Lyrics Born


rap.de: Wir müssen also warten, bis ein neues Album fertig ist. Für das Remix-Album hast du unter anderem mit KRS One zusammengearbeitet, den du auch als eines deiner Idole beschreibst. Wie war es, mit ihm zu arbeiten und was für Erfahrungen konntest du sammeln? Im Booklet steht, das er nur kurz im Studio war.

LB: Stimmt. Aber allein diese recht kurze Zeit, die er in meinem Studio war, hat mir viel gebracht. Ich erinnere mich, dass er ins Studio kam, nichts zum Schreiben dabei hatte, kein Papier oder gar fertige Texte. Er hatte einfach alles im Kopf. Dann hat er auch noch mehr gemacht, als wir ursprünglich abgesprochen hatten. Er sollte nur 16 Bars rappen und hat 28 eingerappt. Und ich kann dir sagen, dass es in diesem Geschäft nicht alltäglich ist, das jemand mehr macht, als er soll. Oft ist es sogar das Gegenteil und du musst dich mit weniger zufrieden geben.
Es war so, er kam rein, machte zwei Takes. Es waren noch keine Stunde um, da musste er schon wieder los, zum College, wo er eine Vorlesung halten sollte.
Aber was die Sache, auch wenn er nur kurz da war, so inspirierend für mich gemacht hat, war, dass dieser Mann hat eine Karriere, die über 20 Jahre andauert. Er ist nach wie vor von einer unheimlich starken Leidenschaft für diese Musik erfüllt und arbeitet absolut professionell. Er kommt nicht einfach vorbei und haut dir irgendwas hin. KRS One weiß genau, was er tut und er hat hohe Anforderungen an sich selbst. Und auch wenn er vielleicht nicht mehr so viele Platten verkauft wie früher, ist er immer noch total busy. Er arbeitet hart, ist sehr produktiv, wie in all den Jahren zuvor. Da können sich viele Leute eine große Scheibe von abschneiden.

rap.de: Auf deinem Remixalbum hast du ja auch mit E-40 zusammengearbeitet, einer absoluten Bay Area Rap Ikone. Trotzdem wird man das Gefühl nicht los, dass er ständig unter Wert verkauft wird?

 

LB: Die Leute außerhalb der Bay realisieren leider kaum, wie talentiert E-40 tatsächlich ist. Im gesamten Rapgame ist E-40 einer der kreativsten und produktivsten Künstler. Er hat über zehn Alben bei einem Major Label produziert und damit seinen Vertrag erfüllt. Das ist wirklich selten und in diesem Genre eher ungewöhnlich. Er arbeitet sehr hart und es ist wirklich ungerecht, dass er öfter mal als der Bay-Area-Typ abgetan wird, obwohl der auf eine Stufe mit den ganz Großen im Game gehört. In der Bay ist er natürlich eine lebende Legende, und es hat mir eine Menge Spaß gemacht, mit ihm zusammenzuarbeiten.

rap.de: Zurück zu deinem Album “Later That Day”. Da sind definitiv auch einige Funkeinflüsse drauf zu hören. Ist das so ein musikalischer Einfluss, der einem geradezu aufgezwungen wird, wenn man in San Francisco oder eben der Bay Area aufwächst, wo die Funk-Ära ja viele Früchte trug. Woher kamen deine Einflüsse, von Freunden oder vielleicht doch aus der Familie?

LB: Oh nein, nicht aus der Familie. In meiner Familie hat Musik keine große Rolle gespielt. Ich glaube, dass die Bay Area schon eine Menge damit zu tun hat. Außerdem war ich recht früh ein begeisterter Plattensammler und Beatdigger. Da lernt man dann schon die richtigen Leute und natürlich auch verschiedenste Formen und Genres von Musik kennen. Dieses Ding und die Bay, mit all ihren musikalischen Facetten, hat mich als Künstler stark beeinflusst.