Peanut Butter Wolf

Viel Zeit war nicht und der Berliner Club Bohannon so überfüllt wir immer. In letzter Zeit etabliert sich der kleine aber feine Club in der Berliner Diercksenstraße zu einem Mekka für True School Enthusiasten, warten die Betreiber doch Woche für Woche mit hochkarätigen Acts auf.
So war denn auch Stones Throw’s finest Peanut Butter Wolf in der Stadt und wir konnten ihn zu einem Minimalsmalltalk zwischen Tür und Angel überreden. Was bedeutet Realness im Jahr 2010, was entscheidet über "to sign, or not to sign“ und welche Einflüsse hat die Weltwirtschaftskrise auf die Musikindustrie. Wow. Für 15 Minuten ganz schön viel.  

rap.de: Kannst du mir die Geschichte zu deinem Namen erzählen? Wo kommt der her?

PBW: Oh man, ich hab diese Frage schon so oft beantwortet.

rap.de: Ja, kann ich mir vorstellen. Mir reicht auch eine kurze Version.

PBW: Oooh man. Die kürzeste Version wäre, wenn du bei google.com nachliest. (lacht) Es war so: Der Bruder meiner Exfreundin redete andauernd vom Peanut Butter Wolf. Also es bedeutet im Grunde gar nichts. Ich meine es hörte sich komisch an. Es hörte sich anders an. Zu dieser Zeit, also in den frühen 90ern, hatten alle irgendwie ähnliche Namen und Peanut Butter Wolf war einfach anders.

rap.de: Gehst Du überhaupt noch in Clubs, wenn Du nicht selbst auflegst?

PBW: Nicht so oft, weil ich ja selbst genug auflege. Also wenn ich eine bestimmte Musikrichtung hören will, klar dann gehe ich in einen Club. Meistens ist das dann in L.A.
Wenn ich reise, lege ich ja immer selbst auf.

rap.de: Kannst du irgendwelche Clubs empfehlen in L.A.?

PBW: Also ich mag den Abend von Dâm Funk im Funkmosphere. Das ist jeden Montag. Er spielt eine Menge Zeug aus den frühen 80ern und so. Sachen, die ich nicht so oft auflege.
Wenn ich in einem Club spiele, dann erwarten die Leute immer 90er HipHop von mir. Das ist cool, weil ich es gern habe, wenn die Leute lächeln zu der Musik, die ich da spiele, aber ich würde auch gerne anderes Zeug auflegen.

rap.de: Vor wie vielen Leuten spielst du in der Regel, wenn Du ein Set hast?

PBW: Ich spiele in allen Größenordnungen vom kleinen Club bis zum Festival. Also auf Festivals sind es zwischen 3.000 und 5.000 Leute und in Clubs zwischen 200 und 500.


rap.de:
Legst du Digital oder Vinyl auf?

PBW: Wenn ich noch Videos dazu spiele, dann mache ich alles mit dem PC. Ansonsten mal so, mal so. Aber eigentlich schon mehr mit dem PC.

rap.de: Denkst Du, dass es "real“ ist, mit Serato aufzulegen?

PBW: Mmmh, ich meine was ist "real“? Ja also ich denke schon, dass es „real“ ist. Wenn du vor Ort bist, live als Person, dann ist es "real“. Ich meine ich hatte lange Zeit diese "keep it real“ – Mentalität und dann sah ich die ganzen DJ´s krasse Sachen machen mit den ganzen neuen Technologien. Wenn du diese Technologien nicht nutzt, dann wird es auch keinen Fortschritt geben und irgendwann wird es langweilig.

rap.de: Magst du technischen Fortschritt im Allgemeinen? Ich meine, dass jeder mit einem iPod rumrennt und so?

PBW: Ja klar. Hier ich habe auch ein iPhone und so.

rap.de: Wo nimmst Du Deine Inspiration her zum producen oder auflegen? Also diggst du viel oder gibt’s da noch mehr?

PBW: Also im Grunde hat Madlib mich so krass inspiriert, dass ich selbst angefangen habe zu producen. Heute bin ich von vielen Leuten beeinflusst. Dâm Funk zum Beispiel, der ja auch auf unserem Label ist oder M.E.D. Mehr so Leute aus unserem eigenen Hause.

rap.de: Du hast ja 1996 Stones Throw gegründet. Was war oder ist ein Kriterium für Dich einen neuen Artist zu signen?  

PBW: Dass ich die Musik mag.

rap.de: Würdest Du sagen, dass die Kriterien sich über die Jahre verändert haben?

PBW: Naja, mein Geschmack hat sich über die Jahre verändert. Früher war es Hip Hop und jetzt ist es vielleicht mehr 60er Mirage, Rock Musik oder auch was ganz anderes.
Ich meine, 1996 war es die Mission von Stones Throw, HipHop zu pushen. Ich habe andere Musik genauso gemocht, ich wusste zu diesem Zeitpunkt nur noch nicht, wie man sie verkauft. Gewöhnlich interessiert mich das alles nicht. Ich haue raus, was ich raushauen will.

rap.de: Du hast ein par Künstler, z.B. Dâm Funk oder Mayer Hawthorn unter Vertrag, die keinen HipHop machen. Verkaufen die genauso gut wie HipHop Künstler?

PBW: Ja, manche verkaufen sogar mehr. Wir haben Strong Arm Steady rausgebracht. Ich mag das sehr. Ich mag Guilty Simpson.

rap.de: Denkst Du, dass die Finanzkrise das Musik Business betrifft oder betreffen wird?

PBW: Nein, ich denke sogar, dass es uns in der Musikbranche helfen wird. Wenn die Menschen depressiv werden, dann geben sie mehr Geld für Kultur, also auch für Musik aus.
Das Gute an der Musikindustrie ist, dass es heute so einfach geworden ist, an Musik zu kommen. Weißt du, als ich ein Kind war musste ich ein paar Meilen laufen, um Platten zu kaufen. Heute gibt’s Computer, Internet und das ganze Zeug.

rap.de: Denkst Du, dass dadurch der Musikgeschmack besser wird, wenn jeder genau das finden kann, wonach er sucht?

PBW: Mmmh ja das könnte sein. Ich meine, ich zum Beispiel finde auch mehr Zeug, das ich mag. Auch Künstler, die man eventuell signen könnte.

rap.de: Gibt’s da schon konkrete Planungen für Signings?

PBW: Naja, Dâm Funk ist ja sehr neu, aber es gibt immer "new kids on the block“, weißt du was ich meine?

rap.de: Welcher ist der erfolgreichste Künstler auf Stones Throw?

PBW: Ich (lacht). Was ist schon Erfolg?

rap.de: Anders gefragt: Wer verkauft am meisten?

PBW: Madvillain hat sich bisher am meisten verkauft.

rap.de: Kennst du irgendwelche Europäer, die du feierst?

PBW: Ich kaufe ziemlich viele House Platten, wenn ich hier bin aber ich weiß meist nicht aus welchem Land oder welcher Stadt die Artists kommen. Also ich kenne jetzt wenig anderssprachigen Hip Hop. Vielleicht kannst du mir sagen was ich hören soll (lacht).

rap.de: Ja, später vielleicht (lacht). Wird demnächst was neues von dir kommen?  

PBW: Bisher noch nicht. Ich meine, ich hatte schon mal etwas angekündigt, aber das ändert sich immer. Also erstmal nicht. (lacht)

rap.de: Hast du Familie?

PBW: Ich habe eine Ehefrau aber wir haben noch keine Kinder. Mein Bruder hat zwei Kinder also habe ich oft welche um mich rum, aber eben nicht meine eigenen. Ich bin ja auch viel unterwegs, wenn ich auf Tour gehe.

rap.de: Beschreibe Stones Throw in drei Adjektiven.

PBW: Greatest all time.

rap.de: Drei Adjektive.

PBW: (lacht) Ich weiß nicht was Adjektive sind, ich bin seit 30 Jahren nicht mehr in der Schule gewesen. Also für meinen persönlichen Geschmack denke ich, dass Stones Throw einfach das großartigste Label ist und dass jedes Recordlabel sich so intensiv mit seiner Musik auseinandersetzen sollte, wie wir. Jedes Label sollte so hart wie möglich an sich arbeiten.


rap.de:
Hast Du die Gerüchte um Guru und Solar verfolgt?

PBW: Ja, ich meine, man kann nicht wissen, was da passiert ist. Also es ist vielleicht toll da irgendwelche Interviews zu lesen und so, aber man kann einfach nicht genau wissen, was passiert ist.
Ich bin sicher, wenn Guru Krebs in diesem Stadium hatte… also ich meine, wenn du eine so ernsthafte Krankheit hast, dann bist du wütend auf die ganze Welt und gibst mit Sicherheit auch nicht die besten Interviews. Also ist es einfach mal schwierig, das zu bewerten, was Guru da in Interviews gesagt haben soll.
Bezüglich der Musik habe ich immer das Gangstarr Zeug mehr gemocht, als alles was Guru und Solar zusammen gemacht haben, aber das ist mein persönlicher Geschmack.

rap.de: Vielen Dank für das Interview.