Looptroop

Neulich fragte mich per TV eine Stimme aus dem Off, im Namen eines Margarine-Fabrikates: „Lust auf Schweden?“ – und ich dachte: 'Doch, ja, warum eigentlich nicht?' Und während infolgedessen im Fernsehen eine Reise in den Norden verlost wurde, kramte ich Looptroop´s aktuellen Longplayer „Fort Europa“ hervor und ging ab auf Schweden. Wer in diesem Jahr auf dem einen oder anderen Festival in und um Deutschland herum zu gegen war, wird bemerkt haben, dass generell inzwischen eine große Menge HipHop-Supporter auf Schweden – explizit Promoe, Cosmic, Supreme und DJ Embee – abzugehen scheint. Wird aber auch Zeit, will man meinen, bedenkt man dabei, dass Promoe und Embee vor ca. 16 Jahren, also in etwa zu einer Zeit, in der ich noch auf Rollschuhen um die Ecken geflitzt bin, auf die Idee kamen, sich musikalisch zu vereinen und Schweden auf die internationale HipHop-Landkarte zu bringen. Und weil was lange währt, am Ende gut wird, haben sich die Looptroops zumindest hierzulande, und mindestens mit den vier jüngeren Releases („The Struggle Continues“, "The Long Distance Runner" – Promoe, „Tellings From Solitaria“ – Embee & „Fort Europa“), Gehör und Lorbeeren verschaffen können. Wohin diese Rückendeckung die Jungs als Nächstes führen wird, und ob in Kürze gar Amerika Lust auf Schweden bekommt, bleibt zu klären.  

Haben wir gemacht: rap.de alongside Cosmic & Supreme   
 

 

rap.de: Wie lange wart ihr im Studio, um euer aktuelles Album „Fort Europa“ zu recorden?

Cosmic: Für unsere Verhältnisse ist „Fort Europa“ ein recht schnelles Album. Wir haben letzten Sommer angefangen aufzunehmen und waren Weihnachten darauf schon damit fertig. Wir haben das Album alles in allem in vier Etappen aufgenommen. Das heißt soviel wie, immer wieder mal mehrere Tage am Stück.

rap.de: Promoe hat letztes Jahr ein Solo-Album herausgebracht, DJ Embee auch. Warum gab es von euch eigentlich keinen Solo-Output?

Supreme: Cosmic und DJ Embee haben als Casual Brothers einige Tracks aufgenommen und hatten eigentlich auch vor, ein Album herauszubringen, aber da wir das neue Looptroop-Album unbedingt schnell veröffentlichen wollten, musste dieses Projekt erst mal hinten anstehen. Ich bin mit Promoe für sein Solo-Album getourt, und hatte deshalb keine Zeit. Jetzt sind wir alle verdammt froh, dass wir es geschafft haben, das Album im Frühjahr zu veröffentlichen und touren erst einmal mit diesem Material. Im Ganzen soll Tour in etwa ein Jahr lang dauern.

rap.de: Ein Jahr lang auf Tour sein: Das ist ganz schön lang und sicher hart, oder?
 

Supreme: Als wir „The Struggle Continues“ draußen hatten, sind wir länger als ein Jahr getourt, deshalb planen wir dieses Mal auch wieder in etwa ein Jahr ein. Vielleicht wird es sogar länger dauern. Trotzdem nimmt Promoe im Augenblick schon wieder neue Tracks auf. Ich weiß zwar nicht genau, was er mit dem Material vorhat, aber er wird es bestimmt in irgendeiner Form für ein Album einplanen. Ich vermute, dass die Sachen am Ende auf das Casual Brothers-Album kommen sollen. Man weiß nie genau, was bei uns kommt, weil wir eigentlich keine wirklichen Pläne machen. Jetzt touren wir erst einmal. Ansonsten macht Embee weiter Beats, und die sind hoffentlich für ein weiteres Looptroop-Album, ich kollaboriere auf Schwedisch mit verschiedenen Leuten, Cosmic kümmert sich um den Webshop und die Homepage… Wir haben genug zu tun und sind konstant am arbeiten.

rap.de: Die deutschen HipHop-Heads scheinen Looptroop zu lieben. Wie ist das denn, nach eurem Empfinden, in den anderen europäischen Ländern? Wie ist euer Standing z.B. in Frankreich oder Spanien… ?

Cosmic: Am besten läuft es für uns in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir haben zwar auch schon in Italien, Frankreich, Spanien und England gespielt – und auch, wenn es zum Beispiel in Spanien immer besser für uns läuft – Deutschland bleibt doch das beste Land für uns. Aber auch in den osteuropäischen  und den baltischen Staaten läuft es für uns konstant.
 

Supreme: In Frankreich haben wir eben das Problem, dass die Leute kaum englisch sprechen und auch fast nur französischsprachigen Rap hören. In Deutschland sprechen die Leute vielleicht nicht immer gutes Englisch, aber sie fühlen die Message unserer Songs auch ohne jedes Wort zu verstehen. Bei unserer letzten Album-Tour waren wir auch in Japan, Russland, Südafrika und Australien. Wir wollen aber mit diesem Album noch größer werden.

 

rap.de: Es gibt nur wenig Bands aus Europa, die bisher in den USA erfolgreich waren, oder da überhaupt mal aufgetreten sind. Wie sieht das bei euch aus? Wäre ja durchaus drin, denn ihr rappt ja auf Englisch.

Supreme: Wir waren schon ein paar Mal auf dem Weg rüber, aber es ist uns immer etwas dazwischen gekommen. Zum Beispiel hätten wir eine Show am 13. September 2001 gehabt und konnten dann wegen den Ereignissen vom 11. September nicht fliegen. Außerdem hatten wir Distributionsprobleme und konnten deshalb unsere Alben dort nicht herausbringen. Hauptsächlich lag das daran, dass man in den USA einen Distributions-Vertrag über fünf Alben unterschreibt, in Schweden aber nur für drei. Da tut sich unsere Distributions-Firma dann natürlich schwer, weil sie den amerikanischen Interessenten keine Versprechen für weitere zwei Alben machen kann. Solche Sachen machen es eben schwer für uns, in den USA einen Fuß auf den Boden zu bekommen. Aber wir wollen versuchen, als Support-Act drüben zu touren. Am interessantesten wären da für uns die West- oder Ostküste. Alles andere kommt für uns momentan eher weniger in Frage.
 

Cosmic: Für uns ist auch Südamerika interessant, weil da der Markt momentan wirklich stark wächst. HipHop wird da gerade ganz groß.

rap.de: Gibt es nicht doch auch in den USA Labels, wie das Label von Atmosphere (Epitaph Records) oder Up Above Records, die für euch in Frage kämen?

Supreme: Das Problem ist, dass Epitaph Records die Hälfte unserer letzten Distributions-Firma in Schweden gehört, und die auch schon unser letztes Album in den Staaten herausbringen wollten. Keine Ahnung, was da nun genau passiert oder schief gegangen ist. Da wir aber mittlerweile einen neuen Vertrag, bei einer anderen Firma unterschrieben haben, werden die kein großes Interesse mehr an uns haben. Das ist leider immer der gleiche Business-Bullshit. Aber vielleicht schaffen wir es doch noch irgendwie auch in Übersee etwas zu reißen. Irgendwo ist unsere momentane Lage auch von Vorteil. So können wir uns auf den Rest unseres Publikums in Europa kümmern. Und eigentlich haben wir ja auch im Moment genügend Shows zu spielen. Bei unserem letzten Album haben wir über 150 Gigs in weniger als einem Jahr gespielt. Das hieß dann fast alle zwei Tage ein Konzert. Am Ende war das wirklich hart genug.

rap.de: In Schweden gibt es einige Leute, wie etwa Timbuktu, die Tracks auf Schwedisch veröffentlichen. Wie sieht das bei euch aus?

Supreme: Wir haben kein Album, aber durchaus EP´s auf Schwedisch veröffentlicht, welche auch wirklich beliebt sind. Auf einer EP haben wir mit Timbuktu, auf der anderen mit NBMA zusammengearbeitet. Momentan sind Promoe und ich sowohl auf dem alten, als auch auf dem aktuellen Timbuktu-Album zu hören. Wir verstehen uns sehr gut mit ihm. Am liebsten wollen wir ihn auf unsere nächste Europa-Tour mitnehmen.

rap.de: Wir bekommen hier nur wenig vom HipHop-Geschehen in Schweden mit. Was läuft da so in eurer Heimat?

Supreme: Das ist umgekehrt übrigens das gleiche in Schweden. Wir bekommen auch nicht viel vom Geschehen in Deutschland mit.
 

Cosmic: Es ist schwierig, die Schwedische Szene zu erklären. Von 1998 bis 2000 gab es einen richtigen Mainstream-Boom. Da hat jedes Label Rappper gesigned, aber das ist dann recht schnell wieder zurückgegangen. Heute bringen viele Kids ihr Zeug über das Internet auf MP3 heraus. Deshalb ist es für uns Old-Schooler, schwierig einen richtigen Überblick über unsere eigene Szene zu behalten.

rap.de: Die Labels investieren also keine Zeit und Geld in Nachwuchskünstler?

Supreme: Ach, es ist doch im Augenblick so, dass kein Label HipHop-Artists signen will, weil sich damit einfach zu wenig Alben verkaufen lassen. Es scheint, als ob speziell HipHop-Heads sehr viel Songs aus dem Internet ziehen, oder zumindest ihre Lieblings-Artists zu wenig unterstützen. Im Augenblick verkaufen doch die falschen Gruppen die meisten Alben. Wenn jemand in Schweden ein Album released, verkauft er dort bestenfalls 2000 Kopien, als wir „Struggle Continues“ veröffentlicht haben, verkauften wir alleine von der 12“-Version 2000 Stück. Andere Gruppen verkaufen nicht mal insgesamt so viel. Sogar bei uns läuft es im Vinyl-Verkauf schlecht. Und wie Cosmic schon gesagt hat: Heute läuft extrem viel über das Internet. Die guten Künstler halten sich mit Live-Shows über Wasser. Schau mal: Wir sind die größte Gruppe in Schweden, doch auch wir verdienen nicht viel Geld. Es ist sogar so, dass wir, wenn wir ein Album releasen, eher Geld verlieren, weil wir einfach nicht genug verkaufen. Es ist also verständlich, dass es die jungen talentierten Künstler in Schweden, die noch nicht auf unserem Level sind, extrem Probleme haben, weil in Schweden, nur der extrem kommerzielle Kram gepusht wird.

Cosmic: Auch im Musik-Fernsehen läuft es mittlerweile so, dass kaum mehr Musik-Videos gezeigt werden. Den ganzen Tag laufen diese Eigenproduktionen wie Cribbs, oder Big Brother. Ab nächstem Jahr sollen sogar überhaupt keine Musikvideos mehr gezeigt werden, sondern nur noch diese bescheuerten Serien.