phreQuincy

Einer der Top-Produzenten Deutschlands kommt aus Hamburg. Er produzierte schon für alle Bignames im deutschen Rap-Buisiness, sowie auch für Stars der US-Rapszene. Die Rede ist von phreQuincy. Wir haben uns mit phreQuincy über sein Album „Ich Kann´s Mir Leisten“, über seine Herangehensweise an Produktionen und über seine ersten Schritte als Rapper gesprochen. Das Ergebnis: Ein sympathisches Interview mit einem der besten Beatbastler des Landes! Vorhang auf für phreQuincy!

rap.de: Warum wurde das Release deines Albums „Ich Kann’s Mir Leisten“ so oft verschoben?

phreQuincy: Ich kanns mir ja Leisten. Obwohl, so hart bin ich dann auch nicht. (lacht) Ich war mir zuerst ehrlich gesagt nicht im Klaren wie aufwendig das ganze wird. Es sollte ja erst „nur“ ein Mixtape werden. Irgendwann war es aber mehr als nur irgendein Mixtape und ich dachte mir dann, wieso nicht gleich alles auf eine Karte setzen und ein Album machen. Zwar haben viele Labels keine Lust auf Produzentenalben, aber wir haben uns gesagt, dann machen wirs halt alleine.
rap.de: Dein Album “Ich Kann’s Mir Leisten” kommt demnächst raus. Was war deine Ambition dahinter dieses Album zu machen?

phreQuincy: Ehrlich gesagt, wollte ich deutschen HipHop machen, der mir gefällt. Da ich als Musiker ja die Möglichkeit dazu habe, wollte ich sie nutzen und meine Sichtweise darstellen. Es sind ja auch relativ viele verschiedene Einflüsse und Stimmungen drauf.
rap.de: Was hat dich denn genau beeinflusst?

phreQuincy: Musikalisch hat mich vieles beeinflusst, von RnB bis HipHop praktisch alles was ich selber gerne höre und auch vorher gemacht habe. Das Album hat sich auch mehrmals verändert. Mir war es wichtig mit der Zeit zu gehen und einfach ein Album zu machen das meine Entwicklung und meinen persönlichen Geschmack wiederspiegelt.

rap.de: Wie entstanden die Songs zu deinem Album? Gab´ es die Tracks schon vorher oder wurden sie extra für das Album produziert?

phreQuincy: Ungefähr die Hälfte der Tracks gab es als Skizzen schon vorher. Dazu haben dann die Künstler geschrieben, oder teilweise auch aufgenommen. Da ich aber auch während des Albums Beats gemacht habe, sind davon noch auf dem Album gelandet.
rap.de: Das heißt also, dass die Aufnahmen zu deinem Album nicht von dir selbst geleitet wurden und die Songs über „Post-Production“ entstanden sind?

phreQuincy: Vieles ist über „Post-Production“ entstanden, wobei ich dennoch probiert habe, soviel wie möglich herauszuholen. Ich habe auch hier und da nachgehackt und probiert Texte umändern zu lassen, wenn ich das Gefühl hatte dass es nicht wirklich cool war. Am Ende saß ich aber da wie ein Koch der dann aus den Zutaten die er hat ein leckeres Gericht machen muss. (lacht)
rap.de: In einem früheren Interview hast du darüber gesprochen, dass du deinem Managment in den Staaten nichts von deinem Album erzählt hast. Hast du dies mittlerweile nachgeholt?

phreQuincy: Ja, ich hab‘ erzählt, dass ich an meinem Album saß, aber wir haben jetzt auch nicht so wirklich viel drüber geredet. Ich hab ja dort genug zu tun. Er probiert ja meine Beats drüben an den Mann zu bringen, aber er kann natürlich auch nur mit dem arbeiten was ich ihm gebe.

 

rap.de: Was hat Sha Money XL dazu gesagt?

phreQuincy: Er hat nicht wirklich was gesagt, ich meinte aber ich schick ihm das wenn es fertig ist. (grinst)
rap.de: Du hast auch mal gesagt, dass du die US-Connection nicht wirklich „gepflegt“ hast und deshalb nicht auf z.B. Fiddys Album drauf bist? Warum warst du da nicht besonders hinterher? Ist das nicht genau das, was ein deutscher Produzent erreichen will, auf US Top-Alben platziert zu sein?

phreQuincy: Ich weiß. Ich habe auch manchmal schon gezweifelt ob ich das Richtige mache, gerade wenn man so eine Chance hat. Ich denke dann auch irgendwo, wieso probierst du nicht lieber auch einen Beat aufs Young Buck oder 50 Album zu bekommen. Und dann sind da Jake One und The Bitnizz drauf , wo ich denke, das hätte ich sein können, aber sie haben eben mehr gemacht. Aber es ist alles Liebe, ich war ja mit denen beim One Stop Shop letztes Jahr und die Jungs sind alle cool. Am Ende sitzen wir alle im selben Boot. Und jetzt muss ich mal langsam ran ans Ruder. (lacht)

rap.de: Ist es ein ein Ziel  von dir mit deiner Musik Gold- bzw. Platinstatus zu erreichen?

phreQuincy: Ich würde eher sagen, mein Ziel ist es soviele Leute wie möglich mit meiner Musik zu erreichen. Ich denke, wenn man gute Musik macht kommen die ganzen Auszeichnungen fast von alleine, das sind ja praktisch nur Bestätigungen für eine erfolgreiche Arbeit. Ich will mich jetzt auch nicht zusehr von diesen ganzen Ruhmgeschichten blenden lassen. Die Musik stand bei mir schon immer im Vordergrund. Zwar muss ich auch Leben können von meinem Beruf, aber ich will nicht auf Krampf probieren Gold oder Platin zu erreichen.
rap.de: Was erwartest du dir von deinem Producer-Album? Hast du irgendein Ziel welches du mit „Ich Kann’s Mir Leisten“ erreichen willst?

phreQuincy: Ich glaube es wäre gelogen, wenn ich sagen würde es wäre mir egal, wie mein Album sich macht. Dafür haben wir alle – ich mal jetzt außen vor – zuviel Zeit und Arbeit da rein gesteckt. Ich kann aber keinen zwingen es zu mögen oder zu unterstützen. Deswegen bin ich mit dem kleinstmöglichen Ziel rangegangen, nämlich soviel Leute wie möglich zu erreichen. Da es HipHop momentan sowieso nicht so gut geht, muss man umso realistischer sein. Mir gings aber in erster Linie nicht um finanziellen Erfolg sondern vielmehr darum, für mich und mein Team Curtains Up (Anm.d.Red. preQuincy’s Label) zu werben. Es gibt ja mittlerweile einige gute Adressen in Deutschland und Hamburg ist eine davon, das war mir wichtig zu zeigen. Wenn das Album gut läuft werde ich auch endlich mit m3 & Noyd ein gemeinsames Studio suchen. Das wäre der einzige wirkliche finanzielle Aspekt. Ich bin eh nicht so der „Bling“ Mensch und größere Geschichten probier ich mir durchs Ausland zu ermöglichen (lacht).
rap.de: Du sprichst gerade ein gemeinsames Studio mit m3 & Noyd an, wo arbeitest du denn momentan?

phreQuincy: Jeder von uns hat sein eigenes kleines Heimstudio. Man braucht ja auch heutzutage nicht viel um Musik zu machen. Es ist also nicht so als könnten wir ohne Studio oder ein gemeinsames Studio keine Musik machen. Wir brauchen aber unser eigenes Reich. Ich glaube auch, dass unsere Nachbarn sich freuen würden. (lacht)

rap.de: Du hast ja auf deinem Album bzw. auf deiner Single einen eigenen 16ner. Wird es von dir noch mehr Rap-Parts geben?

phreQuincy: Ich seh‘ das ganz entspannt. Ich hab‘ den kleinen Part nur aus Spaß gemacht. Es haben ja vor mir schon ein paar meiner Produzentenkollegen wie Sti oder Shuko kleinere Parts gerappt. Bei mir hört die Arbeit nicht schon beim Beatmachen auf. Oft habe ich beim Beatmachen auch schon Flows im Kopf und rappe dann manchmal vor mich hin um ein Gefühl für den Song zu bekommen. Für einen kompletten Song brauche ich selber aber noch zu viel Zeit beim Schreiben und die habe ich meistens nicht. Von daher hole ich mir dann Hilfe bei Juvel, weil er da einfach fitter ist. Ich glaube ich sehe mich da eher wie Dre oder Timbo, eher Produzent statt Rapper. Ich habe aber noch einige Songideen die mir im Kopf schweben, die ich gerne Umsetzen würde, ich muss mir selber nur mal die Zeit nehmen, auch besonders was das Schreiben angeht. Wir haben ja auch alle mit dem Schreiben angefangen, ausserdem hatte ich im Deutsch Leistungskurs 12 Punkte im Abi, also was los. (lacht). Man kann also raptechnisch noch ein paar Geschichten von mir erwarten, aber ich zwinge mich jetzt auch nicht auf. Wie gesagt, ich sehe das ganz entspannt. (lacht)
rap.de: Wie gehst du an eine Beatproduktion ran? Womit beginnst du Beats zu programmieren?

phreQuincy: Ich habe eigentlich keine Grundformel. Das ist vielleicht wie bei einem Koch. Der fängt auch nicht immer mit den gleichen Zutaten und den gleichen Geräten an. Ich denke, es ist wichtiger sein Equipment zu kennen und zu wissen wie man was bekommt. Wenn ich samplen möchte, dann mache ich das am liebsten mit dem PC. Wobei ich habe jetzt mal den MV 8800 von Roland ausprobiert und sofort in den Himmel gefeiert. Ich denke ich werde in Zukunft sehr viel damit samplen. Wenn ich unterwegs bin und schnell Ideen festhalten möchte, nehme ich Reason 4 was auch sehr mächtig ist oder einfach gleich Cubase 4 womit ich sowieso alles mache..
rap.de: Mit welcher Software bzw. Hardware arbeitest du?

phreQuincy: Meine Zentrale Workstation ist Cubase 4. Das läuft bei mir auf dem Notebook sowie auf dem Rechner. Dazu kommen dann die ganzen Steinberg Vst’s und etliche Vst’s  von Native Instruments und Reason 4 was ich auch sehr viel für unterwegs benutze. Ich probiere mich aber auch in ProTools fit zu machen, weil es international so verbreitet ist und abgesehen davon ein wirklich gutes Werkzeug ist, besonders für Audio Geschichten.
rap.de: Warum hast du dich für Cubase entschieden und nicht z.B. für Logic?

phreQuincy: Ich bin noch nicht so auf dem Mac Film, von daher ist Logic schonmal raus, da es die neueren Versionen auch nicht mehr für den PC gibt. Aber ehrlich gesagt bin ich schon seit Cubase SX mit Steinberg zufrieden, daher bedauere ich das jetzt auch nicht. (grinst)

rap.de: Wie stehst du zu der Meinung von einigen, dass die Benutzung von Hardware für einen „wärmeren Sound“ sorgt? Empfindest du das auch so?

phreQuincy: Oha…Ich glaube schon, dass es irgendwo einen Unterschied zwischen Software und Hadware gibt, aber ich denke, dass es wichtiger ist sein Ohr zu schulen als sich jetzt verrückt zu machen, welches Analoggerät den wärmsten Sound liefert. Es gibt heutzutage so gute Analog Emulationen bzw. vinatge Plugins, bei denen man mit dem richtigen Einsatz kaum bis keinen Unterschied hören wird.
rap.de: Welche wären das zum Beispiel? Als kleinen Tip für die Produzenten da draussen?

phreQuincy: Ich selber habe 2 Dsp Karten von Universal Audio (Uad). Mein Engineer Hpeh zum Beispiel, hat sogar noch einen TC Powercore dazu. Ich finde den Vintage Warmer von PSP auch sehr geil. Aber jede große DAW hat mittlerweile auch einige sehr gute Plugins, gerade auch Cubase 4.
rap.de: Wann und womit hast du deinen aller ersten Beat produziert?

phreQuincy: hahaha….Jetzt kommst du mir so (lacht). Ich glaube in Magix Music Maker damals, etwa 1998. Das war sogar noch vor der Fruity Loops Zeit. Da hab ich sogar meine eigenen Loops gebaut in dem ich Kick und Snare ausgeschnitten und so gesetzt habe wie ich es im Kopf gehört habe. Danach habe ich gemerkt, dass ich ein Programm brauche in dem ich meine eigenen Loops programmieren kann. (lacht).

rap.de: Was würdest du jemandem empfehlen, wenn du gefragt wirst wie man am besten mit dem Beatsbasteln anfangen soll?

phreQuincy: Ich würde sagen, fang ruhig klein an. Wie bei allem. Man setzt sich beim Autofahren lernen auch nicht gleich in einen Formel 1 Wagen. Ich würde sagen, such dir ein Programm was dir nicht zuviel und nicht zuwenig Möglichkeiten bietet, damit man auch wachsen und reifen kann. Man unterschätzt oft die Programme und deren Möglichkeiten. Sequel von Steinberg ist ein sehr gutes Programm um anzufangen, weil es schon fertige Loops hat aber man selber auch Midi einspielen kann, das konnte ich mit Magix alles damals nicht. Ausserdem kostest es fast nichts.

rap.de: Was zeichnet einen guten Beat deiner Ansicht nach aus?

phreQuincy: Eine Stimmung die man fühlt.
rap.de: Wie kann man es deiner Meinung nach schaffen die gewisse Stimmung in der Musik zu erzeugen?

phreQuincy: Hmmmmm…..ich denke da gibt’s keinen einheitlichen Weg. M3 zum Beispiel mag Sachen mit einer gewissen Atmosphäre, d.h. wenn er samplet achtet er schon beim Samplen auf diese gewisse Stimmung. Noyd auch, aber er erzeugt die Stimmung manchmal dann auch durch die Sounds, die er dann noch dazu spielt. Das kann man so und so Handhaben; ist vielleicht auch eine Sache der Zutaten.
rap.de: Was möchtest du während deiner Musikkarriere noch alles erreichen?

phreQuincy: Vielleicht mal auf den Mars, wenn das möglich wäre. (lacht) Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir darüber noch keine konkreten Gedanken gemacht. Vielleicht nehme ich die Frage mal als Anlass und hoffe das ich nächstes mal eine bessere Antwort darauf habe. Obwohl, vielleicht kann ich eine Sache nennen. Ich möchte deutschen HipHop bzw. deutsche Musik noch einen Schritt weiter bringen. Das soll jetzt aber nicht so rüber kommen als wäre ich der Derbste oder so. Ich sehe das wie beim Staffellauf. Es gibt mehrere Stationen und ich warte jetzt hier an meiner auf meinen Kollegen der mir den Stab übergibt, damit ich ihn ablösen kann. Das Album war praktisch meine Bewerbung für den ganzen Spaß. (grinst)

 rap.de: Na das ist doch schon mal was! (lacht) Denkst du manchmal daran was du nach deiner Karriere als Musiker machen wirst? Hast du zum Beispiel Familienpläne?

phreQuincy: Als Musiker bzw. Produzent steht einem ja Gottseidank eine relativ lange Karriere bevor, wenn man sein Handwerk versteht, deswegen hoffe ich, dass Musik immer ein Teil von mir sein wird und ich so lange wie möglich in diesem Gebiet arbeiten kann. Ich bin aber auf jeden Fall auch ein Familienmensch. Ich hoffe, das ich mit 30 an die Familienplanung gehen kann, damit ich noch…(lacht).
rap.de: Damit du noch was (lacht)?

phreQuincy: Ein bisschen vom Vater und Ehemannsein mitbekommen kann. Yey!

rap.de: Zum Abschluss machen wir ein kurzes Brainstorming zu einigen Schlagwörtern.

rap.de: Native Instruments.

phreQuincy: Mächtig
rap.de: Sha Money XL.

phreQuincy: Führ‘ mich zum Schotter !
rap.de: Shuko.

phreQuincy: Was geht ab Diiigga !
rap.de: Fruity Loops.

phreQuincy: 9th Wonder
rap.de: Snare oder Clap?

phreQuincy: Gerne auch mal beides!
rap.de: Hast du den rap.de Usern zum Abschluss noch etwas mitzuteilen?

phreQuincy: Danke dass ihr euch die Zeit genommen habt!! Ich kanns´ mir Leisten, aber ihr auch! Darauf zwitschern wir einen Sambuca haha
rap.de: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg wünsche ich dir!