„tru.“: Ein Statement gegen den Trend
„tru.“ erblickte am 8. September 2017 das Licht der Welt. Es erlangte ebenfalls die Pole Position der Charts. Für Cro stellte es zugleich den dritten Numer-1-Erfolg eines Studioalbums dar.
Cro präsentierte sich pünktlich zur Promophase mit seiner neuen Maske, die in einem komplett weißen Design gestaltet wurde. Doch noch überraschender als das Design seiner aktuellen Gesichtsverkleidung wirkte der überarbeitete Stil seines Albums. Im Intro von „tru.“ – „Kapitel 1“ – gab Cro die Philosophie hinter dem Fundament seines neuesten Werkes preis:
„Und geht raus an alle Homies oder Mädels in der Szene. Ich glaub‘, viele hab’n vergessen, worum’s lediglich mal ging. Rappen nur, um sich zu stressen und nicht wegen der Musik.
Ist mir egal, was ich verkauf‘ mit den Songs. Und wenn es sein muss, geb‘ ich alles auf, was ich hab‘. Denn alles, was ich brauche, ist Love.“
Diese Aussage stellte sich nicht als inhaltloses Augenwischerei dar. Die LP begeisterte mit einer lyrischen Tiefe, liebevoller Detailversessenheit im Soundbild und einer Experimentierfreudigkeit, die die szeneinternen Kritiker zu Lobeshymnen hinreißen ließ.
Zudem erstrahlten diesmal im Gegensatz zu „Melodie“ die Stärken des Albums im Scheinwerferlicht der Singleauskopplungen. Besonders „Noch da“ und das bärenstark geschriebene und ausproduzierte „Unendlichkeit“ schenkten Cro-Fans Gänsehaut-Momente, ohne dabei zu einer billigen Anbiederung an den Mainstream zu verkommen. Aber auch bei „Todas“ und „Baum“, „Tru“ und „Computiful“ handelt es sich um starke Songs, die originell und lyrisch hochwertig konstruiert wurden.
Auf „tru.“ zog Cro auf radikale Art und Weise seinen künstlerischen Anspruch durch. Es sollte als Gesamtes gehört werden – das wurde durch die Stringenz des Albums schnell deutlich. Damit wehrte sich Carlo bewusst oder unbewusst gegen den Trend der Streaming-Ära, in der beinahe jeder Track eines Albums losgelöst von der restlichen LP als individuelles Einzelstück wahrgenommen wird.
Die Unbeschwertheit vergangener Tage war zwar nicht gänzlich verschwunden, aber teilweise wirkt das Album als Gesamtes sperriger als die Vorgänger. Dies mag neben der Detailtiefe, der Verspieltheit und Konsequenz im Soundbild auch an den zwanzig Anspielstationen von „tru.“ liegen. Hier hätte eine leichte Reduzierung dem Gesamteindruck nicht geschadet.
Nichtsdestotrotz stellte „tru.“ ein äußerst starkes Album dar. Kritiker, die Cro seit Jahren fehlende lyrische Fähigkeiten und einen zu ausgeprägten Kommerzfaktor unterstellten, wurden eines Besseren belehrt. Carlo löste sich hiermit bewusst von den Vorgaben und Erwartungen der Vergangenheit – „tru.“ bewirkte eine Abkehr von den „Raop“-Schablonen der Vergangenheit. Trotzdem lieferte Cro Hitsingles und droppte mit „tru.“ sein kreatives Meisterwerk.