Cassandra Steen

 

rap.de: Das Lustige ist, dass Moses im rap.de-Interview zum letzten Glashaus Album genau dasselbe gesagt hat: Er wollte etwas leichteres.

Cassandra Steen: Zu der Zeit damals meinte er, dass er das nicht will und nicht kann. Bei meiner jetzigen Platte hat er ja auch mitgearbeitet und mir die Stücke geboten, die ich unbedingt wollte. Er ist heute auf einem ganz anderen musikalischen Standpunkt als damals, als er sich grundsätzlich geweigert hat.

rap.de War das für Dich eine rein musikalische Emanzipation oder auch eine Art Erwachsenwerden?

Cassandra Steen: Das Erwachsenwerden kam so oder so, aber es war schon so, dass es gedauert hat, bis man sich eben aus Moses' Schatten traut. Es waren viele kleine Schritte. Das musste sich eben erst ergeben, auch was die Angebote angeht. Ich hab ewig lang schon mit Thomas Ruffner gearbeitet und er kam dann mit dem Song "Leben", was dann grundsätzlich die ganze neue Platte inspiriert hat. Dadurch haben die anderen Produzenten gesehen, dass man da mehr progressiv rangehen konnte. Man konnte sich im Grund mehr trauen. Komplett weg von den Balladen, in eine ganz andere Richtung.
Die hatten mir vorher immer Sachen geschickt, die einfach zu perfekt waren.
 

rap.de: Wie läuft denn so eine Produktion ab? Gibst Du Titel vor? Sagst du "Ich möchte die und die Stimmung haben"?

Cassandra Steen: Das kann man so nicht sagen, weil sich das ja erst durch "Leben" wirklich ergeben hat, dieses Verständnis. Vorher hatten die Leute das gar nicht verstanden.
Wir hatten zum Beispiel ein Team, die haben sich "Leben" angehört und uns dann was gegeben, was wirklich Wahnsinn war… eigentlich sind alle Stücke Wahnsinn, aber gerade "Camouflage" ist eins der besten Stücke. Und das ist eben daraus entstanden, die Musik hat quasi für sich selber gesprochen.
Es gibt Instrumentals, die mir angeboten werden und auf die ich sofort schreiben kann, und es gibt andere, da brauch ich mehr Zeit. Aber meistens befinden sich dann schon Wörter oder Szenen in meinem Kopf, die meiner Meinung nach dazu passen.

rap.de: Gab’s Themen, die Du unbedingt unterbringen wolltest? Geschichten, die Du verarbeiten musstest?

Cassandra Steen: Nein, das kommt meistens aus den Instrumentals heraus. Ich höre etwas und sage dann: "Dazu passt gesanglich dieser Flow und textlich passen diese Worte".

rap.de: Und was war das Motiv zu Deiner Single "Gib alles"?

Cassandra Steen: Da war ich selbst eigentlich schon das Motiv. Dass man von sich selbst einfach noch mal diese Steigerung verlangt und da auch alles gibt, indem man in sich selbst sucht, was man alles geben kann, schließlich hat nicht jeder dieselben Stärken. Dass man seine Stärke sucht oder etwas, in dem man aufgeht, und dafür eben alles gibt und das auch teilt.

rap.deGibt es neben dem Gesang noch etwas in dem Du gerne aufgehen würdest, in dem Du gerne alles geben würdest?

Cassandra Steen: Ich hätte gerne mehr Zeit zum Sprachen lernen. Bis jetzt spreche ich leider nur zwei. Ich versuche mich an Spanisch, Französisch und Gebärdensprache. Es ist ja verrückt. Es gibt ja auch bei der Gebärdensprache verschiedene Nationalsprachen. Also Französische, Deutsche, Englische Gebärdensprache.

rap.de: Wie würdest Du gerne nach diesem Album wahrgenommen werden?

Cassandra Steen: Da hab ich mir noch keine Gedanken drüber gemacht, ehrlich gesagt… (überlegt) also wenn, dann als die, die nicht nur Balladen rüberbringen kann, als jemand der Musik macht, die Menschen begleiten darf, auch noch im hohen Alter. Als Künstlerin.

rap.de: Also keine Rückzugsgedanken?

Cassandra Steen: Ach was.

rap.de: Mit welchem Rapper würdest Du gerne mal zusammen arbeiten, aktuell?

Cassandra Steen: International wenig. Wayne hat schon zuviel gemacht. National ist Peter Fox noch ein Favorit von mir. Er ist einfach ein Künstler, nicht nur ein Rapper und Marteria ist auch super.

rap.de: Verfolgst Du, was aktuell im deutschen Rap passiert?

Cassandra Steen: Es geht. Peter Fox, zum Beispiel, muss man ja nicht verfolgen, der verfolgt einen. Das war einfach da und es war eine unglaubliche Platte, die ich immer noch sehr gerne höre. Das war auch musikalisch eine sehr, sehr wichtige Platte. Marteria hör ich jetzt erst, weil das Album irgendwie an mir vorbeigegangen ist. Alle wussten eher Bescheid als ich, ich musste da etwas rangeführt werden.

rap.de: Wie viel Zeit hast Du noch zum Musikhören?

Cassandra Steen: Wenig, wirklich wenig.. Ich bekomme mehr über meinen Manager mit, der hat mehr Zeit dafür (Gelächter). Im Moment ist es wirklich so, dass mein Management mich mit neuer Musik versorgt.

rap.de: Dann bedanken wir uns für das Interview und wünschen viel Glück für das neue Album.

Cassandra Steen: Danke schön.