Xavier Naidoo

Auch wenn es nicht so aussieht, Xavier Naidoo ist ein Hip Hop Head und beruft sich bei seinem neuen Album "Alles Kann Besser Werden“ ausdrücklich auf die im Hip Hop ansässige Streit- und Disskultur.
Bei einem kurzen Gespräch in Hamburg, erörtete rap.de mit dem Sohn Mannheims die Möglichkeit der politischen Einflussnahme auf Platte und die Freiheit zu sagen, was man will. Ganz egal, ob es richtig oder falsch ist, die Wahrheit oder frei erfunden. Künstler dürfen das. Überraschende Einsichten in die Welt des Xavier Naidoo.

rap.de: Bei der Busfahrt durch Berlin hast du meinem Kollegen gesagt, dass es von deinem Album eine zweite Hälfte gibt, die so trist und depressiv ist, dass man die nicht vorspielen kann.

Xavier Naidoo: Also, die zweite Hälfte ist nicht unbedingt trist, aber traurig. Die dritte Hälfte ist die, die ich nicht vorgespielt habe. Eigentlich ist das ja ein Drittel. Das erste Drittel ist weltlich offen, voller Hoffnung und immer ein bisschen mit Augenzwinkern. Im zweiten Teil kann man wirklich in seinen traurigen, melancholischen Emotionen baden und der dritte ist schon sehr voller Wut und ohne Blatt vor den Mund. Konkretes Dissen und Schimpfen und Aufregen.

rap.de: Was regt dich konkret auf? Das finde ich nämlich immer am Interessantesten. Oft sagen Künstler ja nur, dass es so viele Missstände gibt.

Xavier Naidoo: In Zeiten wie diesen sind es natürlich die Lügen, die dich einfach auf die Palme bringen. Politiker, die unter Korruptionsverdacht stehen und trotzdem Innenminister sein können. Wolfgang Schäuble zum Beispiel. Ich nenne auch diese Namen. Vielleicht lasse ich sie mal überpiepsen, aber ich bin jetzt dazu übergegangen, das ganz klar zu sagen. Man hat jahrelang immer nur gehört "Die und die und die sind böse“ und es könnte eigentlich jeder gemeint sein. Wer informiert ist, weiß es wahrscheinlich, aber was soll die Scheiße? HipHop ist eigentlich dafür geboren, die Sachen beim Namen zu nennen.

rap.de: Du machst quasi Battle-Tracks gegen Politiker?

Xavier Naidoo: Nicht nur gegen Politiker! Egal wer es ist, jetzt ist die Zeit, um Namen zu nennen. Günther Oettinger habe ich aber draußen gelassen, der ist ja Präsident meines Bundeslandes und kann mir richtig Probleme bereiten. Das hebe ich mir noch ein bisschen auf. Ich greife am wenigsten die Politiker an, die in meiner Nähe sind, sondern eher auf Bundes- und internationaler Ebene.

rap.de: Roland Koch zum Beispiel.

Xavier Naidoo: Roland Koch? Den nenne ich aber nicht persönlich, den nenne ich auf meinem Album ein bisschen anders.

rap.de: Wie nennst du ihn?

Xavier Naidoo: (lacht) Das wäre ja blöd, wenn ich das jetzt sage. Ich habe ihn "Frollein Koch" genannt.

rap.de: Diese Trennung zwischen Hoffnung und Leid gibt es ja oft auf deinen Alben.

Xavier Naidoo: Das ist jetzt aber weniger. Ich finde, Pathos und Leid ist da schon zusammen. Aber dieses Konkrete mit Schimpfworten, das habe ich schon versucht davon zu trennen. Auch optisch, damit nicht plötzlich meine Mutter oder irgendwelche Kinder das im CD Player haben. Da soll man sich überlegen, ob man die anhören will.

rap.de: Du sagst, dass du Obama schlimmer als Bush findest. Warum?

Xavier Naidoo: Ich finde ihn viel intelligenter als Bush und ich glaube, dass er ganz genau weiß, was da passiert und was Politik ist. Und ein Präsident, der von Europa beziehungsweise Deutschland fordert, noch mehr Soldaten in die Kriegsgebiete zu schicken, kann ich nicht respektieren.

rap.de: Was könnte man anders machen?

Xavier Naidoo: Das muss man mich nicht fragen, ich bin nur dazu da, um meine Vermutungen aufzustellen. Ich bin Künstler, ich muss niemandem Rechenschaft ablegen. Ich kann auch schimpfen und muss mich nicht erklären. Ich komm aus dem HipHop, das ist meine Kultur und ich schreibe einfach drauflos. Ich muss mir nicht vorher überlegen, ob ich jemanden falsch beschuldige. Ich kann auch einfach Behauptungen aufstellen, das ist mir egal. Selbst die Medien sind voller Lügen und Falschbehauptungen. Ich behaupte ja auch nicht, dass ich selbst die Wahrheit sage, es ist schlicht und einfach meine Meinung.

rap.de: Wieso sagen so wenig Künstler "Scheiß drauf, ob das jetzt die Wahrheit ist, aber ich sage meine Meinung und nehme mir dieses Recht“?

Xavier Naidoo: Vielleicht arbeitet man erst mal die ganze Scheiße auf, die man selbst erlebt hat und die einem angetan wurde. Ich gehe jetzt auf die 40 zu und vielleicht muss man sich erst mal etwas freigeschwommen haben, um sagen zu können "Das ist jetzt mein Thema, mir geht’s jetzt um diese Dinge“. Ich verlange von niemand anderem, das auch so zu machen. Wenn es im Rap oder im HipHop viele Gangsterthemen gab, dann waren die eben da. Für mich ist es jetzt aber einfach an der Zeit zu merken, dass wir mit den Worten, die wir schreiben und singen, genau so viel ausrichten können wie die anderen. Die reden doch auch nur! Ob wir jetzt nur heiße Luft fabrizieren oder in dem ein oder anderen Song etwas bringen, was wirklich Substanz hat, ist wie ein Lotteriespiel. Aber ich finde, man kann das ruhig machen.

rap.de: Was, wünscht du dir, sollen deine Zuhörer danach machen?

Xavier Naidoo: Sich selbst informieren, das ist das Eigentliche. Wenn ich über Glauben gesprochen habe, habe ich auch über Themen geschrieben, die haarsträubend waren. Egal ob für Christen oder Leute, die total gegen Gott sind. Aber ich will die Leute aufrühren, dass sie sagen: "Fuck, was redet der denn da für einen Scheiß? Das muss ich mir mal anschauen.“ Alles was ich damit erreichen will ist, dass die Leute sich ihr eigenes Bild machen. Glaubt nicht mir, glaubt nicht dem Stern, dem Focus, der BILD, glaubt niemandem. 

rap.de: Aber trotzdem gibt es ja bestimmt immer wieder Leute, die dir nachfolgen.

Xavier Naidoo: Also nachfolgen… Das kann ich jetzt glaube ich nicht sagen. Es gibt natürlich immer mehr Menschen, die ihr eigenes Leben aufgeben und stattdessen in Soap Realitys oder vielleicht auch meinen Texten aufgehen. Das hat man überall und das kann man auch nicht verhindern. Ich züchte mir keine Followers oder so, ich muss mich einfach äußern. Soulmusik bedingt einfach, dass ich die Themen, die mich beschäftigen, aufs Papier bringe.

rap.de: Ich habe mir bei der Herfahrt überlegt, dass die Themen, die du angesprochen hast, aber auch die Art und Weise, wie du dich geäußert hast, eigentlich was total Undeutsches ist. Ich habe mich gewundert, dass die Deutschen das so angenommen haben. 

Xavier Naidoo: Ich glaube nicht, dass das DIE Deutschen sind. Deutschland ist ein riesiges Land, das sind 80 Millionen Menschen. Wenn sich ein paar Prozent davon überlegen, dass sie das ganz cool finden, was man macht, dann kann man natürlich mit einem Haufen Leute enden, aber trotzdem ist das nur ein Bruchteil. Es hängt auch damit zusammen, dass ich die deutsche Sprache benutze und deshalb viel mehr Leute einen Zugang haben. Es muss nicht jeder dasselbe denken wie ich, aber dadurch, dass man merkt, dass man nicht der Einzige ist, der solche Gedankengänge hat – das ist glaube ich der Schlüssel. Auch dadurch, dass die deutsche Sprache in der Musik lange nicht so präsent war. Jetzt kann man sie dazu nutzen, sich selbst zu erforschen und ich glaube das ist der Prozess, in dem wir uns gerade befinden.

rap.de: Jetzt ist es in Deutschland eher so, dass man seine eigene Spiritualität privat auslebt. Du hast dich radikal anders entschlossen. Du hast das vor dir hergetragen und gemeint, du wärest ein Werkzeug Gottes.

Xavier Naidoo: Das hat die Presse daraus gemacht. Ich habe nie gesagt "Ich bin ein Werkzeug Gottes“, aber ich habe einfach meinen Glauben gehabt. 

rap.de: Du hast zum Beispiel Awards nicht angenommen.

Xavier Naidoo: Ja! Ich habe nicht Musik gemacht, um Awards zu bekommen, sondern weil ich einfach nicht anders konnte. Damals war es mir total unangenehm, im Rampenlicht zu stehen, wo ich doch gar nichts anderes kann, als das, was ich da gerade zum Besten gebe. Ich habe mir im Vorfeld über alles Gedanken gemacht, nur über diese Preissache nicht. Das konnte ich deshalb auch nicht machen. Ich habe zu 3p gesagt "Leute, ich gehe keinen Preis holen! Das interessiert mich nicht.“, das war mir egal. Die Preisverleihung war damals in Hamburg und 3p hatte damals auf den Gepäckbändern total das Konträre zu dem gemacht, was ich gemacht habe. Auf ihren Koffern stand nämlich "3p mehr Echos“. (lacht) Mir wurde erst in dem Moment bewusst, dass wir hier wirklich was gewinnen können. Das war schon irgendwie ein Schock für mich, vor allem weil ich kurz vorher gesagt hatte, dass ich keinen Preis entgegen nehme. Man wird aber älter und kann mit der Zeit dann auch damit umgehen. Das sind halt Leute, die sich darüber freuen, dass du für deine Musik geehrt wirst. Solche Leute kann man nicht einfach vor den Kopf stoßen, aber das rafft man eben auch erst später.

rap.de: Wie ist das für dich gewesen, als du festgestellt hast, dass du etwas kannst, was andere nicht können? So, als ob du eine Gnade erfährst?

Xavier Naidoo: Ja, absolut. Ich hatte 100.000 Mark Schulden, der Gerichtsvollzieher war da, mein Vater war gestorben – der soziale Abstieg war sicher. Meine Eltern hatten auch nie genug in diese sozialen Systeme eingezahlt, weil sie eben Südafriker waren, und du wusstest, dass es böse aussieht, wenn du das nicht irgendwie packst. Deswegen war ich natürlich schon sehr darauf bedacht, dass ich das mit der Musik nicht vergeige. Wenn du merkst, dass du eine Chance hast und es klappen könnte, auch wenn vielleicht noch Prozesse dazwischen stehen, mit dem was dir am allerallerliebsten ist, deinen Lebensunterhalt zu bestreiten, dann ist das schon eine Gnade. Gerade auch wenn du siehst, wie viele von deinen Freunden dieses Glück nicht haben. Auch wenn es bei mir lange gedauert hat, kann ich mittlerweile davon leben und ich merke einfach, dass es sich ausgezahlt hat. Ich kann meiner Mutter ein Haus kaufen und ihr für alles danken, was sie für mich getan hat.

rap.de: Gibt es ganz konkrete spirituelle Erfahrungen, die du gemacht hast?

Xavier Naidoo: Ich habe einige spirituelle Erfahrungen gemacht, aber das können auch einfach die Momente sein, die dir dein Inneres erschließen. Wo du verstehst, wo der Schmerz herkommt oder dir andere Dinge klar werden. Mein Vater war zum Beispiel sein ganzes Leben zuckerkrank. Zuckerkranke sind sehr schnell aufbrausend und schreien schnell und ich dachte jahrelang, mein Vater wäre ein Arschloch. Und irgendwann, wenn du älter wirst und dein Vater langsam am Zucker stirbt, merkst du halt, dass es mit der Krankheit zu tun hat. Da verstehst du so langsam, warum er das und das gemacht hat und begreifst, dass deine Kindheit eben auch von der Krankheit deines Vaters geprägt war. Dann kannst du ihm vergeben und das kann auch ein spiritueller Moment sein. Das muss nicht immer etwas mit Gott zu tun haben, oftmals sind es einfach Dinge, die nicht zum Alltag gehören. Wir haben keine Initiierungsriten, die uns vom Jugendlichen zum Mann machen, wir müssen das selbst schaffen. Manchmal sind es Freunde, manchmal ist es ein Buch und manchmal ist es einfach das harte Leben.

rap.de: Du hast gesagt, dass du mit organisierten Christen nicht gut zurechtkommst. Warum ist das so?

Xavier Naidoo: Ich bin ja als katholischer Mensch auf die Welt gekommen und Messdiener und alles, was man sich vorstellen kann, gewesen. Ich bin Sonntags immer in die Kirche gegangen, wurde gefirmt, hatte katholische Knie… Das habe ich alles erlebt und habe das dann natürlich mit Gott gleichgesetzt. Aber wenn du irgendwann merkst, dass Gott nie gesagt hat, dass es einen heiligen Stuhl und all diese Sachen geben muss, die die katholische Kirche propagiert, dann kannst du Gott auch ohne all das haben. Da fühlt man sich dann betrogen und fragt sich "Warum haben sie mir das nicht erzählt? Das steht doch auch in der Bibel! Ich war Jahrzehnte in der Kirche und das hat mir nie jemand erzählt.“ Du merkst, dass riesige Passagen weggelassen wurden und da misstraust du dem Ding einfach. Dann wendest du dich ab und merkst, dass du Gott auch ohne dieses ganze Brimborium erfahren kannst. Insofern habe ich Gott ohne die Kirche entdeckt.

rap.de: Aber viele wenden sich ja dann ganz von Gott ab.

Xavier Naidoo: Genau, aber durch diese vielen spirituellen Erlebnisse ist mir klar geworden, dass es eben doch diesen Gott gibt. Auch wenn ich nicht evangelisch oder katholisch bin. Ich bin ich.

rap.de: Glaubst du, dass es dieser Gesellschaft an Spiritualität mangelt?

Xavier Naidoo: Das kann man sehen, wie man will. Mit Sicherheit muss man Abstriche machen, wenn man was an Spiritualität verliert. Aber Deutschland ist halt eine Wirtschaftsmacht und kann es sich rausnehmen, erst jetzt seine Spiritualität zu entdecken. Wie ein Vater, der erst spät Kinder bekommt. Wenn du früh Kinder kriegst, wirst du halt mit ihnen alt und wächst mit ihnen und wenn das später passierst, dann entdeckst du eben auch erst später, was das alles bedeutet und hast einen anderen Kopf dafür. 

rap.de: Ist dir dieses Thema eigentlich noch so wichtig wie vor zehn Jahren?

Xavier Naidoo: Wichtig ist es mir schon. Wenn ich Politiker disse und Namen nenne, dann kommt die Kraft, das zu tun, aus meinem Glauben. Ich denke mir dann "Ich habe Gott, mir kann eh keiner was.“ So eine Angstlosigkeit aufgrund meines Glaubens habe ich schon. Und es ist mir auch wichtig, dass zu haben und nicht zu verlieren. Es war mir aber nie wichtig, ein Album zu schreiben, das von meinem Glauben handelt. Es passiert halt. Das ist im Endeffekt, als würde ein Rapper freestylen. Ich schreibe drauflos und realisiere später, was dann auf dem Blatt steht.

rap.de: Wie wichtig ist dir heute noch HipHop?

Xavier Naidoo: Es ist noch wichtig, was die Beats angeht, es ist wichtig, was den Approach angeht… Also, ich sammel im Endeffekt immer noch Beats ein und schreibe darauf meinen Song. Manchmal bin ich auch an der Entstehung des Beats beteiligt. Ansonsten gibt es halt die Leute, die man schon seit Jahren kennt oder die Jungs, die dir ihre CDs in die Hand drücken oder dir im Internet ihre tausend Beats anbieten. Dann höre ich mir das an, flippe auf die Beats aus und schreibe da was drauf. So funktioniert es im Prinzip immer noch.

rap.de: Interessiert es dich noch, was im deutschen Rap passiert?

Xavier Naidoo: Immer mal wieder, wenn man so aus seinem eigenen Kosmos rauskommt. Ob ich da jetzt auf Youtube gucke, mir eine Zeitschrift hole oder in den Laden gehe und alles mitnehme, was da an deutschsprachigem HipHop zu kaufen ist. Man hört sich das an und macht Entdeckungen. Dann höre ich halt mal eine Kollegah Platte und fand das echt geil. Ich fand viel geil in der letzten Zeit. Kitty Kat zum Beispiel auch. Die hat ein Playback auf ihrem Album, das ich auch auf meinem habe. Von Martelli. Ich propagiere es sowieso, so Riddim-mäßig mit Beats zu verfahren. Ich liebe das. Mehrere Songs auf einem Beat zu haben, ist superinteressant. 

rap.de: Wie hat man sich denn den Kosmos Xavier Naidoo vorzustellen, aus dem man nur ab und zu mal rauskommt?

Xavier Naidoo: Ein riesiger Studiokomplex mit vielen Musikern und vielen Produzenten, die ihr eigenes Ding machen können. Manche von ihnen haben eine Jazz-Ausbildung, andere wiederum kommen aus dem HipHop und sind DJs. Wir sind alle unter einem Dach und es ist eben superinteressant, so arbeiten zu können. Auch wenn man weiß, dass man jetzt eine Woche Writing-Session hat, für wen auch immer. Letztens waren Karel Gott und Vicky Leandros da.

rap.de: Was heißt das? Dann schreibst du Texte für die?

Xavier Naidoo: Dann schreib ich einen Text. Es gibt jetzt ein Duett mit Karel Gott, "Bettler und König“, das ich für uns Beide geschrieben habe. Oder wir haben es jetzt auch Vicky Leandros produziert – auch mit Beats und so. Ich sage dann "Ich weiß, was ihr gemacht habt und ich weiß, wie ich euch gerne hören würde. So können wir verfahren, aber ich kann jetzt keine Schlager für euch schreiben“ und schneidere ihnen die Kleider, in denen ich sie gerne sehen würde.

rap.de: Hast du eine musikalische Ausbildung oder bist du Autodidakt?

Xavier Naidoo: Ich glaube, ich bin Autodidakt, aber ich darf es nicht zu sehr beschreien, weil ich schon von frühester Kindheit an in Kinderchören war. Mit Atemtechnik und allem, was man kleinen Kindern beibringt, um Singen zu können. Da wurde ich immer direkt vom Kindergarten abgeholt und zum Chor gebracht. Aber ich kann keine Noten lesen, das geht alles rein übers Gehör.

rap.de: Und das ist absolut?

Xavier Naidoo: Nein! Ich kann dir den Ton zwar nachsingen, aber ich kann ihn nicht benennen und sagen, dass das das hohe C ist oder so.

rap.de: Eine Frage noch, die mich immer interessiert hat: Warum ist Mannheim die Stadt Gottes?

Xavier Naidoo: Nicht die Stadt Gottes, sie ist das neue Jerusalem. Nicht nur, weil sie quadratisch gebaut ist, sondern weil da schon so viele wahnsinnige Erfindungen stattgefunden haben, die die Welt bewegt haben. Das Automobil, das Fahrrad, das Raketenflugzeug – aber das ist natürlich nicht der Grund, warum ich so was sage. Das ist einfach eine sehr persönliche Sache, die mir da widerfahren ist. Da hat sich so viel gespiegelt von dem, was ich über meine Stadt erfahren habe… Die Fugees haben gesungen, dass Philadelphia das neue Jerusalem ist und das kann ich natürlich nicht zulassen. Meine Stadt ist das neue Jerusalem. (lacht)

rap.de. Gut, dann bedanke ich mich für dieses Gespräch.