Supah Tuxh und Heliocopta fusionieren sich und ergeben das rappende Brüderpaar Peti Free. Der Name des Duos kommt aus dem Französischen und ist eine Anlehnung an „petit frère“, was „kleiner Bruder“ bedeutet. „Schleichwerbung 2“ lautet der Titel des mit strammen 20 Songs bestückten Debütalbums.
Sprachlich scheinen die Brüder aus Köln breit aufgestellt zu sein. So ist beispielsweise auf der bereits Ende Januar veröffentlichten Singleauskopplung „GOT“ zu Beginn eine zornige Beleidigungsrede auf portugiesisch zu vernehmen. Der Bezug ergibt Sinn, da die Wurzeln im südwest-afrikanischen Angola liegen und dort die offizielle Amtssprache Portugiesisch ist. Auch der französische Bezug bleibt nicht aus.
Über das komplette Album gibt es kraftvolle und abwechslungsreiche Flows und eine Attitüde, die straight nach vorne geht. Die Jungs sehen sich unter Zeitdruck und verspüren den Drang abzuliefern. Laut eigener Aussage kursieren zu viele wacke Rapper auf dem überfluteten Markt, weshalb sie im Song „Eis & Feuer“ thematisieren, wie schlechte Rapper auf interessant machen, dabei aber lediglich von anderen sprechen. Da heißt es dann:„Peti Free ist wie Karma“. Das Karma hat bekanntlich kein Verfallsdatum und schlägt zurück. Die Eigenschaft, zeitlos sein zu können, nennen auch Peti Free ihr Eigen. Potential, sich auf Dauer im Game zu integrieren, wohl auch.
Politik ohne Zeigefinger
Die glaubhaft zornige, energiegeladene und unbändige Grundstimmung ist authentisch und glaubwürdig. Der politische Bezug á la „Afrodeutsch – wir bleiben, es gibt keine Deadline, es ist Zeit dass ihr Respekt zeigt“ oder „Wir sind tausende und haben uns integriert, wir sehen nicht so aus, aber wir sind auch deutsch – und das nicht nur auf Papier“ hinterlässt Eindruck. Trotz der nachdrücklich formulierten Inhalte bleibt der Sound stets tanzbar und zeitgemäß.
Wie oft haben wir schon die Phrase „Blut ist dicker als Wasser“ gehört? Mit dem kleinen Zusatz „aber zum Leben brauchen wir beides“ auf „Blut & Wasser“ bekommt diese Plattitüde aber eine ganz neue Tragweite und stellt weit mehr als nur eine Catchphrase dar – schließlich wird sie in den Raum geworfen, um im selben Atemzug widerlegt zu werden. Die Brüder fallen immer wieder mit derartigen Überraschungsmomenten auf und bestechen neben der brachialen Attitüde mit Weitblick und interessanten Gedanken.
Jede Menge Potential
So manche der Flows klingen zwar stark nach Trap-Schablone und lassen ein klares Alleinstellungsmerkmal vermissen, hinter der augenscheinlichen Austauschbarkeit stecken aber durchdachte Inhalte und smarte Statements. Dem tun auch die zu aufdringlichen obligatorischen Standard-Adlibs keinen Abbruch. Zudem bleibt beim nahezu konstant tiefen Bass die Abwechslung und Vielfalt im Soundbild auf der Strecke. Dennoch verbleibt ein weitgehend positiver Eindruck, gerade in Anbetracht dessen, dass die Jungs noch am Anfang stehen. Auch wenn „Schleichwerbung 2“ zuweilen etwas unausgegoren anmutet, Peti Free befinden sich auf dem richtigen Weg ihr Potential voll auszuschöpfen.