Prinz Pi

Wir schreiben das Jahr 2007 und der Prinz aus Berlin ist mit einer neuen Überraschung, diesmal in Form von DVD und CD, zurück. Bevor er auf die am 09.02.07 begonnene Tour mit K.I.Z. und Kollegah fuhr, hatten wir noch die Gelenheit, Prinz Pi in seinen Büroräumen in Berlin zu besuchen. Dabei kam es zu folgendem Gespräch:

rap.de: Beginnen wir mal mit einer einleitenden Frage. Machen dir Interviews Spaß oder siehst du sie eher als Belastung an, da du mit deinen zwei Jobs und Studium viel zu tun hast?

Prinz Pi: Das kommt immer auf die Interviews an. Wenn ein Interview gut geführt ist und einem interessante Fragen gestellt werden, dann ist es wie eine gute Unterhaltung. Bei einem Interview geht das Gespräch zwar von einer Person aus, aber es gibt Interviews, bei denen ich das Gespräch interessant finde und durch die Fragen merke, dass der Interviewer was im Gedanken gemacht und mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Viele Interviews, die ich gemacht habe, waren super cool, aber es  gab auch einige, wo dann so Fragen wie „Warum machst du HipHop?“, „Warum rappst du?“ oder „Wie ist das so, Rapper zu sein?“ vorkommen und das ist dann langweilig.
rap.de: Dann werde ich diese Fragen mal aus meinem Plan streichen. Du wirst jetzt von der Volkswagen Soundfoundation unterstützt. Wie kam es dazu und was bringt es für dich mit sich?

Prinz Pi: Ein Kumpel von mir hatte das mitbekommen. Die haben eine Internetseite, mit einer Online-Community, wo man sich als Band eintragen kann. Eine Jury wählt dann jedes Jahr fünf Bands aus, die von der Soundfoundation unterstützt werden. Es gibt aber auch noch die Möglichkeit als 6. Band von den MItgliedern dieser Online-Community gewählt zu werden. Man kann sich da anmelden und kriegt Punkte, die man den Bands, die man gut findet, spenden kann. Und wer am Ende am meisten Punkte hat, ist dann der 6. unterstützte Newcomer. So war das bei uns. Die Unterstützung ist hauptsächlich erstmal ein Tourbus, so ein neuerer Bully, falls du einen brauchst, und auch im Marketing-Bereich: sie verhelfen dir zu Kontakten, machen dir Gigs, Interviews  klar und etc…Das ist schon sehr cool.
Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an alle Fans, die uns das durch ihren Einsatz ermöglicht haben!

rap.de: Und was musst du selber leisten?

Prinz Pi: Die organisieren natürlich Auftritte, bei denen du dann teilnehmen sollst. Aber das mache ich ja gerne. Das ist schon alles sehr cool.

 

rap.de: Was mich interessieren würde: Wissen deine Kommilitonen, dass du Rapper bist?

Prinz Pi: Nein, ich erzähle das normalerweise nicht, auch den meisten Menschen, die ich noch kennen lerne, nicht. Das kommt immer so komisch, wenn man sagt, ja ich bin jetzt Musiker. Dann wollen immer alle wissen: "Und hast du Erfolg? Verkaufst du viele Platten? Warum kenne ich dich nicht von MTV?"  Dann ist man entweder sehr bescheiden und spielt das Ganze runter oder man ist ehrlich und sagt, wie es ist, aber dann hält dich jeder für voll eingebildet, und genau das will ich nicht. Darum rede ich nicht so viel mit  Leuten, die ich aus anderen Zusammenhängen kenne, über meine Musik.

rap.de: Und wie reagieren die Menschen in der Universität, falls sie es erfahren? Eher ablehnend oder befürwortend?

Prinz Pi: Ich bin ja auf einer Kunst-Uni, bei der viele von sich schon nach bestandener Eignungsprüfung glauben, dass sie Künstler sind. Man muss dazu wissen, dass es relativ schwierig ist, auf meine Uni zu kommen,  und dass es keine private Schule ist, wo man Geld bezahlt. Es werden nur wenige genommen, insofern ist es schon ein Erfolg, da überhaupt angenommen zu werden. Auf dieser Uni gibt es viele, die neben ihrer anderen Kunst auch Musik machen. Das ist aber trotzdem nichts, was ich den Leuten erzähle, außer ein paar, die ich gut kenne. Ich mag das eben nicht, wenn Leute wissen, dass ich Musik mache, da sie dann schon Vorurteile haben. Und das finde ich negativ, da viele von diesen Vorurteilen, auf mich nicht zutreffen.


rap.de: Gut, dann lassen wir die Universität mal beiseite und kommen auf dein letztes Album „Donnerwetter!“ zu sprechen. Bist du mit der Resonanz zufrieden?

Prinz Pi: Die Resonanz, die von den Medien kam, war super gut. Besser hätte es nicht sein können.
rap.de: Also liest du dir sie auch durch? Ich hatte mal gelesen, dass du dir Kritiken nicht durchliest.

Prinz Pi: Also ich schaue nicht in irgendwelche Foren, aber ich gucke mir natürlich die Bewertung in der Backspin und Juice an bzw. die Leute vom Label tragen das dann zusammen. Ich war ein bisschen enttäuscht, dass ich in der Juice nicht Album des Monats war und doch nicht die 6 Kronen bekommen hatte, aber sonst waren die Kritiken und Reviews alle super. Und was die Fans betrifft: wenn einen Fans ansprechen, sind es ja meistens Leute, die dir dann sagen, dass sie es gut finden. Wenn einer es nicht so gut findet, dann kommt er wahrscheinlich nicht zu dir und sagt das. Aber die meisten Leute, mit denen ich gesprochen habe, fanden es alle sehr geil und es waren auch viele Leute dabei, die vorher meine Musik nicht gehört haben, aber denen das Album bewiesen hat, dass es doch guten HipHop gibt. Ein Ziel des Albums war es, mir selber etwas zu beweisen, aber auch den Fans zu zeigen, dass HipHop nicht immer dieses bisschen blöde „Ich bin der Beste, weil … und die anderen sind es nicht, weil …“ sein muss. Rap-Musik dreht sich eigentlich immer nur um sich selber. Man kann viele Rapper häufig nur verstehen, wenn man sich mit Rap beschäftigt, da die Rapper von „Acts signen“, „Acts droppen“ bzw. einfach von ihrem oft nur gewünschten Alltag als Rapper sprechen. Da können sich viele Leute, die nicht schon begeisterte Rap-Hörer sind, nicht mit auseinandersetzen. Und da habe ich versucht, mal ein paar andere Themen zu besprechen.



rap.de: Woher nimmst du all diese Energie/Zeit, nicht lange nach so einem riesigen Album eine DVD und ein Streetalbum rauszubringen?

Prinz Pi: Zunächst mal: das Album heißt zwar Streetalbum, ist aber eigentlich ein richtiges Album. Es heißt nur „Streetalbum“, weil ich das "Donnerwetter!"-Album dadurch nicht abwerten wollte. Das "Donnerwetter!"-Album war für mich umheimlich aufwendig und das neue Album ist im Vergleich schneller entstanden. Wenn ich vorher nicht "Donnerwetter!" gemacht hätte, wäre es ein ganz normales Album gewesen. Was die Zeit angeht: ich bin nicht der Meinung, dass ich so viel schaffe, sondern ich wundere mich, dass die anderen Rapper so wenig schaffen. Ich bin jetzt kein Vollzeit-Rapper, sondern Grafiker ist eher mein Vollzeitjob, während das Rappen meine Feierabendbeschäftigung ist, die ich nachts mache. Das ist für mich eine Entspannungssache. Ich freue mich tierisch drauf, wenn ich mal ein paar Stunden Zeit habe, um im Studio an Songs zu arbeiten.  Während andere Leute zum Sport gehen oder Kegeln gehen, gehe ich ins Studio und rappe meine Songs. Ich muss mich nicht bemühen, die Texte zu schreiben, sondern ich habe die Texte im Kopf und schreibe sie dann auf. Das macht für mich einen Musiker aus: Dass er den Drang hat, immer Musik zu machen, über Jahre hinweg. Wenn Leute sich die Texte aber aus den Fingern saugen müssen, frage ich mich dann: "warum  rappen die überhaupt"?
rap.de: Also frei nach dem Motto: Musiker leben für ihre Musik.

Prinz Pi: Ja, ich finde, dass das Rappen etwas ist, was natürlich kommen muss. Das sieht man auch an den Künstlern, die wirklich erfolgreich oder wirklich gut in ihrer Sparte sind, nämlich dass sie am Ende ihres Lebens auch ein großes Werk haben, wie bei Schriftstellern oder Komponisten. Ich glaube auch, dass Sachen nicht desto besser werden bzw. sind, je länger man an ihnen arbeitet. Gut, wenn du alle zwei Jahre ein Album mit 20 Tracks ausbringst, du aber vorher 100 Tracks weggeschmissen hast, die du auch noch gemacht hast, dann kann ich das auch verstehen. Aber wenn einer in zwei Jahren gerade mal 20 Tracks macht, dann müssen die entweder verdammt gut sein oder man kann sich fragen, ob er diesen Beruf wirklich gut ausübt.

rap.de: Warum sollte man sich denn deine neuen Tracks, also das Package mit DVD und CD kaufen?

Prinz Pi: Die DVD ist nicht nur dieser klassische Live-Content. Es gibt natürlich Bilder von unserer letzten Tour, vom Splash und von einem Konzert in Wien, unserem ersten Auftritt in Österreich. Dann sind ein paar lustige Geschichten drauf, z.B. Cross-Golf mit Frank Zander. Wir wollen unseren Fans etwas zurückgeben. Deswegen haben wir 1 ½ Jahre Material gesammelt und das alles sehr liebevoll zusammengeführt und gestaltet. Das Ganze wurde auch ziemlich professionell mit wirklich guten Kameras gefilmt.
Das Album ist ein sehr gutes Rap-Album und im Vergleich zu "Donnerwetter!" wieder eher hiphoplastig. Um das mal ganz platt zu sagen: die Beats gehen mehr nach Vorne, ein bißchen wie auf "Zeit ist Geld" . Es sind außer Biztram auch ein paar andere Produzenten wie The Royals oder Ronald Mack Donald drauf, die richtige HipHop-Knaller produziert haben. Es gibt sehr sehr persönliche Lieder dabei und einige etwas mehr pumpende Tracks: es hält so die Waage zwischen „Donnerwetter“ und „Zeit ist Geld“. Das trifft es , glaube ich, ganz gut.

rap.de: Du hast eben Frank Zander angesprochen. In einem Interview hattest du mal erwähnt, dass du gerne auch ein Lied mit Max Raabe machen würdest. Gibt es da schon Neuigkeiten?

Prinz Pi: Wir haben ihn noch nicht angesprochen, aber ich würde das schon mal sehr gerne machen. Deswegen will ich aber noch nichts sagen, da es ein bisschen blöde wäre, wenn es dann nicht klappt.

rap.de: Ich fände das sehr interessant. Bei „Meene Stadt“ habt ihr es schon geschafft, dass ich Frank Zander mag, obwohl ich von ihm bisher nur die unsägliche Hertha-Hymne kannte. Wie kam es dazu?

Prinz Pi: Das Ding ist, dass wir Frank Zander über eine dritte Person kennen, die unsere ersten CD’s und das jetzige Album gemastert hat. Das ist ein Kumpel von ihm. Als wir dann mit Frank neulich das Cross-Golf-Ding gemacht haben, hat er mir erzählt, dass er auch mal ein Album hatte, was „Donnerwetter“ hieß. Das wußte ich vorher aber gar nicht. Ich kannte ihn nur von dem „Hier kommt Kurt“-Lied. Dann habe ich mir noch andere alte Sachen von ihm angehört und der Typ ist Kult. Diese Hertha-Hymne empfinde ich auch nicht als einen seiner besten Songs, aber er hat einfach eine Berliner Schnauze, er ist ein Berliner Urgestein und einfach ein cooler Typ. Zander ist Berliner Oldschool. Er macht jedes Jahr dieses Essen für Obdachlose, bei dem er Obdachlose in ein teures Hotel einlädt und denen ein Weihnachtsessen schenkt. Sowas ist cool. Viele Rapper reden doch immer über Realness, das ist für mich real. Das finde ich viel besser, wenn einer sowas macht, als wenn er sich ein Ice kauft. Wenn einer, die Kohle, die er hat, immer noch teilt und etwas Gutes bewirkt. Das schätze ich sehr. Unsere Generation kann, was seine Musik angeht, mit ihm nicht viel anfangen, aber man kann ihn schon als den „ersten deutschen Rapper“ bezeichnen, wobei er natürlich noch unbewusst gerappt hat.

 

rap.de: Was das Lied angeht: bist du mit Berlinisch aufgewachsen? Ich dachte, dass es in Zehlendorf eher nicht so verbreitet wäre…

Prinz Pi: Das würde ich so nicht sagen. Zehlendorf ist zwar eher ein gutbürgerlicher Bezirk, aber diese alten Berliner Originale gibt es überall. In Zehlendorf gibt es auch die gleichen Kioskbesitzer wie in den anderen Bezirken. In Wedding oder Kreuzberg sind wahrscheinlich noch mehr Menschen vorhanden, die diesen Slang sprechen, aber auf Berlin gesehen sind es weniger die Jugendlichen, die diese Berliner Schnauze haben, sondern es sind schon die älteren Leute. Und von dieser eigentlich sehr schönen Sprache geht leider immer mehr verloren. Ich habe, bevor ich das Lied geschrieben habe, mal wieder die ganzen ErichKästner-Bücher gelesen und da gibt es z.B. bei „Emil und die Detektive“ noch diese geile Sprache. Sie hat für mich sehr lustige und charmante Eigenarten, die heutzutage sehr in Vergessenheit geraten. In Bayern sprechen auch die Jugendlichen noch bayrisch oder in Sachsen eben sächsisch, während hier in Berlin kaum noch einer so spricht. Nich so knorkobello.
rap.de: Ich glaube, das könnte auch daran liegen, dass während der Mauerzeit im Westteil der Stadt Berlinisch als Sprache stigmatisiert war, während es im Osten als normale Sprache angesehen wurde.

Prinz Pi: Ja, das könnte sein, ich habe aber auch im Osten nicht so viele Leute getroffen, die wirklich dieses alte Berlinisch sprechen. Es ist schwierig, die Berliner Schnauze zu finden. Das fand ich schade und wollte der ein bisschen mit dem Lied Tribut zollen.

 
 rap.de: Dann noch mal zur neuen DVD/CD: Boba Fettt ist da auch vertreten.

Prinz Pi: Ja, also auf der DVD nicht wirklich, aber auf der CD hat er ein eigenes Lied.
rap.de: Beim letzten Interview mit rap.de hattest du das Signen mit Essen verglichen, da man auch nicht immer das Gleiche essen möchte. Welches Essen symbolisiert Boba Fettt?

Prinz Pi: (lacht) Boba Fettt, was könnte der für ein Essen sein? Er selbst isst alles … ein Allesfresser.
rap.de: Oder warum habt ihr ihn unter Vertrag genommen?

Prinz Pi: Boba Fettt kenne ich schon ziemlich lange, da er ja auch mein DJ ist. Er hat zwar erst spät angefangen zu rappen, hat sich aber vorher sehr ernsthaft mit Musik auseinander gesetzt. So ernsthaft wie nur wenige Leute, die ich kenne, sich mit HipHop beschäftigt haben. Der Typ ist wirklich über Jahre hinweg losgegangen und hat sich jede Platte, die rausgekommen ist, geholt, komplett angehört und durchanalysiert. Du kannst ihm wirklich sagen „hier, dieser Track“ und dann antwortet er dir „ok, der ist auf dieser B-Seite von der und der Single, hat der produziert und das Sample befindet sich auch noch in dem und dem Lied“. Bei Büchern würde man jetzt belesen sagen…
rap.de: "Behört" könnte man vielleicht sagen.

Prinz Pi: Ja, er ist „behört“, was Musik angeht. Irgendwann hat er sich dann auch entschlossen zu rappen und gibt sich extrem Mühe, da er selber sehr kritisch ist, den Hörer nicht zu langweilen. Er variiert sehr krass die Art, wie er reimt und wie er seine Reime setzt. Er hat auch seinen eigenen Flow und wechselt den manchmal im Lied, passt sich also wirklich dem Beat an. Das schätze ich besonders an ihm. Er ist ein interessanter Gegenpol zu mir, da ich zwar auch versuche, technisch untadelig zu sein, aber das nicht mein Hauptaugenmerk ist. Ich will auch nicht unbedingt die besten Punchlines machen, sondern bei mir soll der Inhalt stimmen und durch die Worte gute Bilder erzeugt werden. Er ist eher der Techniker und verkleidet sich für seine Show. Die meisten Rapper wollen immer wie die Ami-Künstler aussehen, cool sein und teure Klamotten tragen. Wenn man aber sagt, dass es darauf nicht ankommt und in einem Superman-Kostüm die Bühne betritt, und dann trotzdem alle wegballert, ist das ein Ansatz, der mehr auf die Musik wert legt als ein künstlich-cooles Aussehen. Dies ist das, was mir an ihm gefällt.

 

rap.de: Sein Album kommt dann am 16. Februar?

Prinz Pi: Genau, und ich denke, es wird den Leuten auch gefallen. Es ist auf jeden Fall ein sehr gutes Album, das komplett von Big Bennay produziert ist und sehr viele Features aus unterschiedlichen Lagern hat. Es ist sehr interessant, wie er mit dem jeweiligen Feature harmoniert. Das kann er schon sehr gut.
rap.de: Kriegt ihr denn eigentlich viele CD’s von Nachwuchs-Rappern zugeschickt, wo wir gerade beim Thema ‚Signen’ sind.

Prinz Pi: Ja schon, wir versuchen auch, uns die alle anzuhören. Das Problem ist nur: viele Leute wollen gerne Rapper werden, da sie denken, dass man dort relativ schnell zu viel Erfolg kommt. Das liegt auch daran, dass es viele Rapper gibt, die eben das erzählen: „Ok, ich bin jetzt Rapper, ich kaufe mir Autos und habe viele Bräute“. Das ist definitiv nicht so. Ich mache jetzt seit sieben Jahren mit kleinen Pausen in dem Untergrundbereich schon sehr erfolgreich Musik, aber selbst wir könnten davon nicht gut leben, und wenn wahrscheinlich auch nicht unser Leben lang. Viele jüngere Leute denken anscheinend, dass sie mit dem Rappen die große Kohle machen. Erstens ist es falsch, etwas anzufangen, nur um damit Geld zu verdienen, und zweitens kann Musik nur gut sein, wenn man so ein „Ding“ in sich trägt, was einen tritt. Das ist der Antrieb, den man braucht, und nicht, dass man damit viel Geld verdienen kann.


rap.de: Ok, kommen wir mal zur Tour. Warum hast du auf der Tour  K.I.Z. und Kollegah mit dabei? Oder hatte das labeltechnische Gründe?

Prinz Pi: Nein, mit den Labels hatte das nichts zu tun. Im deutschen HipHop gibt es sehr wenige Rapper, die mir persönlich gefallen. Kollegah ist einer, der mir sehr gut gefällt, und K.I.Z. auch, da beide für mich etwas Neues im HipHop geschaffen haben. Kollegah hat den Battle-Rap erneuert, durch eine neue Technik und clevere Punchlines, die ich vorher noch nie gehört habe. Ich finde auch, dass aus seinen Texten ein sehr großer Humor spricht. Deswegen war Kollegah der Rapper, der mich seit wirklich langer Zeit mal wieder so richtig begeistert hat. K.I.Z. gefallen mir, da sie nicht so krampfhaft in diesem HipHop-Ding stecken, sondern Musik zum Abgehen machen.

rap.de: Sie arbeiten ja auch mit vielen Samples aus anderen Musikrichtungen.

Prinz Pi: Ja, K.I.Z. sind für mich weniger eine typische HipHop-Band, sondern eher rappende „Tote Hosen“. Es sind junge motivierte Typen, nette Jungs. K.I.Z. und Kollegah sind zur Zeit die beiden Acts, die mir als Musikfan am Besten gefallen haben, und waren deswegen meine absoluten Wunschkandidaten. Ich hätte jetzt auch keine anderen Künstler gewusst, mit denen ich gerne getourt hätte. Der Vorteil an uns dreien ist auch, dass zwischen uns keinerlei Konkurrenz besteht, da wir eher unterschiedliche Musik machen. Es ist nicht so, dass man uns wie z.B. zwei pure Battle-Rapper miteinander vergleichen kann.

 

rap.de: Noch eine letzte Frage. Da Grafikdesign gerade deine Hauptbeschäftigung ist, siehst du eher dort oder im HipHop deine Zukunft?

Prinz Pi: Das kann ich jetzt nicht so genau sagen. Ich bin nicht jemand, der in Karriere-Schritten denkt. Wenn ich immer die Möglichkeit hätte, das zu machen, worauf ich Bock habe, wäre das der optimale Luxuszustand, den ich mir vorstellen kann. Dass ich mir also sagen kann „Ok, ich will ein Album aufnehmen“ und ich es mir leisten kann, da ich nicht für meine Familie anderswo Geld verdienen muss. Grafik und Musik sind beides kreative Tätigkeiten und ich kann mir nicht vorstellen, ohne eine von den beiden zu leben. Wie man sich nicht vorstellen könnte, ohne Geruchs- oder Geschmackssinn zu leben. Man kann auf beides nicht verzichten. Viele Leute aus meiner Generation sind mit Rap aufgewachsen. Ich liebe diese Musik an sich, aber die Inhalte dieser Musik werden zunehmend dümmer. Ich habe den Eindruck, dass viele Rap hören wollen, aber eben nicht diesen dummen HipHop, sondern Rap-Musik wie die unsere, bei der man sich als erwachsener Mensch nicht schämen muss, dass man sie hört, sondern die so gut, inhaltsreich und intelligent ist, dass man sie auch im Alter noch hören kann. Ich denke, dass Rap-Musik auch so eine lange Zukunft wie Rockmusik hat. Es ist keine Musik, die irgendwann tot ist. Guten Rap wird es immer geben, nicht so wie Eintagsfliegen, die immer schneller wegsterben werden, weil sich keiner mehr für sie interessieren wird. Wenn ich dann 40 bin und immer noch intelligente Rap-Musik mache, wird es immer noch 40 jährige Fans geben, die das hören. Genauso wie mein Vater immer noch die Rolling Stones, die Beatles oder Kinks feiert. Bei unseren Eltern hört das auch nie auf. Ich hoffe, dass es auch bei mir so sein wird, wobei ich ziemlich zuversichtlich bin. Mein Traum wäre für deutschen Rap so was zu sein wie…(überlegt)

rap.de: Metallica für Metal?

Prinz Pi: Vielleicht nicht unbedingt wie Metallica, sondern eher wie Manowar. Also nicht ganz so mainstream, aber trotzdem noch sehr erfolgreich und bekannt. Ich hätte jetzt fast Herbert Grönemeyer gesagt, aber das wäre doch nicht ganz das richtige Beispiel. Es fällt schwer, da jemanden zu finden. Es gibt Künstler, die findest du zwischen 15 und 16 cool, da ihre Musik auf Jugendliche zugeschnitten ist, wie die Killerpilze. Solche Eintagsfliegen wie DJ Bobo, die es mal gab.

rap.de: Den DJ Bobo gibt es aber leider immer noch.

Prinz Pi: Gut, was gab es früher? Dieser einer Typ, der „The Informer“ gemacht hat, wie hieß der noch?



rap.de: …Snow?

Prinz Pi: Snow, der hatte zwei Hits und zwischen 15, 16 fand man den cool, aber dann war er vergessen. Und dann gibt es Leute, die du damals kennen gelernt hast, aber heute immer noch feierst, weil das Künstler sind, die mit ihren Fans wachsen, wie die Stones. Ich hoffe, dass es bei uns auch so ist. Wir machen nicht immer die gleiche Musik, sondern jedes Album ist wieder ein Appell an den Hörer, dass er sich weiter entwickelt hat und nicht immer den Aufguss vom gleichen Album kriegt. Wenn wir das Glück einer Hörerschaft haben, die sagen, dass „Herr der Dinge“ zwar nicht der klassische HipHop war, den sie erwartet haben, sie aber andererseits verstehen, was wir damit sagen wollen, und sie zu schätzen wissen, dass wir uns die Mühe gemacht haben, was Neues zu machen, dann können wir dankbar sein. Ja, so sehe ich meine Zukunft, ganz kurz gefasst (lacht).
rap.de: Das wäre es dann auch. Es bleiben nur noch die obligatorischen letzten Worte an die rap.de-Leser?

Prinz Pi: Kommt alle zur Tour und schaut euch die Show von Kollegah, K.I.Z. und mir an. Hört euch das neue Album an und freut euch, dass es schon wieder eins gibt. Das wäre es eigentlich! Und nochmal Danke, dass ihr mich zum Künstler des Jahres bei JamFM, zum Soundfoundation– Newcomer und in die ganzen anderen Awards gewählt habt.

 rap.de: Vielen Dank für die Zeit und das Interview.

Prinz Pi: Ich habe zu danken.