rap.de: Hast du immer noch diesen Hunger in dir, immer weiter am Start zu bleiben und Alben zu machen?
Kool Savas: Definitiv. Es geht gar nicht darum, dass ich immer weiter Alben machen möchte. Aber ich komme immer wieder an so einen Punkt, auch bei "Aura", wir haben die ganze Zeit nur Golden Era-HipHop gehört. Immer nur "Illmatic" und dies und das. Wenn ich das höre, denke ich. Shit, ich muss jetzt einen Song machen, und der muss krass werden. Bevor wir angefangen haben, haben wir uns hingesetzt, und ich habe gesagt, ich stelle mir "Aura" vor, da waren noch ein paar Jungs dabei und jeder hat seinen Senf dazugegeben, wir meinten so, Stonehenge, dieses triumphale, dieses ganze Gelaber. Wir haben uns einfach gehypet. Und der erste Song war dann auch "Aura", mit dem Beat von Sir Jai, der hat ihn reingemacht und ich meinte, ihr müsst mich jetzt ein bisschen allein lassen. Dann habe ich mir vorgestellt, ich bin der Highlander auf diesem Berg, mit dem Kilt und allem drum und dran, der sein Schwert zieht und gerade aus der Schlacht kommt. Wo er auch ein paar Leute verloren hat. Ich hab mir tatsächlich solche Filme gefahren, um in diesen Vibe zu kommen. Als der Song dann fertig war, meinte ich: Und jetzt stellt euch das mal auf dem Splash vor, Dunkelheit, die Blitze von hinten, bamm, und wir performen das, das wird krank. Ich bin sehr begeisterungsfähig, was das angeht.
rap.de: Wie ein kleiner Junge.
Kool Savas: Ja, wirklich. Definitiv.
rap.de: Rappen hält also jung?
Kool Savas: Ich denke schon, mich hat's jung gehalten.
rap.de: Du meintest vorher, du warst in einer depressiven Stimmung, als du "Aura" aufgenommen hast. War das einfach der verregnete Sommer?
Kool Savas: Nee. Ich bin eh kein Sommerfan. Das waren viele persönliche Dinge. Viel privates Zeug.
rap.de: Kannst du so etwas mit dem Album dann abhaken, rauslassen und gut ist es?
Kool Savas: Nee, nicht wirklich, gar nicht so sehr. Es hat die Albumproduktion sogar eher ein bisschen behindert. Der arme Sir Jai kam extra aus Konstanz, hat alle seine Auflege-Jobs abgesagt, hängt zwei Wochen lang bei mir in Heidelberg und sieht, dass ich voll down bin, voll abgefuckt, und einfach nur da sitze und meine. Sorry, das wird nichts, ich geh rüber und kucke "Spartacus" am Stück durch, 14 Stunden lang. Das ist natürlich Abturn. Da muss ich ihm natürlich danken dafür, dass er soviel Zeit und Ruhe mitgebracht hat, um das zu ertragen. Das kann ich auch nur mit solchen Menschen. Ich kann nicht mit Leuten im Studio sein, die sich einen Egofilm fahren, das geht nicht. In dem Moment muss ich ja meinen Egofilm fahren. Da muss man alles tun, damit es für mich passt, es ist mein Album, mein Soloalbum, wenn da einer rumheult oder meint, ey komm, wir müssen jetzt… müssen geht eh überhaupt nicht. Mit Zwang erreicht man bei mir gar nichts. Ich bin wie ein Tierchen, das man ganz lieb locken muss. Dabei hasse ich solche Tiere, ich hasse auch solche Kinder, da sage ich immer, was fremdelt der so dumm? Aber zu mir musst du ganz nett und lieb sein, umso netter du bist, umso näher komme ich auf dich zu und umso mehr öffne ich mich. Und bei der Musik ist es auch so, umso gechillter es ist, umso mehr Freiheit ich habe, umso besser kann ich sein. Aber wenn man mich unter Druck setzt oder überhaupt etwas von mir will, oder mich sogar zu etwas zwingen will, dann geht überhaupt nichts.