Trailerpark

Es gibt Interviews, die sehr stringent verlaufen. Der Redakteur stellt Fragen, der oder die Künstler antworten. Vielleicht sitzt auch noch ein Labelmitarbeiter daneben, der alle 30 Sekunden enervierend seufzt, um einen daran zu erinnern, dass man aber wirklich nur noch Zeit für ein bis zwei Fragen hat. Wenn man sich jedoch mit den Jungs von Trailerpark abends in einer Spandauer Kneipe trifft und die Rapper zum Teil erklärte Nicht-Nur-Alkohol-Konsumierer sind, wird natürlich alles ganz anders. Dass das Pimpulsiv Album "Hepatitis P" am 28. Mai erscheint und man sich eigentlich wegen eines Videodrehs in geschlossener Formation in Berlin befindet, wird da zur Nebensache. Viel lieber widmeten sich Basti und Beatmasta von DNP, Sudden und die Pimpulsiv-Jungs Skinny Shef und Timi Hendrix der Ausschmückung von Drogenexzessen, Berlins Einfluss auf Rapdeutschland, der schlechten Ausschilderung von Bielefeld und den beiden erklärten Lieblingsfeinden F.R. und Laas Unltd. Die Fotos wiederum stammen vom "Wohnwagensiedlung"-Dreh, der am darauffolgenden Tag stattfand. Das dazugehörige Video feiert übrigens bei uns Premiere und zwar an diesem Freitag, dem 21. Mai. Auch wenn Basti Euch ausrichten lässt, dass das Video nicht feiert, sondern dann einfach da ist: Wir wünschen viel Spaß.

rap.de: Habt ihr eigentlich Angst, wenn ihr durch die dunklen Straßen von Spandau geht?

Beatmasta: Nein, aber es gab mal so ein Interview von Oli P. mit der Bunten… Das ist jetzt kein Spaß! Da hat der gesagt, dass er in Spandau aufgewachsen ist und man Angst haben muss, wenn man da durch dunkle Gassen geht. Er hat getan, als würde er aus dem Ghetto kommen.

rap.de: Aber er war einer der ersten, der kommerziell erfolgreichen Deutschrap gemacht hat.

Beatmasta: Mein Bruder kannte Leute, die mit ihm in der Tanzschule waren und die haben ihn immer in den Schrank gesperrt.

Basti: Was unbedingt rein muss: “Direkt vor dem Interview wurden sich erst mal Getränke und Koks bestellt."

Skinny Shef: Timi, ich finde es super, wie du hier mit Schal gegen die Viren sitzt und trotzdem erst mal Drogen haben willst.
 
rap.de: Ihr feiert euch schon so ein bisschen auf euren exzessiven Lifestyle, oder?

Basti: Irgendjemand muss es ja feiern! (hysterisches Gelächter) Das Kind ist in den Brunnen gefallen, da kann man jetzt nichts mehr dran ändern.

rap.de: Was unsere Leser natürlich immer wahnsinnig interessiert, sind Drogenexzesse Vielleicht möchtet Ihr ja da ein bisschen aus dem Nähkästchen plaudern?
 
Timi Hendrix: Also mein schlimmster Drogenexzess war, als ich den ganzen Tag nichts gegessen hatte, abends sehr viel gesoffen habe und zwei Pillen Morphin zu mir nahm und dann noch ein wenig gekifft hatte, und ich merkte irgendwann, so nach einer Stunde, dass es gar nicht mehr klar geht, und das so ein Schub auf mich zu kommt und ich davor nicht weglaufen kann. Dass ich in einer Stunde auf dem Boden liege und abkacke. Dann bin ich irgendwie mit einem Bekannten nach Hause gekommen, der hat mich dann in ein Taxi gesetzt und dann lag ich in meinem Badezimmer, habe meine ganze Wäsche genommen und die mir über den Kopf gelegt. Ich habe alles nur noch ganz bunt in Türkis und Pink gesehen und habe echt gedacht, ich bleib hängen. Mein Kollege hat mir dann die ganze Zeit erzählt, dass ich nicht hängen bleibe, und das am nächsten Tag alles wieder gut ist. Und so war es dann auch, glücklicherweise.

 

Basti: Das Beste war bei mir jetzt mein Geburtstag, war das härteste. Da hatte ich meinen zweiundzwanzigsten Geburtstag gefeiert, von Donnerstag bis Sonntag, durchgehend. Hatte mich kurzzeitig von meiner damaligen Freundin getrennt, also alles an dem Wochenende. Habe durchgefeiert, sehr viel Speed konsumiert, sehr viel Alk, 400 Euro habe ich an dem Wochenende ausgegeben. Da hatte ich dann noch  MDMA gezogen, geballert und wo ich dann runter kam Samstag Nacht gings mir voll beschissen.
Ich war im Tresor, habe mit einem Kumpel chrystalines MDMA gelegt und ziemlich viel davon gezogen. Habe danach erst mal vier Stunden wie so ein schwuler Raver auf der Box getanzt, weil ich mich einfach nur bewegen musste, war total drauf und hatte das ganze Wochenende über ich weiß nicht wie viele Gramm Speed und so konsumiert. Und jedenfalls kam ich dann Sonntagabend nach Hause, bin eingeschlafen und am Montag wieder aufgestanden und habe Blut gepisst.

Bin danach zum Krankenhaus gefahren, und hatte dann irgendwie Nierensteine. Ich hatte das ganze Wochenende nicht gegessen, nichts, null, und nichts unalkoholisches getrunken. Dann war meine Stimme komplett zerfickt und ich konnte zwei Wochen nicht aufnehmen. Wenn nämlich das Speed komplett den Hals runterläuft, ist die Stimme angefressen und ich hab mich angehört wie weiß ich nicht. Ich hatte Wortfindungsschwierigkeiten und konnte drei bis vier Tage lang nicht richtig reden. Im Krankenbericht stand das mit den Nieren und dann "massiver Alkohol- und Amphetamin-Abusus. Patient hat Wortfindungsschwierigkeiten, obwohl er sehr klar wirkt.
Ich wollte immer was sagen und konnte nicht. Ich dachte wirklich, ich bleib da jetzt drauf hängen und irgendwas ist kaputt gegangen. Ich konnte nicht mehr reden, hatte Kopfschmerzen und habe Blut gepisst. Das war auf jeden Fall das Krasseste. Danach habe ich mir geschworen aufzuhören und drei Wochen später…

Skinny Shef: Ich trinke nur Alkohol und rauch Weed. Da gibt es jetzt keine großen Exzesse, außer dass man sich nach starkem Alkoholkonsum völlig zukotzt und am nächsten Morgen in seiner eigenen Kotze aufwacht. Ich will da auch gar nicht mithalten. Ich habe nicht so einen starken Selbstzerstörungstrieb. Ich kenne da auch meine Grenzen und das Gefühl, dass ich hängen bleibe, hatte ich bisher noch nicht.

Beatmasta: Wir wollen auch über 50 werden, nicht so wie die beiden.

rap.de: Hattet ihr schon so richtige Bewusstseins erweiternde Erfahrungen?

Timi Hendrix: Das was ich eben erzählt hab, wo ich alles so bunt gesehen habe. Wenn ich die Augen geschlossen hatte, sah ich einen riesigen Förderturm. Da war mein Hirn eingeklemmt, das neongrün geleuchtet und sich immer so gedreht hat. Das war das einzige Bewusstseins Erweiternde, was ich bisher so hatte. Als ich mal Pilze genommen habe, hatte ich vorher auch schon andere Drogen genommen. Ich habe von den Pilzen also gar nichts gemerkt, weil ich gleichzeitig Ecstasy, Morphin, Speed, Koks und Weed genommen habe.

Basti: Ich habe mal auf Pilzen auf dem Fensterbrett von einem Kumpel gesessen, aus dem dritten Stock raus geguckt und die Autos, die lang kamen, sahen für mich alle aus wie Monstertrucks. Ich habe da voll die Filme geschoben, noch mehr Pilze gefressen und mir dann eingebildet, mich mit Alf zu unterhalten. Ich hatte nämlich früher so ein Kuscheltier auf meiner Wohnzimmercouch, was mir meine Mutter mal geschenkt hat oder so, aber in meinem Kopf saß der in dem Moment neben mir.

rap.de: Was mir aufgefallen ist: Man hört insbesondere bei den DNP-Sachen immer so einen gewissen Hip Hop-Hass raus, trotzdem seid ihr ja auch ein Teil dieser Szene.

Basti: Klar, das lässt sich ja nicht vermeiden. Es gibt die gute und die schlechte Seite. Natürlich sind wir Teil der Hip Hop Szene, weil wir Rapmusik machen, aber ich finde dieses ganze Kulturgequatsche beschissen. Ich mache Musik und brauche da keine Kultur. Wenn ich Electro mache, gibt es dazu auch keine Kultur und das ist einfach nur Musik. Ich muss nicht sprühen, breaken, cyphern und "Yoyo!“ sagen, um Rapmusik machen zu können.

Beatmasta: Die wollten vielleicht mal individuell sein, aber irgendwann sind halt alle mit diesen schiefen Mützen rum gelaufen. Das ist wie bei den Blue Jeans. Die trägt man zwar jetzt auch noch, aber es fühlt sich halt keiner mehr individuell damit. 

rap.de: Beatmasta, du warst damals ja auch schon im Royalbunker-Umfeld unterwegs. Inwiefern unterscheidet sich denn der Berliner Rap, der damals erst so im Entstehen war, vom heutigen?

Beatmasta: Am Anfang war es in Berlin glaube ich so, dass viel Wert darauf gelegt wurde, zu provozieren. Da ging es nicht um Raptechnik, sondern mehr um in die Fresse und alle anderen scheiße finden. Es war ja auch so, die waren alle scheiße. Hamburg war scheiße, Stuttgart IST scheiße… Die Einzigen, die so ein bisschen cool waren, waren die Frankfurter mit Tone und Azad und mit denen wurden auch Features gemacht. Aber ansonsten war Berlin so ein Gegengewicht zu den ganzen Spaßrappern und da wurde halt nicht viel Wert gelegt auf Technik.
Das war einfach nur ein asozialer Style und der wurde sehr gefeiert von allen – ich denke mal auch von allen hier am Tisch. Bei Royalbunker war es dann so, dass die Entwicklung, die Deutschrap gemacht hat, nicht so ganz mitbekommen wurde. Außer von K.I.Z., das waren auf jeden Fall die, die den Royalbunker so ein bisschen saniert haben. Der Rest ist ein bisschen zu sehr auf "Ich muss jetzt irgendwelche Ausdrücke sagen und scheiß auf die Raptechnik“ hängengeblieben.

Basti: Die Berliner haben Rap deutlich unschwuler gemacht und es war wichtig, dass da einfach mal so Leute kamen. Die Amis haben das mit N.W.A. ja auch gemacht, wobei das ja wirklich schon uralt ist. In Deutschland gab es nur Schwuchtelscheiße, wobei ich Samy immer gut fand. Aber sonst gab es nur Freundeskreis und so eine Scheiße.

Timi Hendrix: Bei den Berlinern war das alles einfach ein bisschen expliziter und die haben Deutschlandweit auch viel für Battlerap getan. In anderen Städten gab es das nicht so gut und explizit wie in Berlin. Savas hat das natürlich total voran getrieben, aber dann gab es auch viele andere Leute wie Taktloss oder Bassboxxx. Technisch war das vielleicht nicht immer wahnsinnig gut, aber die haben viel für die deutsche Rapszene getan. 

rap.de: Gibt es in Bielefeld eigentlich eine richtige Hip-Hop Szene?

Timi Hendrix: Ja. Also in Bielefeld gibt es halt eine sehr ausgeprägte Graffiti-Szene, oder gab es auf jeden Fall früher.

Skinny Shef: Das ist nicht mehr so wie früher eigentlich. Also Jams finden jetzt nicht mehr  großartig statt. Es gibt zwar vereinzelte Rapper, aber Leute, die jetzt überregional irgendwas starten, außer Rasputin vielleicht und ja, Casper gibt es sonst eigentlich nicht. Nicht mehr in Bielefeld.

rap.de: Was ja auch auf eurem Album habt ist "Die Stadt Die Nicht Existiert". Es gibt ja diese Bielefeld-Verschwörung. Was genau ist das, ich habe das nicht richtig verstanden.

Basti: Ich kann es erklären. Wenn man mal ohne Navi nach Bielefeld fährt: Es ist nicht ausgeschildert. Es steht einfach Dortmund dran. Es stehen alle kleinen Miststädte dran, Herford steht dran, alle kleinen Miststädte. Bielefeld steht nirgendwo. (Gelächter) Oh ja, jetzt kommen die Gangster aus Herford. Bitte Gangster aus Herford kommt und verprügelt mich! Ja, ist doch voll die Kackstadt. Aber in Herford gibt es eine Tupac Statue, was die Stadt noch viel beschissener macht auf jeden Fall. Es gibt da wirklich eine Tupac Statue. Ein italienischer Künstler hat einer deutschen Stadt eine Statue eines amerikanischen Rappers mit afrikanischem Hintergrund gewidmet. Das ist so absurd.
Ja, jedenfalls: Bielefeld ist einfach nicht ausgeschildert, deswegen gibt es Bielefeld nicht. Man fährt da und es steht Herford dran, es steht Dortmund dran und es kommt einfach nicht. Du findest es  nicht. Wenn du nicht wüsstest, dass hinter Herford Bielefeld kommt, würdest du denken es gibt Bielefeld nicht.

 

rap.de: Viele der Künstler, die jetzt relativ groß sind, sind durch das Internet bekannt geworden. Wie war das bei euch?

Timi Hendrix: Ich glaube wir sind teilweise auch durchs Internet bekannt geworden, aber der Bekanntheitsgrad von uns hat sich gesteigert nachdem wir bei Feuer Über Deutschland 1 waren. Auf dieser DVD von Kool Savas und so, die sich glaube ich auch viele reingezogen haben und wir haben halt dann direkt unsere erste Download EP gemacht. Die kam dann irgendwie einen Monat nachdem die DVD raus kam und dadurch hat sich das halt irgendwie ein bisschen verbreitet. Außerdem haben wir was mit Casper gemacht, der auch schon einen größeren Bekanntheitsgrad hatte als wir und auch noch hat. Der hat uns halt immer viel unterstützt und uns mitgenommen, wir sind überall mit ihm aufgetreten und dadurch kam das dann, das sich unser Bekanntheisgrad glaub ich ein bisschen gesteigert hat. Aber wir sind beide auch nicht so die Internet Nerd Typen wie Basti jetzt, die…

Basti: Was!? (lacht)

Timi Hendrix:
… aufstehen und dann so tippen "Geh jetzt auf Toilette blablabla" und eine halbe Stunde später "Koche jetzt Kaffee" oder so. Das ist nicht unser Ding, obwohl wir das eigentlich mehr machen müssten.

Basti: Ich bin doch kein Nerd!?

Timi Hendrix: Nein. Bist du nicht.

Beatmasta: Du bist ein Internetgangster.

Basti: Bei uns ging es ausschließlich durchs Internet los. Im Aggroboard haben das ein paar Leute gefeiert und haben das krass unterstützt und gepusht. Dann ging das MTV Voting los und da haben alle gevotet. Auf einmal lief’s dann irgendwie ein bisschen mehr an. Dann kam irgendwie Manny Marc und hat uns gefeiert über einen Kumpel und so und dann ging das irgendwie los und man auch andere Leute kennen gelernt. Aber das Internet war auf jeden Fall der ausschlaggebende Grund und ist immer noch das Hauptding.

Sudden: Bei mir war es tatsächlich so, dass ich eigentlich erst durch die RBA so ein bisschen Fame bekommen habe. Das wissen nicht viele und ich sag mal nicht, wie ich hieß, sonst gucken die noch, was ich da gerappt habe. War ziemlich scheiße. Da war ich 15. Ich hatte gar keine Ahnung vom Battlen. Ich wusste nur: Da tritt ein Rapper gegen einen anderen an, damals. Hatte gar keine Ahnung groß von Rap. Hab das gemacht und dann haben alle gesagt: "Ja, du flowst voll cool. Cooler Style und so. Dafür das du erst ein Monat rappst voll cool. Blablabla". Aber die meinten auch "Ey, wo sind denn deine Punchlines?" und wirklich so wie Jimi Blue heutzutage. Ich wusste nicht, was denn eigentlich Punchlines sind.
Wenn ich sage "Du siehst aus wie eine Eule." –  ist das jetzt eine Punchline oder ist das scheiße? Ich habe da wirklich viel über die RBA gelernt. Eigentlich fame geworden, also mir irgendwie was aufgebaut, habe ich erst stadtintern. Ich wohne in Salzgitter, das ist nicht so eine große Stadt, kennen nicht so viele. Wir haben aber einen hohen Ausländeranteil und mittlerweile rappt auch jeder Zweite. Das ist quasi Kleinberlin.

Beatmasta: Du bist ja beides sozusagen. Halber Ausländer und Rapper, aber du bist nicht arbeitslos.

Skinny Shef: Der einzige ausländische Rapper aus Salzgitter, der nicht arbeitslos ist. Verdammt!

Sudden: Auf jeden Fall war es so, dass ich einen Stadtteil bei uns gedisst habe und das hat voll die Wellen geschlagen irgendwie. Habe dann halt voll viel Feedback von anderen Städten bekommen und hab das dann so ein bisschen rum geschickt. Und dann kam ich zu MOK.

rap.de: Was hast du da gemacht? Du warst gesignt bei ihm glaube ich, oder?

Sudden: Ja, er hat dann gemeint: "Voll geil Mann, ich will sofort, dass du nach Berlin kommst!“ Dann bin ich hingegangen. War eigentlich alles cool so, er hat halt viel versprochen, was er nicht einhalten konnte. Wenn du sagst "Ey, ich bin bei MOK." war das schon krass so, weil den alle von sido kannten und ich dachte halt, das wird krass gepusht, der wird schon ein bisschen den Background haben. Aber ich habe jetzt nicht erwartet, dass ich jetzt bei sido bin oder bei Aggro Berlin. Im Endeffekt ist nicht viel bei rum gekommen, aber ich hab viele Leute kennen gelernt. Greckoe, sido, mit denen hab ich gechillt und im Endeffekt bin ich auch so auf DNP gekommen. Ich war halt bei MOK, ich war öfter in Berlin, wir haben aufgenommen damals  für mein Mixtape "Hate It Or Love It", was ich später kostenlos, für lau raus gehauen hab, weil er einfach nicht das Ding raus gebracht hat. Zwei Jahre lang lag das rum. Dann haben wir halt spekuliert, ob das über Trailerpark raus kommt, aber da haben die gesagt ,das ist noch zu street, zu rough.

Timi Hendrix: Wir waren uns nicht sicher, ob das so in diese Trailerpark Schiene reinpasst.

Sudden: Aber jetzt seid ihr euch sicher, ich pass rein, oder?

Basti: Nee, wir schmeißen dich gleich wieder raus.

Sudden: In einer Woche steht dann fett: "Sudden raus. Sudden wieder bei MOK" oder so. Die verarschen mich wahrscheinlich, das ist so ein Deal mit MOK. Ihr verarscht mich voll. Morgen im Video tretet ihr mich zusammen.

Basti: Dein Videopart wird auch gecancelt und da rappt dafür F.R. drauf.

Sudden: Ist doch cool. Dann habt ihr einen echten Hip Hopper mit dabei.

Basti: Nee, du fliegst raus, weil du mit dem Backup von F.R. befreundet bist, weil das geht nämlich gar nicht.

Timi Hendrix: F.R. ist ein sehr guter Rapper.

Basti: F.R. ist musikalisch schon sehr gut, aber ich habe jetzt sein neues Video gesehen und da rappt er darüber, dass er Rapper verprügelt und Groupies entjungfert und der ist, der die Schwestern verführt. Der verführt höchstens seine eigene Schwester würde ich sagen.

Timi Hendrix: Er ist ja auch ein Pfarrerssohn.

Basti: Da macht man es dann auch mit der eigenen Schwester! (lacht) Das Ding ist halt, man nimmt es ihm überhaupt nicht ab, was er jetzt gerade macht und das alte hat mich thematisch überhaupt nicht interessiert. Musikalisch ist es sehr gut, aber ich kann’s mir nicht anhören, weil ich den Typen halt einfach nicht sehen kann. Er sieht einfach aus, als hätte er AIDS. Das ist es einfach. Punkt. Wie Laas Unltd.
Arne, der Beatmasta, hat mal spaßeshalber gesagt, dass Laas Unltd. und F.R. halt beide so aussehen, als hätten sie AIDS, weil sie beide total abgemagert und blass sind und hässlich und dann noch verfallen aussehen. Und die könnten das Titeltheme vom A-Team nehmen und sich das AIDS Team nennen. Deshalb heißen die beiden bei uns nur noch das AIDS Team, wenn man die irgendwo sieht.

rap.de: Was war denn los mit Laas Unltd.?

Basti: Ach, der Laas. Ich hatte mich bei Twitter ein bisschen mit dem gestichelt. Er hat einen neuen Track hoch geladen und da habe ich geschrieben: "Das kann ja nur wieder ganz miserable Scheiße werden, Süßer“. Er ist auch voll darauf eingestiegen und da haben wir dann ein paar Mal hin und her getwittert und uns geschrieben, dass wir uns gegenseitig nicht mögen. Ich finde seine Musik halt vollkommen beschissen und finde, dass er einer der schlechtesten, inhaltlich schlechtesten Rapper der ganzen weiten Welt ist. Seine Punchlines sind einfach keine Punchlines und seine Vergleiche machen einfach gar keinen Sinn. Zum Beispiel: "Du bist weich wie Spongebob der Schwamm“. Was soll das?

Timi Hendrix: In Zeiten von Kollegah kann man so einen Battlerap gar nicht mehr machen. Das ist einfach unter Niveau. 

Basti: Das geht überhaupt gar nicht. Und dann war da noch so eine Geschichte. Ich war auf einem Konzert von Frauenarzt und Manny Marc, habe da ein bisschen gefeiert, bin dann da mit zu zwei jungen Damen nach Hause gegangen und hab halt mit beiden mal rumgemacht. Einmal mit der einen an dem einen Wochenende, einmal mit der andern an einem anderen Wochenende, eine Woche oder zwei Wochen später. Die beiden bumsen sich anscheinend durch die ganze deutsche Rapszene und waren dann bei Laas Unltd. auf dem Konzert. Wir hatten die aber bei uns im Video eingeplant, dass die da so ein bisschen versauten Scheiß machen, weil die meinten, sie sind für alles zu haben.
Dann war ich erneut auf einem Frauenarzt und Manny Marc Konzert, eins von diesen Weibern ruft mich an und dann ist aber Laas dran und meint so: "Yo, hier is Laas.“ – "Wat, wer?“ –  "Hey, ich wollte dir sagen…“ und ich meinte dann: "Moment, ich hab eigentlich gar kein Bock mit dir zu reden.“ – "Warum nicht?“ – "Weil du beschissen bist“ hab ich dann zu ihm gesagt. "Ja, ich wollt dir nur sagen, die Mädels können nicht in deinem Video sein, weil ich das nicht will, aber ich wünsch Euch trotzdem viel Erfolg“ und blablabla. Der war halt total freundlich. Der hat halt versucht, mir so hintenrum einen reinzudrücken. Aber so ist das bei Schwulen halt. Die machen das so.

rap.de: Ihr habt vorhin gesagt, dass Suddens Sachen am Anfang noch nicht zu Trailerpark gepasst haben…

Sudden: Ich kann das jetzt mal aus meiner Sicht erzählen. Basti fand es immer cool, aber es hat halt noch nicht so gepasst. Die machen sich alle immer selber fertig und ich war halt der, der immer den Dicken macht. Ich hab gesagt, dass ich den dicksten Schwanz habe und jetzt sage ich, dass ich den Kleinsten habe. Nein, das macht Basti. Und weißt du, warum er das macht? Damit die Olle sich dann, wenn sie seine Hose aufmacht, denkt: "Ach, der ist ja gar nicht so klein“. Er hat ja auch einen normalen Penis, er hat ihn mir schon gezeigt.

Basti: Das ist seit Jahren meine Anmach-Masche. Wenn ich mitten im Gespräch mit Frauen bin, sage ich einfach "Mein Penis ist zwar klein, aber er stinkt wie ein Großer“ oder "Mein Penis ist zwar klein, aber dafür richtig schön dünn!“. Das funktioniert wirklich! Aber man muss natürlich schon ein bisschen weiter im Gespräch sein, man kann nicht einfach ankommen und sagen "Hey, weißt du, wie klein mein Penis ist?“. Das funktioniert viel besser, als wenn man sagt "Ich hab so einen Riesenschwanz“. Hab ich auch leider nicht.

rap.de: Gut, dann kommen wir jetzt zur eigentlichen Frage. Was ich fragen wollte war: Gibt es bei Trailerpark ein richtiges Konzept, nach dem ihr alle eure Musik macht?

Basti: Nein, das gibt es überhaupt nicht. Wir machen das, worauf wir Bock haben. Gerade bei DNP sind die Sachen natürlich überspitzt, aber wir achten auch immer drauf, dass das schon irgendwie authentisch ist – außer bei den Tracks, die rein fiktiv sind und wo man das auch merkt. Wenn ich in einem Battle-Track sage "Ich zieh eine Line Koks und hau dir danach in die Fresse“, dann kann das gerne auch mal passieren.

rap.de: Gut, dass du alle zwei Minuten sagst, dass du sehr gerne kokst.

Basti: Aber es ist doch so! Ich finde, wenn man über Drogen rappt, sollte man welche nehmen, schon mal genommen haben oder sich zumindest damit auskennen. Unsere Musik reflektiert uns da schon ganz gut. Wir erzählen Geschichten aus dem Leben und überspitzen sie total durch Humor und absolut ekelhafte Scheiße.

rap.de: "Trailerpark“ ist ja ein Begriff, der immer mit White Trash assoziiert wird. Würdet ihr euch als solchen bezeichnen?

Basti: Vom Verhalten her schon, aber nicht von der Herkunft und nicht vom Intellekt. Mich zum Beispiel auch vom Geldfaktor her nicht. Ich bin ein kleiner, verwöhnter, reicher Junge und fahre BMW, aber meine Eltern sind arm und fahren Trabant. (lacht) Vor allem wenn wir besoffen sind, verhalten wir uns halt wie White Trash, deswegen diese Trailerpark-Geschichte. Außerdem ist der Name schön.

Sudden: Wir sind keine normalen Menschen!

Timi Hendrix: Wir leben halt alle nach dem Lustprinzip.

Sudden: Wir sind Mutanten!

Timi Hendrix: Das Über-Ich ist bei uns ausgeprägt.

rap.de: Beatmasta, auf eine Sache wollte ich dich noch ansprechen. Das hat mir Basti erzählt und ich fand das sehr interessant. Du hast eine Zeit lang so wenig Geld gehabt, dass du dir deine Haare mit Spülmittel gewaschen hast?

Beatmasta: Das war am Ende eines Monats, wo mein Dispo-Kredit einfach mal ausgeschöpft war.

rap.de: Steckt der reiche Junge dir manchmal Geld zu? Oder ein Brot?

Basti: Er hat noch 600 Euro Schulden bei mir!

Beatmasta: 500! Ob ich meine Haare waschen kann oder nicht interessiert ihn ja nicht. Wenn er saufen will und ich mitkommen soll, dann interessiert ihn das. Dann gibt er mir Geld für Bier. Auf jeden Fall war es so, dass ich fünf Tage vor Ende des Monats meinen Dispo ausgeschöpft hatte, mein Shampoo war zufällig gerade alle und da musste ich dann sehen, wie ich mir die Haare wasche. Es ging tatsächlich auch, sie sind nicht ausgefallen.

rap.de: Ist das so die harte Realität als Musiker? Alle denken man hat die krassen Goldketten am Start, aber eigentlich wäscht man sich die Haare mit Spülmittel?

Beatmasta: Das kann schon sein, dass das Bild in der Öffentlichkeit da stark auseinander geht. Es gibt schon noch Leute, die mit Hip Hop Geld verdienen, aber nicht mehr so viele wie damals. Mit CDs verdient man kein Geld mehr, mit Auftritten gibt’s noch am meisten und bei Merchandise so ein bisschen. Aber ja, wenn man sonst nichts anderes hat, ist das schon die harte Realität.

rap.de: Dann wünschen wir euch viel Erfolg für die Zukunft.