Olli Banjo

Über ihn muss man nicht mehr viel sagen. Spätestens mit seiner “Liveshow“, hat Olli Banjo allen bewiesen, dass er aus der deutschen Rapelite nicht mehr wegzudenken ist. Jetzt kommt der dritte Teil der “Sparring“-Reihe. Anlass genug sich mit dem Rapper zu treffen und mit ihm über Graffiti, Frauen, Fußball und die hochkarätigen Gäste auf seinem Mixtape zu sprechen.

rap.de: Zuerst muss ich anmerken, dass ich leider nur das Albumsnippet hören konnte und deswegen über manche Tracks nur mutmaßen kann.

Olli Banjo: Das ist kein Problem, ich klär dich dann auf.
rap.de: Super, so habe ich mir das vorgestellt. Bevor wir über das Album sprechen, wollte ich noch wissen, was es mit dieser 1.April Franky Kubrik Beef Geschichte auf sich hat? Gibt es da wirklich einen moralischen Aspekt, oder war das lediglich Promo für eure beiden Alben?

Olli Banjo: Beides. Ich würde sagen Mischverhältnis 50:50. Natürlich ist der Nebeneffekt Promo herzlich willkommen und gerne gesehen, Promo ist ja nichts schlechtes. Nur wollten wir gleichzeitig aber tatsächlich darauf aufmerksam machen, dass, wenn kurz vor dem Release von irgendeinem Künstler etwas Krasses passiert, sich die Leute nicht verarschen lassen sollen. Die sollen einfach ein bisschen nachdenken und nicht alles glauben, was man ihnen da im Fernsehen erzählt, oder was sie im Radio hören. Insofern war das sowohl als auch.
rap.de: Und wessen Idee war das?

Olli Banjo: Weder meine noch Franky`s. Das war eine klassische Managementidee, (grinst) die aber sehr, sehr gut aufgegangen ist. Mir fiel das aber auch nicht leicht. Ich musste zwei Tage die Leute anlügen. Aber war schon eine witzige Sache.
         

rap.de
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So, kommen wir zu “Sparring“, ein Track heißt “Graffiti Und Rap“. Auf "Liveshow" gibt es ja auch einige Anspielungen auf Graffiti. Hast du eine tiefere Verbindung zu Graffiti und warst du selbst als Sprüher aktiv?

Olli Banjo: Auf jeden Fall. Aber ich war nie ein besonders guter Sprüher. Es ist aber auch schon ewig her. Die Story ist ja auch wahr, zwar nicht zu 100%, dass wäre ja auch ein bisschen Psycho, aber so ungefähr war das wirklich. Ich habe mit 13 oder 14 im Jugendhaus in Aschaffenburg angefangen zu malen. Ich bin auch auf die Bahnlinie gegangen und hab da Züge angemalt…Komplettprogramm vom Dosen klauen, so wie ich es auch in der Hook sage, Dosen einfach rein in den Sack und dann raus. Dann bin ich beim Taggen erwischt worden und bei der Polizei gelandet. Das ist also eine wahre Geschichte. Ich male aber immer noch gerne Skizzen wenn mir langweilig ist und versuche meine Styles up to date zu halten. Ich interessiere mich natürlich auch noch für Graffiti.
rap.de: Gibt es deiner Meinung nach noch eine Verbindung zwischen Rap und Graffiti?

Olli Banjo: Mittlerweile gibt es überhaupt keine Verbindung mehr. Das sind Szenen die unabhängig voneinander existieren, das ist auch in Ordnung so. Beide Szenen haben sich emanzipiert. Viele Sprüher hören überhaupt keinen HipHop und viele Rapper interessieren sich nicht für Graffiti. Aber für mich persönlich ist es wichtig, für mich gehört beides zusammen. Mir macht die Entwicklung von Graffiti auch im Moment total Spaß. Eine Zeit lang hat das wirklich stagniert, da haben die meisten einfach nur ihre Buchstaben gemalt. Jetzt bekommt das Ganze einen offeneren Charakter. Du siehst, dass sich die Formen verändern, und auch der Kunstaspekt spielt eine größere Rolle. Das Ganze mischt sich ein bisschen mit Streetart. Ich bin da kein Hardliner, kein totaler Oldschooler, mir gefällt das alles, alles was die Straßen bunter macht.

 
rap.de: Ein anderer Track heißt “Kidz“…

Olli Banjo: Da geht es um meine Kindheit. Wir wissen ja, früher war alles besser. Ich erzähle über die Achtziger. Weil unabhängig davon, dass ich da aufgewachsen bin, sind die Achtziger für mich das geilste Jahrzehnt. Die Fünfziger waren zu verklemmt, die Sechziger auch, die Siebziger waren dann schon ganz cool, mit freier Liebe und einer tollen Musikszene. Aber die Achtziger hatten einfach soviel Geiles. Die Computertechnik wurde grade entwickelt und es gab noch so viel zu entdecken, soviel Fantasie lag in der Luft. Das merkst du auch an der Musik. Wenn du dir Achtziger Musik anhörst, da gab es im Radio teilweise Songs, die gingen 7 Minuten lang. Das fing dann erst mal mit 2 Minuten Instrumental an und dann fing erst jemand an zu singen. Oder total verrückte Arrangements (energisch). Heute ist alles in Konserven gepresst, total abgepackt. Ein Lied muss 3.20 Minuten lang sein, damit man es im Radio spielt, und es muss anfangen mit dem Refrain, dann kommen 8 Takte Strophe, dann kommt noch mal Refrain. Das ist sinnbildlich für unsere Zeit. Deswegen finde ich die Achtziger auch so toll, mit YPS Heften, Captain Future
rap.de: Zu dem Thema Kids, hatte ich ehrlich gesagt noch eine andere Assoziation. Wie kam es denn, dass du damals bei der Super Nanny mitgemacht hast?

Olli Banjo: Der Kontakt kam über meinen Verleger. Er meinte ich würde ganz gut in das Konzept hineinpassen. Mich hat das wirklich interessiert, weil ich als Rapper nicht immer nur labern wollte, und den moralischen Zeigefinger hochhalten wollte, sondern auch mal wirklich was tun. Ich bin dann ein bisschen naiv in die Sache reingeschliddert und bin krass aufgewacht. Es war wirklich krass zu sehen, dass es in Deutschland echt Ghettos gibt, nämlich nicht die Ghettos, die in Berlin berappt werden, oder in Westdeutschland, sondern Ghettos in Ostdeutschland, dass kann man nicht miteinander vergleichen. Ich hab so was noch nie gesehen. Das war bei Halle irgendwo auf dem Land. Wir kamen in dieses Dorf rein und ich habe sofort gedacht, hier könnte Stephen King 10 Jahre lang Geschichten schreiben…So einsam war das und so schrullig haben die Menschen ausgesehen. Die haben uns angeguckt wie Außerirdische…das war echt, echt grausam (energisch). Und die Kids haben nichts. Noch nicht mal einen Basketballkorb, keinen Bolzplatz, kein Jugendzentrum…nichts, das ist einfach Brachland. Dann habe ich auch zwei getroffen, die da gehaust haben, in so einer abgerissenen Baracke die aussah wie in einem Klischeefilm. Die haben da wirklich drin gewohnt und ihre versifften Sofas reingestellt und haben da abgehangen. Die waren mit 14 Jahren schon schwerste Alkoholiker. Das war schrecklich zu sehen. Und mit diesen Jungs habe ich dann versucht zu rappen, Texte zu schreiben und bei ihnen ein bisschen Interesse für solche Dinge zu wecken. Das war extrem schwierig. Letztendlich war es eine gute Sache, aber prinzipiell kannst du da auch gar nichts erreichen, in dieser kurzen Zeit. Da bin nicht ich gefragt und auch nicht die Super Nanny, die Sachen muss die Politik regeln…als wir nach Hause gefahren sind und uns zwei Stunden angeschwiegen haben, weil wir so geschockt waren, habe ich mir Gedanken gemacht- Was ist denn dann Aufbau Ost? Was heißt das? Meiner Meinung nach ist Aufbau Ost eher Kathedralen in Leipzig schön aussehen zu lassen und zu restaurieren, anstatt den Menschen und vor allen Dingen den Kindern da zu helfen.
rap.de: Hat dich dieses Erlebnis verändert?

Olli Banjo: Auf jeden Fall. Das war echt eine ganz, ganz krasse Erfahrung für mich. Ich wusste einfach nicht, dass die Menschen im Osten so benachteiligt sind. Das war mir echt nicht bewusst.                                                 
          

rap.de: Auf jeden Fall Respekt dafür, dass du da mit gemacht hast!

Olli Banjo: Danke… Und die Super Nanny …(Pause) Ach ne egal…(lacht) Scheiße.

rap.de (lacht): Wolltest du noch irgendwas sagen?

Olli Banjo (lacht) : Ne, das kann ich jetzt nicht sagen.
(Allgemeines Gelächter)

rap.de (grinst): Schade, dass wäre bestimmt sehr interessant gewesen…

Olli Banjo: Ich erzähle es dir, ein anderes Mal.
rap.de: Ok., daran erinnere ich dich… So, worum geht es in “Sexy“? Ein typischer Track über Frauen?

Olli Banjo: Das ist eine Liebeserklärung an Frauen und Sex, aber mal auf die andere Weise, nicht auf die „Ich hab dicke Eier“- Weise. Das ist ein Song für Frauen die sich sexy fühlen, für die Ladys.
rap.de: Ist das der Track, in dem du auch sagst, dass sich im Endeffekt alles um die Frau dreht?

Olli Banjo: Das ist noch ein anderer Track….Letztendlich machen die Männer alles wegen Frauen: rappen, unsere Hobbys, unsere Berufe… Der primäre Antrieb des männlichen Menschens ist es, Frauen zu imponieren, das ist einfach so.
rap.de: Hast du deswegen auch angefangen zu rappen?

Olli Banjo: Wenn ich ehrlich bin, ja! Um Frauen zu beeindrucken, um cool zu sein. Das ist doch immer der erste Antrieb. Ich seh die Typen im Fernsehen, in den weiten Hosen und das werden meine Vorbilder, weil sie die ganzen Mädels abbekommen. Und deswegen hab ich angefangen zu rappen.
rap.de (grinst): Hat es denn geholfen?

Olli Banjo (lacht): Äh ja…das ist natürlich so. Mittlerweile finde ich es aber irgendwie albern und blöd, wenn mich jemand nur toll findet, weil ich rappe. Aber natürlich ist es einfach für manche Menschen attraktiv, wenn man zum Beispiel Rapper ist. Ich versuche das aber immer zu merken, weil ich einfach nicht so drauf stehe, wenn Leute mich nur deswegen gut finden, egal ob Mann oder Frau.

rap.de: Da sind wir ja schon ein bisschen bei dem Fan-Thema. Ist “Meine Fam“, deinen Fans gewidmet?

Olli Banjo: Ja, das geht an meine Fans. Auch an banjofan.de, die super Jungs sind und meine Platten kaufen. Heutzutage ist das nicht selbstverständlich, wenn Leute noch Geld für deine CD´s ausgeben und auf Konzerte kommen. Für die ist der Song einfach als Dankeschön.
rap.de: Und wie stehst du zu so richtigen Hardcore Groupies?

Olli Banjo: Meinste jetzt weibliche?
rap.de: Ja, die, die ich meine sind wahrscheinlich, hauptsächlich weiblich.

Olli Banjo: Klar hat man Situationen, dass man die trifft, und so weiter und so fort. Aber je älter ich werde, desto weniger lege ich Wert auf so was, ganz ehrlich. (lacht) Wenn die jetzt besonders gut aussehen, ist das natürlich irgendwie interessant und man findet das auch toll. Aber ich komm jetzt langsam in das Alter, in dem ich das nicht mehr brauche. Ich such jetzt echt langsam ne richtig coole Frau. Ich bin auch zum Beispiel noch nie ein Rumficker gewesen, wenn ich in einer Beziehung war. Ich bin ein sehr treuer Mensch, ich habe noch nie eine Freundin betrogen. Und das erwarte ich auch von einer Frau. Das hört sich vielleicht schleimig und unhiphop an, aber ich suche eine coole Frau…Oder ich hab eine coole Frau, wie auch immer man das sehen möchte.
rap.de: Aus dem Snippet habe ich herausgehört, dass es wie immer viele Battlelines gibt, aber auch deepe Texte, kann man sagen, worauf auf dem Album der Fokus liegt?

Olli Banjo: Ich gehe ja eigentlich nie so richtig Konzeptmäßig an ein Album heran, sondern immer als Bauchmensch. Bei "Sparring" ist ja das Konzept, dass ich mit vielen Leuten Features mache und da ist Battle oft der kleine gemeinsame Nenner. Das ist einfach das Handwerkszeug von jedem MC und man kann sich schnell einigen. Wenn man ehrlich ist, ist das natürlich schon der Weg des geringsten Widerstands, aber deswegen sind auch Tracks wie “16 Takte Schwachsinn“ mit Maeckes und Plan B, oder der Track mit Curse drauf. Bei meinen Solotracks sind nur zwei oder drei Battle, der Rest sind Storys oder Dinge über mich. Bei "Sparring" habe ich mich echt so actionrapmäßig ausgetobt und zeige, dass Olli Banjo  mit Abstand der beste Rapper in Deutschland ist!
rap.de: Ich persönlich finde ja, dass auch die Featureliste darauf hoffen lässt, dass das eines der besten Alben des Jahres werden könnte. Feierst du Leute wie PMA, F.R. oder Maeckes und Plan B eigentlich auch wirklich, oder ist das eher so sympathiemäßiger Support?

Olli Banjo: Ich feiere echt jeden einzelnen der auf der Platte drauf ist. Ich bin auf eine gewisse Art und Weise sogar von jedem ein Fan. Entweder wegen dem Flow, bei dem anderen wegen dem Inhalt, oder ich sehe bei einem einfach Potential. Ich würde nie jemanden featuren, den ich nicht gut finde. Ich bin sehr froh, dass die alle mitgemacht haben, weil sich echt alle Mühe gegeben haben. Das finde ich oft bei Mixtapes so kacke, dass es oft so klingt, als hätte man den Text in 5 Minuten geschrieben. Das ist bei "Sparring" auf jeden Fall nicht der Fall, jedes Lied ist ein Brett!                                             
          
rap.de
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Gibt es Unterschiede bei den Features, also freust du dich zum Beispiel mehr über eine Kollabo mit Savas oder Planet Asia, als mit unbekannteren Künstlern?

Olli Banjo: Nö. Ich bin Musiker durch und durch und freue mich einfach, wenn ich Musik machen darf. Ich freue mich über jeden Track auf dieser Platte gleich!
rap.de: Was ja bei dir auch immer wieder Thema ist, ist deine Karriere als Rocker, wie sieht es denn aktuell damit aus?

Olli Banjo: Das sieht sehr gut aus. Ich hab jetzt 9 Lieder fertig und damit gehen wir jetzt shoppen. Wir versuchen einen Deal zu kriegen, mal sehen, ob sich ein Major dafür interessiert. Je nach dem, wie schnell wir das auf die Beine stellen, wird es die Platte dann auch geben.
rap.de: Warum begeisterst du dich ausgerechnet für Rock und nicht für Elektro oder Country Musik?

Olli Banjo: Ich bin mit dieser Musik aufgewachsen. Ich habe Rock und Heavy Metal noch vor HipHop gehört. Ich bin zum Beispiel mit Ronnie James Deo, Ozzy Osbourne, oder Black Sabbath aufgewachsen. Ich habe auch früher Gitarrenunterricht genommen, deswegen, spiele ich die Gitarren selbst auf der Platte. Rock`n`Roll ist genauso in mir wie HipHop und bedeutet mir auch genauso viel.
rap.de: Und mit welchem Lifestyle kannst du dich mehr identifizieren, mit dem eines Rappers oder eines Rockers?

Olli Banjo: Eher mit dem Rapper. Obwohl ich da jetzt auch nur Klischees bedienen könnte. Einer Fledermaus den Kopf abzubeißen ist ja eigentlich auch Quatsch. Im Rock gibt es ja auch so viele verschiedenen Genres. Aber vom Lifestyle her, guck mich an wie ich rumlaufe, dass ist ja wohl eher HipHop. Trotzdem fühle und liebe ich Rock`n`Roll genauso wie HipHop.

rap.de: Du hast mal gesagt, dass du früher eigentlich Fußballer werden wolltest. Sollte es in Zukunft weder mit Rap, noch mit Rock funktionieren, gibt es dann noch eine Alternative?

Olli Banjo: Ich habe eine gute Alternative und die heißt einfach, Oliver Otubanjo. Das bin ich, ich als Person. Ich kann viel. Ich bin überhaupt nicht auf Rap angewiesen. Ich könnte auch jederzeit was anderes machen. Aber ich liebe Rap und Musik überhaupt, deswegen will ich auch gar nichts anderes machen. Im Moment läuft es ja zum Glück sehr gut, die Leute kommen auf meine Konzerte, das ist das Wichtigste für einen Musiker. Jeder weiß, dass ich eine geile Liveshow am Start habe und deswegen kann ich auch gut von Musik leben.

                         

rap.de
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Gibt es denn noch mehr verborgenen Talente, die du irgendwann noch zeigst?

Olli Banjo: Wer weiß… Ich bin künstlerisch auch sehr interessiert und auch relativ begabt. Ich male sehr gerne. (grinst) Vielleicht werde ich auch irgendwann Maler und verkaufe meine “Otubanjos“ für enorm viel Geld auf der Kunstmesse in Düsseldorf.
rap.de: Kommen wir noch mal zum Fußball. Man weiß ja spätestens seit “Liveshow“, dass du ein großer Bayern Fan bist.

Olli Banjo: Oh Yeahhh…
rap.de: Letzte Woche war ja das Spiel gegen Getafe. Bist du so ein euphorischer Fan, dass du nach einem solchen “Krimi“ unter Herzrhythmusstörungen leidest?

Olli Banjo (energisch) : Auf jeden Fall. Hundert prozentig. Schön das du das ansprichst, gerade dieses Spiel hat mich so schlimm fertig gemacht. (laut) Ich war sooo schlecht gelaunt und auch sauer. Ey, das war richtig schlimm, das hat mich Jahre meines Lebens gekostet. Grausam… Zweimal in den letzten Minuten. Das war wirklich krass.
rap.de (lacht): Aber dann ist die Freude doch umso größer….

Olli Banjo (grinst): Nein. Ich konnte mich gar nicht freuen, ich war so angestrengt und fertig, wirklich. Das war echt schlimm, echt krass.
rap.de: Wie guckst du Fußball? Gehst du auch regelmäßig ins Stadion?

Olli Banjo: Unterschiedlich. Manchmal mit Kumpels, aber diesmal habe ich zu Hause geguckt. (grinst) Ich habe mir einen neuen, geilen Fernseher gekauft, insofern war das ganz cool. Stadion momentan leider selten. Ich wollte auf jeden Fall mal zum FC gehen. Ich wohne ja in Köln, die haben ja auch einen sehr guten Verein und ein schönes Stadion.
rap.de: Ich habe übrigens ein altes rap.de Interview mit dir gelesen, in dem du Prognosen abgeben solltest, zur WM 2006

Olli Banjo (lacht): Achtung! Was habe ich da gesagt? Ich weiß es nicht mehr…
rap.de (lacht): Die waren zugebenermaßen nicht wirklich treffsicher…
Du hast zum Beispiel ausgeschlossen, dass die Italiener Weltmeister werden und deine Favoriten waren Brasilien oder Tschechien.

Olli Banjo (lacht): War das so? Das gibt`s ja gar nicht…Ja stimmt, die Tschechen waren meinen Geheimtipp, ich erinnere mich.
rap.de: Ich würde dir jetzt noch mal die Chance geben, neue Prognosen für die EM 2008 abzugeben.

Olli Banjo: Geil! (lacht laut) Das ist ganz schwer zu sagen. Also Italien ist ein schlechter Weltmeister. Das hat man ja auch schon in der Qualifikation gesehen. Ich erinnere mich an Frankreich, die souverän alles gewonnen haben, auch noch Jahre nach dem Titel. Ich wollte ja übrigens nach der WM echt keine Pizza mehr essen. Ich habe das auch eine Zeit lang durchgehalten. Ich hatte so einen Hass auf Italien. Nicht nur wegen dem Halbfinale, sondern auch nach dem Finale. Ich hab mich so aufgeregt, auch wegen diesem Materazzi. Ich kenne ja meine Italiener. Ich habe viele italienische Kumpels, mit denen habe ich früher auch Fußball gespielt. Der Trashtalk ist bei denen schon immer groß geschrieben. Die haben die Fähigkeit, souveränen, defensiven Fußball zu spielen. Das war nur unter der Ära Sacchi anders, bei der EM, da sind sie aber schon früh ausgeschieden, gegen uns. Andi Köpke hat großartig gehalten, ich erinnere mich. Mit ein bisschen Abstand kann ich schon sagen: Respekt Italien, auch weil Luca Toni jetzt bei uns ist. Aber, dass sie Chancen haben, bezweifel ich, dafür schwächeln sie zu doll. Was die anderen Mannschaften betrifft, die Franzosen habe ich immer noch auf der Karte, die haben ja viele neue Talente. Holland ist auch nicht zu unterschätzen, jetzt mit dem neuen Trainer. Und natürlich Deutschland, darauf hoffe ich ja auch immer. Also wir müssen mindestens ins Finale kommen.

rap.de (grinst): Ich werde dich dann nach der EM wieder mit deinen Prognosen konfrontieren. Kommen wir zu etwas ganz anderem. Wir haben ja vorhin schon einmal kurz über Frauen gesprochen. Wie siehst du denn die Rolle der Frau im Rap Business? Du hast ja auch schon öfter mit Rapperinnen wie Pyranja Tracks gemacht, auf "Sparring" mit Lisi...

Olli Banjo: Die ist übrigens super, super Rapperin. Frauen haben es im HipHop auf jeden Fall schwer. Weil es auf jeden Fall eine Jungensache ist, überhaupt dieses Prinzip sich in den Schritt zu langen, Fuß auf die Box und seine Meinung sagen. Das ist ja so ein männliches Ding, so ein männlicher Reflex… "Guck ma hier, soundso sieht’s aus Altah". Das ist nicht sehr weiblich. Aber Frauen finde ich dann gut, wenn sie es trotzdem schaffen ihre Weiblichkeit in die Musik zu transportieren, dann finde ich das gut. Frauen sollten nicht versuchen so wie Männer zu sein. Sie sollten einfach versuchen auf ihre Art glaubwürdig zu sein, dann finde ich das super. Ich möchte jetzt auch keine Klischees bedienen, da hatte ich früher auch eine andere Meinung zu: Frauen sollen nicht boxen und all so was… Frauen sollen sowieso machen was sie wollen, und wenn sie super rappen, dann bitte! Ich würde mich freuen wenn es mehr geben würde die gut sind und rappen.
rap.de: Aber was hältst du dann zum Beispiel von einer Frau die ihre Weiblichkeit sehr offensiv darstellt. So was wie Lady Bitch Ray? Ist das der richtige Weg oder ist das wieder zu extrem?

Olli Banjo: Kommt immer drauf an. Ich bin niemand der über so was urteilt. Für mich persönlich ist es zu heftig so, aber ich bin ja auch nicht die Zielgruppe. Wenn’s da wirklich Mädels gibt die sich damit identifizieren können und sagen ich bin eine Bitch und das ist auch gut so, dann von mir aus, ich bin da der Letzte der was dagegen sagt. Nur, kann ich halt nichts damit anfangen, weil ich keine Frau bin und keine Bitch und keine Lady Ray. Aber ich glaub die ist gar nicht so doof wie’s sich im ersten Moment anhört, hab ich gehört. Aber ich hab mich auch zu wenig mit der Musik beschäftigt, ich kenne ein Lied von ihr, mehr kenn ich nicht.
rap.de: Anderes Thema, du bist im Februar beim Jam-Session Halbfinale in Hoyerswerda aufgetreten. Ich war auch da, weil ich für rap.de einen Bericht geschrieben habe. An dem Abend gab es ja ein paar Zwischenfälle…

Olli Banjo: Ja, da gab es doch so eine Schlägerei und so was.
rap.de: Ja, genau. Ich habe im Nachhinein auch ein paar Gespräche mit einigen Teilnehmern geführt, da ging es eben darum, dass man den Veranstaltern vor Ort nachgesagt hat, dass es alle sehr rechtgesinnte Typen sind. In dem Zusammenhang ist dann auch dein Name gefallen. Mir haben viele Leute gesagt, sie hätten gehört, dass sich die Securitys auch über dich geäußert hätten, hast du davon etwas mitbekommen?

Olli Banjo: Was haben die denn gesagt? Rassistische Dinge oder was?
rap.de: Ja, schon in diese Richtung.

Olli Banjo: Überhaupt nicht, die haben mir alle ins Gesicht gelacht. Dann wohl hinterm Rücken, das kann ich mir sehr gut vorstellen, dass da natürlich einige Dinge fallen. Das war doch das wo dieser Schlägertyp wieder reingelassen wurde, dann die Polizei kam.. .
rap.de: Genau. Die Polizei hat nichts unternommen und die Türsteher haben ihn wieder reingelassen, ihm sogar noch eine anderer Jacke angezogen, damit er nicht mehr so leicht erkannt wird…

Olli Banjo: Also, es ist kein Klischee, dass so was im Osten eher verbreitet ist. Es ist tatsächlich so und man kriegt das natürlich auch immer wieder mit. Wenn man im Osten von der Polizei angehalten wird, ist das was anderes, als wenn man in Köln von der Polizei nach dem Ausweis gefragt wird. Es ist traurig dass man sowieso so oft da durch muss, aber im Osten ist es schon ne Nummer stärker. Und gerade an dem Abend hab ich auch viele Sachen gehört, nicht selbst beobachtet, aber die mich auch ein bisschen stutzig gemacht haben. Aber das jemand was über mich gesagt hat, habe ich überhaupt nicht mitbekommen.     
          

rap.de
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Passiert denn so was öfter, dass du dich damit auseinander setzen musst, dass du aufgrund deiner Hautfarbe angefeindet wirst?

Olli Banjo: Also, natürlich bekommt man immer wieder subtilen Rassismus mit, wenn irgendeine Oma sich komisch in der Straßenbahn äußert, sowas hat man als Teenager schon das ein oder andere Mal mitgekriegt. Ich hab es aber nie so krass mitgekriegt wie wahrscheinlich Leute im Osten. Also, da ist es wohl schon echt heftiger, was ich da so mitbekomme. Und wenn man zum Beispiel durch Magdeburg läuft, dann sieht man schon, dass da relativ viele Nazis am Start sind.

rap.de: Man hört immer wieder, dass du in der Vergangenheit psychischen Problemen hattest. Stimmt es, dass das aufgrund deines starken Drogenkonsums kam?

Olli Banjo: Auf jeden Fall. Ich habe früher viel mit Drogen experimentiert, habe viel Drogen genommen. Wobei ich kein Junkie war, ich hab jetzt kein Heroin genommen oder Crack geraucht. Ich hab einfach Partydrogen genommen. Ich habe mit dem Kiffen angefangen, teilweise Exctasy genommen, Pillen gefressen, gekokst, Nasen gezogen…An einem gewissen Punkt hat es eben einen Knall gemacht, ich kam dann psychisch nicht mehr so wirklich klar, hatte dann teilweise auch Psychosen an denen ich natürlich bis heute noch zu knabbern habe. Dennoch möchte ich die Zeit nicht missen, es hat mir nämlich als Mensch allgemein auch viel gebracht. Ich möchte Drogen jetzt auf keinen Fall promoten und sagen: du musst das tun. Für mich war es aber auch ein Weg, der wichtig war. Es hat mir teilweise auch als Mensch etwas gebracht, ich habe mich in diesen dunklen Phasen des Lebens kennen gelernt, es war auf jeden Fall, nennen wir es mal, eine interessante Zeit.
rap.de: Und wie stehst du heute dazu?

Olli Banjo: Ich nehme keine Drogen mehr. Ich bin totaler Straight Edger geworden. Also im Moment trinke ich noch nicht einmal Alkohol, aber das kann sich natürlich schlagartig wieder ändern.
rap.de: Und rauchst du?

Olli Banjo: Ne, ich bin komplett gesund. Ich gehe im Moment jeden Tag trainieren, ich bin oft im Fitnessstudio, habe 15 Kilo Fett verloren, 7 Kilo Muskeln zugenommen. Auf jeden Fall.. .
rap.de: Passend zum Albumtitel.

Olli Banjo: Ja, ich bin sowieso die rappende Janet Jackson, der rappende Robbie Williams. Zum Album, zur Promo bin ich immer dünn und schlank und sehe ganz gut aus und dann, bei der Albumproduktion fresse ich wieder und werde fett. Aber das lass ich jetzt!
                    

rap.de
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Der JoJo Effekt, oder?

Olli Banjo: Ja, JoJo. Der rappende JoJo. (lacht) Ne, aber jetzt bleibe ich so bei meinen Kilos, das ist okay so. Aber auch keine Drogen mehr.
rap.de: Zum Thema Drogen wollte ich dich noch fragen, ob du diesen Track “3 Tage Wach“ kennst, der gerade im Netz kursiert?

Olli Banjo: Ist es nicht dieses (klopft im Takt) "druff, druff, druff". (grinst) Den fand ich aber super.
rap.de: Kann jemand wie du, mit einer solchen Vergangenheit, so einen Text distanziert betrachten?

Olli Banjo (lacht): Ja, ich kenn doch meine "Pillenköppe". Also, ich kenn das, ich find das Lied total witzig. Ich liebe auch dieses Aussage von Sven Väth (laut) “Gude Laune, Feiere Aldeeer“. Das ist super, ich kann damit viel anfangen. Wie gesagt, ich halte auch viel von Selbstverantwortung, du bist also verantwortlich für dein Leben. Es gibt Leute, die kommen mit Drogen gut klar, die sollen das bitteschön tun, wenn sie das möchten, und es gibt Leute die kommen damit nicht klar, die sollen das bitte lassen. Aber man sollte es eben auf keinen Fall tun, weil es jemand anders macht, oder weil man es ausprobieren möchte. Ich habe Drogen genommen weil ich mal wissen wollte, was da so geht, und um zu sehen, was es mir bringt. Deswegen hab ich Drogen genommen. Dennoch sage ich: Kids, don’t do drugs! Weil irgendwann läuft dir mal ne hessische Eidechse über den Weg und denkste dir auch, na ja, jetzt sollte ich es mal lieber lassen. (grinst)

rap.de: In einem Track habe ich gehört, dass du den "Rucksack" zurück willst. ..

Olli Banjo: Ja, unbedingt.
rap.de: Du äußerst dich ja auch offen gegen Gangsterrap. Was denkst du denn, woran das liegt, dass diese Form von Rap, teilweise so erfolgreich ist?

Olli Banjo: Erfolgreich war… Da hat mich die Juice drauf aufmerksam gemacht. Ich hab die ganzen Verkaufszahlen mal bekommen, das fand ich großartig, dass Gangsterrap nichts mehr verkauft.
rap.de: Bushido?!

Olli Banjo: Ja klar Bushido verkauft, aber den lassen wir mal außen vor. Aber die ganzen anderen Gangsterrapsachen verkaufen nix mehr, das ist doch super. Ich verkaufe mehr, obwohl ich bei einem Indielabel bin und die teilweise bei Majors. Der Trend geht auch eher wieder da hin, dass du rappen können musst, gut rappen können. Die Leute wollen wieder geilen Rap hören. Du willst nicht irgendeinen Stresseridioten hören, der gerade mal ein Jahr rappt und denkt dann über sein komisches Ghetto rappen zu müssen. Der Trend geht wieder hin zu technischem Rap. Wenn du dir anguckst wie viel Savas verkauft, der verkauft 10 mal mehr als irgendein Gangsterrapper und das ist eine großartige Entwicklung. Das macht mir Spaß und bestätigt mich, weil es auch mir in die Karten spielt. 
 
                           

rap.de
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Dieses Thema macht dich ja manchmal fast schon wütend…

Olli Banjo: Na ja guck mal, mir geht es um Rap. Es geht nicht darum, dass jemand daher kommt und sagt: „Ich bin Starße, ich bin Ghetto…“. Wenn er das gut macht und es musikalisch cool ist , dann ist ja alles in Ordnung. Mir geht es darum, wie mit Rap umgegangen wird, dieses: Ich habe zwei Menschen in meinem Leben abgestochen – kann nicht rappen, aber die Story ist vielleicht ein bisschen interessant, ich bin Gangster – also laber ich irgendwas Untalentiertes ins Mic rein – mache scheiß Musik und werde dann dafür auch noch belohnt. Dagegen habe ich was, das gefällt mir einfach nicht. Weißt du, was ich meine. Ich habe früher auch N.W.A. gehört, aber das war verdammt gute Musik. Mir geht es wirklich um den musikalischen Aspekt. Ich hasse auch dieses “Dumpfe“. Ich versuche ein guter Mensch zu sein und auch gutes mit meiner Musik zu machen. Die Leuten sollen aufhören mich auf MySpace zu fragen, ob ich mit ihnen Musik mache, wenn ich dann ihre Tracks höre und nach zwei Takten wird jemand abgestochen. Solche Leute brauchen mich gar nicht erst fragen.

rap.de: Was erhoffst du dir denn jetzt ganz realistisch mit "Sparring 3"?

Olli Banjo: Ich erhoffe mir, dass ich meine Fanbase noch ausweiten kann. Das ging ja bei mir nie so steil nach oben, sondern stieg langsam. Es wurde immer besser, die Charts wurden immer besser…Wir waren am ersten Trendtag auf Platz Neun, was mich sehr gefreut hat. Und das mit kleinsten Mitteln. Ich habe keine Bauzaunplakatierung, ich hatte noch nie eine richtige Rotation im Fernsehen …Und trotzdem, wenn du rausgehst in die Szene, und fragst wer zu den besten Rapper gehört, dann hörst du auch ganz oft Olli Banjo, mit Kool Savas, mit Samy, aber eben auch Olli Banjo…(lacht) Was war noch mal die Frage?
rap.de (lacht): Wie erfolgreich dein Album wird, aber das hast du ja eigentlich schon beantwortet. Am Ende würde mich noch interessieren, auf was Olli Banjo am meistens wert legt. Auf die Technik, den Inhalt, den Beat…?

Olli Banjo: Für mich ist es alles. Es reicht nicht, als Rapper witzige Vergleiche zu bringen, das kann jedes Kind, das ist nothing. Es geht einfach darum, als Künstler alles zu vereinen. Du musst flowen können, du musst delivern können, also Inhalte vermitteln, du musst sprach-und wortgewandt sein und was die Leute oft vergessen, du brauchst auch ein bisschen Bildung. Das ist ganz, ganz wichtig. Das vergessen wirkliche viele, dass Eminem unfassbar intelligent ist, und deswegen auch der beste Rapper ist. Du musst meiner Meinung auch freestylen können, und deepe Lyricks schreiben können… Es gibt ganz viele Dinge, die dich zum MC machen und wenn du das alles vereinst und von all diesen Dingen sagen kannst, du bist Top 3 in Deutschland, dann bist du ein sehr guter Rapper.     
 
                                           
         
rap.de
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Gehörst du zur Top 3?

Olli Banjo: Ich bin die Eins in Deutschland, sag ich mal ganz unbescheiden. Ich bin nicht arrogant, aber ich höre in Deutschland einfach auch ganz wenig Rap. Das ist jetzt nicht disrespektingmäßig, aber Platten habe ich mir zum Besipiel nur das Savas Album gekauft. Savas ist für mich auch mein Lieblingsrapper in Deutschland. Was aber nicht heißt, dass ich andere Rapper nicht respektiere, ich feiere alle Leute auf "Sparring" und die ganzen Newcomer haben alle ganz viel Potential und die können es auch wirklich zu was bringen. Ich schätze natürlich auch einen Curse. Aber ich höre halt einfach momentan nicht so viel deutsche Musik. Nur um zu hören was gerade abgeht, also wenn irgendein größenwahnsinniger Rapper im Interview erzählt, er ist der beste Rapper Deutschlands, dann höre ich mir die Platte auch an und muss gähnen.
rap.de: So, dann sind wir auch schon fertig, möchtest du noch was loswerden?

Olli Banjo: Am 25.4 soll jeder in den Laden rennen und das Album kaufen, auf meine Tour kommen, wir sind auf Tour, mit Jonesmann, teilweise sind Huss & Hodn dabei. Wenn ihr guten Rap unterstützen wollt, dann holt euch das Album. “Sparring 3“ ist mit Sicherheit eines der besten Alben, was 2008 rauskommt. Natürlich gibt es verschiedene Geschmäcker, aber was Rap angeht, ist es vielleicht sogar das Beste 2008. Wer auf Rap steht und Raptechnik, und wer den krassesten Rapper hören möchte, der muss sich "Sparring" anhören!
rap.de: Ich danke dir für das Gespräch und viel Glück mit "Sparring"!

Olli Banjo: Ich hab zu danken…