Jeder Interessierte zwischen 16 und 21 Jahren darf teilnehmen, zu dem Song ein Storyboard erstellen, völlig frei ganz ohne Vorgaben oder aber mit der dazugehörigen Software auf o2thinkbig.de. Die fertigen Beiträge werden dann genau dort, auf Youtube oder teilweise hier bei rap.de vorgestellt und eine Jury, der unter anderem Kool Savas selbst angehört, wählt dann die besten 80 Ideen aus. Deren Schöpfer werden dann wiederum Ende Oktober zu Workshops eingeladen, bei denen die Ideen dann professionell umgesetzt werden. Das allerbeste Video wird dann zum offiziellen Videoclip der Single ernannt und garantiert dem klugen Kopf dahinter wahrscheinlich unendlichen Fame.
Tina Uhlemann und Ralf Walter von der deutschen Kinder und Jugendstiftung begleiten die Aktionen des Mediacollege. Von ihnen erhielten wir noch ein paar wichtige Hintergrundinformationen zum Projekt.
rap.de: Wie seid ihr denn auf diese Einrichtung hier gekommen? Tina: Ich wohne selbst in Hellersdorf und war ganz oft auch im Eastend unterwegs und das ist halt ein toller Club, so wie es in Marzahn-Hellersdorf eigentlich kaum einen gibt. Mit der ganze Tontechnik, mit dem tollen Basketballplatz oben auf dem Deck und den ganzen Graffitis, das passt halt einfach total zum Thema Hip-Hop und deswegen haben wir uns für das Eastend entschieden.
rap.de: Seid ihr mit der Resonanz zufrieden? rap.de: Was ist denn das Ziel und die Hoffnung des ganzen Projektes. Worum geht es? Ralf Walter: Wir wollen mit der Tour, den Jugendlichen zeigen, dass sie etwas können und dass es wichtig ist, was sie können. Die meisten Jugendlichen wissen das ja gar nicht und in der Schule bekommen sie eigentlich nur gesagt, was sie NICHT können. Dem wollen wir etwas entgegen setzen und wir wollen ihenen zeigen, dass man auch mit wenig Mitteln etwas schaffen kann. |
Mehrmals wird der Song von Savas abgespielt und der Text analysiert. "Worum geht es hier?“, "Welche Stichwörter fallen euch ein?“, "Welche Bilder habt ihr im Kopf?“
rap.de: Was haltet ihr selber von dem Song?
Ralf Walter: Ich bin total begeistert von dem Song. Savas hat instinktiv und ohne, dass wir vorher groß mit ihm geredet haben, genau verstanden, worum es geht. Jugendliche zu motivieren selbst etwas zu tun, Ihr eigenes Leben selbst in die Hand zu nehmen. Wenn du an Dich selbst glaubst, dann kannst Du es auch schaffen. Das ist die Botschaft, denn Jugendliche wissen oft gar nicht, was sie alles können. Sie zeigen es zwar ihren eigenen Leuten, ihren Freunden, aber von anderen Gruppen bekommen sie halt oft gar kein Feedback.
rap.de: Sind denn noch mehr solche Projekte geplant oder war das eine einmalige Geschichte?
Ralf Walter: Also das Mediacollege on Tour läuft jetzt nur noch bis zum 18. Juli, aber man kann bis zum 1. August alles einreichen und hoch laden. Wir bleiben aber dran und das Ganze ist darauf ausgelegt, dass es eine mehrjährige Aktion werden wird. Das heißt im nächten Jahr auf jeden Fall wieder. rap.de: Wie waren die bisherigen Workshops. Ralf Walter: Also wir waren sehr begeistert von der Kreativität, die wir gesehen haben. Wir hatten Jugendliche, die meisten sind ja Hauptschüler, die total talentiert waren und unglaublich viel konnten. Die sind sehr kreativ, das war richtig super. rap.de: Ist es denn so, dass nach so einem Projekttag wirklich ein vorzeigbares Ergebnis entstanden ist oder nur Skizzen. Tina: Also es entstehen schon sehr gute Sachen. Außerdem ist ja auch die Idee, das hier die ersten Ideen für die Videos entwickelt werden und dann in den nächsten zwei Wochen umgesetzt und dann hochgeladen werden aufs Portal, damit sich das dann alle angucken können. rap.de: Vielen Dank für das Gespräch. |
Denn Hellersdorf gilt ja nicht unbedingt als Hochburg der deutschen Kreativlandschaft. Stattdessen ist das von den Medien vermittelte Bild des Viertels eher durch graue Plattenbautristesse, Perspektivlosigkeit und 17-Jährige Mütter mit Kinderwagen geprägt.
Entgegen dieser landläufigen Meinung, scheinen sich in Hellersdorf selbst zahlreiche Gegenstimmen zu formieren. So berichtet Sozialarbeiter Plönzke davon, dass es zwar massig Hartz 4-Empfänger, zerbrochene Familien und andere Probleme im Bezirk gibt, dass dies aber wahrscheinlich auf alle großstädtischen Randgebiete zutrifft. Auch betont er, dass es immer mehr Einwohner gibt, die sich zu Hellersdorf bekennen und das Negativimage abstreifen wollen: "Was mir gefiel, dass jetzt viele Einwohner mittlerweile mit Contra-Stimmen kamen und sagten, sie seien stolz auf Hellersdorf. Das ist kein Witz! Das ist total schön und das macht mich fröhlich, weil ich da sehe, da können wir eingreifen, da können wir sagen, dass wir die Leute unterstützen können.“
Dass die Künstler des Hauses diese selbstgewählte Aufgabe sehr ernst nehmen, erkennt man auch daran, dass sie eine Teilnahme an dem Sampler Deutschlands Vergessene Kinder der Berliner Arche Stiftung ablehnten. Laut Plönzke wollten sie nicht das dort verbreitete Negativbild weiter unterstützen.
Wenn es um Rap geht, ist ja oft auch die Zensur ein großes Thema. So musste der Sozialarbeiter desöfteren mit den Akteuren über ihre Texte reden, um allzu krasse Sprachbilder zu entschärfen: "Guckt einfach, dass ihr vielleicht auch einige Sachen nicht so aussprecht, dass alle Leute von vornherein gleich wieder auf die Barrikaden gehen und ihr auf dem Index landet“, lautete dann der salomonische Vorschlag.
Eine richtige Zensur würde aber nicht stattfinden, denn dann müsste man ja fast alles verbieten. Mittlerweile habe er auch begriffen, dass viele Wortschöpfungen der Jugendkultur gar nicht so negativ gemeint seien, wie sie von Außenstehenden vielleicht aufgenommen werden.
Nach wie vor aber scheint Hip-Hop das Medium zu sein, mit dem sich die meisten jungen Menschen heutzutage identifizieren könnten. Auch wenn Plönzke Rap mittlerweile für absoluten Mainstream hält, so kann er in den Untergrundacts, die er betreut, doch noch eine ursprüngliche und revolutionäre Kraft erkennen und schließlich seien auch schon andere Musikrichtungen den Weg der Kommerzialisierung gegangen: "Punks, Ois und andere, irgendwann haben sie mitgekriegt, dass sich damit Geld verdienen lässt.“
Um Geld geht es beim Mediacollege wie gesagt erst einmal nicht. Wer aber Lust hat, sich selbst auszuprobieren und unter fachkundiger Anleitung seine ersten Schritte in die Welt der Videoproduktion zu unternehmen, der kann dies noch bis 17. Juli in der Stadt seines Vertrauens tun. Alle Termine findet ihr auf der Seite o2thinkbig.de und natürlich könnt Ihr auch dort, auf eigene Faust ein Storyboard erstellen. Sieht auf jeden Fall ganz einfach aus.