RIN zerstört den RIN-Effekt: Review zu „Planet Megatron“

„Oldboy“ stellt eines der Highlights dar und wirkt dabei wie eine Art Wellenbrecher. Zum ersten Mal schallen Zeilen aus den Speakern, die aufhorchen lassen und den Hörer aus dem purpurnen Traum reißen, in den ihn RIN zuvor eingesogen hat:

„Nur sie weiß, wer ich bin / Wo mein Gesicht ist / Sie beschützt mich in Zeiten, in denen
Die Luft in mei’m Leben wie Gift ist / Nur sie weiß, wer ich bin / Sie liebt mich auch, wenn ich bekifft bin / Ich leg‘ meinen Kopf auf dein Herz / Und ich spüre, woher dieses Licht ist“

Für einen Wimpernschlag kommt das Gefühlt von seiner Debüt-EP „Genesis“ auf. Wieder transportiert RIN Schmerz, Verzweiflung und die Suche nach Identität. Doch wer jetzt ehrliche Worte und eine Auflösung des textlichen Mysteriums erwartet, wird enttäuscht. Just in diesem Augenblick zerstört RIN mit „Imodj Ladykiller“ – einem Mash-Up aus zusammengewürfelten Lyrics – das Momentum.

Mit „Nike“, „Chanel“ und „XTC“ folgt seichtes Pleasing-Futter für RIN-Fans. An diesem Punkt fehlt es der Platte an einem neuen Song, der knallt und nicht austauschbar klingt. Zwar handelt es sich lediglich um ein Mixtape, aber RIN verschießt hier sein Pulver und verschwendet dramaturgisches Potenzial. Schade.

Einen finalen Lichtblick bietet das Outro. Hier zeigt sich RIN nachdenklich, bissig, ja beinahe boshaft, als er erstmalig auf die Anfeindungen aus der Szene reagiert. Zudem widmet er mehrere Zeilen seinem verstorbenen Bruder. Zeilen, die unter die Haut gehen:

„Shoutouts an meinen Bruder, Rest in Peace for life / Du starbst im Bauch, ich hoff‘, im Himmel gibt es Platz für uns beide“

RIN hat mit „One Night”, „Avirex“, „Need for Speed“ und „Burberry / ParisLight“ neue hochklassige und livetaugliche Songs in seinen Katalog integrieren können. Trotzdem bremst die Fallhöhe zwischen den Fillern das Momentum des Tapes ordentlich ab und zerrt im finalen Fazit auch die Qualität des Tapes zu Boden. Es gibt weder eine klare Linie, noch genug Diversität um darüber hinweg zu trösten. Wer Wert auf spannende Lyrics legt, hat sich sowieso längst kopfschüttelnd verabschiedet – aber Soundfetischisten und Rapfans, die auf den puren Vibe stehen, werden das Tape zufrieden hören.

RIN konnte mit dem Mixtape streckenweise seine Stärken weiter ausbauen. Zudem hat er klargestellt, wo seine Prioritäten liegen. Das kann man RIN nicht vorwerfen – er zieht sein Ding durch, komme was wolle – dafür gebührt ihm Respekt.