Woroc

"Inferno" heißt das über VS Recordz erscheinende Produzenten-Album von Woroc. Der aus Berlin Kreuzberg stammende Woroc hat bereits für viele Größen aus der Berliner Rap-Szene gearbeitet. Wie er das tut und wie dabei seine Herangehensweise ist, haben wir ihn in einem Interview in unserem Kreuzberger Büro gefragt.

rap.de: Woroc, für die Leute, die dich nicht kennen … Erzähl mal, wer du bist und aus welchem Umfeld du kommst!

Woroc: Ich bin Producer, Mitgründer von VS Mafia und VS Recordz. Ich rappe auch seit einem Jahr ungefähr und ich wohne in Kreuzberg 36.
rap.de: Du hast VS Recordz und VS Mafia erwähnt. Was ist der Unterschied und wer gehört dazu?

Woroc: VS Recordz ist unser Label, VS Mafia ist unsere Crew, das sind natürlich zwei verschiedene Dinge. Zu VS Mafia gehören Colos, St Pain, Chagome, Kazanova und meine Wenigkeit. VS Recordz umfasst ein breites Spektrum. Darüber kommen verschiedene Produktionen raus, so wie unsere VS Mafia-Produktionen natürlich, Killa Kombo, Massaka, neuerdings Dissput, Deso Dogg, Massiv, einfach verschiedene Produkte.
rap.de: Du hast erwähnt, du rappst seit einem Jahr. Seit wann bist du überhaupt aktiv, z.B. als Produzent? Seit wann machst du die ganze Rap-Geschichte?

Woroc: Eigentlich aktiv, würde ich sagen, seit drei Jahren, etwa. Davor war es halt nur so Pipifax.



rap.de: Also intensiv seit drei Jahren. Seit wann gibt es VS Recordz?

Woroc: Seit knapp zweieinhalb Jahren.
rap.de: Fangen wir mal an, über dein Produzentenalbum zu sprechen, das am 23.03. rauskam. Es heißt „Inferno“. Wer ist alles mit dabei?

Woroc: Nur die Crème de la Crème natürlich! VS Mafia, Dissput, Deso Dogg, Massaka, Massiv, Fler, Jasha, Frauenarzt, Manny Marc, Smoky, Chuky, Boxxxstar und Aci-Krank aus Hannover bzw. Bielefeld, Grüsse gehen raus. Dann noch Kaisa, Basstard, … Man, das sind so viele, es fallen mir nicht alle ein. Die Elite in Berlin einfach.
rap.de: Wie kam der Kontakt zu den ganzen Leuten zustande?

Woroc: Ach, das ergibt sich. Ich komm da zu keinem und sag „Ey, rap mal auf mein Produzentenalbum!“, sondern ich arbeite meistens für irgendjemanden von denen oder in dem Fall für alle. Die haben so und so Beats von mir auf ihren Alben, teilweise komplett produzierte Sachen von mir und dann ergibt sich das so, weißt du? Die Chemie stimmt, die Rap-Art … es passt einfach zu einander.

rap.de: Du hast ja auch Leute drauf, die teilweise untereinander Differenzen haben. Wie siehst du das, wie stehst du zu den Streitereien?

Woroc: Ich bin der Meinung, wenn es einen Grund gibt, sich zu streiten, dann sollen sie sich doch streiten. Aber bei mir gibt es so was nicht. Bei mir gibt es auch nichts mit Politik oder Religion. Von solchen Streiterei-Themen im Rap halte ich gar nichts. Wenn uns einer angreift oder irgendeiner irgendwas gegen uns hat, klären wir das anders! Ist besser so. Also, ich misch mich da nicht ein, Leute kommen mit solchen Problemen auch nicht zu mir oder versuchen einen zu dissen, der bei mir auf dem Album ist. Wenn Leute mit einander Probleme haben, dann sollen sie es halt klären, solang meine Jungs nichts damit zu tun haben, ist mir das egal.


rap.de: Also, du würdest schon sagen, dass du dich als Produzent auf jeden Fall ausnimmst und generell mit jedem arbeiten würdest?

Woroc: Ja, alle, die mir passen und nicht irgendwelche Kackvögel sind. Alle, die das sind, was sie in ihrem Rap auch sagen, mit denen arbeite ich. Ich arbeite nicht mit Leuten die sagen: „ich bin der Gangsta und Straßentyp“ und dabei ist es der Über-Kackvogel. Mit so jemandem arbeite ich nicht.
rap.de: Sie müssen also auf jeden Fall authentisch sein.

Woroc: Authentisch, 100%, dann stehe ich hinter ihnen 100 %!
rap.de: Kommen wir mal auf deine Produktionsweise zu sprechen. Wie ist deine Herangehensweise, wenn du dich hinsetzt und einen Beat produzierst? Womit fängst du an und wie läuft es bei dir ab?

Woroc: Ich mach einfach den Synthie an und klatsch ein paar Töne rein. Und dann bau ich da ein Drum-Gerüst drauf und schon ergeben sich Töne, die miteinander harmonieren – kommt auf mein Feeling an dem Tag an. Und so entstehen meistens die Untergrund-Hits, die du ja auch kennst (lacht).



rap.de: Ja, genau … Du fängst dann schon grundsätzlich mit der Melodie an?

Woroc: Genau, erst die Melodie, dann die Drums. Ich brauch einfach eine gute Melodie, die ein gutes Grundgerüst ist und auch nicht nervt und auf dieses Ding bau ich Drums und vielleicht noch eine Bassline. Vielleicht auch eine Variation und das war’s, das reicht meistens, das kickt schon.
rap.de: Hast du irgendeinen musikalischen Background? Kannst du z.B. ein Instrument spielen?
Woroc: Man, ich kann keine einzige Note lesen oder schreiben, ich hab keine Ahnung! Ich hab das noch nie gelernt, will ich auch nicht, weißt du, das ist Straßen-Feeling, Alter! Das kommt vom Herzen!
rap.de: Spielst du deine Sachen alle nur selbst mit dem Synthie ein? Oder benützt du auch manchmal Samples?

Woroc: Nein, mit Samples komm ich gar nicht klar, das ist mir auch zu East-Coast-technisch. Meins ist so Kreuzberg-Technik (lacht), kein East-Coast, kein West-Coast, das ist Kreuzberg pur.
rap.de:  Welche Software benutzt du oder welches Equipment hast du?

Woroc: Ich arbeite viel mit MIDI-Keyboards, habe aber auch Synthies, einen alten Roland und einen Korg. Großartiges Equipment braucht man ja nicht mehr. Ich hab einen leistungsstarken PC und eine fette Soundkarte. Ich benutze die neuste Version von Cubase SX. Ja, mit Reason arbeite ich auch, es gibt schon ein paar gute Sachen, die man damit machen kann, sehr interessant. Es gibt viele Möglichkeiten.

 
rap.de: Du kombinierst die Programme also auch?

Woroc: Ja, ich kombiniere auch, lass beide miteinander laufen, oder so. Das kommt immer ganz darauf an, was ich machen will und wie kompliziert es sein muss.
rap.de: Welche Abhörmonitore hast du? Achtest du darauf, dass dein Ausgangssignal gut ist, oder ist dir das egal?

Woroc: Ich hab Adam Boxen. Nein, ich bin der festen Überzeugung, dass Abhörmonitore wichtig sind, aber du kannst auch mit Hifi-Boxen gut abmischen und produzieren. Du musst einfach nur deine Boxen kennen, darum geht es. Du kannst 5000,- € Boxen haben und machst einfach nur Pisse. Oder du hast Boxen für einen Fuffi, die du dir bei Karstadt geholt hast, und machst damit den Über-Ghetto-Sound. Es kommt einfach darauf an, wie du mit den Boxen lernst, das ist alles.



rap.de: Was macht denn für dich einen guten Beat aus? Klar, deine Beats sind natürlich gut, aber wenn du was anderes hörst, wie beurteilst du es dann?

Woroc: Ich sag es mal so, alles was ich nicht mache, das ist … Ja, es ist meistens so. Du verehrst Sachen, die andere Leute machen, weil die was anderes machen als du selbst. Dafür verehren dann andere deine Musik. Wenn du denkst, dass deine Beats voll für’n Arsch sind, dann gibt es immer welche die sagen, „Man, deine Produktionen sind überfett.“ Du sagst, deine Abmischungen sind für’n Arsch, während andere sagen, „Deine Abmischung ist so krass, misch mal meine Beats ab.“ So ist es immer und so ist es halt auch mit anderen Beats. Ich weiß nicht, ich hack jetzt zwar auf diese Eastcoast-Beats rum, aber ich find schon einige Produktionen cool, die sich technisch nach East-Coast anhören, weil ich sie halt nicht mache, weißt du? Ansonsten .. bei mir ist immer das Wichtigste: eine geile Melodie, die Drums müssen gut zu hören sein, egal ob Clap oder Snare. Der ganze Song muss sich fast wie ein einziger Loop anhören, das turnt mich voll an.
rap.de: Also wenig Spielereien?

Woroc: Ja, ich mag eben keine Popspielereien. Das, was du mit Spielereien meinst, ist meistens Pop und darauf steh ich überhaupt nicht. Ich bin der Über-Ghetto-Sound-Typ.

rap.de: Was würdest du als Produzent denjenigen Lesern empfehlen, die das Produzieren lernen wollen? Womit sollen sie anfangen, womit sollen sie sich beschäftigen, um irgendwann sagen zu können, ich kann einen guten Beat bauen?
Woroc: Sie sollten auf jeden Fall nicht als erstes an Kohle denken, das ist das Allerwichtigste! Ich hab auch zwei Jahre umsonst gearbeitet, bevor ich einen Beat verkauft hab. Einfach Feeling, einfach auf sich wirken lassen und Leute finden, die darauf rappen. Einfach nicht unterkriegen lassen, egal ob sie gehatet werden oder nicht. Denn, dass was du machst ist cool für dich selber! Du musst versuchen, Leute zu überzeugen, dass sie auf deine Sachen rappen. Und dann entsteht schon von alleine was. Du machst dir einen Namen, Leute rappen auf deine Beats und so weiter. Ich verehre jeden, der Musik macht, das ist alles Kunst.

rap.de: Das hört man gerne. Du hast gesagt, du arbeitest mit Cubase SX. Es ist ja immer so die Diskussion, welches Programm besser ist, ob jetzt Logic Audio besser ist oder Cubase SX. Warum hast du dich für Cubase SX entschieden?
Woroc: Früher, als ich angefangen habe, Mucke zu machen, hatte ich beide Programme. Ich hatte halt einen Bekannten, der sich ein bisschen mit Cubase auskannte und so ist es dann das geworden. Hätte sich einer mit Logic ausgekannt, wäre es heute Logic. Ich sage, sie unterscheiden sich nicht großartig. Der eine sagt, da sind die Synthies besser, die anderen sagen, da sind die Instrumente, die schon drin sind, besser, mit dem kann man leichter Sachen exportieren, … ach, das ist alles für’n Arsch, beide Programme sind genauso gut, find ich.



rap.de: Was wird von dir oder von VS Recordz bzw.VS Mafia neben „Inferno“ in der Zukunft noch kommen?
Woroc: Wir haben noch vier bis fünf fertig produzierte Alben in petto. Jetzt kommt erst einmal definitiv das „Inferno“, danach kicken wir das Soloalbum von Colos „Leben im Exil“ am 21.5. raus. Dann kommt am 4.5. „Brennpunkt Berlin“ das neue VS Mafia Album. Dann kommt Ende Mai noch das Chagome "Freier Fall" Soloalbum, danach sind Massaka dran mit dem Album „Blutbeton“ das kommt am 25.5 raus. Das Dissput-Album ist auch fast fertig, das wird den Markt kaputtmachen, glaub mir, übertrieben! Massiv – sein Re-Release von „Blut Gegen Blut“ am 1.6. ist auch eine Produktion von mir. Dann arbeite ich auch schon am neuen Album von Massiv, wo ich mit produziere. Außerdem kommt noch Jashas „Straßensachen-Sampler“ und sein Soloalbum „Ghetto Star“ welches auch schon seit 6 Monaten fertig produziert ist und demnächst veröffentlicht wird. Ach, ich arbeite an so vielen Alben derzeit. Genau, an Deso Doggs neuem Album arbeite ich gerade auch. Ich bin einfach voll gepackt.
rap.de: Busy bis oben hin! Wir danken auf jeden Fall für das Interview. Hast du den rap.de Lesern noch irgendeine Botschaft mitzuteilen?

Woroc: Hatet nicht mehr so viel im Internet, das tut euch nicht gut, wirklich! Seid ein bisschen offener für andere Sachen, nicht immer gleich alles kaputtmachen, egal ob ihr Curse hört oder was weiß ich. Sobald irgendein Straßenlied ins Internet kommt, wird gleich gehatet, „was für ein Opfer" und so. Ihr müsst euch ein bisschen in die Lage der Musik versetzten, nicht gleich haten! Ist alles Kunst, Jungs!

rap.de: Sehr schön, gutes Statement! Dankeschön.

Woroc: Nichts zu danken.