Nneka

 
rap.de: Mir ist aufgefallen, dass auf deinem Album keine Feature-Tracks zu finden sind. Recht ungewöhnlich für HipHop. Hast du generell kein Interesse an solchen Kollabos, oder hat sich bisher nur noch nichts ergeben?

Nneka: Ich glaube, es liegt daran, dass mich niemand gefragt hat. Und ich habe auch niemanden gefragt. Ich habe nichts gegen Kollabos. Im Gegenteil. Aber es war mein erstes Album, und ich habe einfach nicht darüber nachgedacht.
rap.de: Aber gerade heutzutage sind viele Kollaborationen auf Debütalben zu finden. Die Leute versprechen sich davon einen schnelleren Durchbruch auf dem Markt.

Nneka: Ich weiß, aber wenn Gott will, dass ich weiter nach oben komme, dann wird es passieren. Es sollte nichts zu tun haben mit Features bekannterer Künstler, nur um sich leichter zu etablieren.
rap.de: Ein schöner Übergang. Du hast Gott angesprochen: Was denkst du über Religion im Allgemeinen? Du hast ja auch einen Titel dieser Art („God Of Mercy“) auf deinem Album?

Nneka: Im Allgemeinen?

rap.de: Ja, oder vielleicht auf dich bezogen und im Allgemeinen, oder die Unterschiede in deiner Heimat zu Deutschland?

Nneka: In Nigeria glauben sehr viele Leute an das Christentum und leiden auch darunter. Aber ich denke, dass Religion keine Bürde sein sollte. Es sollte nichts sein, für das du leiden musst! In einigen Fällen muss man vielleicht Zugeständnisse machen, aber du solltest nicht leiden. Jemandem das Leben zu nehmen, ist definitiv keine Religion in meinen Augen! Hier habe ich gesehen, wie Menschen Religion aus einer anderen Perspektive betrachten. Liberaler und freier. Du hast die Möglichkeit, deinen eigenen Kopf, den Gott dir gegeben hat, zu benutzen, dein eigenes Verständnis, deine eigenen Erfahrungen, um diese dann mit der Bibel zu kombinieren, mit Gottes Wort, dem Koran, oder was auch immer. Du kannst es dann interpretieren, auf eine Art, die gut für dich und für die Welt ist. Ich denke wir haben das Wort Religion im Allgemeinen sehr missbraucht. Das ist der Grund, weshalb ich immer sehr vorsichtig bin, wenn mich Leute fragen: „Bist du religiös?“ Ich sage dann: Definiere Religion für mich! Meine persönliche Meinung zur Religion ist, dass ich davon überzeugt bin, dass es auf jeden Fall eine Kraft gibt, die über uns steht und uns jeden Tag, jeder Zeit beobachtet und über uns wacht. Wir sind uns dessen nur nicht bewusst, wir merken es nicht. Aber sie ist immer da. Und jeder von uns verfügt über die Kraft, diese Energie für sich zu nutzen. Positiv zu nutzen! Und jeder von uns hat Gott in sich. Sogar ein Mörder trägt Gott in sich. Du musst nur die Balance finden. Die Ausgeglichenheit.
rap.de: War Religion wichtig in deiner Familie?

Nneka: An Gott glauben war wichtig. Aber es war kein Zwang. Es war nicht wie in den meisten christlichen Familien. Wir waren nicht so streng mit den Regeln des Glaubens. Manchmal gingen wir in die Kirche an anderen Tagen wieder nicht. Aber ich bin meinen Weg gegangen. Ich habe geglaubt, ich glaube und ich werde immer glauben, dass auf jeden Fall etwas da ist. Gott existiert. Du kannst es fühlen, du kannst es in der Natur sehen und in der Schönheit der Menschen. In der Art, wie wir beschaffen sind. Jeder von uns ist mit Liebe gesegnet, und jeder ist einzigartig. Ich bin anders als du, und du bist anders als ich. Wir sind jeder auf eine spezielle Art geschaffen, auf eine liebevolle spezielle Art. Und da ist auf jeden Fall eine Kraft, die das kontrolliert und uns beschützt. Dich, mich und alle, jeden!