Favorite

Seit letztem Freitag ist sein erstes Soloalbum "Harlekin" draußen. Zu diesem Zweck schaute der Essener Favorite bei uns in Berlin vorbei und stand Rede und Antwort. Es entwickelte sich ein Gespräch, bei dem Favorite zwar nicht die längsten Antworten gab, aber zeigte, dass man das Ganze alles nicht so ernst nehmen muss. Also viel Spaß beim Lesen, den wir beim Sprechen hatten.

rap.de: Das neue Jahr hat gerade begonnen. Was war dein persönliches Highlight im Jahr 2006?

Favorite: Die Kollegah-Tapes waren cool und er hat berechtigt viel Aufmerksamkeit bekommen. War auf jeden Fall geil, da alle im Sommer bis zum Winter seine Tapes gehört haben.
rap.de: Dein letztes Album mit Jason, „Rappen kann tödlich sein“, kam 2005 raus. Was hast du musikalisch im Jahr 2006 gemacht?

Favorite: Ich habe die Kollegah-Tapes gehört (lacht). Nein, ich habe nicht so viel gemacht: paar Auftritte, hier und da mal ein Track und natürlich an meinem Album gearbeitet.
rap.de: Im letzten Interview hattest du uns erzählt, dass du national gerne mal mit TaktloSS arbeiten würdest? Hat sich da was ergeben

Favorite: Nein, das habe ich gar nicht versucht. Ich muss ihn jetzt auch nicht unbedingt featuren. Das habe ich gesagt, weil sein Rap-Style für mich außergewöhnlich ist. Ich kümmere mich jetzt da auch nicht darum, muss den also nicht unbedingt featuren.
rap.de: Gibt es denn jemanden, mit dem du gerne mal was machen würdest?

Favorite: (längeres Überlegen) Nein, irgendwie nicht, fällt mir gerade keiner ein.



rap.de: Kommen wir mal zu deinem Album „Harlekin“. Im offiziellen Pressetext zu "Harlekin" steht, dass du mit 12 Jahren deine Eltern verloren hast. Welchen Einfluss hatte das auf dein Album?

Favorite: Es ist ja mein erstes Soloalbum und dem möchte man eine persönliche Note geben. Und das ist in meiner Vergangenheit in meinem Leben passiert und deswegen spielt es schon eine Rolle. Man rappt ja über sein Leben, sollte man zumindest mal machen (lacht).
rap.de: Bei „Gegen den Herrn“ lässt sich eine Ablehnung gegenüber „Gott“ nicht überhören. Hat das auch mit dem Verlust deiner Eltern zu tun?

Favorite: Ja, das hat es auf jeden Fall. Die Frage ist schwer, da muss ich mal kurz überlegen… Als es passierte, war ich 12, und danach gab es den lieben Gott für mich nicht mehr, da es schwer war, daran noch zu glauben. Den Track habe ich dann gemacht, als ich 18 war. Da habe ich mich selber nicht mehr als Waisenkind und Heimkind gesehen und habe den Track als Abschluss für mich gemacht. Und ich glaube nicht an Gott.

rap.de: Hast du denn vor dem Verlust deiner Eltern an Gott geglaubt?

Favorite: Ich habe mir vorher keine Gedanken darüber gemacht. Das kam erst mit dem Verlust. Ich glaube nicht wirklich an Gott, auf jeden Fall nicht an den, an den man hier in Deutschland glaubt. Gegen ihn ist das Lied auch. Ich kann ja nicht ein Lied gegen ihn machen, wenn ich nicht generell an ihn glaube.

rap.de: Sozusagen glaubst du nicht an den „deutschen Gott“…

Favorite: Ja genau, ich glaube nicht an den „deutschen Gott“ (lacht).
rap.de: Du glaubst aber schon, dass es eine höhere Macht gibt?

Favorite: Ja, das denke ich schon. Das hat schon seinen Sinn, warum es uns gibt. Aber das weiß keiner und ich weiß es auch nicht (lacht).
rap.de: Alles klar. In „Ein Rapper reicht“ hast du eine Zeile, in der du sagst, dass du Pornos drehen würdest, wenn du kein Rapper wärst. Wenn das auch nicht ginge, was würdest du dann machen?

Favorite: Warum sollte das denn nicht gehen? (lacht)
rap.de: Ok, sagen wir mal so: würdest du dann eher Regisseur oder Darsteller sein wollen?

Favorite: Beides.



rap.de: Es gibt ja auch einen Berliner Rapper, der im Pornogeschäft aktiv ist. Willst du dann mit dem mal etwas machen?

Favorite: Ja, mit dem will ich ein Feature machen. Wenn der dann ein paar heiße Weiber mit ins Studio bringt, mache ich ein Feature mit dem (lacht).
rap.de: Der Song „Index“, der auf deiner myspace-Seite unzensiert ist, ist auf dem Album-Snippet zensiert. Ist das ganze Album enthärtet, wie auch schon bei „Rappen kann glücklich sein“ mit Jason?

Favorite: Also bei „Index“ ist nur das Wort „Jude“ gemutet. Das ist aber auch verständlich. Ich bin Deutscher und da kann man das schnell falsch verstehen. Das war auch in meinem eigenen Interesse, denn ich bin auf keinen Fall ein Judenhasser. Wohin mit mir? Es gibt auch noch ein paar andere Stellen, die gemutet sind, aber nur einzelne Wörter. Ansonsten ist nicht viel gemutet worden: drei Wörter oder so. Man versteht alles auch so.
rap.de: Wenn du jetzt im Nachhinein Verständnis dafür hast, warum hast du die Zeilen dann nicht gleich weggelassen?

Favorite: Ich wollte die Lines erstmal einrappen und bringen, so wie sie sind. Hinterher sind sie da und man muss sich dann halt überlegen, wie man da jetzt wieder weg kriegt (lacht).

rap.de: In einem Juice-Interview habe ich gelesen, dass Slick dich im Studio eingesperrt hat, bis du mit deinem Album fertig warst. Wie lange hast du denn gebraucht?

Favorite: Ich war fast zwei Monate bei ihm. Ich habe mich aber auf eigenem Wunsch bei ihm einsperren lassen. Ich bin ja vertraglich gebunden und musste langsam mal zu Potte kommen. Ich wollte meine Ruhe finden, mein Ding machen … und er hat mich geschlagen. Nein, Quatsch. Ich habe zu essen bekommen, mein Album, bis auf zwei, drei Tracks, die ich schon hatte, fertig geschrieben und dann aufgenommen: mir ging es auf jeden Fall gut da.
rap.de: Warum ist es dazu gekommen, dass man dich einsperren „musste“?

Favorite: Ich hatte kein richtiges Studio und keinen vernünftigen Ort zum Aufnehmen, an dem ich meine Ruhe haben konnte. Bei Slick im Studio war der einzige Ort, bei dem ich wirklich gedacht habe, dass ich da meine Ruhe finde. Also mussten wir es da machen.
rap.de: Anhand einiger Zeilen oder wegen des letzten Videos habe ich den Eindruck, dass du Slick und Flipstar als deine großen Brüder ansiehst. Wie würdest du selber das Verhältnis zwischen euch beschreiben?

Favorite: Es sind auf jeden Fall meine Chefs. Slick One ist mein Chef und das wird natürlich auch so bleiben. Aber er ist nicht mein reiner Chef, sondern wir machen auch Witze, haben viel Spaß miteinander und hängen gerne zusammen rum. Ich mache natürlich zwischendurch immer mal wieder ein paar Jokes, aber am Ende des Tages ist er mein Boss und ich respektiere ihn.



Rap.de: Bei „Aus und Vorbei“ hast du ja im Refrain ein bisschen gesungen. Ist dir das schwer gefallen, weil du normalerweise ja nur flext?

Favorite: Nö, so was mache ich eigentlich gerne. Das habe ich auch früher auf meinen Demos immer schon gemacht. Das ist ja auch kein richtiger Gesang, es ist mehr dieses Möchtergern-Fifty-Singen. Aber ich finde das cool und du auch (lacht). Ich finde jeder Rapper sollte das ab und zu machen, weil das einfach Abwechslung bringt.
rap.de: Bei eben diesem Track geht es ja um die Trennung von einem Mädchen und man könnte den Eindruck bekommen, dass sich da eine bestimmte Person angesprochen fühlen konnte…

Favorite: Ja klar, könnte sie sich angesprochen fühlen. Ich will sie jetzt aber nicht wirklich dissen. Sie war der Auslöser, dass ich diesen Track gemacht habe, aber mehr auch nicht. Sie kriegt jetzt nicht mehr soviel Aufmerksamkeit von mir (lacht).
rap.de: Aber sie hat dich noch nicht drauf angesprochen, dass …

Favorite: Doch, doch, doch, vorgestern hat sie gesagt“ Ey, mich hat da jemand auf dieses Lied angesprochen“. Ich habe ihr dann gesagt: „Lies die Interviews, dann weißt du, dass du nicht gemeint bist.“ Und dann habe ich aufgelegt.


rap.de: Nach welchen Kriterien hast du deine Beats für "Harlekin"ausgewählt?

Favorite: Ich höre Beats und gehe dann entweder direkt auf sie ab oder finde sie scheiße. Ich habe viel gehört und Rizbo hat viel produziert. Ich habe ihm auch gesagt, wie ich das ungefähr haben will, und er hat sich gut drauf eingestellt. Das hat alles gut funktioniert. Ansonsten habe ich einfach die Beats gehört und wenn sie gut waren, habe ich sie genommen und wenn nicht, dann nicht.

rap.de: Welches Ziel hast du dir mit deinem Solo-Album gesetzt?

Favorite: Ich wollte erstmal mich zum Hauptthema machen, über mich erzählen und … warte mal, was wollte ich denn noch? Ja, zeigen, dass ich cool bin. Nein, eine CD rausbringen, damit ich cool bin (lacht). Nein, ich wollte meinem Platz im Business verdeutlichen und mich dort etablieren. Mein Hauptanliegen war aber zu zeigen, wer ich bin und wie ich rappe.
rap.de: Warum hast du das Album „Harlekin“ betitelt? Hat „dieser Hofnarr aus dem 12 Jhdt.“ eine besondere Bedeutung, dass du ihn deswegen ausgewählt hast?

Favorite: Ich fand den Titel erstmal anders als die Titel der anderen Deutschrap-Alben an, wo die Titel sehr straßenorientiert und meistens langweilig klingen. Harlekin ist ein Wort, was zwar jeder kennt, bei dem man aber überlegen muss, was das noch mal genau bedeutet. Harlekin ist ein bösartiger Clown, der damals vom Hof vertrieben wurde, weil er zu böse Witze gemacht hat, und ich mache halt auch mitunter bösartige Witze. Und wie auf dem Cover zu sehen ist, habe ich eben eine traurige und eine lachende Seite. Ich finde, dass passt ganz gut, da ich diesen Anarcho-„Ich scheiß auf Alles“-Rap mache.



rap.de: Dein neuestes Video sieht schon nach einem Qualitäts-Video aus. Wie war das Drehen für dich, im Gegensatz zum Low-Budget-Video bei „Rappen kann tödlich sein“?

Favorite: Wir wollten mit dem Video erstmal zeigen, dass wir besser sind als diese Untergrund-Labels, die nur dreckige Videos drehen. Der Videodreh war fast genauso, hatten nur eine bessere Kamera und ein Drehbuch. Ach ja, und einen 25 Meter-Kran, für meinen Schwanz (lacht), da wir ja mit der Kamera auch noch Pornos drehen wollten.
rap.de: Womit wir wieder beim Thema sind.

Favorite: Genau. Also es war eigentlich recht ähnlich, nur andere Location, man ist mit Kopf an die Sache rangegangen und die Kiddies waren da, die übrigens nicht meine Homies sind. Viele Leute fragen mich, wer diese Typen sind, da sie noch ein bisschen jung sind. Ich verkaufe den nur Drogen (lacht).

rap.de: Drogen, gutes Stichwort. Wie sehen da deine Erfahrungen aus?

Favorite: Ich kann mich leider nicht daran erinnern, denn immer wenn ich Drogen nehme, bin ich so weg, dass ich es hinterher nicht mehr weiß. Nein, ich mache keine Erfahrungen mit Drogen … Stell dir mal vor, das liest meine Tante oder meine Oma. Nein, ich nehme keine Drogen, ich bin sauber (lacht).



rap.de: Du bist noch relativ jung, wo siehst du dich in 10 Jahren?

Favorite: In 10 Jahren bin ich fertig mit der Sache, da rappe ich nicht mehr.
rap.de: Was willst du dann machen?

Favorite: Ich investiere die Kohle, die ich mit Rappen gemacht habe, irgendwo rein. Da ist schon wieder alles vorbei in 10 Jahren.
rap.de: In Aktien?

Favorite: Ja, irgendwie so was. Ich mache irgendwas Cooles mit dem Geld und mache da noch mehr draus.
rap.de: Klingt auf jeden Fall nach einem Plan.

Favorite: Genau (lacht).
rap.de: 2007: was kann man von dir bzw. von Selfmade noch erwarten?

Favorite: Der Selfmade-Sampler, auf dem Kollegah, Shiml, Slick One, ich und ein paar Features drauf sind. Dann kommt noch das erste Kollegah-Album, inkl. Video und dem ganzen Kram. Shiml bringt noch ein Album raus. Ich freue mich einfach auf alle Releases von uns.
rap.de: Hast du noch letzte Worte an die rap.de-Leser?

Favorite: Lest nicht soviel! Guckt lieber Fernsehen und surft nicht soviel im Internet (lacht)! Checkt mein Album und alles von Selfmade Records!
rap.de: Alles klar und vielen Dank für das Interview.