Large Professor

HipHop bedeutet für mich die Wurzel, rohe Energie Mit Large Professor hat sich 2003 eines der Urgesteine der HipHop-Kultur zurückgemeldet. „First Class“, ein eher reduziertes Album, zeigte Large Pro nach Jahren des ausschließlichen Produzierens wieder einmal mehr als Rapper.

rap.de: Dein aktuelles Album heißt „First Class“ und ist, nach einigen Jahren, das erste eigene Album. Was ist in der Zwischenzeit passiert?

Large Pro: Es sind viele geschäftliche Sachen passiert. Ich habe mich auf die Produktion konzentriert. Von Main Source’ „Breaking Atoms“ bis zu „First Class“ habe ich eine Menge Sachen gemacht.
rap.de: Wie kam es eigentlich zum Split zwischen dir und Main Source? Auf „Fuck What You Think“ warst Du ja schon nicht mehr dabei.

Large Pro: Verschiedene geschäftliche Sachen. Es lief nicht gut. So trennten sich unsere Wege.

rap.de: Wie würdest du das Album „First Class“ beschreiben?

Large Pro: Es war wichtig für mich. Bei Main Source nutzten wir eine Menge Samples. Für „First Class“ habe ich das produktionstechnisch sehr heruntergeschraubt. Es ist ein sehr reduziertes Album. Es gibt nicht viele Sounds und Samples, nur Beats und Rhymes. Das Ganze ist für mich sehr roh, aber wir sind tief in die Wurzeln gedrungen.
rap.de: Wie denkst du, als jemand der schon jahrelang dabei ist, über die Entwicklung der so genannten HipHop-Industrie?

Large Pro: Ich finde die Entwicklung ganz gut. Ich mag es sogar, hier in Deutschland zu sein. HipHop ist überall. Ich erinnere mich an Zeiten, da fand HipHop hauptsächlich in New York statt. Jetzt ist er überall, und erst das Business hat ihn dahin gebracht.
rap.de: Ist HipHop für dich nur ein Geschäft oder ist es mehr?

Large Pro: Es ist tiefer. Ich wurde in HipHop hineingeboren. Es ist der ganze Style. Wie man sich anzieht, wie man redet, Slang, Musik, alles. Es ist ein weltweiter Lebensstil. „The walk, the talk, the slang”. Es ist für mich tiefer, als nur Musik zu machen. Es ist die Kultur. Für die Jugend ist HipHop etwas, auf das man sich verlassen kann.
rap.de: Die Kultur in den USA ist nicht mehr so breit wie in Europa. Graffiti und B-Boying als Elemente gibt es nahezu nicht mehr. Wie wirkt dieser Unterschied auf dich?

Large Pro: In den USA ist das Ganze definitiv mehr businessorientiert. Ich mag es trotzdem. Europa erinnert mich an New York, 1984/85. Überall Graffiti und Breakdance. Ich mag Deutschland und ich mag die Szene. Wenn wir im Club sind, dann ist die Musik großartig, die Menge hat Energie. Ich finde gut, dass die Leute wirklich verstehen. Sie mögen das Reduzierte. Deutschland ist wirklich cool.

rap.de: HipHop-Musik ist sehr durch „Bling-Izm“ dominiert. Viele verbinden damit nur noch Künstler wie 50 Cent. Wie denkst Du darüber?

Large Pro: Das ist in Ordnung. Ich geh nicht raus und sag „Schaut auf mich“. Ich mache einfach meine Musik. Vielleicht erreicht sie die Menschen, vielleicht geht sie weltweit. Ich bin nur glücklich, meine Musik machen zu können.
rap.de: Würdest Du mit einem „Jiggy-MC“ zusammenarbeiten?

Large Pro: Definitiv. Wir sind alle gemeinsam groß geworden. Die Industrie ist im Moment nur so, dass sie solche Musik machen müssen. Sie kennen die Wurzeln, sie müssen nur im Moment diese Musik machen.
rap.de: Im Moment scheint es, dass HipHop das Politische gänzlich verloren hat.

Large Pro: Die Leute sind bequemer geworden. Die Industrie und Firmen passen jetzt auf. Ich erinnere mich an Zeiten, wo sie HipHop nicht akzeptiert haben. Es hieß: „Werft die Kids hier raus. Ihr könnt hier nicht breaken“. Jetzt ist das alles akzeptiert.
rap.de: Wie kamst du zu HipHop? Was für Erinnerung hast du an die Zeit, als es losging?

Large Pro: Ich erinnere mich daran, Musik aus dicken Lautsprechern und aus allen Fenstern zu hören, Deejays, die HipHop-Platten gescratcht haben. Spoonie G, Sugarhill-Gang, Cold Crush Brothers. Außerdem ging es um Slick Rick Jam-Tapes, Mikee Dee Jam-Tapes, Grand Master Vic aus Queens. Da kam das Ganze gerade erst auf. Der Sound war simple aber durchaus mehr, als nur Plattenspieler und Mikrofon.

rap.de: Inwieweit hat das deinen Weg geprägt?

Large Pro: Als ich „raus“ durfte, fing ich an, Platten zu hören und diese regelrecht zu studieren. Ich habe dann angefangen, Tapes zu machen. Eines Tages habe ich angefangen zu reimen. Ich habe auch gemalt. Habe Rhymes auf Wände gemalt, und die Leute haben gesagt: „Das ist gut, du solltest eine Platte machen“. Also habe ich eine Platte gemacht.
rap.de: Was ist 2004 in Planung?

Large Pro: Neue Songs aufnehmen und veröffentlichen. Weiter Musik machen.
rap.de: Wann soll ein neues Album herauskommen? Was kann man erwarten?

Large Pro: Ich denke, ich werde bis Ende Januar damit durch sein. Bald – denke ich – können die Leute den neuen Stuff hören. Ich werde Old School und New School repräsentieren. Viele Old-School-Leute sagen: „Nein, nicht New School“ und die New-School-Leute sagen: „Nicht die alten Leute“. Ich fühle beides und denke, ich kann beide Lager zusammenführen.