Skinnys Wochenrückblick KW16: Mein Versagen, Gänsehaut von Nazar & Ben Salomos Abschied

Prrrah! Sparen wir uns das lange Gelaber und nutzen die Einleitung lieber dafür, uns zu freuen: Das komplett von Kanye produzierte Pusha T Album kommt am 25. Mai. Die anderen Infos, mit denen Mr. West uns bei Twitter überflutet, jucken mich dagegen komplett. Naja, kommen wir zum Deutschrap-Geschehen.

Da war relativ wenig los. An eigener Front wurde die neue Folge „Realtalk“ mit Staiger und D-Bo rausgehauen. Meine Kolumne „Skinnys Abrechnung“ debütierte dort erstmals in Videoform, wurde von den beiden Gästen aber nicht sonderlich gut aufgenommen. Auch einige andere Rapper sahen sich dazu berufen, ihre Meinung kundzutun – sie waren ebenfalls nicht begeistert.

Und ganz ehrlich: Verstehe ich vollkommen. Ich bin auch nicht zufrieden. Ich kam nicht auf den Punkt, habe mich ständig wiederholt, zu viele Beispiele aufgezählt und nur um den heißen Brei herum geredet. Eigentlich wollte ich nur sagen: Ich brauche keine generischen Videos, gebt mir lieber ein richtig geiles, liebevolles Video als fünf austauschbare Performance-Videos. Naja, ich bin die Abrechnung in der Vorbereitung wie einen Artikel angegangen, das war ein Fehler. Zumindest hoffe ich, dass er darin lag und ich nicht einfach zu scheiße bin. Nächstes Mal sollte es hoffentlich besser werden. Euer Gandalf, der Schlaue.

Aber genug des Egozentrismus, was ging denn sonst? Danger Dan von der Antilopen Gang hat (endlich) ein Solo-Album angekündigt. Ich freue mich sehr drauf, neben den Kollabos mit NMZS gehört Dans Solo EP „Dinkelbrot & Ölsardinen“ zu meinen absoluten Lieblings Antilopen-Releases. Die erste Single gefiel mir auch ziemlich gut, wobei ich sie etwas plakativ fand. Aber bei einem derartigen Thema sollte man sich wahrscheinlich auch nicht in verklausulierter Poesie verlieren.

Auch die erste Single vom kommenden Nazar-Album, das übrigens den gähnend langweiligen Titel „Mosaik“ trägt, ist am Start. Das „Intro 1984“ kam zwar zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt (Ich bin deswegen und wegen CE$, zu dem ich gleich komme, Freitagabend länger im Büro geblieben, um es zu posten), geht aber übel unter die Haut. Der todernste Vortrag, die Erzählung von Flucht, Tod und Elend, der mächtige, sich stets wandelnde Beat – der Mann hat noch immer etwas zu erzählen und das wie immer musikalisch extrem treffsicher und hochwertig. Keine Ahnung, warum so viele Nazar als Standard oder uninteressant abstempeln – aber vielleicht ändert sich das ja jetzt endlich.

Naja, der andere, der mich vom Feierabend abhielt, war CE$. Von dem war ich das erste Mal ein bisschen enttäuscht. Dass CE$ überhaupt etwas veröffentlicht ist ja erstmal schon eine Seltenheit, aber „Sono Vero“ holt mich irgendwie nicht so recht ab. Vielleicht braucht der Song etwas mehr Zeit, die weirden, eigensinnigen Songs von CE$ sind eigentlich generell Grower, aber so richtig reizt es mich einfach nicht, den Song überhaupt noch weiter zu hören. Egal, kann nicht jeder Schuss ein Treffer sein.

Dafür hat Money Boy mal wieder gezeigt, wie treffsicher er geworden ist. Die Tage, in denen er mal per Zufallsprinzip einen Hit unter zig Songs raushaut oder nur durch seinen ist-halt-der-Boy-Humor punktet, sind längst vorbei. Seit seiner Neuerfindung legt YSL kontinuierlich gute Songs vor, auf „Frühstück im Jet“ ist verdammt gut produziert, vorgetragen und arrangiert, mittlerweile sitzt da einfach alles.

Dann gibt es noch ein ernstes Thema: Ben Salomo zieht sich aus der Rapszene zurück und macht sein Baby Rap am Mittwoch dicht. Von Salomos eigener Musik abseits der Kaosloge war ich nie ein Fan und Rap am Mittwoch verfolge ich seit geraumer Zeit nicht mehr, weil das Niveau der Show einfach im Keller angekommen ist. Trotzdem ist das eine traurige Nachricht, weil Salomo sich nach eigener Aussage nicht zuletzt wegen des präsenten Antisemitismus‘ nicht mehr wohl in der Szene fühlt. Was man von ihm oder seiner Show auch immer halten mag: Das ist ein Paukenschlag, der nicht ungehört bleiben sollte. Ein jüdischer Rapper entzieht sich dem Genre, das er so liebt, wegen des dort vorherrschenden Hasses auf Juden. Traurig.

Ansonsten gab es wenig, was mich wirklich bewegt. Die Albumankündigungen von Pillath und Omik K sollte man im Auge behalten, da will ich aber noch kein vorschnelles Urteil fällen. Die Versus-Review zu „808“ von Ufo361, in der ich mit JUICE-Redakteur Juri Andresen debattierte, kann man sich hier durchlesen. Shadow030 hat sein zweites Album angekündigt und die erste Single überrascht zwar wenig, macht aber auch nichts falsch und ballert gut rein.

So, das war natürlich lange nicht alles, aber eben genug für diesen Artikel. Für einen kompletten Überblick einfach mal die rap.de Startseite runter scrollen. Adieu!