Nneka

 

rap.de: Apropos Produzent. Du arbeitest ja schon länger mit DJ Farhot zusammen, und ihr kennt euch sicher gut. Wie wichtig ist er, deine Band, deine Crew, dein ganzer musikalischer Background für dich und deine Musik? Ich meine, du bist eine Solo–Künstlerin, aber es gibt ja immer etwas im Hintergrund, hinter der Fassade.

Nneka: Das stimmt. Farhot ist zu allererst einmal ein Freund. Nicht nur ein Producer oder ein Geschäftspartner. Das ist sehr wichtig für mich. Ich kann diesem Menschen vertrauen. Er ist jemand, der mich nicht hängen lässt. Auch dann nicht, wenn ich nicht mehr singen würde. Er sieht mich als einen Menschen und nicht nur als eine Sängerin – das ist mir sehr wichtig. Er akzeptiert mich und meine Lyrics und die Art, wie ich eben bin. Er versucht nicht, mich zu verändern. Das bedeutet mir viel. Ich kann die Botschaft meiner Songs einfach so lassen, wie ich sie für richtig und vollständig halte. Was die Band betrifft: Ich kenne gar nicht jedes Mitglied der Band…
rap.de: Also hast du die Band nicht ausgewählt?

Nneka: Ich kenne den Bassisten. Viele der anderen Musiker hat Farhot an Bord geholt. Ich bin gerade dabei sie näher kennen zu lernen. Sowohl menschlich, als auch in der Art, wie sie spielen. Das ist sehr wichtig, um die richtige Stimmung aufbauen zu können, um die Musik zu fühlen.
rap.de: Es ist ja so, dass viele, vor allem die großen und bekannten Musiker, ihre Bands häufig wechseln. Manchmal sogar vor jedem Auftritt einer Tour…

Nneka: Ja, ich denke aber, dass es sehr wichtig ist, langfristig mit derselben Band zu arbeiten – um eine Einheit bilden zu können. Das ist eine wichtige Vorrausetzung für einen ehrlichen Soul lastigen Sound. Meine Band und ich spielen noch nicht so lange zusammen, wir müssen uns erst noch kennen lernen. Aber ich denke, dass es wichtig ist, mit einer festen Band zusammen zu arbeiten. Das viele Wechseln macht in meinen Augen nicht so viel Sinn. Ich meine, wenn man wechselt, um eine klare Verbesserung zu erzielen, okay…

rap.de: …aber es funktioniert nicht, seine Bandmitglieder zu wechseln wie…

Nneka: …seine Socken!
rap.de: Kommen wir zurück zu deinem Album, welches sehr vielseitig klingt: Zu allererst einmal nach HipHop, aber auch nach Soul und stellenweise Reggaemusik. Wie der Song „Africans“, beispielsweise. Nun gibst du, wie oben schon mal ansatzweise erwähnt HipHop als deinen musikalischen Uhrsprung an. Das war aber nicht mal so der Eindruck den das Album hinterlässt. Da sind zwar ein paar Songs mit Cuts und HipHop-Beats, aber im Großen und Ganzen klang es für mich nach etwas anderem…

Nneka: Nach was denn? Ich würde gerne wissen, was es ist! Du fragst mich, was ich für Musik mache, und ich muss sagen: Ich weiß es nicht! Ich mache Musik einfach so, frei nach Gefühl.
rap.de: Ich würde sagen, es ist vielleicht sogar Soul. Nicht im klassischen Sinne, aber du kannst die Musik fühlen, die Vibes und die Direktheit – Soul eben. Vielleicht ist es aber auch nicht so wichtig, was es genau für ein Style es ist. Aber die Leute wollen so etwas eben wissen, um dich einer Kategorie zuordnen zu können – und wenn es nur aus dem Grund ist, deine CD korrekt im Plattenladen platzieren zu können. Aber um bei deinem selbst benannten Ursprung zu bleiben: Inwiefern ist HipHop also wichtig für dich und deine Musik?

Nneka: Ich mag Rap-Lyrics. Wenn ich einen neuen Song mache, fange ich an zu schreiben und zu reimen. Es sind dann mehr Rap-Lyrics. Dann höre ich den Beat und versuche die Lyrics passend dazu zu singen. So fing ich auch mit Musik an. Also mit meiner eigenen Musik. Ich habe in Deutschland zuerst mit Rappen angefangen. Gut, in Nigeria habe ich im Schulchor gesungen, aber das waren nicht meine eigenen Sachen. Es kommt immer darauf an, wie man das Ende der Wörter betont. Zum Beispiel bei communication und attention (fängt an zu singen). Ich liebe HipHop. Das ist die Musik, die ich am meisten höre. Ich mag dieses seichte Ding nicht immer. Ich kann mir zum Beispiel Jill Scott anhören – mal drei oder vier Stunden, aber ich kann sie nicht jeden Tag hören. Ich würde verrückt werden. Ich kann auch mir selber nicht jeden Tag zuhören. Ich brauche manchmal einfach ein bisschen mehr Power.