Kodimey

Der Stuttgarter Kodimey ist dem ein oder anderen vielleicht schon ein Begriff. Sein erster Silberling hieß "Mein Grund" und hat den Rezensenten der Nation durchgehend gute Kritiken entlockt. Ein Achtungserfolg war die Scheibe also allemal. Nach der "BamBoozled!"-EP erscheint nun am 16.02.2007 das Streetalbum "NeoGeo", das wieder Zeichen setzen soll und die entsprechende Anerkennung dürfte dem Labelchef von Chimperator Records, über das der Longplayer auch veröffentlicht wurde, ohne große Probleme zu teil werden. Wir sprachen mit ihm über den alltäglichen Rassismus, seine Heimat Stuttgart-Ost, seine Arbeit als A&R und über den King of Pop Michael Jackson.

rap.de: Für alle die, die dich noch nicht kennen, erzähl doch mal grob, wie alt du bist, wo du herkommst und was deine Geschichte ist.

Kodimey: Also ich bin 26 und aufgewachsen in Stuttgart-Ost. Meine Mutter ist Deutsche und mein Vater stammt aus Togo. Mein Vater ist ziemlich weit herumgekommen, sodass ich auch Familie in Ghana habe, aber das ist eine längere Geschichte. Im Grunde gibt es da nichts Außergewöhnliches zu erzählen. Die Musik kennengelernt habe ich zuerst mit Falco und dann mit Michael Jackson, auf dem ich übelst hängengeblieben bin. Irgendwann habe ich dann selbst angefangen Musik zu machen, ein Label gegründet und nun sitze ich hier und telefoniere mit dir.

rap.de: Warum betonst du das so, dass du aus dem Ost-Teil der Stadt kommst?

Kodimey: Ich bin halt im Ost-Teil von Stuttgart aufgewachsen, der anders ist als das, das was man so von Stuttgart kennt. Dort gibt es kein spießbürgerliches Bonzentum, was sonst immer mit Stuttgart assoziiert wird. Und was viele gar nicht wissen: Mit Frankfurt zusammen hat Stuttgart den höchsten Ausländeranteil in Deutschland. Und in dem Teil von Stuttgart gibt es halt sehr sehr viele Ausländer. Meine Schule zum Beispiel, auf der ich das Abitur gemacht habe, ist ebenfalls die Schule mit dem höchsten Ausländeranteil in Deutschland. Die hat dafür auch irgendsoeinen Integrationspreis bekommen. Und das sagt eigentlich schon recht viel über Stuttgart aus. Die Straßenattitude, die in Deutschland momentan so gefeiert wird, die gibt es dort auch, aber sie ist nicht so hart und so verbittert wie in anderen Städten. Und das liegt halt daran, dass es hier Daimler und Porsche und so gibt und die Leute hier Jobs haben. Es gibt zwar Armut hier, aber nicht so große wie zum Beispiel in Berlin. Und was mir ziemlich auf die Nerven geht, sind meine Kommilitonen an der Uni. In Stuttgart hast du unglaublich viele komische, versnobte Vögel. Und mit solchen Leute hatte ich, als ich aufgewachsen bin, gar nichts zu tun. Das war für mich erstmal ein krasser Kulturschock als ich an die Uni gegangen bin. Und von diesen sektglasschwingenden Studentenmuschis wurde ich dann erstmal für ein Ghettokind gehalten, weil ich aus dem verruchten Ost-Teil komme und wir kein eigenes Haus mit Garage hatten. Das konnten die überhaupt nicht verstehen. Und das ist die andere Seite von Stuttgart. Ich bin aber stolz darauf noch immer im Ost-Teil zu wohnen und betonen es deswegen auch gerne.

rap.de: Du studierst also auch?

Kodimey: Ja, ich studiere Germanistik und Amerikanistik, ich bin aber nicht wirklich zufrieden mit dem Studium. Aber da ich in meiner Familie der erste bin, der überhaupt einen Hochschulabschluss anpeilt, werd ich das auch zu Ende bringen. Ich stehe da ein wenig unter Druck. Auf mir ruhen sozusagen die Hoffnungen der Familie. Es wird schon erwartet, dass ich da jetzt gut abschließe.

rap.de: Und wenn du zu Ende studiert hast, was willst du dann machen? Willst du mit Musik dein Geld verdienen oder peilst du irgendetwas anderes an?

Kodimey: Also wie so ziemlich jeder, habe auch ich den Traum mit Musik mein Geld verdienen zu können, egal ob nun als Künstler oder Labelinhaber. Ansonsten hätte ich große Lust Haupt- oder Realschullehrer zu werden. Da wäre ich dann direkt an den Kids.

rap.de: Wie seid ihr auf die Idee gekommen ein eigenes Label zu gründen? War es ein natürlicher Schritt? Als Untergrund-Künstler kümmert man sich um das Layout, um den Vertrieb, die Kohle für das Studio und fürs Mastering ja sowieso alleine. Da ist es ja eigentlich nicht mehr weit bis zu einer GbR.

Kodimey: Ja so war das bei uns auch. Wir waren früher noch eine viel größere Gruppe und wir hatten keinen Bock darauf Demos zu verteilen und zu hoffen, dass uns jemand signt. Wir haben dann einfach unsere Platten und CDs selber pressen lassen und unser Logo drauf geklatscht. So hat es angefangen. Dann irgendwann haben wir Jams organisiert und immer unser Logo präsentiert. Dann wurden wir immer bekannter und haben irgendwann den ganzen offiziellen Scheiß erledigt, den du machen musst, um als Label zu gelten. Und letztendlich kam dann noch ein Vertriebsdeal mit Rough Trade dazu.

rap.de: Was genau sind deine Aufgaben bei Chimperator?

Kodimey: Ich bin A&R. Ich halte Ausschau nach guten hungrigen Talenten. Ich bin hier in Stuttgart auch ab und zu auf Jams unterwegs und gucke mir den Nachwuchs an und höre mir Demos an. Und ansonsten teile ich mir mit meinem Partner Basti die tägliche Arbeit, den Schreibkram und das alles, was halt gerade so anfällt. Den Hauptteil rockt aber er.

rap.de: Ja, du und Basti ihr habt auf Fragen nach den Plänen eurer Zukunft schon öfter mal geantwortet, dass ihr Chimperator an die Spitze führen und den ein oder anderen Klassiker releasen wollt. Gib doch mal eine Zwischenbilanz.

Kodimey: Tja, wir sind auf dem Weg. Kleinere Etappen wurden genommen, wie zum Beispiel das Maeckes & Plan B-Mixtape und, dass die beiden 2006 die Mainstage des Splash! moderiert haben. Und jetzt kommt mein Mixtape „NeoGeo“ raus. Also wir haben noch keinen Klassiker veröffentlicht, aber wir haben auf jeden Fall das Potenzial dazu und mal schauen, was in Zukunft passieren wird.

rap.de: Mit deinen Erfahrungen als A&R, kannst du sagen inwieweit du selbst mit der Differenz von Persönlichkeit und Image spielst? Ist der 190-Zentimeter-Neger nicht auch ein Image?

Kodimey: Doch schon, auf jeden Fall, aber keines, das ich mir nach einer Marktanalyse irgendwie zusammengeschustert habe. Wir hatten einfach Bock darauf, weil auch mein gesamtes Umfeld mich so nennt und wir in meinem Freundeskreis auch so miteinander reden. Also ich würde sagen, es ist ein Image, aber ein authentisches.

rap.de: Was passiert denn, wenn dich ein Weißer "Neger" nennt?

Kodimey: Also wenn es kein Freund von mir ist und er mich damit gezielt beleidigen will, dann hauen wir uns, wohl oder übel. Ist mir schon viel zu oft so gegangen. Ich mache das nicht gerne, aber das muss dann halt einfach durchgezogen werden.

rap.de: Was begegnet dir denn in Deutschland mehr: Rassismus, Neofaschismus oder ganz einfach Angst vor Ausländern?

Kodimey: Also hier in Stuttgart ist das etwas ganz Besonderes. Ich fühle mich hier im Ost-Teil ungeheuer wohl. Aufgrund des hohen Ausländeranteils kann ich mich hier bewegen ohne aufzufallen, ohne fremd zu wirken. Ausländer gehören hier einfach ganz normal zum Stadtbild dazu. Man kann dann zwar auch erzkonservativen Schwaben oder auch Rentnern begegnen, die nicht besonders gut auf Ausländer zu sprechen sind, weil ihr Enkel in der Schule mal Ärger mit ein paar Türken hatte, aber das ist schon nichts Außergewöhnliches mehr. Wie es auf “NeoGeo“ auch deutlich wird, hatte ich auch arge Probleme bei der Wohnungssuche. Die Eigentümer sind halt meist ältere, konservative Schwaben, die einfach mal keine Lust auf dunkelhäutige Menschen haben. Also man begegnet hier einem gewissen Rassismus, aber so Skins und sowas gibt es hier keine. Die wurden in den 90ern alle aus der Stadt geprügelt.

rap.de: Als A&R, wie schätzt du da die Lage im Nachwuchs ein? Ich denke da speziell an die ganzen Acts, die auf myspace ihre Free-Download-EP’s und Ähnliches verbreiten.

Kodimey: Also es herrschen sehrsehr große Unterschiede. Teilweise sind die Leute erschreckend schlecht und teilweise auch wirklich gut. Ich denke oft, dass der Eine oder Andere Ende der 90er ohne Weiteres gesignt worden wäre und auf den Deutschrap-Zug mit raufgeschmissen worden wäre. Aber das ist ja eine alte Leier. Hier in Stuttgart gibt es auf jeden Fall einigen sehr talentierten Nachwuchs. Ich mache mir da auf keinen Fall Sorgen, dass da in Zukunft nichts mehr kommt.

rap.de: Wie wichtig sind dir als A&R Flow und Inhalt. Was hat mehr Gewicht?

Kodimey: Also es gibt so viele verschiedene Arten von Rap. Ich persönlich, daheim, als Kodimey mag eher den einfachen, geradlinigen Rap, der einem schon etwas vermittelt und einem ein gewisses Feeling gibt, wie zum Beispiel Scarface oder solche Sachen. Manchmal ist weniger einfach mehr. Das muss nicht alles immer megakomplex sein. Aber dann gibt es zum Beispiel so jemanden wie Maeckes, der einfach ungeheuer trickige Texte kreiert. Als A&R finde ich, muss es einfach was haben. Es muss alles stimmen. Man kann nicht sagen, dass eins wichtiger ist als das andere. Auch die Persönlichkeit, die Bühnenpräsenz, die Stimme und so weiter. Das muss alles stimmen.

rap.de: Du hast mal in einem Interview gesagt, dass die Menschen deiner Meinung nach mehr Rap hören sollten. Warum?

Kodimey: Ich weiß zwar nicht mehr in welchem Zusammenhang ich das gesagt habe, aber ich kann mir ungefähr vorstellen, was ich damit gemeint habe. Ich war letztes Jahr in L.A. und da ist Rap einfach mal etwas ganz anderes. Das ist da richtig in der Kultur verwurzelt. Da siehst du auch Vierzigjährige mit ganz normalen Leben, die Baggys tragen und Rap hören. Selbst jeder Fünfzigjährige weiße Spießer mit Schlips geht da auf "Doggystyle" ab, weil es ein Teil der Kultur ist. In Deutschland hören die Menschen irgendwann dann auf Rap zu hören und tun das als Jugendsünde ab. Dann wird beispielsweise Elektro gehört, die Haare komisch hinfrisiert, in House-Clubs gegangen und über Rap als Kinderkacke erzählt. Ich rege mich darüber auf, dass Rap hier keine Wurzeln hat. Dafür kann zwar keiner was, aber man könnte es zumindest anpeilen Rap in die deutsche Kultur zu integrieren. Ich habe das live mitgekriegt, wie hier nach dem Ende des Stuttgart-Hypes auf einmal keiner mehr was mit Rap-Musik zu tun haben wollte und alle in die House-Clubs gerannt sind. Also das habe ich damit gemeint: Auch ruhig Rap hören, wenn man etwas älter ist und nicht zu denken, dass man zu erwachsen dafür sei. Man sollte Rap einfach gut finden dürfen.

rap.de: Und was hältst du von Leuten, die sagen, dass sie zwar Deutschrap machen, aber keinen hören?

Kodimey: Oh ja, das kotzt mich auch enorm an. Und da gibt es so viele von. Warum sagen die sowas? Das kann ich überhaupt nicht verstehen. Das nervt wirklich.

rap.de: Sag doch mal ganz allgemein etwas zum Thema Rap-Polizei. Wer, wie und warum?

Kodimey: Du meinst Leute, die anderen auf die Finger hauen, weil sich nicht Rap genug sind?

rap.de: Du hast den Begriff in einem anderen Interview benutzt, und zwar im Zusammenhang mit Dendemann und Curse.

Kodimey: Also Dendemann würde ich da gar nicht zu zählen, aber mit Curse, das stimmt schon. So "Gangstarap" oder "10 Rap Gesetze", also wie Rap sein sollte, das macht ja jeder Rapper mal, aber dann zu "Gangstarap" so ein Video zu drehen, das original wie ein Aggro-Video aussieht und wo Patronenhülsen aus der Knarre rausspringen, das spricht ja wohl für sich. Und mit diesem 4-Elemente-Ding kann ich auch nix anfangen. Ich respektiere jeden Writer und Breakdancer, aber ich bin über die Musik zum HipHop gekommen und dabei bleibt es. Ich lasse mir nicht vorschreiben, was ich gut zu finden habe. Und das meine ich mit Rap-Polizei.

rap.de: Wenn du einerseits auf deinem Album sagst, das du früher kaum Deutschrap gehört hast, im Gegenzug aber weißt, was in den 90ern erfolgreich war, was soll man da glauben?

Kodimey: Also früher ist ja ein sehr relativer Begriff. 1990 hat mein großer Bruder angefangen NWA zu hören und bis 1997 war Rap für mich amerikanischer Gangsta-Rap wie Eazy E und Snoop und so weiter. Die deutsche Alternative waren die Fantastischen Vier oder auch Advanced Chemistry, die einfach furchtbar waren, weil sie Jahre hinterher waren. Und wenn ich darüber rappe, dann meine ich eher diese Zeit. 97 kam dann das Kopfnicker-Album von den Massiven, auf das ich sehr geflasht habe, weil es halt von Stuttgart handelte und den Vibe der Zeit meiner Meinung nach auch perfekt eingefangen hat. Und dann kam das Dynamite Deluxe-Demo, das ich auch live präsentiert bekommen habe. Da habe ich dann einen ganzen Sommer drauf gefeiert und bin langsam auf den Deutschrap-Film gekommen. Die Zeit davor habe ich gar nich wahrgenommen und fand das damals auch einfach nur lächerlich.

rap.de: Im Nachhinein würdest diesen Wegbereitern des Deutschrap auch keinen Respekt zollen?

Kodimey: Doch auf jeden Fall. Aber um Respekt geht es da auch gar nicht. Es geht nur um meinen eigenen Geschmack. Ich zolle denen auf jeden Fall Respekt, denn im Nachhinein weiß ich jetzt auch welche Verdienste sie haben, vor allem für die ausländischen Kids. Aber rein reimmusikalisch hat mich das überhaupt nicht getörnt. Mal ehrlich, wenn du 92/93 "Doggystyle" oder "The Chronic" hast, warum solltest du dann Advanced Chemistry hören? Bei aller Liebe, das ging damals einfach nicht.

rap.de: Und hörst du heute immer noch mehr amerikanischen Rap oder mehr deutschen.

Kodimey: Ich würde sagen beides zu gleichen Teilen. Auf keinen Fall bin ich einer von denen, die Deutschrap verteufeln und selber welchen machen, weil sie sich für den Geilsten überhaupt halten. Ich höre definitv beides gern.

rap.de: Wie weit ist der Deutsche Rap denn dem amerikanischen noch hinterher? Immer noch Jahre?

Kodimey: Ich denke, dass die Amerikaner uns noch um einiges voraus sind, aber der Abstand ist auf jeden Fall kleiner geworden. In Deutschland fehlen die Charaktere mit den prägnanten Stimmen. Nimm irgendeinen Rapper aus den Staaten, der dir spontan einfällt und du musst zugeben, dass er ein krasse Stimme hat. Die ganze harten Typen, die von der Straßen kommen, klingen einfach rundum dick. Das findest du hier in Deutschland nicht wirklich. Aber da kann man auch nicht sonderlich viel gegen machen. Vielleicht müssen wir den Gen-Pool ein wenig durcheinander bringen (lacht). Aber ich weiß auch nicht.

rap.de: Wie schätzt du deine eigene Stimme ein? Magst du deine Rapstimme?

Kodimey: Ich glaube es mag niemand so richtig seine eigene Stimme. Mit meiner bin ich eigentlich schon zufrieden, obwohl ich weiß, dass sie nicht unbedingt eine meiner ganz großen Stärken ist. Sie ist auch nicht ultra bombastisch, wie zum Beispiel die von Ludacris oder so.


rap.de: Michael Jackson taucht ja in deinen Pressetexten immer als die allererste musikalische Referenz auf. Warum?

Kodimey: Also zu allererst einmal weil er der Beste ist. Ich bin wirklich ein großer Fan, aber keinesfalls so verblendet, dass ich mich vor so ein Gericht stellen würde und "Michael, you are innocent" und "Heal the world" und sowas schreien würde. Ich bin da schon recht kritisch. Ich sehe natürlich, dass der Mann psychisch am Ende ist und seine besten Tage längst hinter sich hat. Ich denke aber auch, dass es so einen wie ihn, einen Allrounder seiner Klasse in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren erst einmal nicht mehr geben wird.

rap.de: Da gehören ja aber auch immer zwei dazu. Ohne Quincy Jones wäre das ja auch gar nicht möglich gewesen.

Kodimey: Ja, der hat natürlich einen großen Teil dazu beigetragen, aber ich weigere mich ganz einfach gegen die Aussage, dass ohne Quincy Jones niemals etwas Derartiges passiert wäre, denn auch der hat vor oder nach der Zusammenarbeit mit MJ nie wieder so eine Qualität abgeliefert. Und MJ hat danach auch noch Sachen gemacht, auch nachdem er seinen Zenit schon überschritten hatte, die einfach unglaublich waren. Gerade auf der "History" von ’95 sind richtig krasse Sachen drauf, die aber keiner so richtig hört.

rap.de: Würdest du ihn heute noch featuren?

Kodimey: Ich würde ihn auch mit 140 noch featuren, auch wenn er nur noch Haut und Knochen ist und nichts anderes macht, als mit kleinen Jungs rumzurennen. Das ist mir scheißegal. Generell wäre es für mich auch das Größte mal außerhalb der Musik mit ihm zusammenzutreffen. Einer der coolsten Tage in meiner Kindheit war auf jeden Fall ein Michael Jackson-Konzert. Das war abartig gut. Das ist einfach die alte Motown-Schule. Er ist ein kompletter Entertainer. Der weiß einfach, was er macht. Ich bin auch gespannt auf das neue Album, das er mit Will.I.Am gerade produziert. Ich bin da immer noch zuversichtlich. Er sagt ja selbst immer wieder: "Gott hat mich auf die Bühne gestellt, abseits davon bin ich verloren." Und ich denke, da ist wirklich etwas dran.

rap.de: Wenn du ihn featuren würdest, würde er dann den Chorus singen, oder würdest du ihm eine Strophe geben?

Kodimey: Eigentlich würde ich mich gar nicht trauen mit Michael Jackson auf einem Lied zusammen zu hören zu sein. Am liebsten würde ich ein halbes Jahr alle Energie in das perfekte Michael Jackson-Instrumental packen und daran rumfeilen, bis er bereit wäre einen Song darauf zu machen. Und mit ihm dann natürlich im Studio stehen und ihm Tipps geben. (lacht) Das wäre ein Traum.

rap.de: Hast du schonmal daran gedacht einen Remix zu machen?

Kodimey: Ich habe sogar schon welche gemacht. Die sind aber auch schon älter und ich habe sie auch nie veröffentlicht. Und ob die noch so gut sind, das weiß ich nicht. Der Gedanke ist auf jeden Fall noch da. Aber wenn du als Rapper selber produzierst und dann noch Studium und die ganze Labelgeschichte nebenbei klar kriegen musst, dann fehlt auch einfach die Zeit. Es stehen erst einmal andere Sachen im Vordergrund.

rap.de: Was bedeutet eigentlich der Albumtitel "NeoGeo"? Auch im Verhältnis gesehen zu den früheren Werken "Mein Grund" und "BamBoozled!".

Kodimey: Also "Mein Grund" spricht für sich. "BamBoozled!" hat keiner verstanden, außer die, die Spike Lee-Filme kennen und "NeoGeo" hat zwei Bedeutungen. Die Eine ist die offensichtliche, etwas philosophischere Bedeutung von “Neue Welt“. Das ist für ein Mixtape ein guter Name, um sich anzukündigen. Ich behaupte zwar nicht, dass ich das Rapgame komplett verändern werde, aber es ist eine neue Richtung und für mich ein neuer Schritt. Und die weltliche Bedeutung ist ganz simpel: NeoGeo ist eine Spielkonsole, die in den 90ern der Ferrari unter den Konsolen war. Sie steht hier gerade vor mir. Das war zu der Zeit als SuperNintendo und MegaDrive gerade aktuell waren. Das gab es aber nie in Europa, nur in Japan und den Staaten. Das war so teuer, dass sich das kein Mensch leisten konnte und man musste es dazu noch teuer importieren. Ich habe dann jahrelang gespart und mir das Teil geleistet. Es hat mich also in meiner Jugend begleitet und ich habe echt abartig darauf geflasht. Also fand ich es auch passend für das Streetalbum.

rap.de: Siehst du dich selbst eigentlich noch als Nachwuchs-Rapper?

Kodimey: Ich weiß nicht genau. Das kommt auf die Perspektive an. Wenn man das von der Oberliga, wie von Samy oder Sido aus betrachtet, sicherlich. In Stuttgart würde ich das nicht so sehen. Aber ich weiß wirklich nicht. Das sollen Andere entscheiden.

rap.de: Wie wird sich dein nächstes Album anhören?

Kodimey: Also bei meinem richtigen Album, dass wohl im September erscheinen wird, werde ich auf jeden Fall noch einmal einen draufsetzen. Es wird wahrscheinlich noch weniger Representer-Songs geben und dafür mehr wirkliche Songs mit Persönlichem und Inhalt, also Songs, die die Leute berühren. Ich möchte Gefühle in Musik umwandeln, und diese dann auch an die Hörer vermitteln. Das ist für mich die größte Kunst, die man mit Musik erschaffen kann und Rap ist nunmal Musik. Das ist noch ein langer Weg, aber ich denke, dass ich das auf dem Album schaffen kann.

rap.de: Welches Lied ist denn auf dem jetzigen Street-Album dein persönlicher Favorit?

Kodimey: Am meisten bedeuten mir "Ich allein" oder "Blume auf Beton", bei denen ich auch viel über Persönliches und meine Familie rappe.

rap.de: Und welchen findest du objektiv am besten?

Kodimey: Ich denke "Traum". Dazu machen wir auch ein Video. Ich denke, dass der inhaltlich einiges hergibt für ein Video und die Leute den auch fühlen können. Der ist auch fantastisch umgesetzt.

rap.de: Wenn du den als Single veröffentlichst, dann stellst du dich inhaltlich und auch technisch aber schon so ein bißchen in die Conscious-Ecke, oder?

Kodimey: Ja, da magst du Recht haben, obwohl ich von diesen Kategorien nicht besonders viel halte. Ich mag einfach Rap, der den Leuten was mitgibt. Es kann natürlich passieren, dass, wenn jemand das Video im Internet sieht, und das das Einzige ist, was er von mir hört, dass er dann denkt, dass ich nur ein Weiterer von denen bin, die nur predigen. Aber damit muss ich dann leben. Ich hatte einfach Bock so etwas mal zu sagen und dann ist es halt gesagt.

rap.de: Was sind die nächsten Chimperator-Veröffentlichungen?

Kodimey: Also als nächstes kommt das richtige Maeckes & Plan B-Album im Sommer und dann mein Album im September. Dazwischen gehen wir im Mai und Juni noch auf Tour.

rap.de: Inwieweit wirkst du eigentlich bei den Theaterprojekten von Maeckes und Plan B mit?

Kodimey: Nur insofern, das ich mich kaputtlachend im Publikum aufhalte. Ich habe dort jedes Mal eine gute Zeit und kann das wirklich nur jedem empfehlen. Das ist nur deren Ding und das machen sie auch wirklich sehr gut.

rap.de: Gibt es das auch außerhalb von Stuttgart?

Kodimey: Ja, die haben schonmal in München gespielt und wir sind auch stark dabei das auch dem Rest Deutschlands zugängig zu machen. Denn das, was die Jungs da machen, das traue ich in Deutschland niemand anderem wirklich zu. Das ist echt Next Level. Wir denken auch über eine DVD-Produktion nach.

rap.de: Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg.

Kodimey: Ja, vielen Dank für die Möglichkeit mit euch zu sprechen.