unter anderem TM88 von der legendären 808 Mafia.

Dass Ufo selbst weniger Wert auf Storytelling legt, als auf ein ausgeprägtes und ästhetisches Soundbild, das eine vibende Atomsphäre erzeugt, lässt sich auch daran erkennen, dass viele der Songs ein fast einminütiges instrumentales Outro haben. Es geht also nicht um harte Lines, versierte Reime und lyrische Hochleistungen, sondern schlichtweg darum, mit „VVS“ etwas kreiert zu haben, das musikalisch stimmig ist.

Fazit

„VVS“ ist mit Sicherheit kein schlechtes Album und es illustriert, dass Rap heutzutage nicht mehr lyrisch versiert und anspruchsvoll sein muss um zu funktionieren. Angesichts Ufos musikalischer Entwicklung der letzten Jahre wirkt „VVS“ aber sehr routiniert, auf Experimente wird verzichtet. Frühere Tracks aus der Mixtape-Triologie konnten mit Ufos Elan, seinem Humor, seiner Authentizität, teilweise auch mit seiner Härte überzeugen – bei „VVS“ fehlt es hier leider an Tracks, die sich soundtechnisch oder inhaltlich von anderen abheben oder gar überraschen. Dennoch hat Ufo mit „VVS“ wieder mal bewiesen, dass er gut in dem ist, was er macht. Und dass er keine inhaltliche Tiefe erzwingt sorgt zwar für Eintönigkeit, spielt ihm im Endeffekt aber wieder in die Hände. Die angekündigte Pause tut Ufo361 aber sicherlich gut – die Ermüdungserscheinungen sind mittlerweile immens und „VVS“ ist eben am Ende doch einfach ein weiteres Ufo-Release.

VVS (Ltd.Fan-Bundle)
  • Audio-CD – Hörbuch
  • REMEDY (Herausgeber)