Looptroop

 

rap.de: Hier in Deutschland lief das sehr ähnlich. 2000 hat das Flash-Festival in Hamburg noch so viele Fans angezogen, dass sie ein ganzes Stadion voll bekommen haben. Ein paar Jahre später kamen dann nur noch 3000 Leute.
 
Supreme: Das Problem haben wir so in Schweden gar nicht mal. Die Konzerte sind immer noch sehr gut besucht, unsere Shows werden sogar größer. Aber es werden eben einfach zu wenig Platten verkauft.
 

Cosmic: Vielleicht liegt es daran, dass wir einfach nicht das typische HipHop-Publikum anziehen. Unsere Fans sind zwischen zehn und vierzig Jahre alt. Das ist nicht gerade das Alter des typischen HipHop-Heads.
 

Supreme: Ich kann auch verstehen, dass der HipHop-Boom so schnell zu Ende war, wenn man bedenkt, dass da Leute Musik veröffentlicht haben, die, sagen wir mal, nicht so sehr talentiert waren. Die haben dann vielleicht auch noch die teuren Videos gemacht. Aber am Ende waren die Leute dann vielleicht in jeder Radio-Show und in Game-Shows im TV, aber Live-Shows haben diese Leute nie gespielt. Und irgendwann sind sie dann eben auch wieder verschwunden, weil sie nicht gut genug waren, und keiner ihre Musik kaufen wollte. Die wahren Artists überleben am Ende immer irgendwie.

rap.de: Es ist also wirklich ein Kampf?

Supreme: Ich beschwere mich nicht, denn ich will einfach auch nichts anderes machen.

Cosmic: Es ist sehr hart heutzutage ins Musikgeschäft einzusteigen und zu wachsen. In Schweden heißt die Superstar-Casting-Show „Fame Factory“. Wenn man sich schon den Namen anschaut: „Fame Factory“! Als ob sie da Künstler herstellen wollten. Das macht es hart, für Leute wie uns, die vor zehn Jahren selbständig in das Geschäft eingestiegen sind.

rap.de: Ja, es scheint so, als ob es da zwei Bewegungen gibt. Einmal diese Superstar-Shows, wie sie in Deutschland heißen, und jene, die nach dem Motto „Wir machen dich zum Star“ funktionieren. Auf der anderen Seite ist die Untergrundszene, in der die Leute immer radikaler werden und in ihren Lyrics immer drastischer und Gewalt verherrlichender. Und die Kids mögen es, wenn Tabus gebrochen werden…
 

Cosmic: Das haben wir auch vor ungefähr fünf Jahren gemacht. Damals hatten wir auch Probleme mit der Polizei und unsere Lieder wurden auch nicht im Radio gespielt. Wenn man auf Englisch rappt, kann man eigentlich sagen, was man will, weil die Leute nicht richtig zuhören. Auf Schwedisch verstehen sie aber jedes Wort – und wir bekamen richtig Probleme. Als wir jünger waren, waren wir auch rauer und aggressiver. Heute lassen wir unsere Aggressionen anders raus. Und wir sagen es vor allem auch anders. Ich denke mal, dass ist irgendwo natürlich. Wenn die Kids heute im TV sehen, was in der Welt abgeht, wollen sie einfach der ganzen Welt und dem System den Mittelfinger zeigen. Es ist irgendwie auch sehr verständlich.

rap.de: Mit harten Lyrics kann man also die Kids erreichen?

Cosmic: Ich kann das gar nicht verurteilen, weil ich ja vor fünf Jahren auch ein Teil dieser Art zu rappen war. Heute bin ich älter, aber früher war ich auch eines dieser Kids – obwohl wir schon da Alben herausgebracht haben. Heute bin ich auf eine andere Art wütend. Früher wollte ich einfach schreien, heute versuche ich andere Wege zu finden, um meine Wut herauszulassen…