Wir waren also schon auf einen relativ kurzen Abend gefasst, obwohl wir den Rückflug schlauerweise auf 6:20 gelegt hatten, weil wir ja im Endeffekt von einer durchzechten Nacht ausgegangen waren. Dass es zum Schluss dann doch nur zu einer einzigen Stunde Schlaf gereicht hat, lag am erzählerischen Fluss der Protagonisten. Das Protokoll eines Ausflugs.
20:20 Einigermaßen pünktlich erreichen wir das Selfmade Büro. Düsseldorf Bahnhofsviertel. Unterwegs werden wir von einem Junkie angesprochen, der im nahen Obdachlosenheim wohnt und weil wir ungefähr sein Alter hätten, würde er uns ansprechen und ob wir Verständnis für ihn hätten etc. Leider haben wir in diesem Moment kein Kleingeld mehr zur Hand. Vielleicht sagen wir auch nur instinktiv "Nein“ – wir fühlen uns schlecht.
20:22 Slick One begrüßt uns und führt uns durch die penibel aufgeräumten Büroräume von Selfmade Records. Schon in den ersten fünf Minuten überrascht uns der ehemalige Basketballspieler mit intimen Details über Verkaufszahlen der Konkurrenz, die er anscheinend alle im Kopf hat. Es sollte nicht das letzte Mal sein an diesem Abend.
20:30 Wir beschließen essen zu gehen und entscheiden uns für einen Libanesen.
20: 38 Unterwegs zeigt uns Slick One die Disko, in der die Record Release Party steigen soll, und er weist darauf hin, dass es sich wahrscheinlich um die asozialste Party des Jahres handeln dürfte. Slick erzählt, dass eine Nachbarin von ihm auch kommen wollte und er ihr dringend davon abgeraten habe. Schließlich sei die Veranstaltung kein Ort, wo er seine Tochter hingehen lassen würde.
20:40 Slick One weist uns auf die Arbeit seiner Stickerkolonnen hin, die Düsseldorfs Laternenmasten verschönert haben.
20:42 Wir betreten das Restaurant.
20:50 Das Essen kommt und wir unterhalten uns über den wirtschaftlichen Zustand der deutschen Rapszene. Slick One glänzt mit intimer Detailkenntnis über die Abverkaufszahlen der Konkurrenz und vor allem dadurch, dass er all diese Zahlen auch noch im Kopf hat. Und zwar immer und zu jeder Zeit. Und über jeden.
21:15. Das Telefon klingelt und Slick One verabredet sich mit Farid Bang und Kollegah im Büro, denn schließlich müsse noch ein kleiner Werbetrailer für die frisch eingetroffenen Steelboxes gemacht werden.
21:40 Vor dem Selfmade Büro treffen wir auf Farid Bang und Kollegah, die gerade vom Proben kommen. Farid hat wie immer extrem gute Laune. Kollegah hat überraschender Weise extrem schlechte Laune. Die Chancen auf einen richtig geilen Ausgehabend sinken in den Keller.
21:45 Slick One erklärt die Steelbox. Vorne ist die CD drin. Hinten Autogrammkarte, T-Shirt, Poster etc. das alles muss präsentiert werden. Kollegah und Farid Bang lesen allerdings in diesem Moment lieber die JUICE.
21:50 Slick One lässt nicht locker und mit überschaubarer Begeisterung präsentieren die beiden Künstler die Steelbox mit abschließendem Statement, dass Downloaden asozial sei. Nun gut, würde ja fast passen bei diesem Album, allerdings kriegt man dann auch nicht das exklusive Shirt.
21:55 Slick One überzeugt noch einmal durch intime Zahlenkenntnis der Konkurrenz. Slick One kennt alle gepressten Auflagen, Verkaufszahlen, Vorschüsse, Retouren und was sonst noch wichtig ist im Plattengeschäft.
22:15 Farid Bang will unbedingt zwei Steelboxes haben. Eine für sich, eine für seine Mutter. Auf die Frage, ob er seine Raps tatsächlich seiner Mutter vorspielt, erklärt er mit Inbrunst: "Na klar. Die interessiert sich doch für das, was ich mache.“
22:20 Wir beschließen raus zu gehen. Wohin ist noch nicht ganz klar.
22:30 Wir treffen Hassan mit ein paar Kumpels. Hassan ist Türsteher und bekannt aus der Doku „Bei Nacht“, die als Bonus-DVD beim letzten Kollegah Solo Album dabei war. In dem Film wurden mehrere Portraits über Düsseldorfer Türsteher gezeigt und deren Arbeit im Düsseldorfer Nachtleben beleuchtet.
Die Stimmung ist herzlich. Es wird gescherzt und gelacht. Überhaupt wird viel gelacht an diesem Abend.
22:33 Mustafa will unbedingt eine Steelbox von Farid haben. Der kann aber keine abgeben, weil er ja eine seiner Mutter geben muss.
22:40 Wir verabschieden uns und ziehen weiter.
22:42 Farid Bang möchte in eine Shisha Bar. Kollegah auch. Uns ist es egal. Hauptsache wir können Fotos machen. Slick One weigert sich, weil er prinzipiell weder raucht noch trinkt und ihm in Shisha Bars immer schlecht wird.
22:45 Ein Mann namens Manfred spricht uns an und fragt, ob wir nicht drüben über der Straße in eine Oben-Ohne Bar gehen wollten. "Ich könnt da mit den Mädels quatschen, das ist alles ganz zwanglos, alles kann, nichts muss und wenn ihr mit mir rüber geht, dann kriegt ihr das erste Bier gratis.“ Farid fragt, ob auch Arschficken drin sei. Manfred meint, dass man sich auch locker mit den Mädchen zurückziehen könne und dass er uns rüber bringen würde und dann wäre das erste Bier gratis. Er würde uns so quasi einladen. Wir rechnen fest mit unserem ersten Puffbesuch und freuen uns. Slick One lehnt aber dankend ab und meint, dass wir erstmal was essen gehen müssten und später vielleicht auf das Angebot zurückkommen würden. Manfred wünscht uns "guten Hunger“ und wir ziehen weiter.
22:48 Farid richtet sich an uns und sagt "Seht ihr! Überall Freunde. Überall werden wir erkannt. Kaum sind wir auf der Straße, schon werden wir eingeladen. Krasse Sache, ne?“
Gelächter. Überhaupt wird viel gelacht an diesem Abend.
22:50 Kollegah zeigt auf ein Haus mit Neon Reklame und erzählt, dass dort die beste Sonnenbank von Düsseldorf zu finden ist. Slick One war auch schon da und merkt an, dass er dort auf der leichtesten Bank schon einen krassen Sonnenbrand bekommen hätte.
Kollegah erklärt ganz Fachmann, dass eine leichte Rötung am Tag nach einem Solariumbesuch vollkommen normal sei, ärgert sich trotzdem darüber, dass die JUICE im Intro ihrer Farid Bang–Kollegah-Titelstory schreibt: "Der wie immer krebsrot gebräunte Kollegah.“
22:55 Slick One erzählt, dass ihn ein Radiosender angerufen hätte, um ihn nach den Verkaufszahlen von diesem und jenem Künstler zu fragen. Anscheinend sprechen sich seine Buchmacherhaften Fähigkeiten in der Branche herum und wir schlagen Slick One ein neues Geschäftsmodel vor, dass er in Zukunft Geld für derlei Informationen verlangen muss. Die Idee stößt auf Gegenliebe.
22:59 Es wird immer noch heftig darüber diskutiert, wo wir nun hingehen sollen. Slick One ist dafür, dass wie die Kö sehen sollten. Farid und Kollegah weisen darauf hin, dass sie nie auf der Kö sind und dass eigentlich nicht authentisch sei. Als dann aber Maredo ins Spiel kommt, lassen sich die beiden doch überreden.
23:10 Wir sitzen im Vorgarten des Steakrestaurants. Es ist ein lauer Frühlingsabend, auch wenn es eigentlich Sommer sein sollte. Slick One überzeugt zum wiederholten Male mit einer unfassbaren Detailkenntnis der deutschen Rapszene und ihrer Abverkaufszahlen. Und vor allem hat er diese Zahlen anscheinend immer präsent. Alle lachen. Es wird viel gelacht an diesem Abend.
23:15 Wir fangen an mit dem Interview und selbstverständlich dreht sich das Gespräch erst einmal um die aktuellen Beef Geschichten. Vor allem die verbalen Sticheleien mit MOK bringen Farid in Fahrt. Liebend gern, so erklärt er, würde er ebenfalls MOK’s Mutter beleidigen, denn schließlich hat dieser ihn ja auch "Hurensohn“ genannt, aber "wahrscheinlich ist MOK’s Mutter eine gute Frau mit Kopftuch, die betet“ und deshalb wolle und könne er sie nicht beleidigen. Stattdessen spricht sich Farid dafür aus, dass er die Dinge wie ein echter Mann klären wolle und fordert MOK noch einmal dazu auf, dass dieser sich stellen soll: "Sobald mir MOK über den Weg läuft, werde ich auf ihn losgehen“
Kollegah hingegen gibt sich ein wenig besonnener und erklärt, dass er bis auf die Fler Geschichte keinen Beef am Start habe, er aber eben auch nicht der Typ sei, der konkret Namen nennt. Der Vorfall im Berliner KATO kommt zur Sprache und es wird klar gestellt, dass Selfmade selbst keine Anzeige gegen die Angreifer des Konzerts gestellt haben. Der Disslust von Farid Bang scheint der Überfall auf die Selfmadeveranstaltung vom 9. April keinen Abbruch getan haben und wir unterhalten uns darüber, was es bedeutet, das asozialste Album der Welt zu machen.
Farid erklärt, dass sie eben Randgruppen-Musik machen würden und einen asozialen Lifestyle repräsentieren, was eben mit dem Verhalten gegenüber Frauen und ihrem Benehmen auf Partys zu tun habe. Außerdem könnten sie sich so mit ihren Lieblingsbeschäftigungen, Saufen, Bodybuilding und Autos, beschäftigen und Kollegah ergänzt, dass es sich bei ihm ja auch um eine Rückbesinnung auf seine Wurzeln handeln würde und es eben der alte Style von seinen Zuhältertapes sei, nur halt raptechnisch auf einem viel höheren Niveau.
23:35 Auf die Frage, ob es im Leben nicht noch mehr geben würde als Body Building und Alkohol bekommt das Gespräch plötzlich eine ganz andere Wendung. Was sich bislang nach einer Eins-zu-Eins-Wiederholung sämtlicher bekannter Farid Bang–Kollegah-Interviews anhörte bekommt nun eine vollkommen andere Dynamik und entwickelt sich zu einem quasi philosophisch-religiösen Diskurs. Während des Gesprächs wird in zunehmend kürzeren Abständen Farids Handy klingeln. Man ist gefragt, wenn man jung, brutal und gutaussehend ist.
rap.de: Wie ist das, wenn ihr morgens aufwacht? Gibt es so einen Moment des Nachdenkens darüber, ob es vielleicht doch noch mehr im Leben gibt als Bodybuilding, Boxen und Saufen?
Farid Bang: Jeden Tag stelle ich mir diese Frage, aber man muss halt einfach konsequent sein, was den Rap angeht. Das, was wir machen, bringen wir ja auch auf Vordermann. Ich denke, es gibt in Deutschland niemanden, der Straßenrap so macht, wie Kollegah und ich. Es wird aber auch noch ein bisschen dauern, bis alle verstanden haben, dass wir dem Straßenrap in Deutschland weit voraus sind.
Kollegah: Es ist ja auch nicht so, dass wir komplett in diesem Rapfilm drin sind und den ganzen Tag an nichts anderes denken. Das ist ein Teil unseres Lebens und wir können das halt einfach gut. Bei vielen Deutschrappern, die auch weitaus weniger erfolgreich sind als wir, sieht das aber vielleicht anders aus. Die fokussieren sich ganz krass auf diese Rapsache und richten ihr gesamtes Leben darauf aus. Das ist bei uns nicht der Fall. Bei uns macht das so fünf Prozent aus.
Farid Bang: Und die sind dann traurig, wenn es nicht klappt, und treten zurück. Wie Karatekämpfer.
rap.de: Womit beschäftigt ihr euch die restlichen 95 Prozent des Tages?
Farid Bang: Ich treibe gerne Sport und habe mich in letzter Zeit sehr viel mit Frauen beschäftigt. Außerdem habe ich letztes Jahr meinen Führerschein gemacht und leihe mir seitdem eigentlich jedes Wochenende einen Wagen und fahre damit rum. Ich würde meinem Glauben auch gerne mehr Zeit widmen, aber irgendwie ist der Wille nicht stark genug.
rap.de: Inwiefern mehr mit dem Glauben beschäftigen? Koran lesen?
Farid Bang: Ja genau. Öfter Beten gehen, sich mehr nach dem Koran richten… Das ist etwas, womit ich in nächster Zeit anfangen möchte. Ich bin einfach ein sehr gläubiger Mensch. Ich glaube an den Islam, ich glaube an Gott und habe da auch keinerlei Bedenken oder so. Ich bin der festen Überzeugung, dass das Leben ein Test ist, jeder so seine Prüfung hat und das wahre Leben erst nach dem Tod beginnt. Der Islam ist aber insofern wirklich ein guter Glaube. Wenn du etwas Schlechtes gemacht hast, musst du deine Sünden natürlich büßen, aber du hast trotzdem irgendwann die Chance, in den Himmel zu kommen. Natürlich ist es besser, wenn du schon als Kind in die Koranschule gehst und nicht erst wie ich mit 23 damit anfängst. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass du alles lernen kannst, wenn du es willst. Egal in welchem Bereich.
rap.de: Aber der Wille ist da?
Farid Bang: Er ist zu schwach, aber er ist da. Es fällt mir schwer, den Glauben mit Rap zu vereinbaren, aber vielleicht bin ich da irgendwann stark genug.
rap.de: Also könntest du dir vorstellen, deine MC-Fähigkeiten irgendwann auch als Imam unter Beweis zu stellen?
Farid Bang: Nee, rapmäßig würde ich das jetzt nicht machen. Ich finde das selber sehr uncool, wenn man über den Islam rappt. Das passt irgendwie nicht zusammen. Ich muss jetzt auch nicht als Islam-Gelehrter oder so rumlaufen. Meine Absicht ist es, mich einfach nur für mich damit zu beschäftigen und mein Leben danach zu richten. Vielleicht entwickelt sich daraus irgendwann das Interesse, das auch anderen Leuten beizubringen, deshalb will ich das auch nicht ausschließen, aber das ist jetzt gar nicht meine Intention. Ich will niemanden vom Islam überzeugen oder so, es geht da jetzt gerade nur um mich.
rap.de: Kollegah, bist du auch spirituell?
Kollegah: Ja klar. Zu dem was Farid jetzt gesagt hat, muss ich auch sagen: Natürlich widerspricht diese Rap Sache einem gläubigen Leben und ich habe auch lange gedacht, dass ich mich für eine Sache entscheiden muss, weil sich das nicht vereinbaren lässt. Aber dann habe ich irgendwann gemerkt, dass das auch nicht der richtige Weg ist und werde mich, so lange ich das mit dem Rappen noch mache, einfach bemühen, die restlichen Gebote so gut es geht einzuhalten. Ich bin ja, seitdem ich 14 Jahre alt bin, auch Moslem. Ich bin auch so aufgewachsen und habe bis zu meinem 16. Lebensjahr keinen Alkohol getrunken. Wie gesagt, ich bin zu dem Schluss gekommen, dass man nach und nach seine schlechten Seiten ablegen muss und das geht auf Dauer dann auch. Man muss halt an sich arbeiten und die Sachen, die für einen machbar sind, eben auch machen. (Gelächter aus dem Hintergrund) Warum lachst du?
Slick One: Was ihr hier für eine Scheiße runter rattert!
Kollegah: Das ist doch keine Scheiße, das ist meine ehrliche Meinung.
rap.de: Hast du Erfahrung mit anderen Religionen?
Kollegah: Ja, ich habe mich eine Zeit lang über alle möglichen Religionen, die es so gibt, schlau gemacht.
rap.de: Warum hast du dich für den Islam entschieden?
Kollegah: Ich bin erst mal durch das reine Lesen des Korans zur Überzeugung gekommen, dass er direkt von Gott kommt. Ich habe den zwar auf Deutsch gelesen, aber hatte einfach dieses Gefühl. Ich habe mich wirklich intensiv damit beschäftigt und bin auch unter der Anwendung von Logik und Vernunft zu dem Entschluss gekommen, dass das der wahre Weg ist.
Slick One (mit vollem Mund): Aber du bist doch durch deinen Stiefvater darauf gestoßen, oder?
Kollegah: Der erste Kontakt kam dadurch zustande, ja.
rap.de: Das Argument, dass der Islam eine sehr logische und vernünftige Religion sei, habe ich schon des Öfteren gehört. Was macht ihn so vernünftig gegenüber dem Christentum? Wir haben ja aktuell einen Papst, der extrem auf die Symbiose zwischen Vernunft und Religion hinarbeitet.
Kollegah: Das ist ja im Islam auch alles vereinbar. Wo du gerade den Papst ansprichst: Es ist ja ein großer Unterschied zwischen dem Christentum und dem Islam, dass es beim Christentum einen Vermittler zwischen dem Individuum und Gott gibt. Sei es jetzt ein Priester oder Pastor oder was auch immer, der höher gestellt ist. So etwas gibt es im Islam nicht. Da ist es so, dass jeder Mensch für sich selbst verantwortlich ist und auch zu Gott sprechen kann. Man braucht keinen Vermittler, weil jeder Mensch gleich ist. Dem Papst werden aber schon beinahe gottgleiche Fähigkeiten zugesprochen, die Unfehlbarkeit zum Beispiel. Im Prinzip gibt es aber schon viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Religionen. Ich meine, die Christen glauben ja auch daran, dass man nach seinem Leben auf dieser Erde für die Aktionen, die man gebracht hat, Rechenschaft ablegen muss. Einen Unterschied gibt es auch beim Fegefeuer. Bei den Christen gibt es ja die Vorstellung, dass man nur eine gewisse Zeit für seine Sünden büßt, im Islam existieren aber nur Himmel oder Hölle und da bleibt man dann halt ewig drin.
rap.de: Aber das ist doch bei den Christen auch so. Mit Himmel und Hölle.
Kollegah: Ja, aber es gibt auch noch das Fegefeuer, wo man nur eine bestimmte Zeit drin ist. Wenn man halt nicht so viel falsch gemacht hat. Da wo die nicht ganz so Krassen sind.
Farid Bang: Kaas wirst du da nicht antreffen.
Slick One lacht schmatzend in sich hinein.
rap.de: Der hat ja im Interview mit uns von spirituellen Erlebnissen erzählt, die ihn sehr berührt haben. Gab es das bei euch auch?
Kollegah: Ich habe das gelesen, was er da gesagt hat, und so was hatte ich auch schon.
Slick One: (schluckt Essen runter) Ach, ehrlich? Was war denn das?
Kollegah: Dass man einfach das Gefühl hat, dass es wirklich einen Gott ist. Dass er da ist und existiert und man einfach den Kontakt spürt. Das ist mir oftmals in der Zeit so gegangen, als ich viel Scheiße gebaut habe und mich dann irgendwann doch mal wieder zusammengerissen und gebetet habe. Wenn man das von Herzen macht, dann kommt das manchmal. Passiert vielleicht nicht jedem, aber das ist ein ganz krasses Gefühl.
Farid Bang: Der Meinung bin ich auch. Ende letzten Jahres habe ich gefastet, regelmäßig gebetet und mich im Allgemeinen an vielen Regeln und Vorgaben orientiert. So im Nachhinein habe ich mich in der Zeit wirklich gut gefühlt und hatte schon das Gefühl, dass…
Slick One: Es zahlt sich aus! (lacht)
Farid Bang: Nein, das hat mit Auszahlen gar nichts zu tun. Wir wollen das hier ja auch mal nicht ins Lächerliche ziehen, wie der Elvir. Der muss sich vielleicht mal gleich einen Tisch weiter setzen.
Slick One: Bibelstunde mit den Jung, Brutal, Gutaussehenden, Alter.
Kollegah: So ist das, wenn man sich dazu entschließt, auf Gott zuzugehen. Da muss man dann das Gebet regelmäßig ausführen und dann kriegst du auch was zurück.
Slick One: Das JUICE-Cover zum Beispiel. (bricht in Gelächter aus)
Kollegah: (leicht irritiert) Der Glaube wächst durch deine Taten.
Slick One: (lacht immer noch) Ich dachte wirklich, er sagt jetzt "Ich habe immer gebetet und dann hatte ich das JUICE-Cover“! Das wäre gut gewesen. Aber na ja, egal.
Farid Bang: Für deine Aussagen hier wirst du mit Sicherheit schmoren.
rap.de: Jetzt wart ihr ja in Belgrad. Habt ihr dort was von den Spätfolgen des Kriegs mitgekriegt?
Kollegah: Man sah schon des Öfteren Häuser, wo noch Überreste von Bombeneinschlägen waren, das hat man dann schon gemerkt. Aber ansonsten muss ich ganz ehrlich sagen, dass man gar nicht so den Eindruck hatte, dass da vor kurzem noch ein Krieg war. Die Leute sehen alle gut aus, sind freundlich und fröhlich, haben ihren Spaß und ansonsten ist auch die Infrastruktur größtenteils in Ordnung. Wir haben da wirklich nicht so viel von mitgekriegt.
Farid Bang: Überhaupt gar nichts, würde ich sagen, bis auf ein paar kaputte Gebäude. Bei den Menschen hast du nichts davon gemerkt. Also, dass da auf den Straßen welche nur mit einem Bein abhängen oder so, wie du es in vielen ärmeren Ländern siehst. Ganz im Gegenteil, ich war total überrascht. Ich hatte mir das nämlich so vorgestellt, dass das ein sehr armes Land ist, aber im Nachhinein hat sich genau das Gegenteil bewahrheitet.
rap.de: Dass es ein sehr wohlhabendes Land ist? Ich meine, ihr sprecht ja auch darüber, dass ihr da ein Video in Ecken gedreht habt, wo es richtig krass aussieht.
Farid Bang: Aber ich würde jetzt auch nicht sagen, dass die Leute da ganz, ganz arm sind. Sicher wohnen in den Blocks, in denen wir da gedreht haben, auch arme Leute, aber die haben wir nicht gesehen. Ich kann mich an einen Taxifahrer erinnern, der arm aussah. Aber wenn du dir da ansonsten mal die Mädels oder die Leute, die da so in der Innenstadt rumlaufen, anschaust, dann waren die alle ziemlich gut gekleidet. Ich habe da auch keine Bettler oder so gesehen. Da waren zwar Leute, die Musik gemacht haben, aber die sahen auch nicht wie Penner aus. Ich kann jetzt nur für die Stadt Belgrad sprechen, aber da würde ich einfach behaupten, dass die nicht arm ist. Zumindest die Ecken, die ich da gesehen habe.
rap.de: Warum seit ihr überhaupt nach Belgrad gefahren, außer das Slick One da eine persönliche Bindung dazu hat?
Farid Bang: Der Elvir wollte Urlaub machen und so hat er zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.
Kollegah: Es ging auch darum, mal was anderes zu machen, mal eine andere Kulisse zu haben. Wir wollen auch nicht das machen, was jeder macht. Das ist ja schon immer das Motto von uns gewesen und dann haben wir uns gedacht, machen wir doch mal in Belgrad ein Video.
rap.de: Was sind denn eure nächsten Ziele, wenn alles anders gemacht werden soll?
Kollegah: Das heißt auch nicht, dass wir jetzt alles anders machen wollen. Es läuft ja momentan sehr gut bei uns mit Selfmade. Unsere Künstler sind alles brutal gute Rapper. Casper ist ja jetzt noch bei uns und bringt sein Album raus. Das wird auch noch mal was total anderes sein. Der wird auch sehr experimentelle Sachen machen. Das wird in jedem Fall eine interessante Geschichte. Ich habe im Grunde jetzt erst mal ein Jahr frei, von daher habe ich auch genügend Zeit, mir zu überlegen, was ich machen kann, um die Leute zu überraschen.
rap.de: Hättest du vielleicht Lust, mal ein Spoken Word Album zu machen, oder diese ganzen Themen einfach mal bei Seite zu lassen und über etwas ganz anderes zu rappen?
Kollegah: Über was denn zum Beispiel?
rap.de: Religion und Philosophie. Literatur.
Kollegah: Wenn ich etwas anderes mache, dann definitiv innerhalb meiner Rap Karriere. Man sollte sich schon auf eine Sache beschränken.
rap.de: Hast du ein Konzept von deiner Karriere beziehungsweise eine Vorstellung davon, was für Disziplinen noch alles drin sein könnten? Schauspielerei oder so was?
Kollegah: Ich weiß es nicht. Keine Ahnung. Da mache ich mir zurzeit auch keine Gedanken drum. Es läuft ja auch sehr gut mit Rap, warum sollte ich also groß darüber nachdenken, was ich sonst noch machen kann? Ich habe bestimmt noch andere Talente und wenn die Zeit gekommen ist, dann werde ich mich auch darum kümmern.
rap.de: Farid, wie geht’s bei dir weiter?
Farid Bang: Konkrete Pläne habe ich noch gar nicht, ich würde einfach vorschlagen, dass ich erst mal ein Soloalbum mache. Ich werde erst mal in Urlaub fliegen, meinen Vater besuchen, den habe ich jetzt zwei Jahre nicht mehr gesehen. Was heißt Urlaub, ich fliege nach Marokko. Da kannst du diesen TV Total Knopf einspielen, “Ich fliege nach Marokko“. Kennst du das?
rap.de: Nein.
Farid Bang: Ach so, ich bin ja der einzige hier am Tisch, der Fernsehen guckt, ihr lest ja alle Bücher. Kollegah guckt eh immer erst ab 24 Uhr DSF. Na ja wie auch immer, ich fliege erst mal nach Marokko, danach steht der Ramadan an und dann gehe ich erst mal auf Tour. Dazwischen schreibe ich noch die restlichen Texte für mein Album, die mir noch fehlen. Ich hatte vor “Jung, brutal, Gutaussehend“ schon ein Album fertig, deshalb denke ich, dass irgendwann im Laufe des nächsten Jahres ein Album von mir rauskommt, das mich vielleicht noch einen Schritt nach vorne bringt und dann einfach mal abwarten. Viel kann ich ja nicht mehr erreichen nach dem JUICE Cover. Vielleicht noch mal das Backspin Cover. Ich weiß natürlich auch noch nicht, wie wir charten. Vielleicht kriegen wir ja noch eine gute Chartplatzierung. Dann kann ich eigentlich auch jetzt aufhören, wenn es am schönsten ist. Ich werde noch ein Album machen, um ein paar Leute zu ärgern. Ich habe da wirklich Spaß dran. Ich rappe nur, um andere Leute zu ärgern. Das ist kein Scherz. Wenn du dir unser Album anhörst, da rappe ich “Ich geh mit 40 Mille rein und mach mehr Verlust, als Universal mit B- Tight“. Das macht mir wirklich so Riesenspaß, B- Tight ein bisschen zu ärgern oder Franky Kubrick zu ärgern. Es freut mich einfach immer, wenn die Leute auf meine Späße reinfallen und deren langjährig aufgebauten Rapkarrieren darunter leiden müssen.
Nach über eine Stunde intensiver Unterhaltung kehren wir also in die normale Welt der Rapper zurück und Farid Bang beginnt eine mehrstündige Hassrede gegen Franky Kubrick zu halten, die wir hier in Auszügen zitieren.
rap.de: Aber was habt ihr konkret gegen Franky Kubrick?
Kollegah: Ich habe gegen ihn persönlich nichts, aber ich finde seinen Rap halt sehr schlecht.
Farid Bang: Der Typ ist halt voll der Lappen.
Kollegah: Ich kenn den nicht, deshalb kann ich jetzt nicht behaupten, dass der ein Lappen ist.
Slick One: Der Kolle ganz diplomatisch (lacht).
Farid Bang: Der Typ ist einfach ein Lappen, wie die Leute bei Selfmade sagen. Ich zähle jetzt mal mehrere Begriffe auf. Lappen, Lauch. Der ist halt einer, der vor zehn Jahren mal gerappt hat.
rap.de: Aber er sagt ja auch nicht, dass er was anderes ist, oder?
Farid Bang: Was, dass er ein Lappen ist?
rap.de: Nein, dass er ein harter Kerl ist.
Farid Bang: Ja, aber der heult die ganze Zeit rum. Was ist das für eine Scheiße? Meine Güte. Dieser Kaas geht ja noch. Ich bin jemand, der mal gesagt hat, Kaas ist scheiße, aber mittlerweile sage ich, Kaas ist in Ordnung. Der verbreitet irgendwie gute Stimmung oder möchte gute Stimmung verbreiten, aber dieser Franky Kubrick, der hat vor zehn Jahren irgendwie gerappt und jetzt fängt er an, die Leute voll zu heulen, weil er versagt hat. Er versucht das dann auf Verkaufszahlen zu schieben. Der Junge soll eine Ausbildung machen oder arbeiten gehen. Ich habe gehört, der hat ein Kind. Der soll mal was Vernünftiges machen. Der rappt seit fünfzehn Jahren und ist immer noch Savas´ Backup. Der muss doch irgendwann mal begreifen, dass ihn die Leute nicht hören wollen. Wenn es bei mir irgendwann mal so weit kommen sollte, dann muss ich mir das einfach eingestehen und aufhören.
rap.de: Dann möchtest du auch, dass ein junger 23-Jähriger kommt und es dir sagt.
Farid Bang: Die Realität sieht einfach so aus, dass die Jugendlichen Kollegah und Farid Bang hören wollen. Dieser Franky Kubrick ist vor zehn Jahren gescheitert und kann es jetzt definitiv nicht mehr mit Leuten wie uns aufnehmen. Das sollte er sich einfach eingestehen. Diese Leute sind alle dreißig und hängen auf irgendwelchen Hip Hop Jams rum. Das sind solche Lappen. Dieser Franky Kubrick ist bestimmt so ein Typ, der umsonst auf irgendwelchen Jams auftritt, wenn du ihm sagst, “Ja Franky, du kriegst auch ein Becks umsonst“. Der soll es einfach begreifen und zurücktreten. Von diesem ganzen Rumgeheule bin ich jedenfalls kein Fan.
rap.de: Glaubt ihr, dass Rap für die Leute immer nur ein paar Jahre funktioniert, weil dann wieder neue Leute nachkommen?
Farid Bang: Natürlich, das ist so. Das ist wie mit Fußball oder Boxen oder jeder anderen Disziplin die man ausübt.
rap.de: Aber es gibt doch auch uralte Rockbands.
Kollegah: Ja, aber da ist schon ein Unterschied, zwischen Rock, Pop und Hip Hop.
Slick One: Das ist doch das Schlimme in Deutschland, dass diese ganzen alten Leute alle schon seit zehn Jahren aktiv sind.
Farid Bang: Ich will niemand kritisieren, aber du siehst ja auch, dass die alten Leute, die seit zehn, fünfzehn Jahren dabei sind, nicht mehr so gut verkaufen. Man muss es sich einfach mal eingestehen. So ehrlich muss man wirklich sein. Da sind frische Leute, da sind Kollegah und Farid Bang, die rappen besser als ich, dass sind Jungs, die sind motiviert und die sind jetzt dran. Ganz einfach. Die anderen hatten ihre Zeit und jetzt ist es vorbei. Ich habe mir keine Eigentumswohnung gekauft, noch habe ich mir einen Wagen geholt, sondern ich habe mein Geld versoffen. Ich hab Party gemacht und jetzt stehe ich da ohne etwas und das müssen sich diese Leute wirklich mal vor Augen halten. Die sollen arbeiten gehen. Dieses ganze Rumgeheule, “Dramaking“ und früher war alles anders, das bringt diese Leute alle nicht weiter.
Kollegah: Also ich beschäftige mich gar nicht so sehr mit dem Leben anderer Rapper. Das was er gerade alles über Franky erzählt hat, dass wusste ich vorher gar nicht. Ich kenn den Typen nicht und habe ihn auf dem One Love Festival auch gar nicht erkannt, als er zu mir kam. Ich kenn die meisten Leute nur durch ihren Rap und ich feiere dann immer nur den Rap. Persönlich habe ich da mit keinem ein Problem. Die sind mir einfach total egal. Das sehe ich ein bisschen anders als er.
Farid Bang: Mir sind die natürlich auch egal. Die sollen einfach aufhören und dann ist es vorbei. So wie du gesagt hast, “Royalbunker löse ich auf“ oder so wie Savas gesagt hat “Optik löse ich auf“ – genauso erwachsen muss ein Franky Kubrick auch sein.
Slick One: Und sagen "Franky Kubrick löse ich auf.“
Farid Bang: Nein natürlich nicht, aber… Du musst mal aufhören ständig irgendwas zu sagen, du bringst mich völlig raus.
Kollegah. Von mir aus kann Franky Kubrick gerne noch zehn Jahre weiter rappen, der belästigt ja keinen, denn Fans hat der wahrscheinlich eh keine. Vielleicht eine Hand voll. Deswegen ist Franky Kubrick auf keinen Fall jemand, über den ich mich aufrege.
Farid Bang: (energisch) DOCH! Es gibt einfach zig Jungs auf der Strasse, die motiviert sind, die wirklich gerne rappen wollen und Potenzial haben und diese Leute sollten den Platz von Franky Kubrick haben.
Kollegah: Was für ein Platz? Der hat doch gar keinen Platz.
Farid Bang: Dann soll er sich wenigstens eingestehen, dass es hoffnungslos ist. Wenn ich gegen Mike Tyson in den Ring steige, dann ist doch von vorne herein klar, dass ich verliere.
Kollegah: Das wird aber leider nie passieren, dass irgendwelche Leute der alten Garde Props geben, an junge Leute wie uns. Ich bekomme ja auch keine Props von irgendwelchen alten Rappern, zumindest ganz selten, wobei ich dann wieder über irgendwelche Ecken erfahren muss, dass die Kollegah krass finden, aber öffentlich gibt mir ja keiner Props. Ich erfahre das immer durch Zufall, dass irgendwelche bekannten Rapper, von denen ich das nie erwartet hätte, meine Texte auswendig können. Das finde ich dann immer schade, dass die nie die Eier haben, in einem Interview zu sagen, dass dieser Kollegah krass rappen kann. Ich bin zum Beispiel ein Typ, der immer sagt, was er denkt. Wenn ich irgendeinen Rapper cool finde, dann ist es mir egal, was für eine Sparte der macht und was die Leute dann von mir denken, dann sage ich das einfach. Wenn ich ihn scheiße finde, dann sage ich das auch und das unterscheidet mich von vielen anderen. Ich weiß nicht, woran das liegt, vielleicht haben die Angst oder Ego Probleme.
rap.de: Ärgert dich das, wenn du die Annerkennung nicht bekommst?
Kollegah: Nein überhaupt nicht, es ist ja auch nicht so, dass ich darauf angewiesen bin. Ich sehe mich sowieso als besser an, als ein Großteil der anderen Rapper, von daher ist mir das im Prinzip völlig egal. Wenn ein Rapper der was drauf hat, mir Props gibt, dann freue ich mich natürlich auch. Das ist eine ganz klare Sache. Als Azad mir mal Props gegeben hat, hat mich das gefreut und deshalb sollen die Leute die mich gut finden, das in Interviews ruhig sagen.
Farid Bang: Fragt doch einfach die Leute in Interviews, wie sie Kollegah finden.
rap.de: Das wird ab jetzt eine Standartfrage.
Kollegah: So wie Aragorn von 16bars.de. “Hallo. Erst mal: alles gut?“
rap.de: Seid ihr jung, brutal und gutaussehend oder seid ihr jung und brutal gutaussehend?
Farid Bang: Beides. Auf unseren Rap bezogen sind wir schon brutal, auf unsere Person bezogen ist das denke ich ein bisschen zu krass. Aber gut aussehend stimmt schon, oder? Also ich finde Kollegah sieht auf jeden Fall extrem gut aus.
Kollegah: Farid sieht natürlich auch sehr gut aus und was das brutal betrifft, falls wir wirklich mal in einen Kampf verwickelt werden, dann wird es wirklich brutal, aber ansonsten sind wir keine Menschen, die wahllos auf der Strasse Leute attackieren.
Farid: Wir sind liebe Jungs.
rap.de: Gut. Willst du noch irgendwen dissen?
Farid Bang: Wen kann man denn noch dissen?
Kollegah: Weißt du, wie oft wir uns diese Frage schon gestellt haben?
rap.de: Du hast ja vorhin schon angedeutet, dass es Leute gibt, über die du dich mehr aufregst, als über Franky Kubrick.
Kollegah: Ich habe mich zum Beispiel richtig über Fler aufgeregt. Der hat Behauptungen aufgestellt, die gar nicht klar gingen und einfach realitätsfremd sind. Er hat gesagt, dass ich nicht rappen kann und das regt mich schon auf, wie so jemand sich das Recht raus nimmt, so was zu sagen.
rap.de: Du regst dich wirklich ernsthaft darüber auf, wenn Leute sagen, du könntest nicht rappen?
Kollegah: Das ist doch einfach dreist. Ich habe zwar Beef mit ihm, aber ich erfinde doch nicht einfach Sachen. Er erfindet ständig irgendwelche Sachen, weil er einfach nichts gegen mich in der Hand hat. Er hat zum Beispiel rum erzählt, ich hätte Geheimratsecken, aber wie du siehst, habe ich volles Haar. Das regt mich einfach auf. Wenn ich in einem Beef schon Sachen erfinde, dann denke ich mir doch wenigstens Dinge aus, die den anderen ein bisschen verletzen. Oh mein Gott, ich habe Geheimratsecken, wie schlimm. Oder wenn er sagt, ich könnte nicht rappen. Ich denke ganz Deutschland kann bezeugen, dass ich ganz solide Rapkünste vorweisen kann. Ich habe zum Beispiel einen Disstrack geschrieben, in dem ich nur Fakten aufgearbeitet habe.
rap.de: Wobei ich sagen muss, dass falls die Geschichte mit der Karotte wirklich stimmt, ich das absolut nicht lustig finde.
Kollegah: Das ist auf keinen Fall lustig, aber wenn man so eine Vergangenheit hat, dann muss man auch damit rechnen, dass einen das immer verfolgt. Jeder der sich auf Beef mit mir einlässt, der muss sich ja bewusst darüber sein, dass er nicht nur nette Worte abkriegt, sondern da werden dann natürlich fiese Sachen ausgepackt, das ist ganz klar. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass wenn er den Anfang vom "Fanpost“-Beat hört, erst mal eine Gänsehaut bekommt, und sich denkt, dass er sollte lieber den Raum verlassen. Das ist auf jeden Fall ein Trauma, was ihm da passiert ist. Er wurde quasi vergewaltigt, obwohl es kein menschliches Glied war, das in ihn eingedrungen ist, sondern eine Karotte. Er wurde er gegen seinen Willen penetriert. Das ist auf jeden Fall traumatisch. Ich habe dann auch irgendwie Respekt davor, dass er sich überall hinstellt, und sagt, ich bin Gangster, deutscher Bad Boy und hast du nicht gesehen. Ich frage mich schon, woher diese Dreistigkeit kommt. Wenn mir so etwas passiert wäre, dann wäre ich wahrscheinlich mein Leben lang nicht mehr aus dem Haus gegangen.
Slick One: Das macht ihn ja auch wieder stark, dass er trotzdem wieder rausgehen kann.
Kollegah: Er ist wahrscheinlich ein sehr guter Verdränger. Ich denke, dadurch, dass ich ihn in unserem Beef damit konfrontiert habe, hat er sich auch auf ein sehr primitives Level begeben, indem er irgendwelche Sachen erfunden und meine Mutter beleidigt hat. Ich kam nur mit den Fakten, aber er beleidigt einfach meine Mutter. Ich schwöre, dass wenn ich ihn einmal sehe, er schon sehen wird was er davon hat.
01:03 Wir bezahlen und machen uns auf den Heimweg.
01:14 Auf dem Rückweg begegnen wir wieder Manfred, der anscheinend auf uns gewartet hat. Noch immer erzählt er uns, dass das Angebot mit dem Bier stehen würde und die Mädchen auf uns warten würden. Farid fühlt sich geschmeichelt.
Nach etwas 10 Minuten gelingt es uns Manni endlich abzuwimmeln, der dann in Richtung Parkbank läuft, wo zwei bis drei Kumpels von ihm schon mit Feierabendbier auf ihn warten. Scheint ein cooler Job zu sein, den Manfred da hat. Zumindest im Sommer
01:40 Na gut. Ein kleiner Crepe mit Nutella und Banane muss schon noch drin sein. Das Teil nennt sich "Tarzan“ und Slick One hat wieder Appetit. Gut, das Essen beim Libanesen liegt ja auch schon eine Zeitlang zurück.
Wir holen uns ein Wasser. Der Kiosk, bei dem wir einkaufen, wird mit vier Videokameras überwacht. Wir sind beeindruckt.
02:05 Wir fahren auf die andere Rheinseite, um noch einen kleinen Rundblick auf die Kulisse der hell erleuchteten Altstadt zu machen. Es ist sehr schön und fast romantisch. Leider kann unsere Kamera die laue Frühlingsnachtatmosphäre nur sehr ungenügend wiedergeben.
03:05 Kollegah und Farid Bang wollen nach Hause. Wir verabschieden sie und machen uns auf den Weg ins Selfmadebüro.
03:17 Slick One glänzt mit intimer Detailkenntnis über Deutsche Hip Hop Labels, was deren Verkaufszahlen, Vorschüsse und Recoupement-Quote betrifft.
03:45 Slick One weiß noch viel mehr über die Verkaufszahlen innerhalb der deutschen Hip Hop Szene. Sehnsuchtsvoll wandern unsere Augen zur Couch.
03:50 Erschöpft von einem langen Tag sinken wir auf Couch und Boden, um noch exakt eine Stunde zu schlafen, bevor es zum Flughafen geht.
05:01 Wir fühlen uns wie ein ausgekotztes Stück Scheiße, als wir im Auto sitzen und Slick One uns zum Flughafen fährt. Der Selfmademann strotz nur so vor Kraft. Wo nimmt er die bloß her. Keine Drogen. Keinen Alkohol. Kein Kaffee. Keine Zigaretten. Vielleicht sollten wir uns mal eine Scheibe von ihm abschneiden.
05:20 Flughafen Düsseldorf. Wir checken ein.
06:20 Nach einer Stunde rumgammeln auf Bänken und mit diesem ekligen Gefühl, taumeln wir zwischen Geschäftsmännern in Hemd und Anzug ins Flugzeug. Manche von ihnen schlafen schon. Wir würden ihnen gerne Gegenstände in den offenen Mund legen, wenn wir nicht selbst so müde wären.
07:20 Wir sind wieder in Berlin. Gott sei Dank.