Afrika Baby Bambaataa

Als einem der Gründerväter des Native Tongue-Kollektivs dürfte Afrika Baby Bambaataa ein Platz im HipHop-Pantheon sicher sein. Auch gibt es wohl kaum einen Rap-Fan, der die beiden ersten Alben der Jungle Brothers "Straight Out The Jungle" (1988), aber besonders das funkige "Done By The Forces Of Nature" von 1989, nicht zu den Klassikern zählen würde. Offiziell nie das Diskolicht der Clubs erblickt, hat das nachfolgende Crazy Wisdom Masters-Projekt, das in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Bill Laswell und mit Funk-Ikonen, wie Bootsy Collins, Bernie Worrell, Fred Wesley und Maceo Parker entstand, doch der Plattenfirma Warner Bros. zu experimentell schien – und sich schließlich nur eine abgewandelte Version namens JBeez wit the Remedy (1993) zu veröffentlichen traute. Mittlerweile soll das ursprüngliche Resultat des Projekts im Internet kursieren, und nachträglich wurde 1999 bei einem kleinen Label namens Black Hoodz die EP "The Payback" veröffentlicht.

Nach ihrem dritten Album sollten weitere vier Jahre vergehen bis sich die JBeez mit dem Album "Raw & Deluxe" zurückmeldeten, aus dem der erfolgreiche Drum’n’Bass inspirierte Track „Jungle Brother (True Blue)“ hervorging. Es folgten die Longplayer "V.I.P." (2000),  "All That We Do" (2002) und This is… (2005). Just erschien, vorerst nur in Japan, das achte Album namens "I Got You. Bereits vor drei Jahren gründete Baby Bam in Miami (mittlerweile Bams Hauptwohnsitz) das OrganicHipHop-Movement in der Absicht dem kommerziellen „fast-food HipHop“ einen originelleren, oder um Baby Bam’s Worte aufzugreifen, „vegetarischen und gesunden HipHop“ entgegenzusetzen. In diesem Sinne hat Afrika nun auch sein erstes Soloalbum "I’m A Jungle Brother!" produziert, das im September erscheinen soll. Vorab gibt es u.a. das Mixtape "Baby Bam Jams!".

Aus diesem Anlass gab Afrika Baby Bambaataa ein Interview, in dem er sowohl den Ursprung seines Namens, sowie seine Auffassung von Künstlertum erläutert, sich zu dem vermeintlichen Mangel an Originalität im HipHop und den Folgen von negativen Images äußert, seine Koketterie mit dem Buddhismus erklärt und von seinen anstehenden Mixtapes und Platten erzählt.    

rap.de: Es mag ja zum Allgemeinwissen gehören, aber mir ist es immer noch nicht bekannt: Wie bist du eigentlich zu dem Namen Afrika Baby Bambaataa gekommen?  

ABB: Ich wählte diesen Namen wegen Afrika Bambaataa von der Zulu Nation. "Planet Rock" von Afrika Bambaataa & The Soul Sonic Force war eine der ersten Platten, die in mir den Wunsch auslösten mit HipHop und der Zulu Nation zu tun zu haben, insbesondere die Philosophie der Platte und Musik. Sowohl die Lyrics als auch die Musik fand ich spannend. Daraufhin lernte ich mehr über die Zulu Nation. Und dadurch, dass ich die Anfänge von HipHop mitbekam, habe ich einen guten Sinn dafür, was für eine Kultur es ist, und genau das wollte ich repräsentieren. Ich wollte es als eine Kultur repräsentieren, deshalb wählte ich diesen Namen aus. Das war als wir „Straight Out The Jungle“ aufnahmen, der erste Song der Jungle Brothers, als ich so um die 17, 18 Jahre alt war.  

rap.de: Heutzutage ist es fast schon komisch sich einen Song, wie „Doin’ Our Own Dang“ von 1989 anzuhören. Ich denke dabei an Verse von dir, wie: „The industry’s filled with copy-cats / R&B mixed with sloppy raps” oder „You ain’t into it, all you want is profit / So I ask you please to stop it”. Denn angesichts der Lage von Rap heute klingen diese Verse eher wie eine Prophezeiung als eine Beschreibung der Situation von 1989. Was ich sagen will, ist, dass es heute um einiges wichtiger scheint sein eigenes Ding zu machen als es damals der Fall war. Wie denkst du darüber?  

ABB: Ich denke, dass es als Künstler wichtig ist, sein eigenes Ding zu machen und sich Zeit lässt heranzuwachsen, sodass die Leute einen verstehen können und sich davon angezogen fühlen. Ich halte das für natürlicher als einfach nur ein beliebiges Image zu schaffen oder ein Image zu kopieren, das sich verkauft. Schließlich klappt das nur bei wenigen. Viele erfolgreiche Künstler folgen dem Schema zu kopieren, was angesagt ist. Ihr Management rät ihnen etwas nachzumachen, das nicht ihrem eigentlichen Wesen entspricht. Aber wenn das nicht klappt, was wird dann aus dem Künstler? Da sie sich noch nicht entwickelt haben, müssen sie noch mal von Null anfangen. Meistens hört man von diesen Leuten nie wieder. Das sind Eintagsfliegen. Vielleicht waren sie sogar nur ein Feature auf irgendeiner Platte, um ihr einen HipHop-Flava zu geben, doch danach hört man von ihnen nie wieder. Der Schwerpunkt sollte darauf liegen, sein eigenes Ding durchzuziehen. Das halte ich für wichtiger als nur darauf zu achten, was andere Leute mögen und was nicht. Entwickle dich zu jemandem, von dem du sagen, kannst: das bin ich! Dann werden dich die Leute wenigstens dafür in Erinnerung behalten. Denn tust du nur, was alle anderen tun, dann wird man dich schnell vergessen. Schließlich gibt es Tausende, die alle gleich aussehen. Wenn einer davon verschwindet, dann wird das gar nicht zur Kenntnis genommen (lacht)!            

rap.de: Der britische MC Mystro ist gerade in New York und macht dort Musik. Er ist sehr beeindruckt davon, mit welcher Energie die Leute dort versuchen Rap-mäßig etwas auf die Beine zu stellen. Andererseits meint er, würden alle versuchen, wie 50 Cent oder Cam’ron zu sein. Es mangele an Originalität.  

ABB: Das ist eine Frage des Milieus und der Erziehung. Was die Künstler von heute in New York motiviert, ist das große Geld. Es ist sogar ein legales Geschäft! Kreativität und Originalität stehen da an zweiter Stelle. An erster Stelle stehen das Geld und der Lifestyle. Dann erst kommen Künstlertum und Kreativität. Das hat er (Mystro) wohl wahrgenommen. Es gibt halt stets ein oder zwei Leute mit großem Einfluss auf die Straße und hundert andere, die dann versuchen, sie zu kopieren, um sozusagen der nächste Flavor of the month zu sein. Seine Beobachtung ist richtig, es gibt einen Mangel an Kreativität, aber das rührt her von der gesamten sozialen Situation. Ich meine, viele dieser Künstler sind nur dabei für den Kommerz und das Geld. Das ist ja auch okay, schließlich ist das ein Teil des Spiels.  

rap.de: Es ist ja auch verständlich, wenn sich Leute im HipHop nur des Geldes wegen versuchen. Schließlich geht es im Vergleich zu den 80ern um deutlich höhere Summen.  

ABB: Es steigt ein, wer sich mit HipHop identifizieren kann! Viele sehen das und sagen sich: Das kann ich auch! Sie hören jemanden rappen und sind der Meinung, das genauso zu können. Als nächstes versuchen sie dann allen zu zeigen, dass sie sogar noch besser sind. Sie müssen sich selbst also schon etwas herausfordern, um auch etwas Neues oder eine eigene Marke hinzuzufügen. Genauso war das in den 50er und 60er bei den Jazz-Musikern. Alle schauten voneinander ab, aber jeder fügte seinen eigenen Stil hinzu. So wusste man immer Coltrane von Miles Davis, Miles Davis von Archie Chep zu unterscheiden. Sie alle schätzten und verehrten sich gegenseitig, dennoch unterschieden sie sich voneinander. Heute herrscht ein großer Druck, der von den Kapitalgesellschaften ausgeht. Die wollen vermarkten, was sich verkauft. Und viele, die neu einsteigen, glauben, dass wenn sie einfach jemanden kopieren, dann genauso erfolgreich sein werden. Die andere Seite müssen sie erst noch kennen lernen. Am meisten dreht es sich um den Lifestyle! Rap-Musik propagiert einen bestimmten Lifestyle, mehr als jemals zuvor! Das ist für alle, gleich welcher sozialwirtschaftlichen Gruppe man angehört, gleichermaßen attraktiv. Jeder, ob arm, mittelständisch oder wohlhabend, kann sich mit diesem Lifestyle und den Images, die Rap in seinen Videos propagiert, identifizieren. Diamanten, Frauen und luxuriöse Autos und Häuser sind etwas, womit sich jeder, durch die Bank, identifizieren kann, und das wird schon lange von den Massenmedien propagiert, z.B. durch Fernsehshows, wie Wer wird Millionär? Alle fühlen sich davon angezogen, reich zu sein, und so kam es, dass auch Rap-Musik diesen Lebensstil propagiert. Man muss also gar nicht mehr kreativ sein. Die Leute glauben, dass alles, was man tun muss, ist, einen angesagten Produzenten und die richtigen Leute in diesem Business zu finden, sodass deine Musik Tag und Nacht im Radio läuft. Dann hätte man auf einmal all das Geld, all die Autos, Frauen und Häuser! Das ist die Mentalität der neuen aufkommenden Künstler. Und die meisten Leute achten nur noch darauf, wer in welchen Videos zu sehen ist und wer das Game gerade beherrscht. Früher, z.B. bei Afrika Bambaataa, waren die Lyrics noch von einer gewissen Spiritualität umgeben. Big Daddy Kane stand für lyrische Skills. Marley Marl stand für Skills in der Produktion. Heute ist es eher so, wie damals schon Run DMC wahrgenommen worden sind. Die Menschen sahen sie und wollten die gleichen Trainingsanzüge und Goldketten tragen wie sie. Angesichts der heutigen Künstler wollen die Leute halt das Bling-Bling, das Mädel, die Autos und die Häuser. Verstehst du, darauf geht das zurück.     

rap.de: In einem anderen Interview sagtest du, dein Bewusstsein in den 80ern wäre das Ergebnis deiner Erziehung und deiner Erfahrungen gewesen. Du hättest es dir also nicht angelesen. Was würdest du sagen, hat sich seit damals für die „Schwarzen“ in den USA verbessert und was verschlechtert?  

ABB: Schlechter geworden ist, dass das Bewusstsein überwiegend davon bestimmt ist, darauf zu achten, wer es zu etwas bringt und wer nicht. Wer ist reich und wer nicht? Wer kann sich diesen Lifestyle leisten und wer kämpft ums Überleben? Das ist ein kontinuierlicher Kampf zwischen einerseits gut aussehen und leben zu wollen, aber andererseits nur wenige Möglichkeiten zu haben, das überhaupt zu erreichen. Nichtsdestotrotz ist man geradezu übertrieben fixiert auf das Bling-Bling, auf den Lifestyle: gut zu leben, gut zu leben, gut zu leben! Man ist darauf so festgefahren, dass man gar nichts anderes mehr wahrnimmt und schaut, welche Möglichkeiten es außerdem gibt, all das zu erreichen, oder vielmehr was wirklich wichtig ist, wie Familie, Beziehungen, kreativ zu sein, zu lesen und das Leben positiver und bedeutsamer zu betrachten, anstatt immer nur materiell. Das scheint der  Struggle von heute zu sein, unabhängig davon, ob das den Menschen klar ist oder nicht. Die Verbesserung ist, dass viele der jungen Fans ihre Idole als Menschen betrachten, die ihr Schicksal selbst kontrollieren. Sie hören Worte wie hustlin’ (hier: unter Hochdruck arbeiten) oder on the grind (hier: schuften). Diese Worte repräsentieren, was ihre Lieblingskünstler leisten mussten, um dahin zu kommen, wo sie heute stehen. Besser geworden ist also, dass die angesagten Künstler von heute zeigen, dass sie Leute sind, die selbständig etwas geschafft und hart dafür gearbeitet haben, indem sie sich z.B. in den Straßen selbst promotet und ihr eigenes Geschäft aufgebaut haben. Ich finde, das ist eine gute Sache. Ich denke aber auch, dass der Fokus langfristig mehr auf die Lösungen der Probleme gerichtet sein sollte, anstatt nur auf die Gewinne.    

rap.de: An anderer Stelle meintest du, dass die überwiegend negativen Images im Rap einen destruktiven Einfluss auf die Menschen hätten. Wie kommt es aber, dass bei solcher Kritik niemals die Namen der besagten Rapper genannt werden?  

 

ABB: Weil alles mit der Industrie und den Kapitalgesellschaften zusammenhängt. Die Namen der Künstler werden deshalb nicht genannt, weil die Künstler sich halt dazu entschlossen haben, diesen Lebensstil zu führen. Und wenn sie nun mal die Entscheidung treffen, so zu leben, dann sollen sie halt so leben! Das ist die Meinungsfreiheit. Wenn sie ihren Lebensstil in ihrer Musik ausdrücken wollen, dann sollen sie das tun – und vier oder fünf Millionen Menschen werden sie kaufen. Nur verschweigt man die negativen Folgen. Es liegt nicht nur am einzelnen Künstler oder an Rap. Man sollte nicht alles nur dem Rap-Künstler anlasten.  

rap.de: Das stimmt zwar, aber andererseits möchte man annehmen, dass, wenn das Kind denn beim Namen genannt werden würde, vielleicht eine öffentliche Auseinandersetzung mit Problemen stattfinden würde.  

ABB: Ja, die gibt es ja auch. Ich habe gerade erst eine Dokumentation auf BET über die Produktion von Rap-Videos gesehen. Da wurden all die Mädels aus den Videos interviewt, und sie erzählten, was sie in Wirklichkeit für ihren Lebensunterhalt tun müssen. Es wurde enthüllt, dass nichts in den Musikvideos real, sondern alles gefälscht ist. Die Autos sind gemietet, die Häuser sind gemietet. Niemand lebt so, das ist alles nur gespielt! All das wurde entlarvt. Ich denke, dass ist ein Schritt in die richtige Richtung. Und das lief sogar auf BET, die viele solcher Videos spielen! Es war richtig im Sinne der Aufklärung der Öffentlichkeit. Je gebildeter die Menschen sind, desto weniger kann man sie hinters Licht führen. Und auch das kann unterhaltsam sein, schließlich geht es hier um Unterhaltung, um Entertainment. Außerdem gibt es diese Form von Unterhaltung nicht nur im Rap-Genre, sondern in anderen Musikgenres auch!

rap.de: Ich kam ja schon drauf zu sprechen, dass du dir deinen Bewusstseinsstand damals nicht angelesen hättest. Ich könnte mir vorstellen, dass du heute vielleicht mehr liest als noch in den 80ern. Welche Bücher würdest du den Lesern von rap.de gerne empfehlen, to ‚acknowledge your history’?  

ABB: Also, ich habe auch damals schon gelesen! Wenn ich daran denke, was mich damals so erleuchtet und auf einen philosophischeren Weg gebracht hat, dann fallen mir schon ein paar Bücher ein. Ein Buch ist von Na’hiem Akbar. Ein anderes Buch ist Roots von Alex Haley. Ein weiteres war die Autobiographie von Malcolm X. Bei uns zu Hause gab es auch ein Buch über Buddhismus. Das war so um 1987. Wie heißt noch das andere Buch, das ich las? Ich komme nicht drauf. Mein Vater hatte jedenfalls eine große Büchersammlung und davon habe ich Einiges gelesen. Durch ihn kam ich auch mit Jazz-Musik in Berührung. Mein Vater erzählte mir von den Jazz-Musikern und ihrer Geschichte. Ich sah mir auch Filme an und so was. Das half mir eine positive Identität zu schaffen. Später fing ich dann an, Bücher zu lesen, die mir z.B. helfen negative Botschaften im Fernsehen zu interpretieren. Ich denke da z.B. an Culture Bandits von Del Jones. Dieses Buch beschreibt die Gründe für gewisse schwarze Fernsehshows und schwarze Filme. Es weist auf die negativen Rollen hin, die die Schauspieler spielen und wie das die Kinder beeinflusst, die das sehen. Es beleuchtet den Mangel an positiven afrikanischen Vorbildern in den Medien.      

rap.de: Du erwähntest bereits den Buddhismus. In einem alten Buch über Rap-Musik heißt es, dass du einst vorgehabt hättest zum Buddhismus zu konvertieren, so wie zuvor angeblich auch deine Mutter. Ist das wahr?  

ABB: Ja, d.h. als ich noch ein Kind war, fand ich zufällig mal ein Buch darüber und das hat mir gefallen. Ich las es und ich war überrascht, es überhaupt bei uns zu Hause zu finden, denn die meisten Bücher und die meiste Musik waren eher afrozentrisch. Aber da fand ich etwas, das asiatisch aussah, wie etwas aus dem Fernen Osten. Das fand ich interessant. Mir gefielen einige Aspekte dieser Philosophie. Ich konvertierte nicht, aber ich verband es mit meinem eigenen Denken und meiner Umgangsweise mit anderen Menschen und mit meiner Musik.  

rap.de: Und ist deine Mutter Buddhistin?  

ABB: Ich glaube, damals praktizierte sie Buddhismus, heute aber nicht mehr.  

rap.de: Okay. Also vielleicht spinn’ ich mir da was zusammen, aber könnte es sein, dass RZA und Method Man von eurem Song „Black Woman“ inspiriert gewesen waren, als sie „All I Need“ aufnahmen? Was meinst du?  

ABB: Vielleicht nicht direkt, aber es kommt einem schon so vor. Die Musik fühlt sich definitiv ähnlich an. Ich meine, es gibt viele Platten, auf denen Rapper Frauen auf sentimentale Art und Weise ansprechen. Das war lange nicht besonders angesagt, aber damals ging das los. Ich glaube, „Black Woman“ war eine der ersten Platten einer Rap-Gruppe, die ohne sexuelle Anspielungen positiv über Frauen sprach. Bei „You’re All I Need To Get By“ von RZA und Method Man geht es wohl um dieselbe Geisteshaltung. Auch wenn es da ein paar sexuelle Anspielungen geben mag, die Botschaft ist: „Ich brauche dich, genau wie du mich brauchst. Wir brauchen uns gegenseitig und wir sind in der Lage friedlich und harmonisch zusammenzuleben. Wir können in unseren Beziehungen auch konstruktiv sein!“ Das ist also keine Phantasterei von dir.

rap.de: Vielleicht hatten wir auch einen direkten Einfluss auf die beiden, aber wohl eher unbewusst, denn als „Black Woman“ damals raus kam, wurde die Platte mit offenen Armen empfangen und es wurde viel über sie gesprochen. Ich finde sogar, dass der Sound, also die Stimmung der Songs ähnlich ist.  

ABB: Stimmt, das ist der Fall, da bin ich deiner Meinung.  

rap.de: Tony Muhammad von Urban America schreibt, dass du just dabei bist, „den durchgekanllten, schelmischen und intelligenten Sound“, für den die Native Tongues einst standen, wieder zum Leben zu erwecken. In Anbetracht all der anderen Pioniere der Goldenen Ära, die sich nun zurückmelden, was war dein Motiv nun wieder aufzutauchen?     

ABB: Mein persönliches Motiv war, die echte Form wieder zurückzubringen. Als ich mit meinem Solo-Album, oder besser gesagt: mit meinem Baby Bam-Projekt anfing, war ich gerade auf Tour. Ich machte viel mit anderen Künstlern zusammen, mit vielen verschiedenen Produzenten. Auch viel kommerziellen Kram. Aber als ich wieder Zeit für mich hatte, besann ich mich wieder auf die originelleren Rap-Produzenten, auf die Pete Rocks und Premiers. Das half mir, auf meine innere Stimme zu hören und wieder dahin zurückzukehren, wo ich war, als ich mit all dem anfing. Und ich habe einiges zu sagen! Dadurch kam es zu einem ganzen Album. Üblicherweise fängt ein Künstler ja damit an, sich der Welt erstmal vorzustellen, und wenn er oder sie kreativ ist, dann wird er/sie bald was Neues, mit neuer Musik und so ausprobieren, und genau das hab ich getan. Ich habe mit vielen unterschiedlichen Leuten zusammengearbeitet und dabei merkte ich, dass ich nie vergessen hatte, wo ich herkomme. Mir wurde klar, wer ich als Künstler bin! Das nutzte ich als Inspiration. Das war das Motiv hinter dieser neuen Platte. Es ging darum, mich selbst zurückzuführen, zurück zu dem ursprünglichen Jungle Brothers-Stil. Es ging nicht so sehr um… Ich meine, ich habe wichtige Dinge zu sagen, aber es ging mir nicht nur um Black Nationalism. Genauso wenig ging es mir nur darum, zu schimpfen, wie schlecht es um HipHop steht. Darum ging’s nicht. Ich habe viele Dinge zu sagen, auf intelligente Art und Weise – und in Kombination mit der richtigen Musik wurde daraus mein Album. Ich glaube, man kann der Platte gut zuhören, man kann aber auch seinen Spaß damit haben. Sie ist nicht bitter, nicht sauer und auch nicht wütend. Wenn ich sie höre, fühle ich mich an die erste Platte von Eric B. & Rakim erinnert. Denn die Lyrics sind gut durchdacht, aber die Musik ist funky. Man konnte gut dazu tanzen, gut dazu viben. Die Platte war nicht zu predigerartig, sie schlug dir auch nicht vor den Kopf, aber man merkte sofort, dass der Künstler sich genug Gedanken gemacht hatte, um diese großartigen Lyrics hervorzubringen. Unterhaltend war sie auch. Ich selbst bin im Grunde auch kein „Kreuzritter“! Ich renne nicht rum und sage den Leuten, was richtig und was falsch ist. Ich kritisiere vielleicht hier und dort was, aber ich spreche niemanden direkt an und sage ihnen, dass sie falsch handeln. Ich biete den Hörern etwas an. Und wenn sie sich davon angesprochen fühlen, dann denken sie vielleicht: „Das ist ja mal ein origineller Gedanke! So habe ich das noch nie gesehen.“ Aber wenn sie sich nicht für Lyrics interessieren und einfach nur gute Musik und einen guten MC hören wollen, dann werden sie sich eben von der Musik angesprochen fühlen.    

rap.de: Du brachtest neulich diesen netten Vergleich an. Ich zitiere: „Der Rap von heute ist wie das Essen von Fast Food. Es schmeckt alles gleich und wenn man zu viel davon isst, macht es einen krank.“ Ich fragte mich, ob dir selbst vielleicht schlecht davon geworden war und das der Grund für deine eher conscious ausgerichtete „Rückkehr“ sein könnte?  

ABB: Nun, ich bin Vegetarier. Ich nahm einen Song auf, der sozusagen vegetarischer HipHop sein sollte, insbesondere die Lyrics. Ich spreche von meinen Lyrics sinnbildlich als Nahrung. Sie sollen etwas gut durchdachtes und intelligentes sein, jenseits von Sex & Crime, etwas Gesundes. In einem Reformhaus oder in einem vegetarischen Restaurant zum Beispiel hat man eine viel größere Auswahl an Nahrungsmitteln! Aber als Fleischesser gehst du vielleicht in einen Fast Food-Laden und alles was du da bekommst, sind Hamburger, ist Fleisch! Ich stelle also einen Vergleich an zwischen Fast Food, wo’s darum geht, es möglichst schnell zu bekommen und zu essen… So ist es ja auch mit den Künstlern im Radio! Sie kommen schnell und gehen schnell und sie geben dir alle dasselbe. Nach kurzer Zeit schmecken alle gleich und es wird einem schlecht davon. So sehe ich viele der aufkommenden Künstler. Es ist, als ob jeder versuchte der neueste Hamburger im Radio zu sein! Dabei merken sie nicht, dass es auf diese Weise keine langfristige Karriere für sie geben kann! Sie werden keine Karriere machen. Das bedeutet, sie werden krank, weil sie davon besessen sind, alles möglichst schnell zu bekommen. So schnell wie du da rein kommst, so schnell fliegst du auch wieder raus, und die Leute werden sich nicht an dich erinnern. Was ist das für eine Karriere? Du wurdest also lediglich benutzt. Und so verhält es sich auch mit Fast Food. Es nährt dich nicht, sondern macht dich nur satt. Und wenn du davon zu viel isst, wirst du krank. Es hält dich nicht gesund.      

rap.de: Seit drei Jahren veranstaltest du im Rahmen des Organic HipHop-Movements in Miami einmal im Jahr die Organic HipHop-Konferenz. Was findet da statt?  

ABB: Auf den Symposien werden z.B. Lesungen gehalten. Letztes Jahr war z.B. der HipHop-Journalist Davey D (www.daveyd.com) von K-Day in Kalifornien da und hielt einen Vortrag. In dem Jahr zuvor hatten wir Supernova da, die von den Vorteilen der vegetarischen Kost sprach. Dieses Jahr wird Brother J vom XClan hier sein (das Symposium fand im Februar dieses Jahr statt; Anm. d. Verf.). Ich selbst werde die Konferenz wieder moderieren. Dann treten noch mehrere lokale Acts auf, die die wahre Essenz der HipHop-Kultur repräsentieren. Wir haben z.B. Soliloquy of Sound zu Gast. Das ist eine komplett vegetarische und spirituelle HipHop-Gruppe. Die machen HipHop und Drum’n’Bass und treten live sowohl mit MPC und Turntables als auch mit zwei Sängern und einem Rapper auf. Außerdem zu Gast ist eine Band namens Something Else. Das ist eine Gruppe, die live spielt, so ähnlich wie The Roots. Als DJ haben wir eine Frau namens DJ Snowhite am Start. Sie zog bereits 1986 von New York City nach Florida und deejayt schon seit 12 oder 15 Jahren. Sie legt Neo-Soul, HipHop, R’n’B und soulful House auf. Sie ist hier eine richtige lokale Ikone, die schon in jedem Club aufgelegt hat. Außerdem organisiert sie Veranstaltungen für Spoken Word-Künstler, Open Mic-Sessions und Poesie. Sie wird der DJ sein. Inspiriert zu dem Organic HipHop-Movement wurde ich durch ein Buch von Na’hiem Ackbar, was davon handelt, dass es genauso wichtig ist darauf zu achten, was für geistige Nahrung man zu sich nimmt, wie es wichtig ist, darauf zu achten, was für Lebensmittel man isst.  

rap.de: 1997 sprach Mike G. noch von einer anstehenden Wiedervereinigung der Native Tongues. Soweit ich weiß, kam die nie zustande. In Anbetracht all der wiederauftauchenden conscious Künstler, könnte man annehmen, dass nun der rechte Augenblick für eine Wiedervereinigung gegeben wäre.  

ABB: Ja und nein. Ich sage ja und nein, weil es ja einige conscious Künstler gibt, die sich wirklich voll und ganz den Aufgaben eines conscious Künstlers verpflichtet haben. Das sind diejenigen, die nie kommerziell erfolgreich waren.  

rap.de: An wen denkst du dabei?  

ABB: An Brand Nubian, an Brother J vom XClan, an Wise Intelligent… Lass mich überlegen… An Paris und Public Enemy! Mir fallen noch mehr ein… Dieser Typ von The Coup, mir fällt gerade sein Name nicht ein (Boots Riley, Anm. d. Verf.)… Also an diese Künstler muss ich da spontan denken. Oder auch KRS-One! Das sind conscious Lyriker, spirituelle Lyriker, die sich der Message und den Aufgaben eines conscious Künstlers widmen. Die hatten nie viel kommerziellen Erfolg, aber das war auch nicht ihre Absicht! Dennoch sind sie weltweit bekannt für ihre Message! Das halte ich für genauso wichtig. Was die Native Tongue-Gruppen betrifft, so geht es den meisten in erster Linie um Kreativität, um Spaß. Es geht darum, seinen eigen Vibe zu schaffen, sein eigenes Ding zu machen und zu unterhalten. Es ist sogar von ganz allein unterhaltsam, wenn Leute, wie die Native Tongues, nicht den Trends hinterherlaufen, sondern ihre eigenen Trends entwerfen. Sie sind etwas anders, haben witzige und intelligente Dinge zu sagen, aber sie stoßen einen nicht vor den Kopf. Es geht ihnen nicht ausschließlich um Black Nationalism, um diese Art von Bewusstsein. Ich persönlich denke dabei besonders an Gruppen wie Black Sheep oder De La Soul. Soweit ich sehe, werden Künstler, wie Talib Kweli, Common, Mos Def und Kayne West heute in diese Neo-Native Tongue-Schublade gesteckt. Sie sind weder Gangster-Rapper noch so politisch, wie XClan, Public Enemy, KRS-One oder Brand Nubian. Es gibt unterschiedliche Kategorien. Dass diese conscious Lyriker nun wieder ins Spiel kommen, finde ich gut. Sie sind die Soldaten, die sagen müssen: „Seht uns an! Wir sind genauso street, wie die Gangster und Thugs! Trotzdem verkaufen wir kein Crack, oder bringen unsere Brüder um! Stattdessen versuchen wir eine positive Botschaft zu vermitteln.“ Diese positive Botschaft muss so vermittelt werden, dass die Jugendlichen sich damit identifizieren können. Das ist die Aufgabe der Leute, die von der Straße, von derselben sozial-ökonomischen Gruppe kommen, und die nicht in illegale Aktivitäten verstrickt sind, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dann liegt es an den Jugendlichen, ob sie zuhören und es annehmen oder Drogen verkaufen wollen!  

rap.de: Gut. Aber noch mal zurück zur Reunion. Besteht da ne Chance? Du sagtest, ja und nein.  

ABB: Was eine Reunion angeht, so bin ich da nicht besonders optimistisch. All diese Gruppen haben ihre Probleme! Normale Probleme, wie es sie in diesem Gewerbe immer gibt, denn das Geschäft interessiert sich nicht für irgendwelche Zusammenkünfte. In den meisten Fällen war es so, dass die Labels sich 20 Künstler aussuchten, um einen dabei zu haben, der sich anständig verkauft. Auf den wird sich dann konzentriert, weil er der garantierte Geldeinbringer ist. Dieses Geschäft ist einfach sehr… kapitalistisch! Es unterstützt nicht die Community, nicht das Familienideal! Aber man muss mit der Zeit gehen, um am Ball zu bleiben! Unter diesen Bedingungen haben sich innerhalb der Gruppen Probleme und Konflikte entwickelt. Sie können ihre Differenzen nicht mehr miteinander vereinbaren. Sie machen zwar weiter wie bisher, weil das ein Weg ist, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, ohne in die Illegalität abzurutschen. Der Wunsch aber zusammenzukommen, um produktiv zu sein und den Leuten zu geben, was sie wollen, und gleichzeitig davon seinen Lebensunterhalt bestreiten zu können, ist nicht da! So ist es bei den meisten Künstlern! Der Wille ist nicht da. Ich will mich damit auch nicht von ihnen abgrenzen. Sondern dieses Problem herrscht innerhalb jeder einzelnen Gruppe! Ich meine, A Tribe Called Quest haben sich aufgelöst! Die hatten Probleme innerhalb ihrer Gruppe. Wie können sich also A Tribe Called Quest mit den Jungle Brothers, mit De La Soul, mit Black Sheep wiedervereinigen, das Erbe fortsetzen und auf Tour gehen, wenn jede einzelne Gruppe in sich schon Probleme hat? Und das Hauptproblem hat ganz normale menschliche Ursachen, wie Stolz oder Selbstsucht, und den Wunsch zu überleben und die Familien durchzubringen. Ich versuche trotz allem positiv zu bleiben. Ich meine, alle warten immer noch auf uns, denn die Musik war gut, der Vibe war gut und alles war sehr viel versprechend! Es öffnete vielen Künstlern, die nichts mit uns zu tun hatten, die Türen, wie z.B. Arrested Development, Kayne West, Outkast, Black Eyed Peas! Das sind die Gruppen, die heute als Native- oder Neo-Native kategorisiert werden! Ihnen stehen alle Türen offen, was zeigt, dass es immer noch Leute gibt, die was anderes kaufen wollen, als nur… Denen es nicht nur um das geht, was im Radio läuft, die nicht nur Thug-Musik oder Gangster-Musik kaufen wollen! Die wollen einfach Musik! Und das repräsentieren viele der genannten Künstler, sie repräsentieren einfach Musik!  

rap.de: In einem Interview mit Brother J ging es kürzlich darum, wie groß heute wohl die Chance sei, die Jugend mit conscious Rap zu erreichen. Er glaubt, man kann sie erreichen. Was glaubst du? 

 

ABB: Aber ja! Sie kann erreicht werden, und zwar weil die Jugend leicht zu beeindrucken ist! Wir müssen es ihr nur zugänglich machen, indem man sich verständlich ausdrückt. Natürlich kommt es auch darauf an, was für einen familiären Hintergrund sie haben. Es gehören immer zwei dazu! Es hängt von ihrer Erziehung ab, ob sie die Message von Brother J oder anderen conscious Rappern unmittelbar verstehen. Und diejenigen wird es immer geben! Es mag damals, als wir noch Kinder waren, mehr Eltern gegeben haben, die diese Message vermittelt haben, aber das lag daran, dass sie direkt aus dem Civil Rights-Movement kamen. Sie betonten die Wichtigkeit, denken zu können, eine gute Ausbildung zu bekommen, den Lebensunterhalt bestreiten und ein rechtmäßiges Leben führen zu können. Darauf legten sie viel Wert, in der Absicht damit neue Perspektiven zu bieten. Außerdem hatten sie das Glück in einer Zeit zu leben, in der Crack und Gewalt noch nicht dermaßen in der Community, in der schwarzen Community wüteten. Dadurch war es ihnen leichter diese Werte weiterzugeben. Ich hoffe also, dass es immer noch Schwarze gibt, die diese Werte vertreten – und es gibt sie! Es gibt sie immer noch. Ich denke, Brother J’s Message und auch meine haben definitiv noch ein Publikum und können sich kultivieren und wachsen! Vielleicht wird Brother J nicht von den Massenmedien oder den Plattenfirmen unterstützt, aber heute gibt es das Internet und man hat Möglichkeiten, seine Platten ohne die großen Studios zu produzieren. Außerdem ist es immer noch Rap-Musik, und die Kids verstehen Rap-Musik. Die verstehen das, und auch wenn die einen es nicht mögen, werden andere es sich immer wieder anhören und ihre Nachforschungen anstellen – schließlich ist es Rap-Musik! Sie ist aggressiv und haut rein, und das lässt die Kids aufhorchen. Deshalb stützt sich der meiste R’n’B von heute auf HipHop, weil die Kids nichts Softes hören wollen. Sie wollen es laut, hip und voll auf die Ohren!  

rap.de: Kommen wir mal auf dein anstehendes Album zu sprechen. Das ist deine erste Solo-Scheibe, richtig? Was erwartet uns da und wann wird die Platte erscheinen?  

ABB: Okay, ja, das ist mein erstes Album… Aber es stehen drei oder vier Veröffentlichungen an! Ich bringe mehrere Mixtapes raus. Eines der Mixtapes wirbt für mein Album „I’m A Jungle Brother!“ Das mache ich zusammen mit dem DJ 2Nen. Da werden ein paar Snippets drauf sein, aber auch Songs, die nicht auf dem Album sind. Dann gibt es noch ein Golden Age-Mixtape mit HipHop aus der klassischen Ära mit demselben DJ, während ich alles moderiere. Mein Album besteht aus zwei Versionen. Die eine ist „I’m A Jungle Brother“. Das ist ein recht autobiographisches Album. In dem Titelsong „I’m A Jungle Brother“ z.B., werde ich auf der Straße von jemandem angesprochen und gefragt, wo ich gesteckt habe, was ich so gemacht und wie ich es geschafft habe, mich so lange in diesem Geschäft zu behaupten und mir dabei treu zu bleiben. Und ich antworte: „Weil ich ein Jungle Brother bin!“ Und dann fängt der Song richtig an. In einem anderen Song geht es um… Ach, welcher war das noch? Ich hab so viele Lieder auf dem Album. Diesen Song jedenfalls, aber auch „Ital Stew“ (die Hymne des Organic HipHop-Movement, s. „Sound & Video“; Anm. d. Verf.) mag ich besonders gerne. Schließlich ging aus „Ital Stew“ sozusagen das ganze Album hervor… Ein weiterer Song ist „I Got You“. Der handelt davon, dass alle klagen, sie wollen den echten HipHop wiederhaben, und ich antworte: „Keine Sorge! Ich hab den echten HipHop. I got you!“ Ein weiterer Song heißt „I Own Myself“. Da geht’s darum, was ich so alles durchgemacht habe, denn auch wenn ich Erfolg habe, bleibe ich immer ich selbst! Do my own thang! sozusagen, darum geht es in diesem Song. Das Album ist ein Mix aus guten positiven Lyrics und Funtracks, die jeder genießen kann.   

rap.de: Wer wird noch auf dem Album zu hören sein? Was ist mit Mike G.?  

ABB: Oh, dieses Mal gibt es nur mich zu hören. Leute, die ich gefeatured habe, sind SängerInnen, aber rapmäßig bin nur ich zu hören. Es ist kein Album voller Gastauftritte…  

rap.de: Hast auch du das Album produziert?  

ABB: Ja, bis auf drei Songs habe ich das komplette Album produziert. Ich wollte zurück zum Schema der ersten beiden Jungle Brothers-Alben, ich wollte wieder produzieren. Ich habe mir die Meinungen anderer Leute zu Herzen genommen, die sagten mir: „Afrika, wir lieben Deine Musik! Wir schätzen Dich genauso als Produzenten!“ Ich hielt es für wichtig, sowohl für mich als auch für andere, diese Nachfrage zu stillen! Nun gibt es also erstmal die eine Albumversion „I’m A Jungle Brother“. Aber ich verhandle gerade mit Leuten in Japan, ein Doppelalbum zu veröffentlichen. Ich habe ja gesehen, was für ein Doppelalbum Outkast veröffentlichten, und ich fand das auch clever. Ich aber fragte mich: „Wie wäre es, wenn ich als Einzelperson so ein Doppelalbum machen würde, also zwei unterschiedliche Alben von ein und derselben Person?“ Ein Album für diejenigen, die den echten, den conscious HipHop wollen und ein weiteres für all diejenigen, die Fun HipHop, also Spaß haben wollen. Etwas, das sie unterhält, aber nicht übertrieben von Sex, Saufen und Partys handelt, sondern einfach nur Spaß macht und man sich am Wochenende anhören will.  

rap.de: Und wann kommt das Album raus?  

ABB: Das Album kommt im September.  

rap.de: Außerdem ist gerade ein neues Album der JBeez veröffentlicht worden. Vielleicht kannst du zum Ende dieses Interviews dazu noch etwas erzählen?  

ABB: Klar, das neue Jungle Brothers-Album heißt „I Got You“. Für dieses Album haben wir mit Produzenten in England zusammengearbeitet, während wir auf Tour waren. Die Produzenten sind Alex & Elliot von SkeWiff. Die arbeiteten gerade an einem Song für eine Fernsehsendung namens Monkey Magic, was so eine Art Karate-gut-gegen-böse-Fernsehserie ist. Sie sollten die Titelmusik dazu machen und sprachen uns deswegen an. Ich sagte: „Okay, aber ich will den Song nicht Monkey Magic, sondern Funky Magic nennen!“ – aus offensichtlichen Gründen. Wir nahmen also den Song auf, und als die Japaner, die den Auftrag dafür gaben, den Song hörten, da wollten sie ein ganzes Jungle Brothers-Album veröffentlichen! Also machten wir ein paar mehr Songs mit ihnen. Daraus wurden einige großartige Stücke, entstanden bei unseren Liveshows und so. Einer der Songs heißt „Back On The Road“. Ein Song heißt „Beats On The String“, was eine Neuauflage von „Beedz On A String“ vom „Done By The Forces Of Nature“-Album ist. Auf dem Jbeez-Album sind an die 12, 13 Stücke. Es erscheint vorerst nur in Japan. Was Europa betrifft, so verhandeln wir da noch. Es gibt da jemanden in Frankreich, der uns in Deutschland, London, Skandinavien und Frankreich veröffentlichen will. Daran arbeiten wir noch. Es handelt sich dabei um dieselbe Firma, die mit Chuck D’s Label Slamjam zusammenarbeitet.  

rap.de: Okay, ich bin schon auf Deine / Eure Musik gespannt! Danke für das Interview!  

ABB: Danke. Peace!  

rap.de: Peace!