Kool Savas und Rene Schuster

Seit Anfang Mai bewegt sich was in Deutschlands Jugendzentren, zumindest in all jenen, die dafür auserwählt wurden. Das Media College eine Initiative der Deutschen Kinder und Jugendhilfe zusammen mit dem Telefonkonzern O2 sucht Deutschlands begabteste Nachwuchsregisseure. Mit dabei Kool Savas, der extra für die Initiative den  Song „Sky is the limit“ geschrieben hat und der schlussendlich mit 80 Jugendlichen, im Oktober, innerhalb eines zweiwöchigen Workshops ein Video zu diesem Song erarbeiten wird.
Wir sprachen mit dem Deutsch-Amerikaner Rene Schuster, CEO der Telefónica O2 Germany GmbH & Co. OHG, Kool Savas und Kerstin Gulden über die Hintergründe des Projekts und die amerikanische Tradition des sozialen Engagements großer Firmen für die Gesellschaft.


r
ap.de: Herr Schuster, auf der O2 Seite sprechen sie über Verantwortung und das Verantwortung Ihr wirtschaftliches Handeln leitet. Was verstehen sie unter dieser Verantwortung?

René Schuster: Ich meine damit, dass es in unserer Verantwortung liegt, dass ausschließlich Produkte  auf den Markt kommen, die nicht schädlich sind. Es ist für uns als Firma wichtig, gesellschaftliches Engagement zu unterstützen. Deswegen ist Think Big nicht nur für O2 Germany sondern für O2 europaweit relevant. In Lateinamerika hat unsere Muttergesellschaft Telefónica ein soziales Projekt gestartet unter dem Namen "pro ninño“, in das mehr als 100.000 Kinder involviert sind.
Jedes Land kann im Endeffekt selber entscheiden welches Projekt am besten zu ihm und seinen Strukturen passt, das Thema ist jedoch immer das Gleiche: Junge Menschen.
 
In Deutschland haben wir uns überlegt, wie wir etwas zurückgeben können, um Jugendlichen mögliche Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Wir sind seit dreieinhalb Monaten unterwegs und denken, dass wir mit Savas als Begleitung einen passenden Coach für unseren Kontext gefunden haben, um Leute von 16 bis 21 Jahren zu begeistern.

rap.de: Wenn Sie jetzt von zurückgeben sprechen, ist das ein sehr amerikanischer Ansatz?

René Schuster: Die Amerikaner haben vielleicht eine längere Tradition, was dieses Thema betrifft. Ich glaube allerdings, das ist nicht auf eine Nation oder ein Land beschränkt.

rap.de: Ich glaube aber in der Unternehmenskultur von amerikanischen Firmen ist das mehr Gang und Gebe.

René Schuster: Ja, vielleicht. Viele sind natürlich immer skeptisch und denken es steckt ein Marketingplan dahinter. Aber das stimmt nicht. Unser Mandat ist nicht, ausschließlich Handys zu verkaufen, sondern zu zeigen, dass sich die Marke O2  differenzieren kann, womit wir bei dem Zurückgeben wären.

rap.de: Sind solche Projekte eine Alternative zu staatlichen Projekten oder eher eine Ergänzung?

René Schuster: Es ist eher eine Ergänzung. Wir suchen Gebiete auf denen wir Erfahrung haben. Wir versuchen Jugendlichen beizubringen, mit neuen Technologien verantwortungsbewusst umzugehen und ihnen die Angst davor zu nehmen. Wir haben die Möglichkeiten dazu. Im Internet-Festnetz-Geschäft ist O2 einer von drei großen Marktführern in ganz Deutschland. Auch das Handygeschäft  bewegt sich, kaum jemand lebt noch ohne Smartphone.
Durch Social-Media und  die ständige Präsenz des Internets ändert sich unser Kommunikationsleben. Wir überlegen uns, wie man eine Verbindung herstellen kann zwischen der sozialen, innovativen und der praktischen Seite dieser Entwicklungen.

rap.de: Haben Sie das Gefühl, dass bestimmte Bereiche dieser modernen Technologien für gewisse Gesellschaftsschichten nicht zugänglich sind?

René Schuster: Ich denke, moderne Technologien sind generell offen für alle. Man muss nur wissen, wie man die Sachen bedient und was für einen selbst Sinn macht.

rap.de: Savas, glaubst Du, dass alle in dieser Gesellschaft an diesem Fortschritt teilhaben können.  

Kool Savas: Ich glaube, wenn das jetzt so komprimiert in den neuen Handys stattfindet, dann passiert das mehr oder weniger schon, weil alle damit ja jetzt auch ins Netz gehen können. Aber ich weiß jetzt nicht ganz genau, worauf du hinaus willst.

rap.de: Ich hab nämlich den Eindruck, dass die unterschiedlichen Gesellschaftsschichten diese Technologien sehr unterschiedlich nutzen. Gesellschaftsschichten mit wenig Bildung nutzten diese Technologien tatsächlich nur zum Chatten. Das sind Enduser, die einfach nur in diesen Chaträumen vergammeln.
Da gibt es Kinder, die sind von Schulschluss bis Abends im Internet und es passiert NICHTS.

René Schuster: Ja, aber was sie vielleicht auch tun können, ist suchen. Sich über etwas genauer informieren, wovon man nicht viel weiß. Jeder kann jetzt mit Google und Wikipedia umgehen und man kann Informationen heutzutage viel einfacher bekommen.


rap.de: Aber Herr Schuster, das Problem ist doch, dass diese Leute heutzutage gar kein Interesse mehr daran haben.

René Schuster: Ich glaube, das ist eine Frage der Förderung der Interessen und des Alters. Ich würde sagen, mit spätestens 18 Jahren denken die anders darüber und wenn sie 25 sind, wieder anders. Dasselbe dann mit 35. Wir wissen schon heute, dass das am schnellsten wachsende Segment die Menschen über 60 sind. Ich könnte mir nie vorstellen, dass meine Oma einmal im Internet surft und genau weiß, was da los ist.

rap.de: Also sollte man in Zukunft doch eigentlich Media Colleges für über 60 Jährige anbieten?

René Schuster: Wer weiß.

rap.de: (lacht) Savas, dieses Projekt läuft ja jetzt schon dreieinhalb Monate, wie sind die Erfahrungen bis jetzt?

Kool Savas: Das sind ganz andere Erfahrungen als ich bisher gemacht habe. Bisher war es ja immer so, dass man alles selber gestemmt hat. Sogar wenn man mit einem großen Label zusammengearbeitet hat hat man viel alleine machen müssen und im Endeffekt hat man einfach geguckt, ey was ist mein nächstes Projekt?
Für mich war das einfach immer nur Hip Hop. Es war immer nur: "Wie kann ich mein nächstes Album so gut wie möglich machen? So günstig wie möglich produzieren, so interessant wie möglich an die Leute bringen?“ oder was auch immer. Das ist jetzt natürlich schon ganz anders.
Als ich dazugekommen bin, da dachte ich mir ganz ehrlich so: "Mal sehen was die mir anbieten, vielleicht soll ich ja da auftreten, ein O2 Cap tragen und dann gibt’s gut viel Geld“, weil man ja auch ein bestimmtes Bild von den Leuten hat. Aber dann habe ich Johanna …., die Verantwortliche getroffen und die war einfach sehr enthusiastisch bei der Sache. Ich hab einfach gemerkt, ihr liegt richtig viel am Herzen und für sie ist es einfach sauwichtig, dass so viele Jugendliche wie möglich dabei mitmachen. Es ist wichtig, dass wir in diesen Camps etwas hinkriegen. Dadurch ist bei mir persönlich die Idee dann auch gewachsen.
Dann hab ich ihr gesagt: "Wenn ich das mache, dann muss es so sein, dass ich da auch zu 100% hinter stehen kann und mir nicht peinlich ist, was ich da mache. Ich prostituier mich hier nicht, sondern möchte am Ende sagen können, dass es richtig positiv und interessant war, was wir da gemacht haben."
Heute haben wir ja die ganzen Einsendungen angesehen, ausdiskutiert und bewertet und ich denke, sobald die sehen, dass dieses Camp funktioniert und wir auch ein Video fertig gemacht haben, dann wird es anschließend noch einen Schub geben und die Leute werden es noch viel ernster nehmen.

Ich glaube das ist ein guter erster Schritt, aber man sieht ja auch: Die Resonanz hält sich trotzdem in Grenzen. Ich meine, wenn ich ein normales Video von mir uploade, dann hab ich da meine vier Millionen Views. Das ist jetzt nicht unbedingt der Fall. Aber die Leute werden hier ja auch mehr gefordert, die müssen ja irgendetwas machen.
Viele gehen da vielleicht auch wie an ein Gewinnspiel heran, bei dem sie ein T-Shirt oder so was gewinnen können.

rap.de: Warst du bei so einem Workshop schonmal dabei?

Kool Savas: Nee. Also das wär mir zu verrückt gewesen und teilweise ausgeartet, in so kleine Autogrammstunden mit Foto knipsen und das ist ja auch nicht Sinn der Sache. Aber auf das Camp freu ich mich auf jeden Fall, da zwei Wochen mit den Jugendlichen am Zeiger zu drehen…

René Schuster: Wenn ich vielleicht ein paar Zahlen sagen kann? Etwa 800 Jugendliche haben am Programm teilgenommen, davon 500 in ganz Deutschland am Media College on Tour und 300 im Internet. Insgesamt wurden 150 Videos eingereicht. Da das unser Pilot ist, haben wir einiges gelernt: Beispielsweise haben wir erwartet, dass nur eine einzelne Person jeweils einen Videoclip macht. Das haben wir aber falsch eingeschätzt. Wir hatten Teams von zwei, drei Leuten bis hin zu Teams von 14 bis 15 Leuten pro Video.
Wir waren dann aber von der Qualität überrascht. Heute haben wir die Top 80 ausgesucht und es war wirklich schwer!
Das waren total verschiedene Herangehensweisen! Einer hat zum Beispiel ein Storyboard gemacht, um eine richtige Geschichte zu erzählen. Darin beschreibt er dann genau, wie er es haben will, mit welchem Hintergrund, was für Lichtverhältnissen und so weiter. Andere Leute haben eine Szene gespielt, so wie "Romeo und Julia“. Bei einem Video waren nur Mädchen dabei. Das Video war fantastisch. Es war alles dabei. Man kann kaum glauben, dass es soviel kreative Leute im Land gibt.

rap.de: Wieviel Zeit nimmt dieses Projekt in Ihrem Tagesablauf in Anspruch?

René Schuster: Das kann man ja nicht so nebenbei machen, ich leite ja ein Riesengeschäft und trotzdem investiere ich insgesamt einen vollen Tag, alle zwei Wochen in der Hochphase des Projekts.

rap.de: … und wie wichtig ist Ihnen das persönlich?

René Schuster: Persönlich ist es mir sehr wichtig! Ich habe auch zwei kleine Kinder und bin selbst in einem Elternhaus aufgewachsen, in dem es nicht immer alles gab.
Meine Eltern sind nach dem Krieg aus Deutschland ausgewandert, die haben nichts gehabt. Dass ich hier heute sitze, ist darauf zurückzuführen, dass Menschen in Amerika und Deutschland mir gezeigt haben, wie man etwas aus seinem Leben machen kann.


rap.de: Savas, du hast mal in einem Werbeclip gesagt, dass du froh gewesen wärst, wenn es in Deiner Jugend so etwas gegeben hätte, wie dieses Mediacollege. Worin besteht denn der Unterschied zwischen dem Media College und sagen wir mal dem Hip Hop Haus in Steglitz?

Kool Savas: Ich denke, ein großer Unterschied ist diese Plattform, die durch das Geld geboten wird, das da ist. Die konnten wir damals keinem bieten.
Wir haben damals mit den nötigsten Mitteln versucht, etwas umzusetzen. Sprich: Für uns hat eine Vierspur, eine MPC und ein Mikrofon gereicht.
Bei mir ist es ja wirklich so, wenn die Naunynritze nicht gewesen wäre und ich keine Songs hätte aufnehmen können, dann wäre ich niemals auf die Idee gekommen, das auch professionell weiter zu machen!
Das ist das Ding, vielleicht muss man wirklich allen Kids Sprühdosen und Mics in die Hand drücken, ihnen Computer schenken, damit sie überhaupt erst anfangen, irgendetwas zu probieren und damit sie merken, dass man damit etwas erschaffen kann.

rap.de: Glauben Sie das auch, Herr Schuster?

René Schuster: Ja und das Projekt ist ja noch nicht abgeschlossen. O2 bleibt langfristig dabei, in einem Zeitraum von mindestens 3 bis 4 Jahren. Es geht allerdings nicht allein um die Finanzierung des Programms.
Wir wollen Talente fördern und Gelegenheiten finden, den Leuten Arbeit zu geben, bei der sie ihre Fähigkeiten entwickeln können und vielleicht einen anderen Blick auf die Welt bekommen.
Ich werde zum Beispiel zehn von diesen 80 Leuten für ein Jahr einen Job anbieten, damit sie das Fingerspitzengefühl erlernen, dass man braucht, um sein Talent zu vergrößern.

Persönlich denke ich, viele deutsche Firmen sollten mehr in diese Richtung machen und ich hoffe, dass nach der Pilotphase viele meiner CEO Kollegen in Deutschland, sich das abgucken und mitmachen.


rap.de: Jetzt unterstützen sie ja zusätzlich noch zehn Jugendhäuser. Für wie lange werden diese unterstützt?

`
René Schuster: Ebenfalls ein Jahr.

rap.de: Zur gleichen Zeit streicht die Politik an allen Ecken und Enden Budgets in Sachen Jugendarbeit, so dass ihre Aktion quasi nur ein Tropfen auf den heißen Stein ist. Können Sie sich vorstellen, sich auch politisch zu engagieren?

René Schuster: Ist eine gute Frage, ich glaube ja.  Allerdings sind wir nicht die einzigen, die soziale Programme in Deutschland machen. Da müssen auch die Politiker auswählen, was für sie am meisten Potenzial hat. Ich glaube aber wir werden erfolgreich sein.

rap.de: Savas, würdest du dich politisch engagieren, so wie Bushido. Der will ja bekanntlich Bürgermeister von Berlin werden.

Kool Savas: Also nicht in diesem Rahmen. Ich mein, man weiß ja, wie ich zu dem System stehe und so wie es aufgebaut ist, obwohl ich natürlich auch teilweise ein kleiner Kapitalist bin, aber… nee! Ich bin da zu pessimistisch und zu traurig über die Welt. Trotzdem will ich gute Dinge tun!

René Schuster: Wenn ich auf diese Frage nochmal zurück kommen darf: Ich glaube Firmen wie O2 MÜSSEN enger mit der Politik zusammenarbeiten. Etwas, was ich  bei anderen Ländern beobachte, ist, dass diese Form der Kooperation bei sozialen Projekten schon etwas weiter entwickelt ist als hier. Da ist es nicht unüblich, wenn Regierungen mit Firmen bei so einem Thema  zusammenarbeiten und auch dass wir CEOs von verschiedenen Unternehmen miteinander arbeiten.

rap.de: Stoßen Sie denn da auf Widerstand bei anderen Vorstandsvorsitzenden?

René Schuster: Ich bin mit einigen in Kontakt. Es besteht generell Interesse, wir wollen aber die Ergebnisse des Piloten abwarten. Ich bin der Meinung: "Taten sagen mehr als Worte“ und da muss ich auch meine Kollegen überzeugen.

rap.de: Jetzt soll sich dieses Programm ja an sozial benachteiligte Jugendliche wenden. Wie wählt man diese aus? Wie kommt man an die ran?

Kerstin Gulden: Das  lief über unser „Media College on Tour“. Das machte Station in verschiedenen Jugendzentren. Dort hat man die Jugendlichen direkt abgeholt und dann natürlich über Werbung. Wenn wir Banner geschaltet haben, haben wir bewusst Seiten ausgewählt, auf denen die anvisierte Zielgruppe sich aufhält. Es war einfach eine sehr spitze Ansprache der Zielgruppe, aber klar: Mitmachen durfte jeder.

rap.de: Hat man dann im Vorfeld eigentlich überprüft, ob der Background der Bewerber „zu gut“ ist?

Kerstin Gulden: Nein, da konnten alle mitmachen. Die Herbstcamps bieten wir aber nur Teilnehmern an, bei denen wir davon ausgehen, dass sie auf diese Ressourcen normalerweise keinen Zugriff hätten.
Es ist ja immer noch eine Social Action Initiative und nicht ein Jobprogramm, bei dem die Jugendlichen irgendwelche Techniken zur Videoproduktion erlernen. Die Absicht des Programmes ist ganz klar eine soziale und dem muss man natürlich auch Rechnung tragen.

rap.de: Es ist also quasi das gesellschaftliche Ausschlusskriterium mal umgedreht. Also die Leute, die sonst nicht mitmachen dürfen, die werden hier bevorzugt.

Kerstin Gulden: Diejenigen, die es schwerer haben, bekommen hier eine zusätzliche Chance.

rap.de: Herr Schuster, was erwarten sie eigentlich von diesen zehn Mitarbeitern, denen Sie die Chance auf einen Job geben?

René Schuster: Ich erwarte, dass sie etwas lernen, dass sie Fähigkeiten mitnehmen und wenn sich ihre Zukunftsperspektiven verbessert, dann habe ich mein Ziel erreicht.

rap.de: Savas, würdest Du solchen Leute auch eine Chance geben, mit dir zusammen zu arbeiten, als Praktikant zum Beispiel?

Kool Savas:  Ich glaube von den  Leuten, mit denen ich in meinem Leben zusammen gearbeitet habe, hatten die Wenigsten studiert oder Abitur. Ich komme ja selber aus diesem sozialen Umfeld. Ich sehe da wirklich dieses amerikanische und türkische Prinzip: Ich will sehen, dass Du Bock darauf hast und dass Du am Start bist. Dann nehme ich Dich auch.
So sollte es gehandhabt werden, dass es am Ende gar keine große Rolle spielt, was auf dem Papier steht. Wenn das, was Du machst gut ist, dann nehmen die Dich, auch wenn Du keine Referenzen hast. So würde ich das auch machen.

René Schuster: Sie erscheinen mir ein bisschen skeptisch?

rap.de: Ich bin deshalb skeptisch weil Jugendarbeit über eine lange Zeit laufen muss. Es ist natürlich gut, dass Sie sagen, dass Ihr Projekt längerfristig angelegt ist. Ich weiß aber, dass viele Jugendhäuser große Probleme damit haben langfristig und kontinuierlich Programme anzubieten, weil Gelder gestrichen wurden.
Das ist ein sehr großes Problem und von daher bin ich mir nicht sicher, ob punktuelle Aktionen tatsächlich sinnvoll sind. Ich denke, das System an sich steht grade etwas auf der Kippe. Wenn jetzt zum Beispiel die Naunyn Ritze, wo Savas angefangen hat zu rappen, kein Studio mehr hätte, wäre das ein großer Rückschlag für solch eine Einrichtung und außerdem halte ich es für gefährlich, in jedem den Traum zu wecken, er könne ein Rapstar werden.

René Schuster: Aber das wollen wir gar nicht machen. Wenn wir das schaffen, hätten wir nichts geschafft. Es ist ein Pilotprojekt und keiner weiß, wie es ausgeht. Keiner gibt dir eine Garantie. Man muss aber Mut haben und vor allem an seine Idee glauben. Die Skillsets die es in Savas‘ und in meinem Geschäft gibt, die kann jeder lernen.

rap.de: Was verstehen sie unter Skillset?

René Schuster: Im Fall von Think Big: Wie man eine Geschichte schreibt. Das kann auf dem Papier sein oder ein Storyboard mit Bildern oder ein fertiger Clip, der mit der Kamera gedreht wurde. 
Die Arbeit am Computer kann dir helfen Skillsets zu entwickeln, wie wir sie brauchen im 21. Jahrhundert. Wenn wir in dieser Hinsicht Impulse geben können, ist das nicht schlecht.
Es kommt natürlich immer von einem selbst, man muss auch Lust haben, etwas zu machen. Aber viele dieser Jugendlichen bekommen erst gar nicht die Möglichkeit, diese Motivation unter Beweis zu stellen.

rap.de: Ich glaube auch, dass sie normalerweise gar kein Feedback auf ihre Arbeit bekommen, was eigentlich wichtig wäre.

René Schuster: Das denke ich auch und wir müssen aufmerksam zuhören, denn vielleicht ist das Feedback der Jugendlichen wiederum nicht besonders positiv. Kritik ist immer wichtig, egal ob gut oder schlecht, das weiß unsere Mannschaft auch und wir werden damit arbeiten.

rap.de: Abschließende Frage. Warum haben sie ausgerechnet einen Rapper für dieses Projekt genommen?

René Schuster: Ich denke, Kool Savas ist ein toller Typ. Dass wir uns jetzt getroffen haben freut mich total, denn ich glaube im normalen Leben hätten wir uns vielleicht nicht getroffen.  Wir haben uns für Savas entschieden, weil er für viele Jugendlichen in dieser Hinsicht auch ein Vorbild ist. Er schlägt eine Brücke vom Unternehmen zu den Jugendlichen.
Jugendliche unserer Zielgruppe sind schwer zu erreichen und Savas ist der perfekte Partner, um unser Projekt umzusetzen. Die entstandene Atmosphäre, auch mit dem passenden Song hat uns in dieser Wahl bestätigt und ich denke, wir sind da auf dem richtigen Weg.