Jungsmusik für Mädchen

rap.de: Habt ihr ein bestimmtes Ritual vor den Auftritten?

Felix: Ich kann nichts trinken, denn mit 16, als ich noch Rapmusik gemacht habe, hatte ich mit einem Kumpel einen Miniauftritt. Da hatte ich vorher irgendwie drei Bier getrunken, echt nicht viel, und sofort alle Texte vergessen. Das war so megapeinlich. Seitdem trinke ich nicht mehr vor Auftritten. Ansonsten stellen wir uns direkt vor der Show im Kreis auf und geben uns im Uhrzeigersinn Ohrfeigen. Da will immer niemand neben Karl stehen, weil der immer übertreibt.

Steffen: Meine Brille ist schon kaputt gegangen dabei.

rap.de: Nimm sie doch einfach ab.

Steffen: Will ich ja, aber ich vergesse es jedes Mal! (Gelächter)

rap.de: Und du warst der Grund, warum ihr am Anfang alle Brillen auf der Bühne getragen habt?

Karl: Naja, wir wollten halt alle gleich aussehen, und er kann ohne Brille nicht spielen, also haben wir uns auch Brillen aufgesetzt.

Felix: Irgendwann war es dann aber so inflationär mit diesen Nerd-Brillen, dass wir es ganz schnell wieder weggelassen haben. Wir wollten nicht in die Hipster-Schublade gesteckt werden.

rap.de: Will ja aus irgendeinem Grund keiner.

Felix: Das vereint ja alle Hipster, dass sie sagen, dass sie keine Hipster sind. Aber das Ding ist, wie man aussieht, ist ja Latte. Das Unangenehme an den Hipsters ist ja, wie die reden. Was für die so wichtig ist. Die sind ja ganz krasse Konsumopfer. Da denkst du dir, krass, du bist so pseudoindividuell, mit deinen komischen Kackschuhen, die du dir bei Ebay geschossen hast, aber bist trotzdem nur ein Spast. (lacht) Aber soll jeder machen, was er will. Solche Leute haben wir nur nicht gern. Die gehören nicht zu unserem Freundeskreis.

rap.de: Ich würde gerne noch mal auf den Rap-Einfluss kommen, den du bei Kraftklub einbringst.

Felix: Naja, ich kann halt nicht singen. Ist eben einfacher. Und du kannst in acht Takten mehr sagen auf diese Art. Im Sprechgesang kannst du mehr sagen, bei gesungenen Sachen hast du oft nur zwei Zeilen, die müssen dann ganz bedeutungsschwanger sein. Wenn du mehr sagst, fällt es nicht so auf. Nein, das einfach die Ausdrucksform, die wir uns ausgedacht haben. Wir haben uns nie gedacht, okay, wir wollen gerne noch die HipHop-Fans mitnehmen. Wir sind auch jedes Mal wieder überrascht, dass wir so… naja, angenommen werden wir ja nicht. Aber das über uns berichtet wird, von euch oder anderen.

rap.de: Ihr habt ja auch auf dem Splash gespielt. Wie war da das Feedback?

Felix: Das war gut. Wir haben relativ früh gespielt, es war brutal heiß. Nee, war cool. Aber das sind ja auch eher so alte Seilschaften. Das sind ja auch Chemnitzer.

rap.de: Karl-Marx-Städter.

Felix: Ja, natürlich.

rap.de: Steht in eurem Ausweis als Geburtsort denn wirklich Karl-Marx-Stadt?

Felix: Ja. Das ist einfach auch der coolere Name. Es gab auch mal eine Anfrage, da sollten wir bei einem Chemnitzer Stadtfest zur Feier der Umbenennung in Chemnitz spielen, da meinten wir nur so, leckt uns doch am Arsch, da spielen wir auf keinen Fall. Chemnitz ist voll der Kackname, das klingt doch voll langweilig. Wir finden es auch alle richtig lustig, dass wir mitten in der Innenstadt einen Riesenkopf von Karl Marx stehen haben.

rap.de: Spielt ihr auch mehr Gigs in Ostdeutschland?

Felix: Auf gar keinen Fall, wir spielen auf gar keinen Fall mehr Gigs in Ostdeutschland, wir spielen wesentlich mehr in Westdeutschland. Wir nehmen aber überall kleinere Sachen mit. Bis jetzt war alles ziemlich voll und groß. Aber bald kommen Österreich und Schweiz, wo wir so 30 Karten bisher im Vorverkauf verkauft haben. Es gibt sogar einen Ort, wo wir noch gar keine Karte verkauft haben. Irgendwo in der Schweiz. Das ist auch noch irgend so ein voll kleiner Club. Wenn es dann trotzdem nur so vier Leute sind, ist es halt richtig traurig.

rap.de: Würdet ihr auch vor vier Leuten noch spielen?

Felix: Ja, klar. Logisch. Meistens sind das eh die lustigsten. Wir haben in Weißwasser auch vor total wenig Leuten gespielt, das war sehr lustig. Das ist einfach eine Box komplett ausgefallen. Und niemand konnte sie reparieren. Dann hieß es, okay, dann müsst ihr jetzt einfach trotzdem spielen (lacht). Also haben wir einfach nur für eine Hälfte des Raumes gespielt.

rap.de: Wie kam es eigentlich zu eurem Deal mit Universal?

Felix: Das war schon spektakulär für uns, wir waren geplättet. Außer Universal waren auch die anderen großen Labels an uns dran. Wir hatten jede Woche ein großes Essen, mit Leuten, die uns die ganze Zeit erzählt haben, wie toll wir sind. Das war richtig lustig.

rap.de: Und bei Universal hat es am besten geschmeckt?

Felix: Nee, bei Warner in Hamburg war es glaube ich besser. Bei Universal mussten wir sogar selber bezahlen, weil die das Geld vergessen hatten. (Gelächter) Das mussten wir denen auslegen.

rap.de: Ein Satz zum Album noch, bitte.

Felix: Fette Beats und gute Rhymes (lacht). Mädchenmusik für Jungs. Nein, Quatsch, Jungsmusik für Mädchen. Sex auf Deutsch. Das ist es, was wir machen.

rap.de: Vielen Dank für das Gespräch.