PatCash

PatCash von den Moqui Marbles ist ein echter Dauerbrenner. Nach den sehr erfolgreichen Moqui Marbles-Platten und dem Kenny-Zwischenstopp mit Falk von Doppelkopf meldet sich das sympatische Energiebündel nun mit einer eigenen Platte zurück. Wir haben ihn gefragt, was er in der Zwischenzeit gemacht hat, was sich geändert hat und was ihm als Künstler wichtiger ist, das Album oder die Bühne.


rap.de: (PatCash rief vorher an, er hätte sich verfahren) Du hast ja doch noch hergefunden.

PatCash: Ja, ich hatte Probleme mit meinem Partner Map24. Ich habe dort die Straßen eingegeben. Ich hatte das, glaube ich, schon mal. Dieses Schweinesystem zeigte nicht, dass es mehrere Blücherstraßen in Berlin gibt. Tja, und irgendwie kamen mir die Straßen recht unbekannt vor. Dann hab ich an einer Tanke gefragt und die wussten nix. Dann war ich an einer zweiten Tankstelle und die wussten auch nix. Ich bin dann einfach weiter gefahren und hatte Glück, dass Kreuzberg ausgeschildert war.

rap.de: Gleich zu Beginn die Frage: Warum geht bei dir nichts mehr?

PatCash: Ach doch, da geht so einiges. Also der Albumtitel, auf den du anspielst, ist eigentlich so zu verstehen, dass jede neue Releasephase, die man so durchmacht, für mich ein neues Spiel mit einem neuen Einsatz ist. Jede Veröffentlichung funktioniert nach dem Prinzip, dass die Sachen irgendwann fertig sind, du sie abgibst, und alles, was dann danach passiert, ist fast Glücksspiel. Das ist der Punkt, an dem man sagt: „Rien ne va plus, nichts geht mehr. Mein Einsatz ist gemacht, jetzt sind die anderen dran.“ Dann müssen die Sachen raus und die Leute müssen es annehmen oder nicht. Andererseits kann man es auch als Hamburger Slang betrachten. Wenn ich mit Sleepi zusammenarbeite, dann sagen wir oft, wenn wir etwas sehr geil finden: „Da ist ja alles vorbei, da geht ja gar nix mehr!“ Genauso war es im letzten Herbst auf der Olli Banjo-Tour nachdem ich die ersten neuen Songs gespielt hatte. Das hat alles so gut funktioniert und ging so geil ab. Da hab ich auch gedacht: „Mann, da geht ja gar nichts mehr!“ und musste erst einmal runterkommen. Also, als ich mit dem Album fertig war hat der Titel auf jeden Fall dazu gepasst.

rap.de: Jeder, der dich schon mal live gesehen hat, der weiß, dass du auf der Bühne abgehst wie eine Rakete.

PatCash: Jep.

rap.de: Man sieht einfach wie sehr du das liebst. Da habe ich mich gefragt, ob du die Platte machst, um damit auf die Bühne gehen zu können, oder sind die Live-Gigs nur schmückendes Beiwerk zu den Platten?

PatCash: Nö, die Platte ist schmückendes Beiwerk zu den Live-Auftritten. So ungefähr stimmt das schon. Ich finde es live einfach am geilsten. Du hast da direkten Kontakt. Du kannst dich austoben, hast Feedback. Du siehst, wie die Leute reagieren auf die einzelnen Songs und du kannst mit den Leuten zusammen feiern. Ich weiß nicht, für mich gibt es nichts Besseres. Ich könnte eigentlich auch ein Jahr durchgehend auf Tour gehen. Ich müsste zwischendurch schon mal eine Pause machen, weil es doch schon ganz schön anstrengend ist, aber ich will überall spielen und ich will, ich muss einfach auf die Bühne. Da fühle ich mich einfach wohl, wenn ich mit den Leuten feiern kann. Selbst wenn das Konzert ein Totalausfall ist, wie das auch auf der Banjo-Tour war, und da nur 20 Leute stehen. Dann fragst du dich zwar erst, wie du das handlen sollst, aber dann gehst du auf die Bühne und die 20 Leute springen dann auch. Die schreien dann auch mit, obwohl es eben nur 20 sind. Und bei so wenig Zuschauern wird sich sonst immer umgeguckt, was denn die anderen machen und man fühlt sich unwohl, weil die anderen einen vielleicht beobachten. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie kriege ich es hin, dass ich auf der Bühne gut mit den Leuten kommuniziere.

rap.de: Ich hab das miterlebt, dieses Szenario mit zwanzig Leuten, und ich habe echt gestaunt, wie die abgingen.

PatCash: Ich sehe das so, dass die Leute, wenn sie schon Eintritt bezahlen, auch abgehen und feiern sollen. Das ist doch der Grund für ein Konzert. Bei mir hat das so angefangen. Ich bin auf die ersten Jams gegangen und wollte einfach feiern. Und damals war es auch noch so, dass du auf die Bühne konntest und dann runterspringen. Das wollte ich, nass geschwitzt nach Hause gehen. Mir ging es um den Spaß an der Sache, und da war es egal, ob zu erst Fettes Brot gespielt haben und danach eine Hardcore-Band. Das ist das Ding: wenn einer kommt und bezahlt, dann soll er feiern. Wenn einer mit Gästeliste reinkommt, dann kann er sich in die Ecke setzen. Sobald er bezahlt hat, dann hat er bezahlt, um eine interaktive Show zu kriegen. Das ist nicht wie zu Hause die CD reinlegen. Er muss sich darauf einstellen, dass er mit Party machen muss.

rap.de: Du gehst ja jetzt auf Tour mit Franky Kubrick und Nico Suave. Wie wollt ihr das aufteilen mit den Spielzeiten und Spielzeitpunkten? Habt ihr euch da schon einen Plan gemacht?

PatCash: Soll ich ehrlich sein? Nö, überhaupt nicht. Wir haben das zwischenzeitlich immer mal angesprochen, aber auch immer wieder vertagt. Wir haben keine Rangreihenfolge und ich wüsste auch gar nicht, wie die aussehen sollte. Im Auto fiel mir ein, man könnte vielleicht vor jeder Show so eine Liste aufhängen, wer wegen wem am liebsten da ist, und dann so eine spontane Reihenfolge festlegen. Mir ist das fast egal. Wenn der Club voll ist, dann spiel ich an jeder Position. Wenn ich jetzt aber vor zwei Leuten spiele und beim letzten sind 400 da, dann geht das natürlich nicht. Also es ist mir egal, die Leute müssen eh ran.

rap.de: Wie kam der Kontakt, die Idee zustande, dass ihr zu dritt eine Tour macht? War es das Management, oder die Labels?

PatCash: Bei mir gibt es so etwas ja nicht. Ich bin ja Management, Label und alles in einem. Das ist das Gute. Also ich kann sagen: Ja, das kommt vom Label und ja, das kommt vom Management. Ich wollte auf jeden Fall eine Tour zu meinem Album machen, weil ich weiß, dass es live gut funktioniert, weil ich weiß, dass ich dort auch Leute catchen kann, weil sie es direkt sehen. Auf der Banjo-Tour waren da halt Leute mit Aggro Berlin T-Shirts, oder Berlin bleibt Hart-T-Shirts, die wenn sie so etwas im Laden sehen, das einfach nicht hören wollen würden. Das ist so ein Grundsatzding. Die sind halt nach dem Auftritt zu mir gekommen und haben gesagt, dass sie die Moquis nicht so geil fanden, aber von dem Gig geflasht seien und sich schon aufs Album freuen. Ich weiß, dass ich die Leute live überzeugen kann. Deswegen wollte ich eine Tour machen. Ich wollte den Leuten, die das sonst nicht hören würden, zeigen, dass es geil ist und sich lohnt. Und da hab ich halt geguckt, mit wem das Sinn machen würde und wer gerade in der Nähe ist. Da gab es dann mehrere Optionen. Mit Franky war ich dann ja im Studio und sein Mixtape ist auch gerade raus gekommen. Und Nico wird demnächst sein Suave & Friends-Album veröffentlichen. Da wusste ich, das wäre ein nettes Team. Ich habe die Jungs dann gefragt und die waren einverstanden und wir haben uns hingesetzt, um das auf die Beine zu stellen. Und nun landen wir in 16 Städten in 16 Tagen, und vielleicht noch ein paar Terminen nach hinten raus. Es kommen noch Anfragen rein. Die Leute sind interessiert an der Sache.

rap.de: Für den Fall, dass sich dein Album gut verkauft und du gleich eine Platte nachlegen könntest, in welche Richtung würde die gehen? Wie würdest du die Platte angehen?

PatCash: Das weiß ich schon ganz genau. Wenn wir jetzt nicht völlig den Bach runtergehen, dann soll Ende März 2007, ohne Gewähr!, noch ein Album folgen. Da wir unser eigenes Label haben, können wir selbst entscheiden, ob wir Platten herausbringen. Wir sind nicht daran gebunden, das jemand sagt: Go or No! Wir sind nur an unsere eigenen Finanzen gebunden. Und wenn wir jetzt mehr als eine Platte verkaufen, und die Chancen stehen nicht schlecht, dann möchte ich ein zweites Album machen, dass wohl ein Feature-Album wird. Denn die Feature-Arbeiten mit Clueso, Reno und Franky und so haben mir unheimlich viel Spass gemacht. Man kriegt halt einfach noch andere Einflüsse. Wenn du alleine schreibst, dann ist das immer so ein Hin und Her, man ist sich nie ganz sicher. Aber wenn du mit anderen schreibst, dann motiviert das einfach. Wenn man sich sonst von außermusikalischem Stress auch mal ablenken lässt, dann ist man bei Features doch immer darauf bedacht die Sachen schnell fertig zu kriegen. Diese Motivation will ich auch gleich für eine zweite Scheibe nutzen. Ich möchte jetzt schnell nachlegen und nicht wie in der Vergangenheit so viel Zeit ins Land gehen lassen mit irgendwelchen Verhandlungen und Labels und so weiter. Ich hab da keine Lust mehr drauf, denn man muss bei jeder Veröffentlichung wieder bei Null anfangen. Die Leute, die früher die Moquis gehört haben, sind heute 30, und die 14-jährigen kennen mich einfach nicht mehr. Es darf nicht mehr so viel Zeit vergehen. Das geht einfach nicht. Deswegen will ich einfach gleich einen nachlegen, und ein Feature-Album bietet sich auch von daher an, weil noch ein paar Features für das jetzige Album aus organisatorischen oder Zeitgründen nicht geklappt haben. Vielleicht mach ich auch noch ein paar Solo-Stücke, aber ganz genau weiß ich das auch noch nicht. Das wird sich in der Arbeit ergeben.

rap.de: Und welches sind deine Traumfeatures?

PatCash: Aaaach… ich glaube da gibt es einige Leute. Ich bin da ja recht offen. Das kann man ja auf dem Album sehen. Der Eine oder Andere denkt vielleicht auch: Wie kommt der zu dem Reno-Feature, oder zu Franky oder zu Clueso. Das hätte man so wahrscheinlich vorher nicht gedacht. Oder, das ich bei Erc auf dem "Ear To The Street"-Mixtape drauf war. Deshalb finde ich es generell interessant mit Leuten zu arbeiten, mit denen das keiner erwartet. Also es gibt wenig Leute mit denen ich nicht zusammenarbeiten würde, aber es gibt sie. Da wird einiges kommen und ich bin da offen für alle Stile von Berlin bis München.

rap.de: Zauberst du für das Album noch ein paar Nachwuchskünstler aus der Tasche?

PatCash: Aus der Tasche? (schaut nach, lacht) Joa. Nee. Also ich weiß noch nicht. Es gibt da ein paar interessante Sachen und wir sind als Label, weil wir auch eine eigene Verlagsedition bei Warner haben, immer auf der Suche nach neuen Leuten aus jeglichen Richtungen. Es gibt da so ein paar Sachen, die wir im Auge haben, an denen wir arbeiten, aber ob das nur HipHop sein muss ist die eine Frage, und ob das Produzenten sind oder Rapper die andere. Namen will ich aber noch keine nennen, denn man sollte vorher nicht über noch ungelegte Eier sprechen. Das ist gefährlich. Man weiß eben nicht, was passiert bis die Sachen fixed sind. Die Leute fühlen sich nachher nur angepisst, wenn etwas Angekündigtes dann doch nicht stattfindet. Wie zum Beispiel mit Veröffentlichungsdaten. Mit solchen Prognosen habe ich mittlerweile abgeschlossen. Ich lehne mich damit auch weit aus dem Fenster wenn ich sage: März 2007. Wir arbeiten an der Platte, und wenn Leute meinen, dass sie geil sind, dann sollen sie mir auf der Homepage eine Email schreiben.

rap.de: Bist du mit deinem Album „Rien ne va plus“ 100%ig zufrieden? Du hast es doch mittlerweile bestimmt noch ein paar Mal gehört, oder?

PatCash: Ja, ausnahmsweise mal. Das ist nämlich eigentlich nicht so. In der Produktionsphase hörst du die Songs ja tot, besonders die Beats. Du schreibst teilweise schon auf den Beat, und hast ihn vielleicht auch selbst produziert, und bis du dann an dem Punkt bist, wo der Song offiziell erscheint, kannst du das Ding meist einfach nicht mehr hören. So war es bisher in der Vergangenheit. Heute geht das ganz gut. Ich kann die CD sogar nochmal im Auto reinschmeißen und es turnt mich noch. Also ich bin schon sehr zufrieden. Aber 100%? Ich weiß nicht. Irgendwas ist immer, ob im Rap, im Arrangement oder im Mix. Mit den Moquis haben wir auch den Fehler gemacht, uns an Sachen tot zu arbeiten, die niemand merkt.

rap.de: Die Beats sind durchgehend dick und alle sehr gut ausproduziert und klingen allein schon durch die Samples sehr amerikanisch. Was waren deine Auswahlkriterien?

PatCash: Ob ich es geil finde oder nicht. Das ist das einzige Kriterium. Ich meine da sind ja auch völlig verschiedene Stile auf dem Album. Zum Beispiel die Nummer mit Tony Greer, was eher eine Sommer-Nummer ist, ist vom Feeling her schon ganz anders als die Reno-Nummer oder die Franky-Nummer. Man kann da jetzt keinen eindeutigen Stil festmachen. Es muss mich einfach flashen. Irgendwas an dem Song muss sich gut anfühlen. Das ist generell eine Gefühlssache. Das kann ich auch gar nicht irgendwo festmachen. Zum Beispiel gibt es auf dem Album die Nummer „Ooops“. Der Beat ist von Flaming Beatz aus Moskau. Mit denen hatte ich vorher nichts zu tun. Von denen hatte ich eine Mail bekommen. Da waren drei Beats dabei und den einen fand ich einfach geil, den wollte ich haben. Mir war egal, wer die waren oder was die sonst machten. Wenn der Beat geil ist, dann ist er geil. Andere würden vielleicht nicht so arbeiten oder den Beat nicht mögen, aber ich fand die Beats geil und habe sie genommen.

rap.de: Was hat sich deiner Meinung nach seit deiner letzten großen Veröffentlichung, der Teredeum-Platte, textlich und technisch in deinem Rap verändert?

PatCash: Ich würde schon sagen, dass meine jetzigen Sachen an die früheren Sachen anschließen. Man muss dabei aber auch mich als PatCash im Auge behalten und nicht das Gesamtwerk der Moqui Marbles. Die haben sich aus drei verschiedenen Charakteren zusammengesetzt. Dabei ist der Eine mehr Rap, der Andere mehr poetisch und der Dritte noch mal was anderes. Dadurch entsteht dann der typische Moqui Marbles-Sound. Ich war da immer der „rappigste“ würde ich sagen. Ich habe ja auch mit Falk „Nur Rap“ auf der "StyleLiga 5" gemacht, und da ging es auch nur um Rap. Ich würde also sagen, dass mein Rap heute noch rappiger ist, denn früher hatten wir von 14 Songs 14 Themensongs. Das jetzige Album ist einfach lockerer mit mehr Wortwitz und reimtechnischen Sachen. Zu der Moqui-Zeit, das habe ich auch damals schon gemerkt, war es schwierig, wenn du ein anspruchsvolles Thema hast und weißt, was du sagen willst, dann schließt du von vorne herein bestimmte Reime aus, weil sie vom Stil vielleicht nicht reinpassen. Wenn der Reim von der Atmosphäre her nicht zum Thema passt, dann lässt du ihn einfach raus. Es wäre blöd wenn du ihn nehmen würdest und er die Stimmung kaputt machen würde. Diese Einschränkung wollte ich halt nicht haben. Ich wollte mich auf Rap fokussieren. Ich habe also die Themen etwas lockerer und weiter gefächert aufgebaut. Ich hab jetzt teils Rap-Themen auf der Platte und teils deepere Sachen. Man ist aber an tiefgründigen Sachen nicht überbelastet. Das Album hat eine gesunde Mischung.

rap.de: Und was würdest du sagen, was hebt dein Album von den hunderten Veröffentlichungen im Deutschrap in den letzten Monaten ab?

PatCash: Ich bin einfach viel besser! (lacht) Meine Einschätzung zu meiner Person und zu meiner Musik ist, dass ich ziemlich viele Sachen vereinen kann und ziemlich viele Leute aus anderen Richtungen sich für die Musik begeistern können. Ich sage mal so, bestimmte Rapper haben ein bestimmtes Klientel an Hörern, und andere würden sich mit diesen Themen wie Gangsta-Themen gar nicht abgeben. Bei mir ist das so: Zum Beispiel in Würzburg kamen ziemlich wenig zum Konzert und es war bei den Acts vor mir nichts los. Da waren dann zwei punkig aussehenden Typen, die deswegen gerade aufbrechen wollten. Dann hab ich aber angefangen, meine Show gemacht, und die waren hinterher völlig begeistert. Ich hatte auch schon Slipknot-Fans, die ich begeistern konnte. Warum weiß ich nicht. Es ist halt nicht nur auf Rap fokussiert oder nur auf Mainstream, es ist halt eine Mischung. Es kann sich also ein Rapfan genauso gut dabei fühlen, wie ein 35-jähriger, dessen Freundin Schluss gemacht hat und der sich abgefuckt fühlt, oder eben auch ein Rockfan. Ich glaube, dass ich viele Leute ansprechen kann mit der Musik. Ich denke das ist der Unterschied. Meine Musik geht einfach einen Schritt über Rap hinaus. Außerdem bin ich fähig ein erschienenes Album auch auf der Bühne zu präsentieren. Wie man lesen konnte, können einige internetgehypte Menschen so was nicht. Auf dem Splash!, auf der mzee-Bühne ging wohl bei einem bestimmten Rapper ziemlich viel schief, egal ob das nun seine Schuld war oder nicht. Es hatte sich wohl unter den Fans einige Enttäuschung breitgemacht. Und ich kenne dutzende Rapper, die auf der Platte ganz gut sind und dann bewegen die sich auf der Bühne kein bißchen. Das ist für mich dann kein MC. Der muss auf der Bühne stehen und Leute unterhalten können, auch mal ohne Beat. Zum Beispiel auf der Banjo-Tour in Bremen hat die Technik nicht funktioniert und ich hab die ganze Show einfach a capella gemacht. Und die Leute sind trotzdem abgegangen und gesprungen, auch ohne Musik. Das war echt crazy. So etwas hatte ich noch nicht gesehen. Die sind fast bis zur Decke gesprungen. Das ist also eine Eigenschaft, die mich auszeichnet und die Sache zu etwas Besonderem macht. Bei mir ist das Gesamtpaket einfach stark.
 
rap.de: Also bist du dir sicher, dass dein Album im momentanen HipHop-Deutschland funktionieren wird, oder hast du vielleicht doch Zweifel an deinem kommerziellen Vermögen?

PatCash: Also ganz sicher kann man sich da nie sein. Ein kommerzieller Erfolg ist einfach verbunden mit einer riesigen Promo-Maschinerie. Wir auf unserer Indie-Basis sind wir da finanziell einfach ein bisschen eingeschränkt. Ich kann halt nicht wie zum Beispiel ein Eko oder andere mit einem Major-Budget werfen und sagen: Hier ist der Clip, hier der Promo-Trailer für MTV und hier der Artikel für die Bravo und dann weiß es sowieso jeder. Für uns ist das halt etwas schwieriger. Wir sind darauf angewiesen, dass die Hörer sich ein offenes Ohr gönnen wenn sie auf uns stoßen. Und es gibt überall Liebe und Hass. Aber ich glaube schon, dass es viele gibt, die sich mit der Musik identifizieren können, die darauf abfeiern können. Was daraus wird, das weiß man nie. Das ist das Spiel: Rien ne va plus, nix geht mehr.

rap.de: Die Songs mit den Moquis funktionieren ja auch auf dem Soloalbum wieder gut. Besteht in der Richtung noch die Möglichkeit eines Releases in alter Formation?

PatCash: Das fragt jeder. Das ist aber einfach eine Zeitsache. Sternkopf macht momentan ein Soloalbum und Zaworka ist auch mit vielen verschieden Sachen beschäftigt. Da ist es immer schwierig die Konzentration und die Zeit für gute Songs zu finden. Deswegen habe ich auch mit dem Soloding angefangen, weil ich merkte, dass da einfach noch ein paar Dinge dauerten. Und selbst wenn wir die Zeit für die Songs finden würden, dann bräuchten wir immer noch die Zeit für die ganze Promoarbeit, etc. Ohne Tour wäre ein geiles Album auch Perlen vor die Säue werfen. Also ich will es nicht ausschließen. Das Ding ist ja nicht tot. Aber zur richtigen Zeit am richtigen Ort.

rap.de: Seit dem Teredeum ist ja ziemlich viel Zeit vergangen. Du wirst ja weder die ganze Zeit getourt sein, noch die ganze Zeit an dem Album gearbeitet haben. Was hast du die ganze Zeit gemacht?

PatCash: Also das Album war 2003. Wir waren immer sehr gut gebucht und waren knapp ein Jahr live unterwegs. 2004 haben wir dann Low-Budget-Style aus eigener Tasche die Moqui Marbles-DVD produziert. Wir hatten auch schon ein paar neue Songs und hatten viele Label-Gespräche, viel Business-Kram, auch mit Eimsbush und so weiter. Auch unser Verlagsdeal war ausgelaufen. So etwas dauert immer unendlich lange und alles hat sich gezogen. Dann habe ich 2005 mit Falk diese Kenny-Geschichte gemacht und hatte da auch schon einige Solo-Songs. Die Kenny-Sache war deshalb gut, weil wir von Anfang an alles alleine machen wollten. Das sollte eine kleine Sache werden und gut ist. Da hatte ich auch keinerlei Labelstress oder so. An irgendeinem Punkt wurden die Solo-Songs dann aber auch einfach zu geil für nur eine kleine Sache. Und die Verhandlungen für die Kohle für eine größere Sache dauerten dann natürlich auch wieder. Das will ich jetzt aber vermeiden. Ich hab da keine Lust mehr drauf. Ich gehe zu keinem mehr. Wenn einer was will, dann soll er zu mir kommen. Wir machen das jetzt alleine. Wenn es irgendwo ein gutes Angebot gibt, dann sind wir dabei, aber diese endlosen Gespräche rauben mir einfach die Zeit zum Musikmachen.

rap.de: Habt ihr das Kenny-Projekt zufrieden abgeschlossen oder hattet ihr mehr erwartet?

PatCash: Wir hatten eigentlich von Anfang an gar keine Vorstellung. Das war immer als kleines Projekt zwischen den großen Soloalben geplant. Das war einfach ein Schritt nach links, der wieder auf den alten Weg führte, und vielleicht machen wir auch noch mal einen Schritt nach rechts, der wieder zu Kenny führt. Mal sehen. Generell können wir damit schon zufrieden sein, weil es labeltechnisch eine wichtige Erfahrung war und wir aus der Veröffentlichung viel gelernt haben. Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass es sich nicht lohnt EPs und Singles zu veröffentlichen, ohne die nötige Rotation dazu zu haben. Der Markt ist einfach so im Arsch, dass sich große Stückzahlen in der Form einfach nicht lohnen. Also Kenny ist gut gelaufen, doch es war eine EP, und die verkauft sich einfach nicht so wie ein Album. Wir hatten aber viele coole Live-Auftritte. Es wird bestimmt noch mal was folgen von Falk und mir. Wie es mit Kenny aussieht, weiß ich aber nicht. Der sitzt momentan im Büro und überwacht die Labelarbeit.

rap.de: Möchtest du sonst noch irgendetwas loswerden?

PatCash: Ja, einige Sachen. Die Leute sollten zumindest mal 1, 2, 3, 4, 5, 6 oder mehr Songs checken und sich das auch mal live reinziehen. Auch die Leute, die das Interview wahrscheinlich gar nicht erst lesen werden! Auch die Nicht-Moqui-Fans! Und wenn sie es gut finden, dann sollen sie sich das Ding im Laden kaufen, oder es sich bei kostenpflichtigen Downloadportalen runterladen, denn das bin ja nicht nur ich und Suave und Co., die da als Künstler mit dran hängen, die nicht abertausende Platten verkaufen. Da leiden auch die anderen Künstler drunter. Wir sind alle keine Robbie Williams, der Millionen von Platten verkauft. Wenn man gute und ordentliche Musik abliefern will, dann sollte man das machen, aber das geht halt auch nur mit der finanziellen Grundlage, also wenn der Fan für die Platte bezahlt. Also kommt zu den Konzerten und kauft die Platte und alles wird gut. Gebt Deutschrap generell eine Chance. Es ist generell schade, dass dieses HipHop-Gefühl nicht mehr existiert, so nach dem Motto: Ok, das ist HipHop, das hör ich mir mal an. Es wird sich fast nur noch auf Städte oder auf Bands fixiert. Das finde ich ein bißchen schade. Aber nicht nur von den Bands selber, sondern von der Szene insgesamt. Ich würde das Gemeinschaftsgefühl gerne wieder stärken. Ich meine, es ist für uns alle cool, wenn Sido, Bushido, Blumentopf, Curse, Savas und Samy in den Charts sind. Das ist gut für HipHop. Das heißt, dass auch bestimmter HipHop, der einem vielleicht nicht unbedingt gefällt, der aber trotzdem besser ist als irgendeine Trötenmusik wie vom Crazy Frog, im Fernsehen und im Radio gespielt wird. Das ist doch nur gut. Ich höre mir lieber ein thematisch schlechtes Rap-Album an, als den ringdaringdingding-Crazy Frog. Da kann man doch eigentlich nur froh sein und das ganze HipHop-Ding supporten. Das wäre auf jeden Fall ein guter Schritt da mal wieder in die Richtung zu gehen. Das war es von mir, ich bin draußen. Ich freu mich über Feedback. Surft bei mir vorbei. Ich bin der direkte Ansprechpartner auf meiner Seite.

rap.de: Schönes Schlusswort. Danke für das Interview.

PatCash: Ich bedanke mich bei euch.