F.R.

Was gibt es noch zu sagen über den 16-jährigen F.R., was man nicht schon längst wüsste? Was gibt es den 16-jährigen Ausnahme MC aus Braunschweig noch zu fragen, was nicht jeder schon mal irgendwo gehört oder gelesen hat? Nun, jede Menge. Denn seit er mit 13 Jahren sein Album „Mundwerk“ releaste, hat sich viel verändert. Seinen Namen dürfte mittlerweile jedenfalls jeder kennen. Wenn wir ehrlich sind, führte für jeden Deutschrap-Head in den letzten Jahren kaum ein Weg an ihm vorbei, und in Zukunft wird sich das auch nicht ändern. Denn die Zukunft gehört ihm, aber vergessen wir diese Floskel, denn wie heißt es da bei Non Phixion? „The Future Is Now“…

rap.de: Nervt es dich, immer wieder auf dein Alter angesprochen zu werden oder ist das dir inzwischen egal?

F.R.: Ich verstehe das schon. Das ist das Erste, was den Leuten auffällt, wenn sie mich sehen oder, speziell auf das erste Album bezogen, wenn sie mich hören, von daher habe ich mich mittlerweile daran gewöhnt. Bei Interviews muss man sich sowieso darauf einstellen, dass immer wieder dieselben Fragen kommen. Im Endeffekt machen die ja für dich Promo und da beantworte ich halt alle Fragen. Aber wenn das alles Online-Interviews wären, könnte ich immer auf ‚Kopieren‘ und ‚Einfügen‘ klicken, theoretisch.

rap.de: (lacht) Du hast in deinem ersten Album dein Alter schon recht oft betont. Jetzt sagt du auf dem neuen Album, das das Alter nicht immer so cool ist. Hast du das Gefühl, dein Alter ist Fluch und Segen zugleich oder ist es mehr Fluch als Segen. Mit dreizehn das erste Album, jetzt sechzehn Jahre alt und schon sehr weit gekommen. Auf der anderen Seite hat das bestimmt auch Nachteile. Wie ist denn da dein Fazit?

F.R.: Ich finde es einfach immer schade, wenn Leute sagen: "Ey der ist total scheiße, weil der noch viel zu jung ist, und der hat nichts zu erzählen", oder: "Was er erzählt ist nicht authentisch.". Das sind halt Vorurteile und was ich genauso scheiße finde ist: "Der ist Hammer geil für sein Alter.". Ich will nicht einfach auf mein Alter reduziert werden. Ich will durch meine Skills überzeugen, will mich stetig weiterentwickeln und deshalb ist das Alter für mich in meinem Kopf eher zum Hindernis geworden. Aber natürlich hat es marketingtechnisch gesehen auch Vorteile, dadurch steche ich halt auf jeden Fall raus. Keine Frage, wenn ich 20 wäre und auch ein guter Rapper, wäre ich wahrscheinlich nicht so krass auf den ersten Blick aufgefallen und die Medien hätten wahrscheinlich auch nicht so ein Interesse gehabt. Es hat auf jeden Fall Vor- und Nachteile, aber mitlerweile komme ich damit echt klar. Ich will halt nur nicht als das ewige Talent gelten. Deswegen will ich das Image, das ich sowieso schon habe nicht noch krasser ausbauen. Man könnte da ja auch superkrass darauf rum reiten, Bravo-Aktionen machen und aus mir dann ein zweites Tokio Hotel kreieren. Das wäre halt das Schlimmste, weil ich ja längerfristig Rap-Musik machen will und das auch über mehrere Jahre, auch wenn ich erwachsen bin. Deshalb will ich mir das da nicht schon alles verbauen.


rap.de: Heißt dein Album deshalb ‚Mittelweg‚, weil du dich zwischen diesen beiden Extremen bewegst oder warum hast du es so genannt?

F.R.: Ja, genau das beschreibe ich, den Weg zwischen dem normalen Leben eines Jugendlichen also mit Schule, Freunde und Familie und eben Rap und den ganzen Facetten die damit zusammenhängen. Außerdem versuche ich bei meinen Alben auch musikalisch den Mittelweg zu finden, also ich will eigentlich immer alle Facetten zeigen und versuche trotzdem ein homogenes Ergebnis zu erzielen. Da habe ich auch gemerkt, das ist der goldene Mittelweg. Der ist natürlich sehr schwer zu finden, aber, dass ist das, was ich immer anstrebe und ich habe mich auch sonst immer mit verschiedenen Lebenswegen beschäftigt, auch schon auf der ‚Mundwerk‚. Ich habe viele Storys über verschiedene Menschen gemacht und bin oft auf dieses Thema gekommen. Deshalb lag es eigentlich nahe, dass ich das Album so nenne.

rap.de: Eine kritische Zwischenfrage, ich bin 25, also warum sollte ich mir dein neues Album anhören? Was willst du vermitteln, was macht es hörenswert, was ist die Quintessenz, was ist das Besondere daran?

F.R.: Das Ding ist, dass ich keine Musik für eine bestimmte Zielgruppe mache. Ich mache einfach Musik, schreib das auf, was ich will, denk dabei nicht nach: "Das könnte die Leute erreichen und das die…", sondern ich mache es einfach für mich. Ich nehme das dann auf und mir wird halt die Möglichkeit geboten es auch zu releasen. Ich bin weder finanziell davon abhängig, noch irgendwie anders und deshalb bin ich einfach froh, wenn auch ältere Leute sich damit identifizieren können was ich erlebt habe. Ich kann dir aber auch nicht beantworten was es jetzt gerade für dich so interessant macht, dass ein Typ, der fast zehn Jahre jünger ist als du, was macht, was dir gefallen könnte. Ich denke das verschiedene Generationen einfach voneinander lernen können. Bei diesem Album zum Beispiel, das hat ja Busy gemischt und gemastert, und der ist mehr als doppelt so alt wie ich und er flasht auf meine Musik und ich auf seine. Wir verstehen uns auch blendend, und das sagt mir auf jeden Fall, dass man eine Menge voneinander lernen kann. Und das spiegelt sich auch in meinen Tracks wieder. Wenn Leute sich damit identifizieren können, ist das auf jeden Fall das coolste.

rap.de: Wie war das zum Beispiel so mit Franky Kubrick? Der hat ja auch schon einen Sohn und ist ein bißchen älter. Wie habt ihr eine gemeinsame Ebene gefunden?

F.r.: Franky habe ich, glaube ich, in Paderborn auf einem Gig, wo wir beide einen Auftritt hatten, kennengelernt und uns hat die Musik der Gegenseite gefallen und dann haben wir zu der Zeit auch gleichzeitig Beats von Brisk Fingaz gepickt. Da haben wir uns mal überlegt: "Ja, lass doch mal einen Track zusammen machen." Da war noch gar nicht die Rede davon, ob das jetzt für mein Album ist oder für sonstwas. Wir haben uns auf einen Beat geeinigt, den wir beide geil fanden und so ist das halt zu Stande gekommen. Das Thema des Tracks lässt sich auf jeden Fall auf uns beide projezieren. Frank hat halt auch viele Rückschläge erlitten im Biz und der Track heißt ’Ohne viel zu erwarten’. Das heißt, dass wir schon Tausende Enttäuschungen erlebt haben, aber wir immer noch weiter machen und das halt ohne viel zu erwarten. Wenn man scheitert, Scheiß drauf, machen wir es einfach noch mal von vorne. Das ist bei mir im Endeffekt auch so. Ich wurde am Anfang nicht so richtig ernst genommen und meinte: "Scheiß drauf!". Ich habe trotzdem immer weiter gemacht. Mittlerweile bin ich ja schon etabliert und davon handelt der Track eigentlich.

rap.de: Ich habe mir deine beiden Alben direkt nacheinander angehört und mir ist aufgefallen,  dass du bei deinem zweiten Album die meisten Texte abgedruckt hast. Es wirkt auch alles viel reifer. Von dreizehn zu sechzehn ist das eine große Zeitspanne. Man selbst wird einfach reifer, genau wie die Musik. Was sind für dich die Unterschiede zwischen deinen beiden Alben?

F.R.: Also, der krasseste Unterschied ist auf jeden Fall die Stimme, die sich halt geändert hat. ‚Mundwerk‚ habe ich mit dreizehn aufgenommen und Mittelweg habe ich mit fünfzehn aufgenommen. Ansonsten sind die Beats auf ‚Mundwerk‚ von Zwieback und Champagner und auf ‚Mittelweg‚ sind sie von Brisk Fingaz. Den Sound auf Mittelweg würde ich als wärmer beschreiben und vielleicht ein bisschen Samplelastiger als auf dem ersten Album, alles ein bißchen in sich stimmiger. Einfach angenehmer zu hören, würde ich sagen.

rap.de: Und textlich? Hast du deine Arbeitsweise verändert, hat sich deine Inspiration gewandelt? Als du dein erstes Album releast hast, hast du bei weitem nicht so viele Konzerte gegeben und hattest weniger Erfahrung. Jetzt hast du schon mehr Menschen getroffen. Gibt es da eine Sache, bei der du sagen würdest: Dieses Lied konnte ich erst jetzt aufnehmen, das wäre vor zwei Jahren nicht möglich gewesen!? Zum Beispiel ‚Ohne viel zu erwarten‚ wäre das so ein Track, der damals nicht gegangen wäre, aber heute?

F.R.: Das ist sogar einer der älteren Tracks. Der Text ist sogar während der ‚Mundwerk‘-Tour entstanden. Aber zum Beispiel bei ‚Im Zenit‚, dem vorletzten Track auf dem Album. Da erzähle ich von meiner Entwicklung, von meinen Anfängen, von vor dem Rap bis heute und erzähle ich meinen ganzen Lebensweg. Das ist auf jeden Fall der aktuellste Track. Und auf jeden Fall lernt man auf Tour etwas dazu. Man bekommt viele Erfahrungen, man lernt, wie du schon gesagt hast, viele Menschen kennen. Mir ist auch immer wichtig,  und das merke ich jetzt auch wieder, bevor die Musik besser werden kann, muss man auch persönlich wachsen, charakterlich. Und deswegen ist es für mich auch wichtig, dass ich diesen Mittelweg gehe und neben Rap noch viele andere Sachen mache. Mich mit Freunden treffe, ein normales Leben habe und Einflüsse von außen bekomme, die ich verarbeiten kann und einfach auch als Mensch wachse. Nur so kann auch meine Musik wachsen.


rap.de: Was du vorhin schon so angedeutet hast, was ich sehr interessant finde, ist, dass du heute Musik machst, so wie du Bock drauf hast, unabhängig von allem anderen. Ich habe den Eindruck, das ein Künstler nur solange gut sein kann, wie er finanziell unabhängig arbeiten kann. Siehst du das genauso? Solange man unabhängig ist, kann man machen und schreiben was man will. Und sobald man abhängig ist, muss man machen, worauf die Massen stehen?

F.R.: Das ist auf jeden Fall mein Vorteil. Ich sehe das eben nicht so wie viele Rapper: "Das ist jetzt meine letzte Chance" oder: "ich habe die Schule abgebrochen, nix Grundlegendes, keine Ausbildung, kein Abi oder sonst was, man muss jetzt alles auf Rap setzten." Ich bin finanziell nicht abhängig von Rap. Ich wohne wie ein normaler 16jähriger zu Hause, gehe zur Schule, mache mein Abitur und bin überhaupt nicht abhängig von Rap. Und dadurch kann ich halt erzählen, worauf ich Bock habe. Ich bin weder von einem großen Label abhängig, noch sonst was. Das ist auf jeden Fall mein Vorteil. Ich kann mir mit der Rapsache halt echt gut Taschengeld dazu verdienen und das ist natürlich cool. Und keine Ahnung, vielleicht beneiden mich auch einige dafür, aber das ist trotzdem keine Sache, wo ich sagen würde: "Ok, darauf will ich jetzt irgendwie meine Zukunft aufbauen. Das ist das was ich machen will." Ich will erst Mal etwas festes in der Hand haben. Ich würde jetzt aber auch nicht sagen, dass alle Rapper die ’nur‘ rappen, und keinen Job haben und somit irgendwie abhängig sind, nicht gut sein können. Aber meine Situation ist schon mal ein Vorteil.

rap.de: Ich denke auch das es ziemlich wichtig ist, außerhalb von Rap noch eine Welt zu haben. Ansonsten kommt halt dabei raus, was ich persönlich sehr langweilig finde, nur Rap über Rap oder rappen über erfundene Geschichten, im Sinne von Ruhm, Ehre und Straßenballereien. Auf deinem neuen Album singst du recht viel und ich habe ein paar Rezensionen gelesen, in denen das ziemlich kritisiert wurde. Siehst du Gesang als ein weiteres Element in deiner Musik an? Könntest du dir vorstellen, nur zu singen? Warum hast du das so gemacht? Was war deine Inspiration zu singen?

F.R.: Ich finde es halt cool in Rap auch immer neue Elemente mit einzubringen. Rap ist so eine krasse Musikrichtung, weil alle Genres darin vereint werden können, allein schon durch die ganzen Samples die man benutzt. Es ist alles drin, man kann alles im Rap vereinen, egal was.
Deswegen finde ich es für mich einfach wichtig mich auch musikalisch weiterzubilden und andere Einflüsse mit einzubringen. Deswegen war es mir wichtig wieder zu singen. Das habe ich ja auf ‚Mundwerk‚ auch schon gemacht. Auf ‚Mittelweg‚ jetzt auch und ich denke das es noch ausbaufähig ist. Ich sehe mich persönlich auf keinen Fall als professionellen Sänger an, aber ich denke, dass ich das weiter ausbauen kann und möchte, aber es ist nicht so, dass ich ein zweiter Clueso werden will. Rap wird, denke ich, immer das sein, wovon ich Plan habe und was ich machen werde.

rap.de: Du hast gesagt du hast viele musikalische Einflüsse. Was hörst du außer Rap noch für Musik?

F.R.: Ich höre eigentlich alles kreuz und quer. Ich kann dir nicht mal sagen, welches meine Lieblingsrapgruppe ist. Ich höre echt alles, aber das ändert sich oft stark. Ich höre auch, wie eigentlich fast jeder in der Deutschrap-Szene, gerne Xavier Naidoo. Der hat ja auch schon so einige Leute gefeaturet. Ich höre auch gerne Jan Delay, experimentelle Sachen oder Damian Davis aus Berlin. Der ist auch auf meinem Album zu hören. Der macht es auch richtig geil. Der hat eine Liveband, tritt mit der auf, macht einen Track Rock, schreit da rum und man denkt die Stimme müsste doch jetzt total im Arsch sein, und auf dem nächsten Track kommt er ganz smooth, wo seine Stimme ganz klar ist. Das beeindruckt mich sehr. Das ist etwas was mich persönlich sehr flasht.

rap.de: Du hast oft betont das du durch Fanta4 zum Rap gekommen bist. Inwiefern fühlst du dich heute noch mit ihnen verbunden? Würdest du sagen, du trägst das Erbe weiter und hast noch einen Bezug zu denen? Oder sagst du: "Nee, was ich mache, ist etwas vollkommen Anderes als das, womit die angefangen haben?"

F.R.: Ich würde schon sagen das es etwas ganz Anderes ist. Es ist auch so, dass man mich da nicht falsch verstehen darf. Ich habe nicht durch Fanta4 angefangen zu rappen. Mit Fanta4 war das halt so ein Ding. Die waren schon in der Grundschule, in der dritten Klasse oder so, mit Videos und Alben draußen und ich habe mir einfach die Alben geholt und das war mein erster Kontakt mit Rap. So wirklich bewusst HipHop gehört habe ich auch erst als ich mehr Zugang zu anderen Medien hatte, wie zum Beispiel dem Internet und so. Dadurch, dass ich mehr Künstler kennengelernt habe, kam der Ausschlag: "Ok, ich fange jetzt selber an zu rappen." Fanta4 war wirklich der allerallererste Kontakt mit Rap, aber ich habe dadurch nicht angefangen zu rappen. Das kam erst später.

rap.de: Was war deine Motivation zu rappen. Die, wie viele halt behaupten: „Rap ist scheiße, ich muss das jetzt besser machen“, oder war es einfach nur so: „Rap ist cool, das will ich jetzt auch machen?“

F.R.: Eher das Zweite. Was denkt man? Ich hab mit 12 angefangen oder so. Klar, da sieht man Samy mit ‚Weck mich auf’ im Fernsehen und rappt das nach und denkt sich, alles klar, cool. Und dann macht man halt selber was. So ist das zumindest bei den meisten Kids in dem Alter. Man sieht ja das eine Menge Kids in dem Alter schon rappen. Es ist einfach nicht mehr so, dass man Platten diggen geht, auf jede Jam in Buxtehude fahren muss, sondern man hat überall die Möglichkeit etwas über Rap zu erfahren. Man hat Internet. Das hat sich alles gewandelt. Diese neue Generation ist halt einfach diese Internet-Generation, ob man das will oder nicht. Und das erzähle ich auch auf ‚Evolution’, einem der Tracks auf meinem Album. Das jetzt aber auch kein Problem dar. Das darf man nicht so als Generationswechsel sehen darf, dass der alte Kram komplett Scheiße ist und die Leute jetzt auf die alten Sachen scheißen, sondern man kann sich auch an einem gewissen Punkt finden und das ganze Rapding weiter transportieren muss, auch das HipHop-Ding. Ich bin selber niemand, der sich jetzt groß mit Graffiti oder Breakdance oder so beschäftigt hat, aber ich denke, man kann das alles unter einen Hut bringen und muss sich nicht haten oder so.


rap.de: Du hast ja als Battle MC angefangen, warst dann in dieser Schublade drin, hast dich dann aber weiterentwickelt und machst jetzt etwas ganz Anderes. Wie würdest du dich heute einordnen? Wie würdest du deine Musik heute charakterisieren? Bist du immer noch ein Battle MC und machst dazu noch andere Sachen? Wie würdest du dein Album einordnen?

F.R. Also, wie gesagt, das Wichtigste bei mir ist einfach der Spaß am rappen. Ich mache alles, worauf ich Bock hab. Ich erzähle persönliche Sachen, womit ich vielleicht auch eigene Probleme bekämpfen kann, dann erzähle ich Stories, das ist dann für mich wie ein Buch, da habe ich Lust drauf. Manchmal höre ich einen Beat und lasse mich davon inspirieren. Ich bin dann wie ein Buchautor und schreibe einfach eine Story und versuche die möglichst authentisch rüber zu bringen. Oder ich mache halt nur irgendeine Scheiße und battle rum. Ich mache das alles gerne und ich muss mich da gar nicht auf irgendeine Richtung versteifen. Von daher kann ich gar nicht sagen, was ich für ein MC bin. Mein Ziel ist es auf jeden Fall immer ein Allround-Rapper zu sein, dass ich in allen Sachen, die es gibt irgendwie cool bin oder werde oder sonst was. Das ist auf jeden Fall mein Ziel und das, worauf ich Bock habe, und ich will mich nicht auf irgendeine Richtung versteifen. Klar, ich hab in der RBA angefangen als Battle MC, habe dadurch Skillz erlernt und habe dann gemerkt, dass es noch viel mehr gibt. Dann habe ich mein erstes Album gemacht und da waren ja schon nur zwei, drei Battle-Sachen drauf.

rap.de: Verfolgst du die RBA noch, guckst du da noch wer oben dabei ist? Oder ist das mittlerweile uninteressant?

F.R.: Ich bin teilweise noch in dem Forum, aber die RBA verfolge ich eigentlich nicht mehr so wirklich. Da habe ich auf jeden Fall so ein bißchen den Reiz dran verloren. Wenn man selber nicht mehr mitmacht, ist es halt auch nicht mehr dieses Competition-Ding, das man denkt: „Was geht da gerade ab?“ oder muss auf jeden Fall total informiert sein. Ich bin da nicht mehr drin. Deshalb schaue ich mir das nicht mehr so wirklich an.

rap.de: Du hast vorhin schon gesagt, das Internet spielt heute eine größere Rolle als Jugendhäuser oder Jugendhausjams. Wie kreiert man sich dann eine Homebase? Ich persönlich stelle mir das schwierig vor. Im Netz kennen einen zwar alle, aber ich hab jetzt irgendwo eine Jam und die ganzen Internet-Kiddies bleiben zu Hause sitzen. Erzähl mal von deinen Erfahrungen und Erlebnissen.

F.R.: Meine Erlebnisse sind, auf die jetzige Zeit bezogen, dass Konzerte einfach sehr Scheiße laufen. Ich habe das von so vielen Veranstaltern gehört, dass wirklich Partys veranstaltet werden, wo dieselben DJs sind, die auf einem Konzert, wo noch ein Rapper dabei ist sind, und auf die Party kommen halt mehr Leute als auf das Konzert. Die Leute wollen feiern, meiner Meinung nach ist so ein bisschen die Luft raus aus diesen ganzen Konzerten und so richtige Jams gibt es auch nicht mehr. Deshalb kann ich da auch nicht soviel zu sagen. Aber wie du schon gesagt hast, es ist halt wichtig sich eine Fanbase zu kreieren. Also wenn du in einer Stadt auftrittst, dass da auf jeden Fall bestimmte Leute kommen, die auf dich flashen und dich schon kennen oder so. Das hab ich aber auf jeden Fall geschafft. Zumindest auf der Tour habe ich das so erlebt. Keine Ahnung. Man kann sich diese Fanbase durchs Internet erarbeiten, klar, aber wichtig ist auch einfach, dass man rum kommt. Und das du egal wo, und selbst wenn nur ein paar Leute vor der Bühne stehen, trotzdem rappst. Das hatte ich bei meinem ersten Album. Ich hatte wirklich über 30 Auftritte in allen möglichen Städten und habe einfach mein Ding durchgezogen. Das war denke ich genauso wichtig wie jetzt im Internet präsent zu sein.

rap.de: Gab es irgendein Konzert, irgendeinen Auftritt den du jetzt besonders geil fandest wegen des Publikums? Oder einen wo nur fünf Leute waren, aber irgendwas besonders Geiles? Hast du irgendeine spezielle Erinnerung an eine Live-Geschichte?

F.R. Ja, zum Beispiel Splash! letztes Jahr war auf jeden Fall richtig geil. Da bin ich auf der MZEE Bühne aufgetreten. Da ist glaube ich Samy zur gleichen Zeit auf der Hauptbühne aufgetreten. Da hab ich mir echt vorher richtig den Kopf gemacht, dass keiner zur MZEEBühne kommt. Aber da waren echt richtig viele Leute. Das hat mich schon richtig krass beeindruckt, dass mich schon so viele Leute kannten und so viele Leute haben gefeiert. Also das ist ein Erlebnis das ich auf jeden Fall nicht vergessen werde und ansonsten…..

rap.de:(es regnet stärker) Geht’s noch klar bei dir?

F.R.: Ja, bei mir ist alles ok. Und ansonsten….na ja, hier das Festival war überragend. (lachen) Sonst fällt mir nichts ein. Doch, Release-Party vom ‚Mittelweg’-Album in Braunschweig, das war richtig Hammer. Die Tour ist gut gelaufen….

rap.de: Du wurdest ja erst in der RBA extrem gefeiert, hast dann irgendwann ein Album gemacht und bist dann erst live aufgetreten. Wie war das, erst gut rappen zu können, und dann aufzutreten? Wie war das für dich? Rappen war ja nun kein Problem, aber auftreten ja vielleicht schon.  Wie hast du dich dabei gefühlt?

F.R.: Mein erster Auftritt war eher ungewollt. Ich wurde halt von Nordkurve einfach auf die Bühne gezerrt, das war glaube ich 2003 oder so, Anfang 2003. Das war auf jeden Fall krass. Ich stand auf der Bühne und hatte so ein bißchen 8 Mile-Feeling, weil die die Crowd richtig angeheizt haben. Alle auf einmal am „F.R.!“ schreien, dann kam irgendein Beat rein, mir ist überhaupt kein Text mehr eingefallen und habe dann irgendeinen Freestyle da gemacht. War auf jeden Fall ein krasses Erlebnis, weil ab dem Zeitpunkt auch die Insider erst geglaubt haben, dass es mich überhaupt gibt. Davor dachten halt alle, dass ich meine Stimme pitche oder das ich ein Female MC bin oder alles mögliche. Es gab auf jeden Fall ein paar lustige Storys und deshalb war das extrem wichtig für mich, dass ich mal auftrete. Das war schon grundlegend, auch wenn es nur eine kleine Jam war.

rap.de: Und jetzt immer schön auf Tour bleiben, damit die Leute weiter an dich glauben oder wie? (beide lachen) Auch so eine Sache. Du bist ja jemand der unheimlich früh unheimlich reife Texte gekickt hat. Was ist deine Begründung? Warum du jetzt schon so ein Vokabular, so eine Ausdrucksweise? Beides hattest du ja schon extrem früh.

F.R.: Also ich würde jetzt auf keinen Fall sagen, dass ich intelligenter oder weiter entwickelt wäre als andere Leute in meinem Alter oder so. Ich bin auf jeden Fall sprachlich begabt, das kann ich schon sagen. Ich bin der Typ von Schüler, der halt in Mathe und so schlecht ist, aber in Sprachen gut und eben mehr so kreativ. Klar, das ist ausschlaggebend. Aber man muss auch sagen, dass ich mich erst von den anderen abgehoben habe, nachdem ich mit dem Rapding angefangen habe. Vorher habe ich auch ganz normal Fußball gespielt, war im Tischtennis-Verein und so weiter. Ich denke halt, dass Rap mir geholfen hat mich persönlich weiterzuentwickeln, weil Rap einem auf jeden Fall helfen kann, wenn man die richtigen Sachen hört, über bestimmte Themen nachzudenken, über die man sonst nicht nachdenkt. Ich habe halt gute Texte gehört und dann das erste Mal über das Leben überhaupt nachgedacht. Und dann selber darüber Texte geschrieben und nachgedacht, mich selber damit befasst. Das ist auf jeden Fall krass, Rap kann je nachdem was in den Medien ist, extrem zur Verblödung führen, aber kann halt auch das genaue Gegenteil bewirken.


rap.de: Gibt es ein Lied, an das du dich erinnerst? Das dich beim ersten Mal hören so beeindruckt hat, dass es dich dazu gebracht hats über dein Leben nachzudenken?

F.R.: Oh Gott ey……Nö.

rap.de: Also bei mir war so eines von Blumentopf  ‘Herr Mustermann’, kennst du das?

F.R.: Ja klar, sehr geil.

rap.de: Nehmen wir mal an, du bist irgendwann so was wie Kool Savas oder noch größer und du hast die Möglichkeit, die deutsche Rapszene zu prägen. Was sind die Sachen, die du ausmärzen würdest, die du versuchen würdest unter den Teppich zu kehren, einfach die dich heute an Rap stören?

F.R.: Also ich sehe mich echt nicht als Weltverbesserer, als Rapverbesserer, ich denke da würde sich nichts ändern wenn ich bekannter wäre. Bisher hat es eigentlich immer ganz gut geklappt, ich habe immer gemacht, was ich machen wollte und wenn ich jetzt wirklich richtig bekannt damit werde, dann mache ich einfach mein Zeug weiter. Ich werde meinen Stil nicht in die Richtung ändern das zu machen, was zur Zeit angesagt ist, so eine Aggro-Schiene oder so. Und deshalb kann ich, glaube ich, gar nichts falsch machen. Ich werde den Leuten weiterhin alle Facetten von Rap zeigen, also die ich drauf habe und fabrizieren will. Also ich fände es im Nachhinein, sollte ich richtig bekannt werden, auf jeden Fall cool, wenn die Kids, die anfangen zu rappen, jetzt nicht so den Weg gehen, der ihnen durch den aggressiven Rap, der in den Medien gezeigt wird, gehen. Sondern, dass die, wenn ich dann in den Medien bin, merken, es gibt auch noch andere Sachen. Ich kann den Leuten gar nicht vorwerfen,  dass sie hören was gerade in ist. Ich habe da auch gar nichts gegen. Ich habe damals auch das aufgeschnappt, was in den Medien lief, und da war das halt noch nicht die Schiene und daran habe ich mich orientiert. Für mich gab es damals halt Rap mit Aussage. Und heutzutage gibt es das eben nicht und die Kids orientieren sich daran. Es wäre halt cool, wenn wieder so ein Gleichgewicht entstehen würde und die könnten sehen: „Ok, es gibt das und es gibt das und jetzt kann ich mich entscheiden.“

rap.de: Du hast ja, wie schon gesagt, mit 12, 13 richtig angefangen. Wenn ich da so an mich denke, dann war ich wirklich so eines der klassischen Klischee-Kids mit Fußball spielen und so weiter. Auf der einen Seite hast du natürlich viel Ruhm geerntet und viele Leute kennen gelernt.  Hast du auf der anderen Seite auch das Gefühl, dass du in deiner Kindheit was verpasst hast oder so? Dieses Rapding ist ja auf jeden Fall keine Welt, die besonders kindlich ist.

F.R.: Süüüß! (lacht) Na ja, ich würde sagen, dass ich nie wirklich etwas verpasst habe, weil Rap immer noch ein Hobby ist und auch immer nur ein Hobby war und ich nebenbei, wie schon gesagt, immer auch andere Sachen gemacht habe und ich habe ja trotzdem weiter Fußball gespielt nachdem ich angefangen habe zu rappen. Und von daher habe ich nichts verpasst. Würde ich jetzt die Schule abbrechen und wegen Rap alles auf eine Karte setzen, dann würde ich wahrscheinlich irgendwas verpassen in meiner Jugend. Aber ich habe auf jeden Fall noch nichts verpasst, ich habe durch die Auftritte viele Erfahrungen gemacht, die man sonst nicht so macht, habe dadurch auch an Selbstvertrauen gewonnen und ich will es eigentlich genauso weiter machen. Rap bleibt, wie gesagt, nur ein Hobby für mich.

rap.de: Eine der letzten Fragen bevor wir, na ja….

F.R.: …im Wasser versunken sind….

rap.de: Du bist ja zu 100% mit Deutschrap sozialisiert. Wo ist jetzt der Unterschied von dir zu jemanden der 28 ist und der erst mal irgendwie Ami Rap oder Funk gehört hat und dann zu Rap kam? Glaubst du es gibt überhaupt einen Unterschied? Hast du ein besseres Verhältnis zu den Worten oder glaubst du, ob Rap auf englisch oder auf deutsch, das ist scheißegal.

F.R.: Kann ich schwer beurteilen, weil ich auch nie auf englisch oder so gerappt habe und das auch noch nie probiert habe. Aber ich hab zum Beispiel immer viel Deutschrap gehört und ich finde es auch immer scheiße, wenn alle Rapper, also alle Deutschrapper, immer sagen müssen: „Im deutschen Rap ist alles Scheiße, ich höre nur Ami-Rap.“ oder so was. Das finde ich eigentlich immer total lächerlich. Es gibt inzwischen so viele Sparten von Deutschrap, der cool ist. Ich höre mal dies, mal das, aber es ist alles irgendwie da was auch im Ami Rap vertreten ist. Natürlich jetzt nicht auf dem Produktionslevel, aber es ist da und deswegen würde ich da jetzt gar nicht so die krasse Grenze ziehen zwischen Deutschrap und Ami-Rap. Im Endeffekt mögen beide Personen, die du genannt hast Rap, lieben das in irgendeiner Weise, lassen sich davon inspirieren und deshalb bleibt dieses Rapding auch immer ein weltweites Ding, was alle irgendwie zusammenbringen kann. In jedem Land gibt es irgendwie Rapper, die etwas aussagen wollen und welche, die damit Geld machen und das ist alles irgendwie dasselbe. Und deshalb…na ja was soll ich dazu noch sagen.

rap.de: Ihr seid ja gerade auf Tour und fahrt dann stundenlang Auto. Was hört ihr dann für Lieder, was pumpt ihr dann für Tracks?

F.R. Och, wir hören alles mögliche. Unser DJ hat oft Ami-Zeug dabei oder dann hauen wir ein paar Deutschrap-Alben rein, wir hören echt alles Mögliche. Was ich auf jeden Fall jetzt mal auf der Rückfahrt hier von Frankfurt hören will, ist das neue Busta Rhymes-Album, weil ich das noch gar nicht gehört habe.

rap.de: Letzte Frage. Hast du ein Traum-Feature hier in Deutschland? Xavier Naidoo? Herbert Grönemeyer? Tokio Hotel?

F.R.: (lacht) Tokio Hotel, Heintje, Aaron Carter

rap.de: Heintje gibt es ja nicht mehr.

F.R.: Ach, den bringen wir zurück auf die Karte.

rap.de: Der ist halt mittlerweile alt, das kann ein Problem werden.

F.R.: (lacht) Nö. Ich habe kein Wunsch-Feature. Klar, ich kann alle Rapgrößen aufzählen, die mir gefallen, aber im Endeffekt lasse ich alles auf mich zukommen. Ich arbeite mit den Leuten zusammen, die ich cool finde und mit denen ich die Möglichkeit habe. Bisher wurde mir da noch kein Stein in den Weg gelegt oder so. Bisher hat sich alles irgendwie ergeben. Ich bin mit den Features auf meinem Album auch zufrieden. Ich denke in Zukunft werde ich mehr Features machen, aber auf Alben mache ich immer bewusst weniger. Man wird sehen was die Zeit bringt. Kann ich jetzt nicht beantworten (lacht).

rap.de: Letzte Worte von dir. Sag mal irgendwas, damit dieses Interview noch so einen besonderen Kick bekommt.

F.R.: Ok, wir chillen hier gerade am See.

rap.de: Am Main. Du hast gerade Frankfurt gedisst. Frankfurter sind nämlich sehr lokalpatriotisch und man liebt den Main!

F.R.: (lacht) Scheiße. Ok. Wir chillen gerade auf dem Beton von Frankfurt am Main und ich denk mir nur so: „Geile Stadt. Die Skyline. Richtig geil.“

rap.de: Grau. Regen. So, wie man sich das vorstellt.

F.R.: Es regnet, wir ertrinken. Aber ensthaft: kommt auf meine Seite, kauft mein Album und  kommt in mein Forum!

rap.de: Also ich finde ja, dass du noch sagen solltest, dass dein Album alles ficken wird. Das macht man glaube ich aus Marketing Gründen vor oder nach Albumrelease!

F.R.: (lacht) Ok. Mein Album wird alles bumsen!