Killah Priest

Religion ist ein Gefängnis („Jakob & Esau“ II.)

Einem Rapper, der hierzulande lange nicht einmal als unterbewerteter MC gehandelt wurde, steht nach rund zehn Jahren im Geschäft nun möglicherweise doch noch der lang ersehnte „Durchbruch“ bevor. Die Rede ist von Killah Priest aus dem Umfeld Wu-Tangs, der in Kürze sein mittlerweile sechstes Album veröffentlichen wird, mit Gastauftritten von MC’s wie Canibus, Ras Kass und Immortal Technique, aber auch Nas und jüngsten Meldungen zufolge sogar Rakim Allah. „I keep it real, that’s why they lovin’ it“, rappte KP 2001 in „My Life“, und tatsächlich sind es wohl gerade die Inhalte (Ghettogeschichten, Biographisches, Battle-Lyrics und Food-for-Thought), vielmehr noch die Atmosphäre, die KP auf seinen Alben von “Heavy Mental” (1998; im selben Jahr veröffentlichte KP mit seiner Crew Sunz of Man das Album „The Last Shall Be First“), über “View from Masada” (2000) und „Priesthood“ (2001) bis zu „Black August“ und „Black August Revisted“ (beide 2004) stets zu schaffen wusste und somit die Sympathien von gleichfalls „Wahrheitssuchenden“ wie KRS-One (s. „5 Boroughs“ 1998) und eben Nas und Rakim gewann. Doch während die unter US-amerikanischen Rappern weit verbreiteten Lehren der Five Percenter oder Nation of Islam relativ geläufig sind, ist der politisch-kulturelle Hintergrund KP’s in der Presse trotz zahlreicher Bekenntnisse in seinen Lyrics bisher so gut wie gar nicht zur Sprache gekommen.
Killah Priest ist ein Anhänger der Black Hebrews (oder auch Black Israelites), eine lose, in viele Sekten unterteilte, afrozentrische Glaubensgruppe, der zufolge die „Schwarzen“ die „wahren“ Juden seien, während es sich bei den herkömmlichen „weißen“ Juden um „falsche“ Juden handele, die einst das Judentum von einer Kultur in eine Religion umgewandelt hätten. Die meisten Black Hebrew-Sekten zeichnen sich aus durch Uneinigkeit, konfuse Auslegung des Judentums und tendenziösem Antisemitismus. Gruppen, wie z.B. die 12 Tribes, sind offen antisemitisch. Andere wiederum, wie die 1919 von dem „schwarzen“ Rabbi Wentworth Arthur Matthew (1892-1973) in Harlem, N.Y., gegründete Commandment Keepers Congregation, weisen zwar darauf hin, dass die ursprünglichen Juden zumindest nicht „weiß“ gewesen wären, praktizieren aber ein lediglich durch afrikanische und karibische Bräuche bereichertes traditionelles Judentum und stellen die Legitimität des herkömmlichen Judentums nicht infrage. Den populärsten „schwarzen“ „Tribe of Judah“ dürften die Rastafarians ausmachen, die sich in ihrem Glauben auf Haile Selassie, den einstigen äthiopischen Kaiser, als vermeintlichen Nachfahren König Salomons, beziehen. Tatsächlich leben in Äthiopien „schwarze“ Juden, die Falaschen, die in den 80ern vom israelischen „Law of Return“ Gebrauch machen durften und, um Hunger und Krieg zu entkommen, zu Tausenden nach Israel übersiedelten.
Da der Hintergrund KP’s kaum bekannt ist, wunderten sich die amerikanischen und israelischen Medien auch nicht, als sie 2003 über Remedys und Priests Reise nach Israel berichteten. Schließlich wäre KP’s Ideologie zufolge –wonach die „schwarzen“ Juden von Abrahams Sohn Jakob, die „weißen“ Juden indes von dessen in der Bibel als „rot“ und „behaart“ beschriebenen Bruder Esau abstammten-, sein „weißer“ Wu-Tang-Kollege Remedy jüdischen Glaubens ein „fake Jew“ vom Stamme Edoms. Ihre unterschiedliche Auslegung des Judentums sei aber nach beiderseitigem Bekunden überhaupt kein Problem (s. auch Interview mit Remedy). In der Tat rappt KP einerseits, wie wichtig es sei, dass alle Menschen zusammenfinden, egal ob Moslem, Jude oder Christ, andererseits sprach er in „Information“ auch schon von den „Synagogen Satans“ (Offenbarung 2:9 & 3:9), die, laut Priest, mit der Regierung gemeinsame Sache machten. Damit bedient KP aber typisch antisemitische Klischees. Remedy tut das lachend ab, indem er meint, Priest lese viel und hätte nicht gewusst, was er da sagt. Im Oktober vergangenen Jahres jedenfalls gaben Remedy und KP unter der Schirmherrschaft der jüdischen Campus-Organisation Hillel gemeinsam ein Benefizkonzert an der Universität von Rangos (USA), wo es zuvor zu Spannungen zwischen jüdischen und afroamerikanischen Studenten gekommen war.
Vielleicht weiß Walter Reed, wie Priests bürgerlicher Name lautet, tatsächlich manchmal nicht, was er da sagt, vielleicht ist ihm gar nicht klar, dass seine Aussagen auch ernstgenommen werden können; seine geradezu verwunderte Freude über meine Kenntnis seiner Lyrics könnte darauf schließen lassen. Dass es bei Priest von „From Then Till Now“ bis „Goodbye“, wie auch im Interview, nicht nur um HipHop geht, sollte klar sein.

In folgendem Gespräch äußert sich der 36-jährige zu den Black Hebrews, zu Remedy und seiner Reise nach Israel, seiner Jugend in Bedford-Stuyvesant, N.Y.C., zu Wu-Tang und RZA,  seiner Stellung zu Louis Farrakhan, zur Black Market Militia, den Black Panthers und Four Horsemen, zu zukünftigen Projekten und natürlich zu „The Offering“.         

rap.de: Bereits in 2001, als du gezwungen warst, dein Album im Underground zu veröffentlichen, behauptest du, einer der besten nebst Scarface, Jay-Z, Nas, 2Pac und Biggie zu sein ("Blackball Me“). In Anbetracht dessen, wie fühlst du dich im Jahre 2006, umgeben von einigen der am Meisten anerkannten MC’s, wie eben z.B. Nas?

Killah Priest: Ich habe definitiv das Gefühl, dass ich ins rechte Licht gerückt bin. Und ich glaube, dass stand von vornherein fest und zwar lange, sehr lange bevor ich überhaupt anfing!

rap.de: Hin und wieder erwähnst du, dass du dich zur Zeit deines Debüts „Heavy Mental“ (1998) von Wu-Tang vernachlässigt und geradezu mundtot gemacht fühltest. Wie kam das?

KP: Ich wurde halt nie erwähnt. In Interviews und so erwähnte mich The Abbot (RZA) einfach nicht häufig genug. Der einzige, der wirklich ein Licht auf mich warf, war Method Man! GZA natürlich auch. Aber es war Method Man, der auf Hot 97 öffentlich meinen Namen nannte. RZA wusste, wie viel Zeit ich aufbrachte bei dem Versuch rauszukommen. Trotzdem nannte er nie meinen Namen. Ich meine, wenn man ihn z.B. nach einem dopen Album fragte… Ich bekam nie die Anerkennung, die ich damals verdient hätte.

rap.de: Für mich sah es so aus als wäre deine Zugehörigkeit zu Wu-Tang auf deine Mitgliedschaft bei Sunz of Man beschränkt gewesen.

KP: Mit diesem Kapitel habe ich gerade abgeschlossen. Also: ich habe immer alles alleine gemacht. Bis ich irgendwann eine Gruppe zusammenstellen wollte, die ausschließlich lehren sollte, verstehst du, I mean just kick straight knowledge. Doch irgendwie kam dann alles anders. Ich sagte den Sunz of Man immer: „Wenn ihr mich braucht, bin ich da, aber ich bin ein viel beschäftigter Typ. Ich muss auf Tour gehen und viele andere Sachen machen. Wieso kommt ihr nicht einfach mit mir?“ Und ich glaube, es war dann Prodigal Sunn, der lieber unabhängig bleiben wollte, anstatt mit mir zu gehen.    

rap.de: Was ich aber meinte, war, ob deine Mitgliedschaft bei Wu-Tang möglicherweise auf Sunz of Man beschränkt war.

KP: Nun, auf gewisse Weise ja. Wobei ich von Wu-Tang, glaub ich, noch etwas mehr Respekt bekam, da sie meinen Hustle und was ich damals tat respektierten. Außerdem wussten sie, dass mein Album noch richtig hochgehen würde. Ich stand ihnen stets für alles zur Verfügung, also glaube ich nicht, dass meine Mitgliedschaft bei ihnen beschränkt gewesen ist. Jeder backte seinen eigenen Kuchen. Die einzigen, zu denen ich wirklich aufsah, waren RZA und GZA, weil sie die Führer waren. Mir wurde klar, dass RZA in seinem ureigenen Interesse handelte. Er tat, was er tun musste.

rap.de: Wu-Tang hat ja mittlerweile den Zenith seiner Karriere überschritten. Nun sieht es fast so aus, als würde der Wu-Tang Clan versuchen, an deinem Erfolg teilzuhaben (lacht). Wenn du auf deine teilweise etwas unglückliche Vergangenheit zurückblickst, empfindest du nun Genugtuung?

KP: (Lacht) Yeah, tue ich. Alles kam so wie… Du kennst ja das alte Sprichwort: Die Letzten werden die Ersten sein. Ich empfinde also Genugtuung – auf gewisse Weise.   

rap.de: Viele Leute halten dich immer noch für einen äußerst religiösen Menschen. Tatsächlich bist du aber der Meinung, dass Religion die Menschen voneinander trennt. Und obwohl du es bereits in deinem Debüt, B.I.B.L.E.(Basic Instructions Before Leaving Earth), klarstelltest, wissen viele immer noch nicht, dass du dich als Black Israe lite bzw. Hebrew bezeichnest. Könntest du bitte erklären, worum es den Black Israelites (auch bekannt als Black Hebrews) geht?

KP: Das ist eine Nationalität, eine Kultur, die vielen Menschen lange vorenthalten wurde, und unsere wahre Geschichte ist. Ich glaube, dass das unsere Nationalität ist, und dass wir, ganz ohne jede Religion, die verlorenen Kinder der Nation Israels sind, verloren hier drüben in der Wildnis von Amerika und verstreut in der ganzen Welt. Ich denke, das müssen wir deutlich machen und zu unserer wahren Kultur finden, denn dass wir schwarz sind, sagt noch gar nichts – das ist nur eine Farbe. Es ist keine Nationalität. Afrikaner sind schwarz, aber sie können dir sagen, ob sie Ägypter, Äthiopier oder Nigerianer sind. Wir haben zwar alle die gleiche Farbe, aber wenn es heißt: „Yo, was bist du?“, dann nennen wir nur eine Farbe. Und da stimmt was nicht.       

rap.de: Okay…

KP: Wenn du die Heilige Schrift, das Deuteronomium liest, auf das ich schon öfter hingewiesen habe, dann wirst du sehen, dass wir genau den Prophezeiungen der Alten Israeliten entsprechen. Wir sind genau wie unsere Vorfahren, die Alten Israeliten, sowohl in Bezug auf unsere Bräuche als auch auf unseren Lebensstil.


rap.de: Und wie bist du dazu gekommen? Viele Rapper haben ja eher mit den oder der Five PercenternNation of Islam zu tun.

KP: Aight, die Hood wurde vom Islam vereinnahmt. Clarence 13X (der Gründer der 5% Nation; Anm. d. Verf.) unterrichtete seine Schüler, die wiederum die Lehre im Viertel verbreiteten, du weißt schon, von der Kirche, und dass es keinen unsichtbaren Gott gibt und so was. Mein Block war berühmt dafür, voll davon zu sein! Und ich suchte nach Wissen. Aber ich hatte einige Probleme, wäre beinah ins Gefängnis gekommen. Dadurch wachte ich auf und sah wie die Gesellschaft wirklich ist. Dann stieß ich auf einige Brüder, die mir was beibrachten. Besonders einer von ihnen. Er erzählte mir, dass die wahren Juden schwarz seien. Ihm hörte ich zu. Außerdem habe ich mich schon immer für die Bibel interessiert. Sogar ein paar Five Percenter brachten mir was bei, wie GZA z.B. Wann immer wir gemeinsam studierten, kam er mit Sachen aus der Bibel und so. Man kann die Fakten von damals nicht ignorieren. Selbst wenn du vom Islam sprichst, z.B. von Abraham, kannst du nicht leugnen, dass er Hebräer war. Es war ein Prozess. Ich studierte und las in den Heiligen Schriften. Ich hinterfragte alles, suchte nach Fakten. Ich wollte sichergehen, dass ich genau weiß, wovon ich spreche, bevor ich den Mund aufmache. Also schwieg ich lange Zeit, bis es an der Zeit war zu sprechen. Bis jetzt hab ich meine Aufgabe ganz gut gemeistert, aber sie ist noch nicht erfüllt (lacht)!  

rap.de: In dem Song „B.I.B.L.E.“ rappst du, du fingst im Alter von 12 Jahren zu lernen an.

KP: Wie gesagt, ich war viel mit GZA zusammen und da hat’s mich dann gepackt. Ich griff zur Bibel, um vom Straßenleben wegzukommen. Viele der Five Percenter wanderten in den Knast. Den meisten Cats, die ich kenne, ist es so ergangen, ob sie nun gut oder schlecht waren, aber das sah ich als ich aufwuchs. Die Five Percenter, die Götternation, raubten und stahlen mehr als alle anderen! Also ging ich in die Kirche, um auf diese Weise auf den rechten Weg zu kommen. Aber das funktionierte nicht, denn ich kriegte da einfach ein’ zu viel (lacht). Also ließ ich das. Doch dann fing ich an über die Hebrews zu lernen und das schloss die Bibel nicht aus. Auf diese Weise vernachlässigte ich mein spirituelles Wachstum nicht. Ich habe in der Bibel sehr viel Wahrheit gefunden und bis heute habe ich nichts davon bereut. Ich erkannte darin die goldene Wahrheit. Andererseits habe ich nie aufgehört Fragen zu stellen, verstehst du!? Ich lasse mich vom Allerhöchsten leiten.

rap.de: Welchen Glauben haben deine Eltern, und wie denken sie über deine Ansicht?

KP: Also, ich habe Cousins und so, von denen viele Hebräer und Israeliten sind. Meine Mutter steht hinter mir, ich meine, sie macht ihr Ding. Sie ist einer der liebsten Menschen dieser Welt. Und als ich dann erstmals mit meinen neuen Kenntnissen rauskam und alles erklärte, da leuchtete ihr das ein. I ain’t gonna front!

rap.de: Deine Lyrics sind voller historischer und biblischer Anspielungen. Auch sprichst du häufig vom Judaismus, doch hast du niemals den Holocaust erwähnt. Wie kommt’s?

KP: Nun, ich spreche von den Hebräern und dem Kampf der schwarzen Familie. Verstehst du, wenn du dir das mal ansiehst, dann entdeckst du da Ähnlichkeiten. Ansonsten hab ich Remedy für dieses Thema. Er hat sich damit auseinandergesetzt, und das war schön. Ich versuche halt, meine Leute zusammenzukriegen und sie an die Vergangenheit zu erinnern. Remedy, er spricht vom Holocaust, und das ist gut.

rap.de: Die Geschichte der „schwarzen“ Amerikaner ist der der Juden in Bezug auf die Sklaverei und den Exodus aus Ägypten tatsächlich ähnlich.

KP: Yeah, wir haben ne Menge durchgemacht und bringen das durch Poesie und unsere Vocals zum Ausdruck. Ich meine (lacht), das war keine schöne Sache, nichts als Schmerz. Das sind zwar alte Geschichten, die jeder kennt, aber wir sollten sie niemals vergessen.

rap.de: Einer deiner Verse lautet: “Religion is like a prison for the seekers of wisdom.” So weit ich weiß, warst du aber einst in der Israeli Church of Universal Practical Knowledge.

KP: Ja, genau. Ich bin durch viele verschiedene Schulen gegangen, und das war eine, wo ich aber nicht sehr lange war. (Lacht) Universal Practical Knowledge, das war definitiv ein guter Juwel für mich. Aber es war eine Religion! Deswegen sage ich ja, dass Religion ein Gefängnis ist. Denn wenn man gewissen Organisationen beitritt, will da jeder seine Rolle spielen. Und die da auf dem Thron von Christus oder Gott sitzen, reduzieren manchmal deine Energie, die du brauchst, um zu wachsen. Viele haben das Feuer oder die Wahrheit zwar in sich, aber suchen sich andere, um es zu finden. Dabei sollten die einem doch nur helfen, sein inneres Licht zu entfachen.

rap.de: Welcher Black Hebrew-Gruppe gehörst du heute an?

KP: Oh, meiner eigenen (lacht)! Den Maccabeez (lacht)! Wir studieren das Gebot Gottes und was Christus von der Bruderschaft gelehrt hat. Hin und wieder praktizieren wir sogar Bräuche, aber das ist schwierig. Wir versuchen halt rechtschaffenes Handeln einzustudieren. Wir setzen uns mit jedem zusammen!  

rap.de: Praktizierst du überhaupt Judaismus?

KP: Ja, hab ich schon mal, aber wie gesagt, ich weiß noch nicht mal über alle Feiertage Bescheid, verstehst du!? Aber manchmal handle ich auch richtig jüdisch und halte Passah.

rap.de: 2003 warst du mit Remedy in Israel. Was waren deine Beweggründe für diese Reise?

KP: Ich wurde von Remedy eingeladen (lacht)! Außerdem habe ich mich immer viel mit Ägypten, den Pyramiden, den Black Hebrews, den Alten Hebräern und mit dem schwarzen Volk beschäftigt. Wie gesagt, besonders über die Alten Israeliten habe ich viele Nachforschungen angestellt. Also dachte ich, das wäre doch was, nach Israel zu gehen, in den Garten Eden, verstehst du!? Ich komme von der Straße, die ein spirituelles Israel ist, und ich hatte die Chance die uralte Stadt zu sehen, durch die schon Jesus Christus und König David gingen.

rap.de: Um ehrlich zu sein, war ich überrascht zu hören, dass du und Remedy gemeinsam in Israel wart. Denn ich fragte mich, wie du das wohl mit deinem Glauben vereinbarst, wonach Remedy vom Stamme Edoms sei.

KP: Hah, yeah! (Lacht) Nun, alles ist gut, Mann! Was zählt, ist, dass wir Menschen sind. Remedy ist mein Mann, mein Bruder. Mir geht’s um Realität. Ich spreche die Wahrheit aus, studiere die Wahrheit. Also, Remedy ist mein Bruder, Mann, egal welcher Rasse er angehört, er ist einfach ein Mensch.

rap.de: Wie bist du eigentlich mit Remedy zusammengekommen?

KP: Remedy habe ich vor langer Zeit kennen gelernt, durch die ganze Wu-Tang-Geschichte.

rap.de: Hast du dich in Israel auch mit Falaschen oder anderen Black Hebrews aus Dimona getroffen?

KP: Nein, aber ich habe welche gesehen. Wir hatten wir so viel mit unseren Auftritten zu tun, dass wir es nur schafften, all die Sehenswürdigkeiten zu besuchen. In Dimona war ich nicht. Aber Whitney Houston und Bobby Brown waren dort. (Houston & Brown waren zeitgleich mit KP & Remedy in Israel und besuchten sowohl Ariel Sharon als auch die 1969 aus den USA übergesiedelten Black Hebrews um Ben Carter alias Ben Israel; Anm. d, Verf.)

rap.de: Was hast du in Israel gemacht und was war dein stärkster Eindruck?

KP: Ich durfte in Jerusalem auftreten, und das war fresh! Das hat mir viel bedeutet, bei meinen Brüdern da drüben aufzutreten (lacht). Wir waren auch auf Masada, wo ich schon immer mal hinwollte. Das war großartig.

rap.de: Remedy erzählte, dass ihr in Israel auch Songs aufgenommen habt, wie z.B. „The Testimony“ oder „The Prayer“.

KP: Ja, auf der Black Market-Platte ist auch ein Song, den wir in Israel gemacht haben („The Final Call“, produziert von dem israelischen HipHopper Subliminal; Anm. d. Verf.).

rap.de: Deiner Meinung nach sind die „Schwarzen“ die wahren Juden. Wer sind dann die „falschen Juden“?

KP: Die Konvertiten, diejenigen die zum Judaismus konvertierten. Die machten den Judaismus zu einer Religion, wo es doch ursprünglich eine Kultur war. Es ist ein Lebensstil. Das geht zurück auf die Geschichte des Khasarischen Reiches. Es gibt ein Buch darüber von Arthur Koestler „Der Dreizehnte Stamm“, da steht das alles.

rap.de: Schon mal von dem „schwarzen“ Rabbi Wentworth Arthur Matthew gehört? Er war der Gründer der Commandment Keepers Congregation in Harlem. Er sagte zwar, dass die ursprünglichen Juden zumindest nicht „weiß“ gewesen wären, doch dass die „weißen“ Juden den Judaismus über die Jahrhunderte bewahrt und weiter getragen hätten. Er bestritt also nicht die Existenz und Legitimität „weißer“ Juden.

KP: Ja, sie hielten es am Leben, was gut ist.

rap.de: Also würdest du Remedy nicht als „falschen Juden“ bezeichnen!?

KP: Nee, das würde ich nicht sagen. Was am Ende zählt, ist doch die Frage: geht es um Religion oder HipHop? Und ich möchte noch mal betonen, dass ich eine wunderschöne Zeit in Israel hatte. Es gibt tiefgründige Gelehrte dort drüben. Ich habe viel von weißen Juden gelernt! (Lacht) Verstehst du!?

rap.de: Einer der Basispunkte der Black Hebrews ist Genesis 25:25…

KP: (Lacht) Yeah, du studierst das wohl, huh!? (Lacht laut) Jakob und Esau, nicht wahr!?

rap.de: Ja, aber es gibt neben Esau noch eine andere Person in der Bibel, die wie Esau als „rot“ beschrieben wird.

KP: Wer? David!?

rap.de: Genau.

KP: Der war rötlich, als er jung war. Viele sagen auch, das Wort bedeute „zart“ oder „jung“. Es gibt so viele verschiedene Lehren und Schulen. Die Black Hebrews sind keine geschlossene Gruppe. Eine Schule begann mit Abba Bivens. Er hat in den 60ern viele Schulen gegründet [z.B. die Israeli School of Universal Practical Knowledge (ISUPK) aus der später die Israeli Church of Universal Practical Knowledge (ICUPK) wurde, der auch Killah Priest angehörte, sich mittlerweile wiederum Israelite Church of God and Jesus Christ (ICGJC) nennt; Anm. d. Verf.]. Sie lehrten aus der Heiligen Schrift und manche von ihnen erzählten, sie hätten gewisse Träume gehabt. Andere Sekten meinen, dass die Kanaaniter die Weißen seien (lacht). Manche sagen, dass die Afrikaner gar nicht unsere Brüder seien, weil sie vom Stamme Hams abstammten, wir aber von den Semiten. Wir müssen uns wirklich mal alle zusammensetzen und das besprechen, denn Hebräer zu sein, ist eine kulturelle Angelegenheit, keine religiöse. Viele Leute verändern den Sinn, lehren ihre eigene Sicht und Interpretation, obwohl es doch nur die eine solide Wahrheit gibt.

rap.de: Vielen Black Hebrews zufolge stammen die „Schwarzen“ von Jakob, die „Weißen“ von seinem Bruder Esau ab. Auch du hast dich in deinen Lyrics gelegentlich auf Genesis 25:25 bezogen.

KP: Yeah.

rap.de: In der Zwischenzeit scheinst du deine Meinung darüber geändert zu haben, fragst du doch in deinem Track „Goodbye“ scheinbar zweifelnd: „If we Jacob, do that make him Esau?“ Was hat dich deine Meinung ändern lassen – wenn sie sich überhaupt geändert hat?

KP: Nee, nee, damit habe ich einfach eine Frage an den Hörer gerichtet! „If we Jacob, do that make him Esau?“ Warte, lass mich kurz darüber nachdenken… Der Reim geht so: „If we Jacob, do that make him Esau? / I come up with C4“(Tatsächlich geht es mit „Is Colin Powell really Bush’s Igor?“ weiter und „C4“ kommt an anderer Stelle vor; Anm. d. Verf.). Ja, ich wollte den Hörer einfach mit einer Behauptung konfrontieren, die ihn zum Nachdenken anregt – und wie ich sehe, hat es funktioniert. Du denkst nach!

rap.de
: (Lacht) Ich fragte mich nämlich, ob dieser Reim vielleicht ein Resultat deiner Reise mit Remedy nach Israel war, die dich vielleicht deine Meinung ändern ließ.

KP: Nee, damit hatte das nichts zu tun. Ich habe viele weiße Juden gesehen in Israel, die jüdische Community und so. Aber der Reim hat nichts mit dem Ort zu tun, an dem ich ihn geschrieben habe. Letzten Endes ist das Studium an sich das Ziel eines jeden Menschen, nach Höherem zu streben, nach dem, was Israel und Adam ausmacht. Wir alle brauchen eine erste Einführung in die Welt. Und ich drücke meine Wut einfach durch einen Stift aus!  

rap.de: Eine deiner häufigsten Aussagen ist, dass es dir um nichts als die Wahrheit und die Suche nach ihr geht, was ja durchaus lobenswert ist. Und wenn man dich sagen hört: „From Black Israelites to a liberal life, young guy from prison / Fight the system, Muslim, Jew, and Christian” ("The Final Call"), denkt man sich, ja so sollte es sein.

KP: (Lacht) Yeah, du weißt Bescheid, Mann! (Lacht) Du gefällst mir, Phil!

rap.de: Aber andererseits empfiehlst du in einem deiner „Tagebrucheinträge“ bei hiphopgame.com (Eintrag #6) „Die Protokolle der Weisen von Zion“…

KP: Yeah, weißt du was…

rap.de: …die bewiesenermaßen eine Fälschung des russischen Geheimdienstes aus dem frühen 20. Jahrhundert sind, die zum Zweck hatte, die Juden in Russland zu diffamieren.

KP: Richtig, weißt du was… Ich kann das erklären… Ich wollte die Leute lediglich über diese Bücher wissen lassen. Ich wollte ihnen damit nicht sagen, dass sie das kritiklos annehmen, sondern die Fälschung darin erkennen sollen.

rap.de: Ja, schließlich handelt es sich de facto um eine Fälschung, auf die sich darüber hinaus seit jeher Antisemiten, wie Hitler oder die Hamas, beziehen, und immer noch weiter verbreitet werden. In Deutschland sind die „Protokolle“ verboten aufgrund der deutschen Geschichte.

KP: Alright! Weißt du, was ich machen werde!? Sobald ich wieder in das „Tagebuch“ schreibe, werde ich klarstellen, was ich meinte, als ich die „Protokolle von Zion“ erwähnte (s. Eintrag #19; Anm. d. Verf.).

rap.de: Das wäre achtbar. Schließlich verursachen diese „Protokolle“ immer noch Terror. Abgesehen davon fragte ich mich, wie du denn über deine jüdischen Freunde und Kollegen Remedy und So Called aka Josh Dolgin denkst, wenn du so was wie die „Protokolle“ liest.

KP: Ich habe sie zwar gelesen, aber das ist schon lange her. Das war für mich nur ein weiteres Buch des Wissens, wo man durch musste. Also ich weiß nicht…Ich habe mich an das Buch halt erinnert, fragte mich: „Wo sind eigentlich meine ‚Protokolle von Zion’?“ Ich wollte damit niemanden persönlich angreifen, also ich schätze, ich werde das klarstellen müssen.

rap.de: Übrigens: Ich habe gehört du magst Comicbücher.

KP: Yeah! Ich seh’ mir auch gerne Comicfilme an. Spiderman mag ich!

rap.de: Aha. Im Gegenzug möchte ich dir nämlich gerne ein großartiges Comicbuch empfehlen, in dem eben die besagten „Protokolle“ als Fälschung entlarvt werden.

KP: Yeah.

rap.de: Das Buch heißt „Das Komplott“ von Will Eisner. Das ist ein gutes Comicbuch, letztes Jahr erschienen.

KP: Wow! „Das Komplott“, aaight!

rap.de: Der nächste Punkt handelt von Theodor Herzl, dem Begründer des Zionismus und der Idee eines Jüdischen Staates.

KP: Oh, word!?

rap.de: 1902 hat er ein Buch namens „Altneuland“ geschrieben. Er starb kurz darauf. Darin sagt er, wenn auch mit Vorurteilen und mittlerweile verworfenen Begriffen, ich zitiere: „Es gibt noch eine ungelöste Frage des Völkerunglücks, die nur ein Jude in ihrer ganzen schmerzlichen Tiefe ermessen kann. Das ist die Negerfrage. (…) Denken Sie an die haarsträubenden Grausamkeiten des Sklavenhandels. Menschen, wenn auch schwarze Menschen, wurden wie Tiere geraubt, fortgeführt, verkauft. Ihre Nachkommen wuchsen in der Fremde gehaßt und verachtet auf, weil sie eine andersfarbige Haut hatten. Ich schäme mich nicht, es zu sagen, wenn man mich auch lächerlich finden mag: nachdem ich die Rückkehr der Juden erlebt habe, möchte ich auch noch die Rückkehr der Neger vorbereiten helfen.“ Das war die Meinung des Begründers des Zionismus (lacht)!

KP: Hm, crazy!

rap.de: Ich erzähle dir das nur in Bezug auf die „Protokolle“ und den zunehmenden Antisemitismus weltweit.

KP: Ja, wir befinden uns in den Letzten Tagen, ich weiß.

rap.de: In einem Internetforum gab es eine hitzige Debatte über zwei deiner Verse. Der eine ist: "Walk across the bridge as strong as Farrakhan" (Atoms to Adams). Der andere lautet: "Blast 4 Farrakhan and overthrow Babylon" (Goodbye). Diskutiert wurde deine Stellung zu Farrakhan.

KP: Mir geht’s nur darum, ob eine Bewegung gegen Babylon ist, und ich denke nicht, dass Farrakhan für Babylon ist (lacht). Ich schließe mich jeder kraftvollen Bewegung an, sogar wenn sie weiß ist. Farrakhan ist also bloß ein Teil. Ich habe irgendwann angefangen, ihm wirklich zuzuhören. Ich weiß, dass viele Leute viel über ihn erzählt haben. Außerdem ist er Moslem. Trotzdem lehrt er auch aus der Bibel. Schließlich ist alles Eins, wenn man es zusammensetzt! Es ist eine Nation, zersplittert zwar, doch es ist eine Familie, nur mit unterschiedlichen Stämmen!


rap.de: Wenn du dich als Jude fühlst, wie denkst du dann über die antisemitischen Reden Farrakhans?

KP: Wenn ich Farrakhan höre, ist alles gut. Alles ist für alle da, Mann. Wenn Farrakhan redet, dann sagt er die Wahrheit. Er ist ein eloquenter Redner. Früher Malcolm X, dann Farrakhan, beide hatten bzw. haben Talent zum Sprechen. Und ich weiß auch, dass die halbe Welt ihn hasst, aber mir geht’s darum, dass er ein Mensch ist! Jesus war auch wortgewandt. Ich mag, was Farrakhan sagt. Sein religiöser Hintergrund spielt keine Rolle. Wie gesagt, ich habe keine Religion, ich habe nur eine Kultur und die studiere ich. Judaismus ist für mich ein Kultur.

rap.de: Du fühlst dich von seinen antisemitischen Reden also nicht angegriffen?

KP: Wenn er Israel disst? Meinst du, als er die Juden disste?

rap.de: Ja.

KP: Ja, ich meine, das muss Farrakhan beantworten. Ich meine, Farrakhan hat selbst gesagt, wenn ihn jemand widerlegen will, setzt er sich mit ihm zusammen. Und wenn man ihn widerlegen kann, ist das okay. Ich sehe es so: Legt die Karten auf den Tisch, setzt euch zusammen und nennt Fakten. Setz dich mit Farrakhan zusammen und sag ihm, wo er falsch liegt! Aber das ist nicht mein Job (lacht)! Viele Menschen fühlen sich angegriffen, ohne zu wissen, wo sie überhaupt stehen. People sometimes act like ‘sheeple’. Ich meine, was wir versuchen, ist, Könige und Krieger heranzuziehen, Menschen, die für sich selbst sprechen können. Ich versuche nicht, ein Vorbild zu sein! Die Menschen sollten in der Lage sein, für sich selbst zu sprechen!

rap.de: Die nächste Frage handelt von der Black Market Militia: Beim Hören fiel mir auf, dass du mehr als sonst die Black Panthers erwähnt hast. Auch das Cover zeigte Black Panther-Zeitungen. Die Black Panther Party basierte ja auf Sozialismus. Darf man dich also als Genosse bezeichnen?

KP: (Lacht), No doubt (lacht). Genau, Mann! Black Market war ein weiteres Projekt, das ich mit Dreddy Kruger aufzog. Zwar war ich letztlich nicht hundertprozentig mit der Zusammensetzung der Songs zufrieden, aber gut war es trotzdem.

rap.de: Es war wohl eines deiner bisher kommerziellsten Alben.

KP: Ja, wie gesagt, ich habe das Album nicht zusammengestellt, und ein paar Songs die aufs Album kamen, waren nicht so, wie ich es gern gehabt hätte. Aber es war schon gut. Es war gut genug.  

rap.de: Um noch mal auf die Panthers zurückzukommen…

KP: Nee, ich klebe nicht an den Panthers. Ich versuche nur, noch mal Licht auf die Vergangenheit zu werfen, verstehst du, was ich meine!? Die Panthers waren, was sie waren. Ich will vereinigen.

rap.de: Ich fragte mich, ob dein politisches Programm also dem der Panthers entsprechen würde.

KP: Ich wäre mehr für eine Art Ratsversammlung, die auch meinen spirituellen Aspekt berücksichtigt und alle Führer an einen Tisch bringt, um herauszufinden, in welcher Beziehung oder spirituellen Form wir kosmischer, eine Nation des Universums werden können, verstehst du, was ich meine!? Ich würde mich also zuerst mit allen nationalen Führern zusammensetzen und Historikern. Nein, nicht Historikern, aber Mystikern. Dann müssten wir unsere Nationalität organisieren basierend auf Spiritualität. Doch bevor ich mich mit den Archäologen und Spitzenhistorikern zusammensetze, müssten wir auf den einen gemeinsamen Nenner kommen. Denn es geht nur um diesen Nenner, um Einverständnis. Dann würde ich alle Archäologen und sonstigen Wissenschaftler an einen Tisch bringen, um alle Fakten zusammenzutragen. Auf diese Weise könnten wir Religion und Theorien komplett abschaffen und ausschließlich auf Fakten und Spiritualität aufbauen.

rap.de: Wie versuchst du, spirituell zu sein?

KP: Nun, das steckt in jedem Menschen. Ich denke, es bedeutet so viel, wie im Einklang mit deinem Gott zu sein, deiner höheren Führung, deiner Energie, deiner Kraft zu sein, und das genauso zu pflegen, wie man seinen Körper pflegt. Es bedeutet auch, offener und aufmerksamer zu sein.

rap.de: In einem anderen Interview sagtest du, du würdest einen innerlichen Kampf führen, den du erst beenden musst, bevor du anfangen kannst, irgendeine Regierung zu bekämpfen. Als ich das las, musste ich an ein paar Reime von dir denken, wie z.B.: “I question my faith, been in a depressional state (yeah, man) / Self-hate, one day blessings will wait / Stared death in his fate, planning my `scape” (Greatest Lesson) oder…

KP: Richtig (lacht)!

rap.de: (Lacht) …„It’s like grin to a laugh / To wild outrageous, and then I’m mad / To a face that show expression, depression, begin to look sad / The tears come out, it’s weird, I dumb out, pretend to be glad” (Revisited) und so weiter.

KP: (Lacht) Aw, man! Der Mann macht seine Arbeit!

rap.de: Angesichts deiner bereits zitierten Aussage und deiner Reime fragte ich mich, was für einen innerlichen Kampf du führst?

KP: Der ewige innerliche Kampf um Frieden. Zu versuchen, all die Negativität in einem selbst, in den Griff zu kriegen. Ich habe diesen Krieg geführt in bestimmten Lebenslagen, z.B. mit Frauen. Man muss um diesen innerlichen Frieden kämpfen und vielleicht werde ich’s ja irgendwann schaffen. Und wenn ich das mal geschafft habe, dann kann ich mich um andere Probleme kümmern.

rap.de: Also reflektieren diese Art Reime und ein Album wie Heavy Mental, das so dunkel und finster war, durchaus dein Innenleben.

KP: Ja, auf jeden Fall! Wenn ich einen Song mache, wie z.B. Heavy Mental, dann ist das der heißeste Kram, den ich zu dem Zeitpunkt in mir trage, Mann, und der muss raus! Ich werde einen Song namens „The Source“ machen, der nur von Energie getragen wird, wer weiß, was dabei rauskommen wird!?

rap.de: Zu den Four Horsemen (KP, Canibus, Ras Kass & Kurupt): Zwar gibt es immer noch kein Album, aber es scheint, als würdet ihr bereits expandieren. Ich habe gehört, dass zuletzt sogar Rakim dazugestoßen ist. Ist das wahr?

KP: Yeah! Definitiv, Mann. Wir sind also nur noch The Horsemen, nicht mehr The Four Horsemen.

rap.de: Wie viele Horsemen seid ihr also?

KP: Ach, ich weiß gar nicht, fünf, sechs vielleicht.

rap.de: Wirst du auch auf Rakim’s angekündigtem Album zu hören sein?

KP: Yeah, definitiv.

rap.de: Im Booklet deines dritten Album „Priesthood“ war von Alben der „Maccabeez“ die Rede. Was ist daraus geworden?

KP: Das kam nie raus. Einer der Jungs kam in den Knast (Daddy Rose; Anm. d. Verf.), von dem anderen (Flames; Anm. d. Verf.) wissen wir nicht, wo er steckt. Das ist schon verrückt! Dann gibt’s noch Hell Razah, der immer schon down mit den schwarzen Maccabeez war. Aber wir haben alles aufgenommen und ich will das bald rausbringen. Das wird über mein eigenes Label „Proverbs“ veröffentlicht.

rap.de: Außerdem wurde damals ein Killah Priest-Album namens „Emperus Music“ angekündigt.

KP: Daraus wurde „The Offering“, d.h. eigentlich Black Market. „The Breath of Life“ wollte ich eigentlich auf mein Album nehmen.

rap.de: Ich habe jüngst eine CD „The Seder: A HipHop Haggadah“ erhalten von dem bereits erwähnten Socalled aka Josh Dolgin, auf der auch ein Song „The Ten Plagues“ mit dir ist. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

KP: Ich weiß nicht mal mehr, was das für ein Song war, Mann (lacht)! Ich kann mich nicht erinnern. Aber irgendwie sind wir einfach zusammengekommen und haben „The Ten Plagues“ gemacht.

rap.de: Was war zuletzt auf deinem Plattenspieler oder in deinem Tapedeck?

KP: Außer mein neues Album? Oh, Marvin Gaye. Ich höre viel Marvin Gaye. Ich mag auch MF Doom. Was ich grad so in die Hände krieg. Ich höre viel alten Kram, viel Scarface, Nas’ „Illmatic“ und so was. Ich mag Immortal Technique, der ist gut.

rap.de: Du rappst viel davon, zu studieren. Welches Buch liest du gerade?

KP: „The Valley of the Dry Bones“ von Rudolph R. Windsor, das handelt von den Black Hebrews und den Lebensbedingungen der Schwarzen in Amerika. Außerdem lese ich die Kabbala, alles von japanischem bis jüdischem Mystizismus. Ich habe auch viele Comicbücher gelesen. Aber meistens sehe ich mir Filme an.

rap.de: Was bietest du auf „The Offering“ an?

KP: Oh, my God (lacht)! Mich biete ich, mein Talent, Rawness, einfach Killah Priest! Dazu all meine Ansichten über Politik und HipHop! Ich habe dieses Mal ein wirklich gutes Gefühl, denn „The Offering“ wurde nicht so zerpflückt wie „Black August“, was mich sehr geärgert hat, weil da Songs auf die Platte genommen wurde, die ich gar nicht dabei haben wollte. Das ist diesmal anders, alles ist so wie es sein soll. I mean people gonna go crazy! Trust me! Vom ersten bis zum letzten Song! (Lacht) Ich lache so viel, weil ich weiß, dass die Platte bald rauskommt!

rap.de: Hast du mittlerweile ein Label für „The Offering“ finden können?

KP: Ich habe einige!

rap.de: Wie also stehen die Chancen, dass „The Offering“ noch dieses Jahr kommt?

KP: Es kommt, es kommt definitiv noch in 2006.

rap.de: Und was kommt als nächstes von Killah Priest?

KP: Nach „The Offering“? Das Maccabeez-Album und eine Mix-CD, it’s gonna be stories, it’s gonna be crazy shit! Du kennst mich, ich hab’s mit der Schauspielerei, also versuche ich nun auch in diesem Bereich Fuß zu fassen. Ich werde nach L.A. gehen und anfangen, mein Ding zu machen!