Tai Jason

Tai Jason, der Beachboy aus München, gehört zu den erfolgreichsten Beatbastlern der deutschen Raplandschaft. Im letzten Jahr produzierte er drei Top Ten Alben, war aber auch außerhalb dieser Großprojekte an beinahe allem beteiligt, was Rang und Namen hat. Auch auf der bevorstehenden B-Tight LP wird er seine Finger an den Reglern haben, Grund genug für uns also, den jungen Mann mal ordentlich auszufragen. Natürlich standesgemäß am Hotelpool. Wie kam er zur Musik, macht Pornofilm-Synchronisation Spaß und wie läuft das eigentlich wirklich mit R.Kelly und den 17-jährigen Mädchen? All das erfahrt ihr hier.

rap.de: Schickes Hotel. Du bist wahrscheinlich einer der wenigen Hip Hop-Produzenten in Deutschland, der sich so was leisten kann.

Tai Jason: Ich weiß nicht, wenige wahrscheinlich schon, aber ich mag es einfach. Es gibt ja welche, die chillen lieber etwas Ghetto-mäßiger. Bei mir ist es mehr so: hier chillen und die Musik ist dann hart. In Berlin ist ja eh alles so dreckig, das muss ja nicht sein.

rap.de: Was heißt „die Musik dreckig“?

Tai Jason: Na ja gut, hart… Wenn man mich anschaut denkt man ja auch, ich surfe den ganzen Tag, aber es ist trotzdem so ein Markenzeichen von mir, dass ich einfach gerne „hart“ klinge.

rap.de: Woher kommt die Liebe zur harten Musik?

Tai Jason:  Einerseits bestimmt durch diese Dirty South-Welle, die ich mitgenommen hatte und die damals wirklich hart war. Jetzt gibt es ja auch Ciara, die über einen nach Dirty South klingenden Beat singt. Aber auch davor schon diese ganze Südstaatenmucke wie 2Live-Crew.

rap.de: Vor wie vielen Jahren hast du dein Dirty South-Album gemacht? Vier, fünf?

Tai Jason: Nee, die Lieder habe ich vor sieben Jahren aufgenommen und das Album kam dann vor sechs.

rap.de: Das heißt, du beschäftigst dich schon Ewigkeiten mit dieser Musik. Wie bist du da drauf gekommen? Dieses ganze Südstaaten-Ding ist ja erst in den letzten drei, vier Jahren richtig groß geworden.

Tai Jason: Ich glaube, ich habe allgemein damit angefangen Hip Hop zu hören, weil ich so ein bisschen Underdog-mäßig war. Das waren halt so die asozialen Hip Hopper und das fand ich schon cool, nicht wie alle Pop zu hören. Das war auch nur ein nächstes Level, dass ich, als dann jeder anfing Hip Hop zu hören, das nicht mehr cool fand. So sehr es auch um Musik geht, die einem gefällt, so sehr geht es auch darum, was man gerade cool findet. Und dann sucht man halt schon nach etwas Neuem und Frischen. In der Source habe ich dann damals diese Three 6 Mafia-Werbungen gesehen, die ja komplett verballert waren. So mit diesen Zahnstochern durch die Nase, nur eine Brillenhälfte… Das hat man sich dann angeguckt und dachte sich: “Boah, sind die krank!“. Heute versucht ja auch jeder krank zu sein, aber diese Anzeige war einfach nur krass. Obwohl sie eigentlich auch gar nicht so krass war…

rap.de: Bei Blackstar haben sie ja glaube ich mal so eine Verarsche-Werbung geschaltet oder die in ihrem Booklet veröffentlicht.

Tai Jason: Ich glaube Samy Deluxe hat auch so ein Cover gehabt. „Pen And Pixel“ heißen die übrigens, die diese Cover gemacht haben. Das ist nur ein Typ oder eine Firma, die alle Cover gemacht haben.

rap.de: Für Cash Money

Tai Jason: Also No Limit hat es wahrscheinlich noch vor Cash Money ziemlich groß gemacht und Cash Money sind dann auch zu Pen And Pixel gegangen. Und das ist echt nur ein Latinotyp, der das alles selber macht, der hat gar nicht so viele Angestellte. Aber: es gibt ja in New Orleans und den ganzen Südstaaten noch tausend Leute, die auch alle zu Pen And Pixel gehen, das kriegt man hier gar nicht mit. Scheiß auf eine Million Platten verkaufen, der hat wahrscheinlich schon eine Million Cover gemacht.

rap.de: Aber das wahr doch damals wahnsinnig primitive Musik. Also Master P war wirklich schlecht.

Tai Jason: Ich mochte ja Master P. Nicht so sehr wie dann die Cash Money-Sachen, aber… Primitiv? Was meinst du? Die Texte?

rap.de: Die Art zu rappen. Master P war immer so ein ganz schlechter Tupac-Bite.

Tai Jason: Ich fand, dass er einen eigenen Stil hatte zu rappen. Dieses (stöhnt laut), was die Meisten whack finden und die paar, die es cool finden, finden es dann richtig cool.

rap.de: Ich hab mir das damals alles mal über die Virgin oder Universal kommen lassen. Das war unfassbar. Juvenile und wie die alle hießen.

Tai Jason: Das war dann Cash Money, genau. Ich hatte ja dann hier bei der Juice ein Praktikum gemacht und sollte dann das erste europäische Interview mit Cash Money machen. Ich kam dann als kleiner Praktikant zu Universal und die haben mir Latten von CDs gegeben, mit denen wahrscheinlich in ganz Deutschland außer mir niemand etwas anfangen konnte. Die B.G.-Sachen, da gab’s ja noch viele damals.

rap.de: Waren Kane & Abel auch bei Cash Money?

Tai Jason: Kane & Abel waren bei No Limit, haben da aber nur ein oder zwei Alben raus gebracht und haben dann wieder ihr eigenes, Most Wanted hieß das, gemacht. Die haben eigentlich gar keine Rap-Musik sondern Bounce-Musik gemacht.

rap.de: Bounce-Musik?

Tai Jason: Bounce ist eine Richtung, die es eigentlich nur in New Orleans, also Louisiana, gibt. Bisschen schneller als Hip Hop, rein auf Party und es ist Tanzmusik, also es gibt Tänze dazu. Bevor diese ganzen Südstaaten-Tänze kamen, Soulja Boy und so, gab’s dort die krassen Thugs mit Timbaland-Stiefeln, die für New Orleans viel zu heiß gekleidet waren und diese Tänze gemacht haben. “I want you to shake it, shake it, shake it, I want you to drop it, drop it, drop it“ oder ”drop it like its hot” – diese ganzen Sprüche kommen alle aus der Bounce-Musik. Cash Money haben ein Bounce-Lied gemacht: ”I Need A Hot Girl” – musst du mal auschecken. Ach ja, und immer die Claps drin, auch sehr typisch. Mittlerweile ist es natürlich sehr Hip Hop geworden, weil sich das alles von den Südstaaten abgeguckt haben.

rap.de: Du warst auch in New Orleans?

Tai Jason: Ja, meine Freundin ist nach New Orleans gezogen in den 3rd Ward, wo Soldier Slim und so auch herkommen. Ich dachte immer, 3rd Ward wäre durchgehend Ghetto, aber es gibt auch schöne Ecken davon, wo zum Beispiel sie gewohnt hat. Aber trotzdem direkt an
den Projects und direkt vor ihrer Haustür am Gamblen mit Dice und so. Wo wir angekommen sind, also wirklich, da bin ich in so einen Film rein gekommen.

rap.de: War deine Freundin denn eine Schwarze oder….

Tai Jason: Ne, sie war Weiße gewesen, war aber die Einzige mit ihrer Mitbewohnerin im ganzen 3rd Ward. Das sind ja Wards, das sind die Bezirke, wenn die von Cash Money rappen, erwähnen sie immer ihre verschiedenen Wards. Da hat sie dann gewohnt und ich dann auch (lacht). Aber ist halt cool so, sind halt nur Schwarze, aber dann hast du auch einmal Notice an der Tür stehen. Da ist einer aus dem Knast gekommen und musste von Hand für alle aus seiner Umgebung schreiben, dass er ein Kind ermordet hatte und aus dem Knast ist. Handgeschrieben mit seinem Gesicht drauf, er wohnt jetzt hier und da, ist entlassen worden und das auf jeder Tür. Also, es ist halt, wo alle immer Ghetto denken, ist es super schön. Alle sind super nett, die größten Thugs sind super nett, aber es gibt halt diese speziellen Momenten, wo sie dann Gangster werden. Einmal bin ich auch in die falsche Richtung gelaufen. Das als Weißer, blonde Haare, Anziehsachen alles neu, daraufhin sind mir die Kids gleich hinterhergelaufen auf einem BMX und so. Da bin ich schnell wieder abgebogen von der Mainstreet.

rap.de: Was heißt, sie sind dir hinter her gelaufen?

Tai Jason: Na ja sie haben sich halt provoziert gefühlt, ich kam ja nicht daher. Schließlich war ich erst mal weiß, hatte Kleidung an. Man darf nicht vergessen, New Orleans ist wirklich so, die rauben Leute wegen Schuhen aus. New Orleans ist hardcore, das sind Ghettos, wie ich es vorher noch nie gesehen habe.

rap.de: Na ja, ich hab ja gesehen, wie es da nach Katrina aussah. Fast wie Afrika teilweise.

Tai Jason: Das ist ja auch der Staat  mit den meisten Schwarzen und der höchsten Kriminalität. Also, das war alles vor Katrina, danach ist es bestimmt nicht besser geworden oder keine Ahnung was da jetzt ist, aber New Orleans ist krass einfach. Es ist wie in einem Film. Da kann man halt sehen, dass diese Goldzähne nicht nur Rap-Klischee sind. Nicht umsonst habe ich Geld zusammengespart, um mir einen Platinzahn zu machen und das halt vor sieben Jahren.

rap.de: Hast du den?

Tai Jason: Ne, weil es voll extrem war, als ich dann wieder in Deutschland war. Also irgendwann hat es halt dann Klick gemacht, einfach dass ich….

rap.de: … dass du halt doch kein Schwarzer bist?

Tai Jason: Ja, aber ich habe da halt wirklich in einem Film gelebt. Das war ja noch nicht mit Grills drauf stecken damals, sondern mit Zahn abschleifen und draufmachen. Da hatte man halt diese Zähne. Irgendwann haben mir dann die Leute beigebracht, dass das nicht geht und dass das keinen Sinn macht, weil ich nicht der bin, von dem ich damals dachte, dass ich es bin.

rap.de: Aber so nach Amerika zu gehen, wo du dich nicht auskennst, das kannst du? Wenn man so die Geschichte hört von deinem Praktikum in Chicago, da bist du ja einfach hingeflogen.

Tai Jason:  Nee, ich hatte schon eine Connection, so zu einem sehr guten Kollegen von R. Kelly. Man muss einfach hustlen, wir sitzen jetzt auch hier in einem Hotel für 200 Euro
die Nacht mit einem Spa-Bereich und du hast nichts gezahlt und bist auch gerade in den Pool
gesprungen und genau so…

rap.de: Ich habe nichts gemacht! (lacht)

Tai Jason: Doch mit Salto! Und genauso war es für mich da einfach. Ich wollte ums Verrecken einfach ein paar Sachen machen mit Musik und dann bist du da vor der Tür und gehst rein und fragst „Please, kann ich morgen kommen?“. Und eines Tages nimmst du eine Werbung auf, die dann im Radio läuft und bist dadurch eingeladen auf R. Kelly’s private 70er Party im Studio.

rap.de: Mit 17-Jährigen.

Tai Jason: Die 70er Party, wo auch die 17 jährige war, ja. Ich kannte die auch. Ich hab das noch mitgekriegt, wo sie da rein ist, weil meine Freundin damals, also eine andere, als die New Orleans-Freundin, Personal Assistant von R. Kelly war. Das war fast schon ihr Job zu koordinieren, dass die einen Mädels weg sind aus dem Studio, wenn die nächsten kommen Ich kenn Jungs die brauchen viel Sex, aber R. Kelly ist auf jeden Fall krass so (lacht). Die sind da wirklich rein und raus spaziert. So richtig mit Warten, da warten dann natürlich auch so Mädels dann für 2-3 Stunden, bis halt der Song nebenan fertig  gemischt ist und dann wird erst gebumst.
 
rap.de: Und die waren alle so jugendlich?

Tai Jason: Nö, ganz normal halt. Wir sind weggegangen, danach alle noch ins Studio und da waren echt nur Mädels. Also R. Kelly macht es ja auch richtig und da hatte ich halt auch immer das Glück, dass ich mitgenommen wurde. Nur Mädels überall in der Aufnahme! Und Freaks. Auf einmal siehst du Titten hinter der Aufnahmescheibe, Party halt.

rap.de: Ich glaube, dass im deutschen Hip Hop ja sehr viel und explizit über Sex geredet wird. Und oft hat man ja auch wirklich den Eindruck, dass die, die am häufigsten darüber sprechen am wenigsten davon haben.

Tai Jason: Ich meinte ja einfach so Sachen wie Parties. Die Leute hier sind nur in den Videos mit Mädels um sich rum, aber dort war es halt wirklich so. Dort waren halt nur Mädels. Oder es war wirklich so ghetto oder wirklich so goldzahnmäßig. Mit dem Seyding ist es halt auch so. Das fanden Deutsche im Hip Hop cool und haben das dann eingebaut. Aber wie du sagst: es gibt eben wenige, die so was dann auch gemacht haben. Man hört immer von irgendwelchen Gangbang-Parties, aber… Weiß nicht.

rap.de: Du warst ja auch als Pornoproduzent tätig, wann war denn das?

Tai Jason: Ich hab `99 Abi gemacht und dann Toningenieur studiert. Ich hatte viel Zeit und hab den ganzen Tag zu Hause Beats gemacht und Pornos synchronisiert.

rap.de: Synchronisiert? Hast du selber gesprochen?

Tai Jason: Eigentlich nicht, hab ich aber aus Spaß auch manchmal gemacht. Die Synchronisation war von den Vivid Filmen aus den Staaten. Also Jenna Jameson war bei Vivid, Kobe Tai – das waren immer sehr highbudgetige Filme, die dann nach Deutschland kamen und von denen ich die deutschen Versionen gemacht habe.

rap.de: Wie bist du an so einen Job rangekommen?

Tai Jason: Also um es schnell zu machen: in der Toningenieurschule ging es immer darum, wer als erster etwas veröffentlichen wird. Einer meinte dann “Bestimmt der Tai, der wird für Pornos Musik machen“. Dann haben alle gelacht, ich inklusive, irgendwie habe ich es mir dann aber zu Herzen genommen. Ich dachte mir, das ist gar keine schlechte Idee, weil ich dort bestimmt eher ans Ziel komme, als wenn ich mit irgendwelchen komplizierten Rappern, die ich nicht kenne, was mache. Ich bin dann zur GGG gegangen, John Thompson, die machen mit die härtesten Pornos in Deutschland. Wahrscheinlich ist der auch der erfolgreichste Einzelproduzent in Deutschland. Das ist so ein jüdischer, krasser, wohnt in Starnberg, fette Villa, im Trenchcoat  – so ein richtiges Arschloch. Ich bin hin zu dem und meinte, dass ich Musik für seine Filme machen will, ist mir scheißegal was er zahlt. Er hätte auch nichts gezahlt, das habe ich ihm angesehen.

rap.de: Du warst wie alt? 19? Und bist dort einfach reinspaziert?

Tai Jason: Ich habe angerufen, bin hingegangen, hab eine CD mitgebracht mit 70 Minuten Musik drauf und hab sie ihm dann für damals 70 Mark verkauft.

rap.de: Aber er hat sie genommen.

Tai Jason: Ja, genau. Und ich hab das erste mal Geld für etwas bekommen, das vervielfältigt wurde. Das war ein Job und es war cool. Dann habe ich dort weitergemacht und mir gedacht, dass diese Beats von mir doch nicht exklusiv sind und ich nicht bei der GEMA bin, also ist es ihm doch egal, ob diese Beats noch in anderen Pornos leise im Hintergrund laufen. Dann bin ich hoch nach Berlin zur Venus, hab mich dort reingehustlet und bin von Stand zu Stand gegangen und hab gesagt “Ich mache Pornomusik!“ (lacht). Dort hab ich dann noch mehr CDs verkauft, für genauso wenig Geld (lacht wieder). Ich bin zu einem Stand gekommen, Paradise Entertainment, und wollte denen auch meine Musik verkaufen. Die hatten aber gerade megaviele Lizenzen aus Amerika am Start, haben mich aber gefragt: “Sag mal, kannst du synchronisieren?“. Ich so “Wie synchronisieren?“. Und die meinten dann halt die Filme, die englische Tonspur weg, die neue deutsche dazu, Bumsgeräusche dazu, Sprechen dazu. Das war so was Großes, das war ein Job! Zufällig hatte ich auch gerade in der Schule gelernt wie’s geht. Damals noch auf PC mit Logic 5.5 hatten wir die Simpsons synchronisiert. Ich meinte zu denen, dass ich es gerade gelernt hätte und die meinten: “Du bist unser Mann!“. Zwei Wochen später hatte ich meinen ersten Film synchronisiert “Jenna Loves Kobe“. Also Girl-on-Girl mit den zwei heißesten Pornodarstellerinnen dieser Zeit. Ich hab dann damals bei Subway gejobbt und dort die Mädels rausgeholt, mit denen ich das dann synchronisiert habe.

rap.de: Aber das war doch für viele Mitarbeiterinnen auch eine Überwindung, oder?

Tai Jason: Ja, wahrscheinlich…

rap.de: Die Typen waren auch von Subway?

Tai Jason: Die Typen waren immer ich inklusive meiner Homies. Alle haben mich damals angerufen und fragten: “Ey, lass mich bitte was synchronisieren, ich will im Film sein!“. Das war ja auch eine Zeit, in der man, wenn man was arbeitet, noch nichts wirklich cooles macht. Und alle wollten mitmachen. Wir waren dann bei mir, haben gesoffen, auch die Mädels, und sind dann danach weggegangen. Auch Schauspielerinnen, die man hier kennt, waren vorm weggehen bei mir zu Hause und haben die Dinger synchronisiert! Irgendwann haben mich dann sogar fremde Mädels angerufen und gefragt, ob sie mal synchen dürften.

rap.de: Warum wollten die Mädels das dann machen?

Tai Jason: Ich weiß es nicht, aber es waren wirklich viele.

rap.de: Vielleicht deswegen, weil es etwas harmloserer Sex war. Also schon etwas Verruchtes, aber dann eben doch wieder nicht so…

Tai Jason: Vielleicht. Die Meisten würden vielleicht schon mal gerne in einem Porno mitspielen, aber es ist ihnen einfach viel zu krass. Und das ist dann halt der harmlosere Schritt dorthin. Es ist halt nur die Stimme.

rap.de: Ist da auch was entstanden, also an erotischen Situationen?

Tai Jason: Äh (lacht), also Job und Privates darf man ja eigentlich nicht verknüpfen. Das Ding ist, dass du dort halt beim Arbeiten mit einem riesen Rohr sitzt. Du sitzt halt zuhause, es ist gechillt, du lachst. Und die Mädels sind auch so: “Boah, ich muss nach Hause, ich bin total durchnässt“ – so ungefähr. Ist ja auch klar, du schaust dir ja auch gerade seit fünf Stunden einen Porno an. Na ja, und manchmal sind sie dann halt auch nicht nach Hause gegangen…  (lacht laut) Das Schöne an der Situation war auch oft, dass ich die gar nicht kannte. Ich meine, Mädchen kamen zu mir nach Hause und zehn Minuten später haben die sich da einen abgestöhnt. Ich hab ja auch damals schon auf die Qualität geachtet und die mussten das auch gut machen. Das war echt ein schöner sexy Job. Hat beiden Seiten Spaß gemacht und ich hab zum ersten Mal wirklich Kohle verdient. Ich hatte ja auch vorher von Zuhause aus nie Geld, keine Kohle, richtig arm sogar. Das war mein erster selbstständiger Job und das war ein schönes Gefühl. Mit Pornos Geld zu verdienen, Sex, Kohle haben, Spaß zu haben…

rap.de: Und dann wolltest du richtig ins Pornobusiness einsteigen?

Tai Jason: Nee, aber ich hab mir früher mal ein paar Sachen überlegt, die ich in meinem Leben erreichen will. Ganz früher wollte ich einmal meine eigene Platte produziert haben, meinen eigenen Schuh haben und ich wollte mal meinen eigenen Porno produzieren. Ich wollte da nicht groß einsteigen, aber mich hat’s interessiert. Die haben mich immer alle gepusht und meinten, dass ich in ein paar Jahren, wenn die Alten alle gehen, ich der Chef sein würde, da ich bei weitem der Jüngste war. Ich hab dann meinen Ersten so Bangbus-mäßig hier in Berlin produziert. Ich hatte kaum Kohle, ein paar Mädels, paar Jungs, einen Kameramann, einen Fotografen und bin in Berlin rumgefahren und hab gefilmt. Ich hab den gemacht, um Mal einen eigenen Film zu machen.  

rap.de: Und der hat von den Verkäufen her funktioniert?

Tai Jason: Wie gut er sich verkauft hat weiß ich nicht, aber ich hatte einen ganz guten Vertrieb.

rap.de: Hast du dann weitergemacht oder war das der Einzige?

Tai Jason: Ich hab dann noch bei Verschiedenen mitproduziert, aber das war der Einzige, den ich alleine gemacht habe.

rap.de: Also war das dann nur eine kleine Episode. Wie bist du denn dann weiter zur Musik gekommen? So wie ich das mitbekommen habe, hat das ja dann eigentlich erst richtig angefangen, als du mit Tomcraft zusammen gearbeitet hast.

Tai Jason: Ich hab ja die ganze Zeit Musik gemacht, aber wie man weiß, dauert es ja auch bis das was wird. Dann wurde in München eine Firma gegründet die Great Stuff heißt, die unter anderem Tomcraft gehörte. Die haben, ohne mich groß zu kennen, gefragt, ob ich bei denen nicht Inhouse-Produzent werden und noch Tomcrafts Album produzieren will. Die fanden den Sound halt gut. Dann haben wir das Great Stuff-Ding gestartet und seitdem bin ich da.

rap.de: Wen hast du vorher produziert, so Hip Hop-mäßig?

Tai Jason: Ich glaube keinen.

rap.de: Aber du wolltest schon immer Hip Hop-Produzent werden, ja? (lacht)

Tai Jason: Ich wollte Musik machen, aber ich komme einfach aus dem Hip Hop.

rap.de: Du hast im letzten Jahr die meisten Hip Hop-Alben produziert. Welche waren das?

Tai Jason: "Hahnenkampf“ von K.I.Z. zum Beispiel, mit der ersten Single, Sido sein Album auch mit der ersten Single, B-Tight sein Album auch mit der ersten Single, die alle drei übrigens auch Top Ten gegangen sind. Das waren so die drei großen Alben auf jeden Fall.

rap.de: Und auch kleinere Projekte?

Tai Jason: Ja, es gibt ja viel noch. Bei Aggro zum Beispiel alle, da kamen ja auch viele Sachen raus. Fler, Tony D, Kitty Kat kommt ja erst noch. Und dann habe ich halt oben in Hamburg noch ein bisschen was gemacht, mit Samy Deluxe.

rap.de: Wie erklärst du dir das? Normalerweise läuft das bei Produzenten ja so, dass das über Bekanntschaften geht und man sich langsam hocharbeitet. Bei dir läuft das ja ganz anders.

Tai Jason: (lacht) Ich hatte gehofft, dass du mir das erklären kannst! Ich weiß es nicht, ich hoffe, es liegt an der Musik.

rap.de: Ich glaube, dass es an der entspannten Arbeitsatmosphäre bei dir liegt.

Tai Jason: Ich kenne ja jetzt auch nicht groß andere Produzenten. Die Beathoavenz und so natürlich schon, aber ich weiß jetzt gar nicht groß, wie andere sind und wie es bei denen war.

rap.de: Na ja, aber du kannst dir schon vorstellen, dass es normalerweise so läuft, dass man erst mal für sich selbst produziert und dann krampfhaft versucht, irgendwelche Rapper anzusprechen und irgendwann kriegt man dann mal eine Veröffentlichung. Aber meistens läuft das nicht so gut. Die chillen, rauchen Weed und denken, sie sind große Produzenten.

Tai Jason: Vielleicht liegt es auch daran, dass ich kein Weed rauche. Ich sitze zwar auch, aber ich mache was. Ich habe ja viel gearbeitet, bevor es richtig losging. Ich habe zwei Jahre lang jeden Tag circa zehn Stunden lang Musik gemacht. Ich kann mich auch an Tage erinnern, an denen ich das 16, 17 Stunden lang gemacht habe. Dadurch dass ich niemanden kannte und auch keinen produziert habe, hatte ich natürlich auch nicht diesen Erfolg, dass ich mir gesagt habe „Boah cool, ich habe Kool Savas produziert, weil ich mit ihm zusammen bin oder sonst irgendeine Connection habe“. Dann freut man sich und wenn man sich freut, chillt man natürlich auch ein bisschen mehr. Ich habe ja für mich produziert und meine Homies haben nicht gerappt, die haben was anderes gemacht. Ich habe nur für mich Beats gemacht und dadurch hat sich für mich auch die Chance zu wachsen, oder vom Klang her qualitativ besser zu werden, Mischen zu lernen und so weiter, ohne zwischendrin plötzlich mit einem Rapper Erfolg zu haben, ergeben. Aber als dann wirklich mal jemand  meine Sachen gehört hat, kam dann ein Anruf von Specter, den ich noch nie gesehen hatte und nur wusste, wer das ist, der mich gefragt hat „Warum klingst du so? Bist du aus Amerika? Hast du das da produziert?“. Und die alle dachten, vielleicht auch vom Namen her, dass ich aus den Staaten bin. Aber das war nur ich aus München. Man misst sich ja im Deutschrap auch an anderen Deutschrappern, aber ich habe mich eben an irgendwelchen Cash Money-Produktionen gemessen. Als dann also die ersten Leute meine Sachen gehört haben, habe ich auch direkt mit denen zusammengearbeitet. Das war ja bei dir genauso. Du hast meine Mucke gehört und gesagt „Lass mal…

rap.de: Chablife machen! (lacht)

Tai Jason: Genau. Schade, dass es nichts geworden ist.

rap.de: Fühlst du dich manchmal fremd in dieser deutschen Hip Hop Szene?

Tai Jason: Nö, eigentlich nicht. Alle sind nett, die ich bis jetzt getroffen und mit denen ich gearbeitet habe. Alles nette, coole Leute.

rap.de: (lacht) Schon allein dieses Statement macht dich zu einem Fremden in dieser Szene.

Tai Jason: Ja, aber die Leute sind nett zu mir. Also die, auf die ich bis jetzt gestoßen bin, sind alle cool. Dafür, dass es eben auch Business ist. Du musst ja froh sein, wenn du coole Leute triffst, weil das auch schon ein hartes Business ist.