Rahzel und Supernatural

Rahzel und Supernatural – beides anerkannte Großmeister, ja Weltmeister, in ihren jeweiligen Fächern „Human Beatbox“ und „Freestyle“ – legten bei ihren zwei Auftritten in Deutschland  mit Rock Steady Crew-DJ DJ JS-1 zusammen als "The Magnificients" großartige Impro-Shows hin.
Nach ihrem Konzert in Berlin – die Künstler waren erschöpft und wollten eigentlich nur noch chillen – schaffte ich es noch ins Backstage, um sie zu einem Interview zu überreden. Der von der Show heisere Supernatural, der mit seinen Rastalocken überhaupt nicht ins Bild eines typischen Rappers passt, war zuerst dran. Während ich mit ihm sprach, beatboxte Rahzel im Hintergrund. Auf meine abschließende Bitte hin, seinen Freund und Tourkollegen zu charakterisieren, beschrieb er Rahzel als einen sehr gutherzigen Menschen:
„Er ist ein Bastard! Nein, Spaß. Ich würde Rahzel als einen Menschen beschreiben, der sehr einmalig darin ist, was er tut, ein sehr aufrichtiger Mensch mit einem guten Herzen und einer wahren Liebe und Wertschätzung für echte Hip Hop Musik. Die Tatsache, dass er echte Hip Hop Musik wirklich liebt, macht unsere Freundschaft möglich. Rahzel ist ein aufrichtiger Mensch, der Musik liebt und sich selbst liebt und jeden liebt, der ihm Liebe zeigt. Das ist Rah!“ Darauf folgte ein dankender Applaus von Rahzel.
Doch nun erstmal zu Supernat.

rap.de: Was war bei deinem Freestylerekord von 9 Stunden und 15 Minuten am Ende der Grund aufzuhören?

Supernatural: Ich wusste, dass ich genug gemacht hatte. Ich hatte den Rekord gebrochen.
rap.de: Woher kriegst du die Inspiration beim Freestylen? Man kann nicht 9 Stunden lang nur darüber rappen, was man sieht, oder?

Supernatural: Man kann 9 Stunden lang über so viele Sachen rappen. Die Welt ist so gigantisch und es geschehen viele Dinge darauf. Und wenn man ungefähr 800, 900 Leute an einem Ort hat, ist es leicht Inspiration von der Menge zu kriegen und davon, was um einen herum passiert.

         
rap.de: Wie definierst du guten Freestyle?

Supernatural: Ich persönlich?
rap.de: Ja, deine persönliche Definition von gutem Freestyle?

Supernatural: Die Definition von gutem Freestyle ist Supernatural.
rap.de: Wie gehst du vor, wenn du Texte schreibst?

Supernatural: Ich schreibe sie einfach. Ich schreibe genauso, wie ich freestyle. Ich freestyle erst und dann schreib ich es auf.
rap.de: Zum Schluss: Eine Botschaft an die Leser?

Supernatural: Sag ihnen, sie sollen nach den „Magnificients“ Ausschau halten. Da kommt definitiv etwas.

Nun zu dem "Godfather of Noyze" Rahzel!

rap.de: Das fünfte Element von HipHop, Human Beatbox, wird oft vergessen. Warum?

Rahzel: Es wird nie vergessen. Es ist überall präsent. Es ist in Filmen, Computerspielen, Werbungen, es gibt Wettbewerbe. Es gehört eben mehr zu denjenigen Kunstformen, die nicht unbedingt gefilmt werden, die man nicht unbedingt sehen muss. Es kann sich im Hintergrund abspielen, hinter den Kulissen, versteckt, aber es ist da. Und das ist es, was es so cool macht, weil es in dem Sinne nicht übersättigt ist. Es ist nicht so, dass jeder beatboxt (er macht es vor), wenn du dich umschaust. Dann würdest du sagen, es ist zuviel, es ist langweilig. Human Beatbox ist wie der Wind. Er weht nicht immer, aber er weht, verstehst du? Er weht nicht immer, aber er weht – und das ist gut so.
 
rap.de: Du nennst dich „The Godfather of Noyze”. Der Begriff „noise“ (hier ist "Krach"/"Lärm" gemeint) hat oft einen negativen Anklang …

Rahzel: Aber wenn es keine Geräusche (im Englischen auch „noise“) gäbe, was gäbe es dann?
rap.de: Jedenfalls keine Musik. Wo ist für dich die Grenze zwischen Geräuschen und Musik?

Rahzel: Es ist das gleiche. Es gibt halt melodische Geräusche und raue Geräusche, lauter verschiedene Variationen von Geräuschen. Es ist alles Sound. Wenn Leute sagen „Oh, was für ein Krach!“ – für mich sind Geräusche nichts Schlechtes. Wenn wir sprechen, machen wir Geräusche, wenn wir schlafen, machen wir Geräusche (er macht ein Furzgeräusch), und so weiter. So ist es. Musik ist eben melodisches „noise“.

          
rap.de: Gibt es irgendein Geräusch, das dich besonders fasziniert, aber das du nicht mit deinem Mund wiedergeben kannst?

Rahzel: Ich versuche schon lange, ein Klavier nachzumachen. Mit den Resonanzen ist es etwas schwierig, weil die Tonhöhe nicht menschlich ist, anders als beim Rhodesklavier, dass einen menschlicheren Klang hat. Aber bei einem gewöhnlichen Klavier ist das schwieriger.
rap.de: Wie glaubst du, hat es in der Steinzeit angefangen mit Musik? Und warum?

Rahzel: Da hat es alles angefangen, das war damals die ursprünglichste Sprache. Wenn man keine Musik hat, wie kommuniziert man dann? Es war eine kulturelle Sache. Aus einer Notwendigkeit heraus schufen die Menschen diese Form des Zusammenkommens, des sich Sammelns, der Einheit. Darum ging es. Es war eine Form der Kommunikation.
rap.de: Welche Sachen würdest du bei einer Zeitreise in die Steinzeit mitnehmen?

Rahzel: Ich weiß nicht, was sie damals hatten? Ich würde wahrscheinlich einen kleinen Kuschel-Tyrannosaurus, oder so mitbringen. (lacht)
rap.de: Ich meinte eigentlich, was du aus der Gegenwart mitnehmen würdest.

Rahzel: Achso… einen großen Ghettoblaster und einen Lebensvorrat an Snickers. (lacht)
rap.de: Welche Musik hörst du?

Rahzel: Ich höre alles. Pop, HipHop, Country, Alternative, Rock, Soft Rock, Classic Rock, R’n’B, Soul, Klassische Musik, … ich höre alles.
rap.de: Irgendeine Botschaft für die Leser?

Rahzel: Das ist eine Botschaft an alle. Keep supporting real Hip Hop! Das hält einen jung.