Cassandra Steen

Gut. Es gibt gesprächigere Gesprächspartner als Cassandra Steen, dafür aber selten welche, die ein einnehmenderes Wesen haben als die junge Dame aus Stuttgart. Am Rande einer Präsentation von Q Music Unlimited, einer neuen Plattform von Sony, mit der man sich gegen Bezahlung einer monatlichen Grundgebühr seinen eigenen Radiosender bauen kann, trafen wir uns mit der Sängerin, um ein wenig über ihr neues Album zu plaudern.
Schließlich gehört Cassandra mit ihrer samtweichen Stimme schon seit über einem Jahrzehnt zum festen Bestandteil der Rap-Szene, hat sie doch schon mit fast jedem großen Namen aus der deutschen HipHop-Welt zusammen gearbeitet.   

rap.de: "Cassandra Steen, die schöne Stimme des deutschen Rap." Ist es so?

Cassandra Steen: Weiß ich nicht, ich begleite halt gern in HipHop-Stücken. Ich werd auch gern eingeladen.

rap.de:  Woran liegt das? An Deiner Liebe zu Rap oder daran, dass die Rapper sagen  "Ich möchte gerne einmal im Leben ein Stück mit Cassandra Steen aufnehmen"?

Cassandra Steen: Beides. Also ich höre momentan privat wieder sehr viel Biggie und Jay-Z und wenn dann Herren auf mich zukommen und mit mir Musik machen möchten, ist das für mich eine große Ehre.

rap.de: Du warst vor 14 Jahren zum ersten Mal auf einem Freundeskreis-Album zu hören. Wie kam das damals eigentlich zustande?

Cassandra Steen: Da war ich 16, 17 und das kam zustande über Peter Hoff, ein Produzent, der da Kontakte hatte. Da ging’s auch nicht darum, dass die mich kannten, der hat mich da einfach vorgestellt.

rap.de:  Ich hab neulich gesehen, dass Du normalerweise ja englisch sprichst. Wie kommt das?

Cassandra Steen: Also, ich verbinde das mit meinem Großvater, mit ihm rede ich eigentlich nur englisch. Ich bin in Suttgart groß geworden, aber das war ein amerikanischer Haushalt. Innerhalb der vier Wände war alles amerikanisch.

rap.deFällt es Dir da schwer, auf deutsch zu arbeiten?

Cassandra Steen: Es ist mir schwer gefallen. Also, ich schreibe meine Texte auch immer auf englisch, übersetze dann auf deutsch und versuche die passenden Wörter zu finden, dass die Stimmung gleich bleibt. In meinem Kopf ist das eine Art amerikanische Stimmung, die ich versuche auf deutsch zu transportieren.

rap.de: Hast du dann schon mal dran gedacht, es ganz auf englisch zu machen und vielleicht den Sprung nach Amerika zu wagen?

Cassandra Steen:  An den Sprung nach Amerika hab ich weniger gedacht. Aber schon daran, manche Lieder auf englisch eben so zu belassen.
Wir haben schon mal versucht englische Stücke mit reinzupacken. Aber irgendwie hat sich das bis jetzt noch nicht richtig ergeben. Das ist auch eine Timing-Sache. Ich will die Leute nicht überrumpeln damit. Vor allem nicht mit einer kompletten Platte auf englisch. Ich finde es ist besser die Leute daran zu gewöhnen. Ich hatte ja die Möglichkeit bei dem Lied mit Ne-Yo für Disney, ein bisschen etwas auf englisch darzubieten. Also "Ausflüge" sind da gerade besser.

rap.deJetzt kommt Deine Soloplatte raus, von der es im Vorfeld heißt, dass es "das persönlichste sei, was Cassandra Steen bisher veröffentlicht hat". Inwiefern ist das denn so? Inwiefern waren die anderen Sachen nicht so persönlich?

Cassandra Steen: Ich hatte bei diesem Album mehr Mitbestimmung. Es steigert sich ja von Album zu Album, wie viel ich da mitbestimmen darf, ob jetzt von den Instrumentals oder auch den Inhalten der Texte.
Mir war das Gefühl wichtig, was allein schon ohne den Gesang entsteht. Es geht mir darum, dass es eben nicht perfekt durchstrukturiert ist, und ich denke das habe ich ganz gut durchgeboxt. Wir haben zum Beispiel eine Ballade wie "Ich fühl es nicht", die aber eben keine klassische Ballade ist, oder auch Stücke, die nach vorne gehen, aber trotzdem nicht unauthentisch wirken.
Wir hatten natürlich auch schon früher schnellere Instrumentals bekommen, aber da hat es einfach nicht gepasst. Jetzt passt es.

rap.de: Ist es so, dass Deine Stimme in der Vergangenheit, zum Beispiel bei Glashaus, eher als Instrument eingesetzt wurde?

Cassandra Steen: Ich hab es so empfunden, weil ich mit den Texten nicht viel anfangen konnte. Das war die Welt von Moses, die halt auch musikalisch so rübergekommen ist, in den Instrumentals. Es war einfach sehr, sehr schwer. Ich wollte schon zu Glashaus-Zeiten Lieder machen, die etwas leichter sind, aber nicht weniger tiefsinnig, ohne dass man halt eine halbe Stunde pausenlos heult bei einem Konzert von mir. Ich möchte die Leute anders beflügeln.