Gris

Gris. Der malende MC gehört seit Anfang der 90er Jahre zu einer Minderheit der Berliner Rapszene. Kaum einer schafft es Humor-, Battlerap aber auch kritische Töne auf solch ungekünstelte und leichtfüßige Art und Weise zu vereinen wie er es kann. Über den Royalbunker hat er es heute geschafft mit anderen Berliner Ausnahmerappern seinen Traum wahr zu machen: edit entertainment. Wie es so ist sein eigener Boss zu sein, wie die Fernsehsucht einem das Leben erschwert und auch das Ende des Bunkers bleibt nicht unkommentiert. Wie “Durch“ er wirklich ist, gab Gris uns gegen eine Tasse “Trink Dich Frei“ –Tee mit leicht nasaler Aussprache preis, denn auch ein Gris ist mal erkältet.

rap.de: Wie bist du denn überhaupt zu dem ganzen Rapding gekommen?

Gris: Es hat in der 5ten Klasse mit Graffiti angefangen, da kam einer der hat Graffiti gemalt und ich fand das cool, habe das dann auch gemacht, und dann habe ich Rap gehört, habe angefangen zu freestylen und dann ganz klassisch mit dem Texteschreiben angefangen.
rap.de: Kannst du dich bewusst an einen Moment erinnern, indem dir klar wurde wie toll du das alles findest, jetzt auf die Musik bezogen?

Gris: Bei der Musik war es wirklich der erste Track der von meinen Freunden irgendwo aufgenommen wurde. Das waren damals die Cryptonasen. Das war das erste Mal, dass ich jemanden gehört habe der einen Text auf einem eigenen Beat aufgenommen hat und mir das gezeigt hat. Da habe ich gemerkt, dass das cool ist und dass ich das auch machen möchte. Das war damals auf dem Fußballplatz am Breitenbachplatz, das weiß ich noch. Wir haben Fußball gespielt, und Phase (MC von Team Avantgarde, Anm.d.Red.) kam irgendwie, hat mir das Lied gezeigt, irgendwas mit “Traum“ oder “träumen“, da hat Nesin noch gerappt, und das fand ich unfassbar Hammer. Da habe ich gemerkt, dass es eben irgendwie funktioniert.
rap.de: Und wie war das mit dem Malen?

Gris: Beim Malen war das ganz anders. Ich habe gemalt seit ich denken kann, habe also schon gemalt noch bevor ich Graffiti gemalt habe. Ich habe das Glück gehabt, dass da jemand in meiner Familie bemerkt hat, dass ich an Malen interessiert bin, und mich gefördert hat. Auch mein Nachbar war eine Zeit lang ein Kunstlehrer, der mich ebenfalls ein wenig gefördert hat, aber dass es da so einen Knackpunkt gab?! Es war einfach so, dass ich es immer schon gemacht habe, schon immer unfassbar viel Freude daran hatte und es irgendwie auch immer gut angekommen ist. So einen richtigen Moment gab es glaube ich aber nicht, das wäre wohl viel zu früh gewesen, sodass ich mich nicht mehr dran erinnern kann?!

rap.de: War dann wohl auch ein fließender Übergang.

Gris: Ja, wahrscheinlich. Ich meine, Kinder malen ja alle mal ein bisschen bis zu einem gewissen Alter. Ja, war fließend, klar.
rap.de: Welches war denn das erste Rapalbum das du dir gekauft hast?

Gris: Public Enemy “Fears Of A Black Planet“, das habe ich aber von meinen Eltern geschenkt bekommen.
rap.de: Weil du es dir explizit gewünscht hast?

Gris: Die wussten, dass mir diese Musik gefällt, haben zwar selbst nicht allzu viel darüber gewusst, aber eines Tages habe ich so eine Kompaktanlage mit einem Plattenspieler geschenkt bekommen, und dazu haben sie mir eben noch “Fears Of A Black Planet“ geschenkt. Aber die erste die ich mir selber gekauft habe?! Glaube das war irgendwas von 2LiveCrew.
rap.de: Hast du mit dem Freestylen angefangen zu rappen?

Gris: Ja, zuerst hab ich gefreestyled und dann irgendwann angefangen es auch aufzuschreiben.

rap.de: Wie bist du denn damals zu Royalbunker gekommen?

Gris: Meyah Don hat damals sein Album da herausgebracht, wir danach Hirnpflox, und weil Meyah eben beim Bunker war, war dann klar, weil auch Staiger unsere Sachen gut gefallen haben, dass er es über den Bunker herausbringt, somit war ich eben beim Bunker. Dann kam mein erstes Soloalbum, auch zu der Zeit als ich Mitglied beim Bunker war.
rap.de: Und hat man sich untereinander gut verstanden?

Gris: (lacht) Naja, wer die Leute und die Art der Musik die besonders damals so vom Bunker kam kennt, der hat sicher ein bisschen mitgekriegt, dass wir da auf irgendeine Art und Weise nicht so rein gepasst haben. Also eher noch ich als Meyah, weil Meyah ja wirklich so der “Pflanzenmensch“ war, und ich habe im Durchschnitt schon mal eher ein paar Battlesachen auf meinem Album gehabt, eben nicht so spezielle Sachen wie die von Meyah. Natürlich gab es beim Bunker auch Leute mit denen wir uns auch freundschaftlich sehr gut verstanden haben und es gab Leute, die andere Musik gemacht haben als wir, mit denen wir uns aber auch gut verstanden haben. Wir haben da ab und zu Treffen gehabt, sind nach Köln gefahren, das war auch sehr lustig und schön. Allgemein war es auch eine sehr lustige Zeit beim Bunker.
rap.de: Wie war es denn für dich als das Ende des Bunkers bekannt wurde?

Gris: Ich war wirklich traurig, als ich davon gehört habe. Wirklich. Immerhin war der Bunker ja so etwas wie mein "Sprungbrett" und ich hatte immer sehr viel Spaß, wenn ich da war. Wir haben Klassenfahrtenartige Reisen zu Auftritten in andere Städte zusammen gemacht, wir waren zum Beispiel alle zusammen beim splash!, daran erinnere ich mich noch sehr gut, wie ich morgens um 8 Uhr wach wurde und Fuat mir, in voller Montur, freundlich ein paar gerade gegrillte Köftes anbietete,..anbuut, angeboten gehappt hatte. Ich trage auch heute noch die wunderschönen Hood Dominator Hosen, aus stylischen, finanziellen und mittlerweile nostalgischen Gründen.



rap.de:
Wo liegt beim Rappen selbst dein Fokus? Bei den Styles, dem Inhalt?

Gris: Ich versuche, egal ob es nun um’s Malen oder Rappen geht, das nicht zu eng zu sehen und es eben vorher nicht zu sehr zu fokussieren. Aber im Großen und Ganzen merke ich, dass ich im Nachhinein schon sehr auf den Inhalt und die Technik achte. Und dass das Endprodukt auch eine innovative Seite hat. Das heißt jetzt nicht unbedingt, dass man ganz anders rappen muss, sondern dass irgendwas daran neu ist, muss aber eben auch nicht zwanghaft bei jedem Lied so sein. Auch beim Malen ist es so, dass hier ein Aquarellfarbkasten liegt, hier die Copics oder Dosen. Ich versuche also, es immer anders zu machen und Abwechslung zu finden. Deswegen kann es auch hin und wieder mal vorkommen, dass ich ein Lied mache das gar keinen Sinn macht, oder man total schräg singt und man eigentlich sagen würde, dass geht so nicht von der Technik her. Es kann also alles passieren und soll alles offen sein.
rap.de: Du schaffst es ja immer wieder witzige oder traurige Inhalte in deinen Liedern mit einem technisch sehr hohen Niveau zu kombinieren. Glaubst du an Talent oder ist das eher Übungssache?
 
Gris: (lacht) Bis zu einem gewissen Grad kann man ja lernen zu Zeichnen obwohl man nicht zeichnen kann, wie viel besser es dann noch wird hat dann sicher mit so etwas wie Talent zu tun. Dann habe ich halt ein Talent für’s Malen und die Musik, dafür habe ich dann halt kein Talent für “Ordnung halten“.
(Allgemeines Gelächter)

Vielleicht ist es so ausgeglichen, einiges kann man eben oder auch nicht, und diese Sachen kann ich eben.

rap.de: Wie schätzt du die derzeitige deutsche Rapszene ein?

Gris: Es gibt Leute, die sich unfassbar gut auskennen, Leute, die sich besser über meine Musik auskennen als ich selber. Die wissen dann Sachen, die wir selber nicht wissen. Ich bin aber auch nicht so, dass ich alles höre oder alles bewerte. Es gibt Sachen die mir gefallen, auch welche die mir nicht gefallen, und im Moment ist es so, dass die Sachen die so im Fernseher laufen mir eher nicht gefallen, obwohl es sich auch wieder ein bisschen gebessert hat, wie ich finde. Von den Leuten die oben sind gibt es aber natürlich auch gute Sachen, sie sind ja nicht alle unbegründet groß geworden. Ich glaube, da sind aber auch noch sehr viele Sachen die man einfach nicht kennt wenn man nicht in sämtlichen Internetforen oder auf Partys unterwegs ist.
rap.de: Du meinst also, dass im Unter-Untergrund noch eine Menge Talent versteckt ist von dem noch kaum einer weiß?
 
Gris: Auf jeden Fall. Es gibt immer wieder Sachen die mich sehr krass erstaunen und die ich gerne höre. Andererseits gibt es aber auch sehr viel Rotz, weil eben jeder Beats macht und jeder ein bisschen rappt. Vor allen Dingen weil jeder auch so eine Plattform hat, weißte? Dann kommen so Sachen wenn dich jemand nicht kennt,wie: “Ah, du hast ’ne MySpace-Seite? Cool. Ja, ich hab’ auch ’ne MySpace-Seite!“, jeder hat eben eine, sollen sie auch haben. Aber es gibt so viele solcher Leute die dann, weil sie 500 Klicks und drei Tracks haben, voll durchdrehen und denken sie können im nächsten Jahr voll viel Geld machen. Viele Sachen sind eben grottenschlecht, aber man findet auch immer wieder Perlen. Aber hauptsächlich ist es irgendwie so, dass ich ganz ignorant das höre, was aus meinem Umfeld kommt. Da gibt es ja jetzt Gott sei Dank immer schön Releases, da höre ich oft Sachen die von anderen schon fertig sind oder auch viele Beats die ich mir anhöre. Jetzt ist mein MP3-Player kaputt, jetzt höre ich seit einer Woche Radio und das ist auch total geisteskrank. Was aber manchmal ja auch inspirierend sein kann.

Ich denke, dass da auch Leute dabei sind die jetzt auch mal durchdrehen können, die hatten vorher vielleicht nicht viel Gutes, und die sollen jetzt erstmal ihre zwei Jahre durchdrehen, Geld verdienen und sich zukoksen und was man eben so macht. Wer weiß was die in fünf Jahren machen. Vielleicht ist das dann wieder voll traurig. Erst hat man sich hierhin gestellt und über die abgezogen und in fünf Jahren sind die total zertrauert, sie verkaufen nichts und wissen nicht was sie machen sollen.



rap.de: Was bedeutet Eigenständigkeit für dich?

Gris: Das ist auf jeden Fall ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite total toll, ich kann mich hinsetzten, sagen ich mache jetzt mein Album, nehme diese Beats, ich rappe da drauf, nehme es auf, lasse mir dabei helfen, mache es fertig, mache mein Cover, sage welche Tracks drauf kommen, wie lang und all solche Sachen, ich kann eben alles selber entscheiden, was natürlich gut ist. Auf der anderen Seite aber, ist es eben so, beim “Kunststück“ Album hatte ich ja organisatorische Hilfe, der Poddey hat mir da viel geholfen und jetzt wo ich es eben ganz alleine mache, merke ich, dass es natürlich auch scheiße ist. Da ist dann eben keiner mehr der dir hilft und dir floskelmäßig in den Arsch tritt, das fehlt dann leider doch. Trotzdem glaube ich, dass die gute Seite von dem Messer breiter ist?! Wie kann man das denn sagen? Es ist also nicht ganz zweischneidig. Es ist natürlich besser eigenständig zu sein. Stell dir mal vor, da würde einer sagen „Ja, Gris, du musst jetzt SO einen Text schreiben“, das würde mir ja keiner abnehmen und auch keiner wollen.
rap.de: Würdest du ja auch nicht machen, oder?

Gris: Mhhjoah, wenn ich dafür viel Geld kriegen würde!
(Gelächter)

Nein, natürlich nicht! (bellt)
rap.de: Was bedeutet edit für dich?

Gris: Edit ist ein wahr gewordener Traum.
rap.de: (lacht)

Gris: Hab’ ich schön gesagt, nicht? Ich kann mich erinnern, dass wir das schon vor Jahren als Idee hatten und machen wollten, dass wir keinen mehr brauchen. Das hat jetzt funktioniert. Das ist natürlich nicht einfach, und auch hier gibt es Höhen und Tiefen, aber im Großen und Ganzen bin ich unfassbar froh darüber, dass es das Label gibt und hoffe, dass wir das leben können.

rap.de: Wie lange möchtest du denn noch rappen? Meinst du, dass es dafür eine Altersgrenze geben sollte?

Gris: Ich habe gerade gestern, was war denn das noch mal für eine Serie… Ach so, hier, “Scrubs“, da hatte einer einen Sugarhill Gang -Wecker. Haste die gesehen?
rap.de: Ja!

Gris: Da tanzen die Sugarhillboys und die haben sich ja für diese Serie wieder filmen lassen, und ein Freund von mir hat die in der Schweiz auch gebucht, die waren auch da und haben eine Show gemacht. Wie alt sind die denn heute? Über 40, 50 Jahre alt. Das war vor 20 Jahren als die da auf der Bühne waren. Weiß nicht ob dass dann lächerlich ist?! Ich denke man wird es ja merken, wenn es dann keiner mehr hören will. Aber es verändert sich ja alles. Früher gab es auch nicht wie heute 12-jährige die zu Hause einen Harddiscrekorder haben und Beats gemacht haben. Kann ja auch sein, dass ich in 3 Jahren Liedermacher bin und Gitarre spiele.

rap.de: Wie sieht’s mit deinem nächsten Album aus, hast du schon irgendwelche Konzepte?

Gris: Na ja, Konzepte sind nicht so meins, da bin ich nicht so der Typ zu. Ich mache Lieder für ein Album und gucke dann wie die zusammen passen. Und wenn ich dann merke ich habe vier traurige Lieder, und ein lustiges oder so was, dann mache ich vielleicht noch etwas. Ich mag es einfach wenn es ausgewogen ist. Mein Konzept ist: ausgewogene, harmonische Vielfalt.
rap.de: Du hast ja auch so viele schöne Videos, gerade auch “Durch“ mit den StaubfilmBoys, wie ist es denn zu der Zusammenarbeit gekommen und hattest du auch Mitbestimmungsrecht bei der Entstehung?

Gris: Die haben sich bei mir per Mail gemaildet, fanden meine Musik gut und wollten daher eben ein Video mit mir machen. Die hatten wahrscheinlich auch mein “Wie Geht’s“ Video gesehen und gefragt ob es etwas Neues gibt, dann haben wir überlegt zu welchem Album, bzw. Song man ein gutes Video machen könnte oder ob man jetzt auf ein neues Album wartet oder ein bereits existentes nimmt. Dann haben wir das Album zusammen durchgehört, uns wieder getrennt und er hat sich dann eben überlegt was am besten ist bis er dann so richtig geniemäßig zu mir kam und das ganze Video schon im Kopf hatte und mir immer wieder so Fetzen davon voll wirr erzählt hat. Dann hat er’s mir immer öfter und immer genauer und besser erklärt bis ich’s dann irgendwann verstanden habe. Dann durfte ich natürlich auch kleine Mitentscheidungen machen, wenn ich das mal so sagen darf. Es war eine genau ausgewogene Mischung aus:Gris, du musst jetzt dies und jenes machen“ und “Ja Gris, was willst’n jetzt machen?“, das war gut.
rap.de: Auf “Wie geht’s“ hast du ja gesagt, dass du vielleicht Kunst in Potsdam studierst oder eine Ich-AG gründen würdest. Wozu ist es denn letztlich gekommen?

Gris: Wie du ja weißt, habe ich einen kleinen Blumenladen in der Görlitzallee.
(Allgemeines Gelächter)

Chin-Pung arbeitet bei mir. Sonntags habe ich auch einen Leberwurststand auf dem Trödelmarkt. Nein, jetzt mal Spaß beiseite. Ich habe direkt danach Geld von meiner Familie geerbt und muss jetzt weder arbeiten noch studieren.
(Allgemeines Gelächter)

Ach ne, stimmt ja auch nicht. Ne, es ist jetzt wirklich auch nicht mehr witzig, ich habe mein letztes Geld für den Bus hierher ausgegeben. Ich habe keine Ich-AG gegründet, sondern angefangen in Potsdam zu studieren, Kunst und Arbeitslehre. Wobei du das auch streichen kannst, weil ich dazu nichts weiter sagen werde, also zu Arbeitslehre. Ich habe dann Kunst   studiert, ist die richtige Antwort.

 


rap.de:
Es wurde kürzlich ja auch eine Dokumentation mit dem Namen “Sprechgesang Und Notenständer“ über dich, mit dir, gedreht, wie ist es denn hierzu gekommen?

Gris: Du bist ja auf dem neusten Stand. Ja, das war ähnlich wie bei Staubfilm, und zwar habe ich wieder eine Mail gekriegt. Wieder hat sich jemand bei mir gemaildet und hat gesagt wir machen einen Film über zwei Musiker die wir dokumentieren, eine zeitlang begleiten und deren Wirken darstellen. Der eine sollte so aus dem klassischen Bereich sein und der andere eben eher gegenteilig sein, so HipHop eben. Die haben sich dann bei mir gemeldet und gesagt, dass sie das machen möchten. Dann haben wir uns getroffen, die haben mir kurz erläutert wie das alles ablaufen soll, dann habe ich da zugesagt und wir haben das einfach gemacht.
rap.de: Also ist dir alles immer irgendwie in den Schoß gefallen.

Gris: Ja. Deswegen kann ich jetzt auch nicht mehr wie vor ein paar Jahren noch das Internet fronten, weil es mir bisher wirklich sehr sehr viele Möglichkeiten eingebracht hat.
rap.de: Bist du also einer dem alles immer so zufliegt?

Gris: Ne. Weiß nicht, lass mal überlegen.
rap.de: Es gibt doch solche Leute die immer wenig machen aber sehr viel kriegen, die sich um nichts wirklich bemühen müssen.

Gris: Ich versuche immer bei mir nicht wichtigen Sachen so wenig wie möglich zu tun und viel dafür zu kriegen. Aber es ist jetzt nicht so von wegen hier dein Abi, hier dein Studienplatz, hier dein Auto, hier dein Führerschein und hier dein Geld oder so. Es ist tatsächlich nur mit der Musik und mit dem Malen so. Ja stimmt, verrückt! Das ist nur mit der Musik so, dass es ein paar Leute eben gut finden, sich aktiv bei mir melden und mir solche Sachen vorschlagen und beim Malen hatte ich auch das Glück dass es schon welche gut fanden, ich schon Ausstellungen hatte, es jetzt auch studieren und mich weiterentwickeln kann. Aber bei den anderen Sachen, ich überlege gerade wie ich meine Frau gefunden habe. (lacht)
rap.de: Wenn du müsstest, auf was von beidem würdest du am ehesten verzichten, auf Musik oder Malen? In etwa so was wie eher taub oder blind sein?

Gris: Ich habe darüber schon mal nachgedacht glaube ich, aber so was versuche ich immer zu verdrängen wenn ich darüber nachdenke oder wenn ich versuche mich daran zu erinnern. (Überlegt) Ich würde lieber weiterhin sehen wollen als hören. Die Ohren sind ja auch das einzige Organ das man nicht aktiv schließen kann, womit man Sachen aufnimmt. Ich würde natürlich auf beides nicht gerne verzichten, aber würde gerne weiterhin sehen und auch malen können, das sind ja zwei Sachen. Wenn ich nicht mehr sehen könnte, könnte ich auch nicht mehr malen. Und die Musik, naja, (überlegt) ne, ich würde dann halt lieber sehen wollen.
rap.de: Und du könntest den Bass ja immerhin noch fühlen.

Gris: Ja, genau! Die Technik macht ja auch so allerhand möglich, man könnte dann ja auch vielleicht einen Takt hören und wenn man vorher schon gesprochen hat, kann man dann ja auch weiterhin vernünftig..sprechen!? Nicht so, wa?
rap.de: Mh, weiß nicht genau.

Gris: Naja, keine Ahnung. Vielleicht gibt es dann ja auch technische Sachen, dass man eben auch noch ein bisschen Musik hören kann. Kann ja sein. Mit dem Auge ist das glaube ich aber schwieriger.

rap.de: Wie oft fühlst du dich monatlich so “durch“?

Gris: (lacht) Was is’n das für ’ne Frage? Wie oft im Monat? Hat das was mit dem Monat zu tun?
rap.de: Naja, es geht ja viel mehr darum, ob es ein Teil deines Lebens ist, dass du dich so deprimiert fühlst oder ob es einmal im Jahr so ist und sonst ist alles immer heiter Sonnenschein. Wie viel nimmt das von deiner Lebenszeit ein, oder ist das eine Seite von dir, die selten zum Vorschein kommt?
 
Gris: Im Verhältnis etwa soviel wie das “Durch“ – Lied Platz auf der CD einnimmt. Es ist ja aber auch so, dass andere Lieder auch einen “Durch“ – Faktor haben, “Aggrisiv“ und “Üble Wurzeln“ zum Beispiel. Da sind überall kleine “Durch“ – Faktoren drin. Depressive, traurige, wütende, schwarze Themen.
rap.de: Aber Wut ist doch keine Depression.

Gris: Ist ja aber auch nicht nur wütend. Es ist also ein kleiner Anteil von mir, aber er ist vorhanden.

rap.de: Okay, und was machst du so an einem gewöhnlichen Donnerstag Abend?

Gris: Im Moment bin ich krank, sonst würde ich jetzt zu der Zeit wie immer Fernsehen gucken.
rap.de: Und was guckst du da gerne? Deine drei Lieblingssendungen zurzeit?

Gris: Ich gucke leider viel zu viel Fernsehen, ich gucke fast alles. Das mit den Lieblingssendungen ist jetzt voll schwer weil doch gerade so ein Umschwung herrscht. Ich bin gerade voll euphorisch auf dieses “Nemesis“. Vorher war ich unfassbar “Lost“ Fan, dann gucke ich immer “King Of Queens“, Samstags immer den Pro7 Serientag, den nehme ich voll und ganz mit, gucke ich also von 13 bis 18 Uhr. “Malcom Mittendrin“, Doppelfolge, “Scrubs“, Doppelfolge, ich gucke eben leider viel zu viel Fernsehen und versuche gerade auch mir das ein bisschen abzugewöhnen, ich weiß, dass es nicht gut ist.



rap.de: Und wenn du richtig wütend bist, was legst du dann für ein Lied ein?

Gris: So etwas gibt’s bei mir nicht. Da würde ich mir vorkommen wie in so einem schlechten 80er Jahre Film.
rap.de: Nicht mal einen Song den du gerne rein machst um dich gut zu fühlen?

Gris: Ne, so was hab’ ich auch nicht. Ich habe zufällig Songs auf meinem MP3 – Player die ich dann durchhöre, dann kann es vorkommen, dass da einer dabei ist der mich euphorisch macht und ich den daher eher anmache als die anderen Songs. Ich habe Songs zum Erinnern. Dabei erinnere ich mich dann an traurige als auch an schöne Momente. Ich habe mir zum Beispiel ganz aufwendig so ein Lied von Fuat “Rapemrinde“ herausgeschnitten, aus einer 45-minütigen DJ Nicon MP3, das allererste Tape. Ich hab’s herausgeschnitten, rauskopiert und jetzt höre ich das, weil es mich an wundervolle Zeiten erinnert.
rap.de: Ja ja, diese Nostalgie. Meinst du, dass dieses nostalgische dadurch verloren geht, das man heute so einem Musiküberfluss ausgesetzt ist?

Gris: Ja, das macht es schwieriger. Wir müssen uns für eine besondere Zeit an ein Album erinnern und die jungen an 15 MP3’s pro Woche.
rap.de: Hast du noch ein paar letzte Worte für unsere Leser ?

Gris: Ja, auf jeden Fall. Hört in das bald erscheinende neue edit Release rein, Zenit “Remixes 3“, denn da werde ich auch drauf vertreten sein, und außer mir noch K.I.Z., Prinz Pi, Morlockk Dilemma, Kollegah, Team Avantgarde und noch einige mehr, es lohnt sich also!