Bo Flower

rap.de: Hast Du gar keine Angst, die Hörer manchmal zu überfordern?

Bo Flower: Vielleicht ist das manchmal auch nötig und spannend, jemanden zu überfordern, der dann anfängt, darüber nachzudenken, aber ich glaube eher, dass ich die Hörer mit Emotionen überfordere statt mit Sozialkritik. Ich merke jetzt gerade bei meinem aktuellen Album, dass es den Leuten ein bisschen unangenehm ist, mit so viel Emotion und Gefühl konfrontiert zu werden. Das ist im echten Leben übrigens auch so.

rap.de: In Songs wie "Nimm’s Persönlich" oder "Die Welt ist eiskalt" von Deinem aktuellen Album zeichnest Du ja ein ziemlich düsteres Weltbild. Inwieweit ist das auch Deine persönliche Weltsicht? Im Moment scheinst Du uns eher ein sehr entspannter, gut gelaunter junger Mann zu sein.

Bo Flower: Jetzt gerade, ja! Nein, das ist alles nur Fassade (lacht). Ich mein, im Moment sitzt man ja auch im schönen Café, hat Zeit und spricht miteinander über das Album, das man am Start hat, also warum sollte ich schlecht gelaunt sein? Jetzt ist gerade eine gute Phase und jetzt bin ich auch recht zufrieden und fröhlich.

rap.de: Du sprichst auch häufiger die Politik an, prangerst sie an, sagst aber nicht spezifisch, was Dich eigentlich stört.

Bo Flower: Jaja, das ist wirklich ganz interessant, weil ich hab auch einen Freund, der arbeitet viel für eine Partei und macht Viral Marketing für die und da sind so Sachen, da könnte ich mich ohne Ende drüber aufregen, aber ich möchte ihm ja auch nicht ans Bein pissen.
Auf jeden Fall geht es aber um virales Marketing, und ich weiß einerseits, was das für ein kleiner Mückenschiss ist, in dem ganzen Budget von einer politischen Partei im Lokalwahlkampf und trotzdem ist es so viel Geld, dass ich mir denke: "Das ist eine absolute Frechheit". Da geht es ja nur um die Machterhaltung, oder um den Machtgewinn. Das sind Sachen, da bin ich einfach ganz emotional und reg mich auf, denn ich kann es nicht verstehen, dass da ständig so viel Geld reingepumpt wird.
Mittlerweile bin ich fast 30 und da wächst man ja auch mit Leuten mit und kriegt das so mit, wie das Business so läuft und es hat nichts mit Inhalten zu tun, sondern wirklich nur mit Arschpuderei. Auf so was komme ich nicht klar. Da habe ich mit ihm immer einen großen Disput, wenn es darum geht. Zum Beispiel veranstaltet er auch Partys für die Partei und fragt mich dann, ob ich auftreten würde. Das würde ich aber nie machen.

rap.de: Egal, wie viel Geld man Dir bietet?

Bo Flower: Das ist natürlich immer eine schwierige Frage. Es ist natürlich immer einfach zu sagen: "Niemals" und dann kommt jemand und bietet dir eine Million. Das ist natürlich ein ganz unwahrscheinlicher Fall, der sowieso nicht eintritt aber trotzdem hat irgendjemand mal gesagt: "Ab einem gewissen Betrag ist jeder käuflich."
Aber ich sage mal, unter normalen Bedingungen kann ich pauschal sagen, dass ich das nicht machen würde. Ich möchte nicht dafür verantwortlich sein, dass irgendjemand, die CDU, die SPD oder Die Grünen oder wen auch immer wählt. Ich möchte nicht ein Rädchen im Getriebe sein, warum ein Mensch seine Entscheidung für etwas fällt.

rap.de: Du sagst also, dass der Zwang, sich an der Macht festzuklammern – unabhängig von jeglichen Inhalten – das größte Problem im politischen Betrieb ist und dass einfach zu viel Energie in den Wahlkampf investiert wird und zu wenig in die Politik an sich?

Bo Flower: Vor allem zu viel Geld. Wenn ich mir diese Spots angucke und deren Inhalte – ist doch alles nur Bla, alles nur Farce. Was verändert das denn?

rap.de: Gehst Du wählen?

Bo Flower: So etwas möchte ich nicht öffentlich sagen. Ich sag' gerne meine Meinung, aber so etwas würde ich dann auch nicht sagen, weil dann wieder irgendwelche Leute sich so oder so entscheiden, weil ich das eben so mache.