Fashawn ist der einzige Westcoast-Artist, der beim New Yorker Label Mass Appeal Records unter Vertrag steht. Über Nas‚ Label veröffentlichte er am 24. Februar dieses Jahres sein zweites Studioalbum “The Ecology“. Neben CEO Nas unterstützen den Kalifornier dabei unter anderem Musikgrößen wie Aloe Blacc, The Alchemist und Busta Rhymes. Wir trafen Fashawn in Berlin und sprachen mit ihm über seine eigene Cannabis-Sorte, sein neues Album, ein mögliches Kollaboprojekt mit Kendrick Lamar und wieso er eigentlich schon hätte tot sein müssen.
Unterstützt du immer noch Grizzy City Kush?
Ja, das ist meine eigene Cannabis-Sorte. Ich growe sie nicht persönlich, aber ich vermarkte sie. Sie existierte bereits vor Khalifa Kush. Es ist eine Hybride, halb Indica, halb Sativa. Grizzly City Kush schmeckt wie ein Mix aus Kaviar und Propangas.
In einem Interview hast du gesagt, Champagner steht für dich für Erfolg. Wofür steht Weed?
Weed steht für Frieden und Freiheit.
Du trittst auf Festivals in ganz Europa auf. Sicher hast du dort deutsche Rapper getroffen. Gibt es jemanden, an den du dich erinnerst?
Ich habe einige deutsche Rapper getroffen, ich treffe jederzeit Rapper. Ich kann mich zwar an keinen deutschen Rapper namentlich erinnern, aber an einen Produzenten. Sein Name ist Suff Daddy. Kennst du ihn?
Na klar.
Er hat gestern in einem Club hier gespielt. Ich glaube, er kommt aus Berlin. Er ist mein Lieblingsproduzent aus Deutschland. Ich kenne mich nicht so mit deutschen Rappern aus, da ich sie nicht verstehe. Ich krieg manchmal ein paar Worte mit, aber es reicht nicht, um mich mit ihrer Musik zu beschäftigen.
Es ist nicht dein erstes Mal in Berlin. In deinem Track „Man of the House“ erwähnst du die Berliner Mauer. Was verbindest du mit Berlin?
Ich war ein paar Mal in Berlin. Ihr bringt mich immer zurück. Ich liebe euch. Ich genieße die Stadt sehr. Letztes Mal, als ich hier war, kam ich nur um zu shoppen. Ich hatte keine Shows, also ging ich shoppen und schaute mir die Graffitis an.
Die Produktion von deinem ersten Album „Boy meets World“ entstand unter schwierigen Umständen. Dein Produzent Exile war in LA, du in Fresno. Wie war das bei deinem neuen Album „The Ecology“?
Exile war die ganze Zeit da. Er war da mit seiner MPC und seiner Musik und wir haben die ganze Zeit gearbeitet. Ich denke, das macht die Musik aus. Es machte alles kontrollierter. Das erste Album war eine unkontrollierte Substanz, die wir rausgelassen haben. Dieses Album ist sehr kontrolliert und durchkalkuliert. Wir haben etwas eigenes geschaffen. Wir wussten, wir brauchen etwas was die gleiche Integrität wie „Boy Meets World“ hat, aber brandneu ist. Das konnten wir nicht in zwei verschiedenen Städten machen. Ich brauchte ihn direkt bei mir, um genau das herauszubekommen, was ich wollte. Diese kleinen Dinge machen am Ende die größten Unterschiede aus. Exile direkt dabei zu haben war der Unterschied zu „Boy Meets World„.
Was ist dein Lieblingstrack von deinem eigenen Album „The Ecology“?
Das ist schwer, denn jeder Song ist wie dein Kind. Du kannst nicht sagen, dass du ein Kind mehr liebst, als das andere. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, ist mein Lieblingstrack entweder „Something To Believe In“ mit Aloe Blacc und Nas oder „Higher„. Es ist ein Battle zwischen diesen Songs. Und „Mother„. Den Song mag ich auch. Heutzutage macht niemand mehr solche Musik. Rapper haben Angst, so persönliche Songs zu machen.
Das stimmt. Viele neue US-Rapper springen eher auf die Partyschiene auf, denn das verkauft sich momentan.
Exakt. Deshalb habe ich fast aufgehört zu rappen. Ich wusste nicht wo ich stehe.
Mein Lieblingstrack von „The Ecology“ ist übrigens „Guess Who’s Back“. Der Beat mit den Frauenstimmen ist der perfekte Start in das Album.
Oh Dope! Witzig, dass du das sagst. Das ist das einzige Feature aus Grizzly City, das ich auf meinem Album hab. Das sind die einzigen Stimmen außer meiner auf dem Album, die aus Fresno kommen. Mit einer der Mädels habe ich im selben Haus gewohnt, als ich „Boy Meets World“ gemacht hab. Schon lustig. Ich hab sie immer gesehen und hätte nie gedacht, dass sie mal die erste Stimme sein würde, die man auf meinem Album hört. Der Song ist auch einer meiner Lieblingstracks. Es ist einer der letzten Songs, die ich geschrieben habe. Lustig, dass er an erster Stelle gelandet ist. Ich weiß noch genau, wie ich mich gefühlt habe, als ich den Song geschrieben habe. Ich wollte, dass die Leute wissen, dass ich da bin. Ich meine das ist klar, nach dem Nas-Ding und immerhin kam mein Album, aber ich wollte, dass die Leute wissen, dass ich weiß, was ich mache. Dass ich meinen Verstand nicht verloren habe.
Fashawn – Guess Who’s Back from Mass Appeal on Vimeo.
Dein Album ist sehr persönlich. Man merkt, dass du viel durchgemacht hast. Dennoch ist der Sound sehr positiv. Andere Künstler mit einem ähnlichen Background schaffen es nicht, so eine Message zu verbreiten. Wie schaffst du es, so viel Liebe in dein Werk zu stecken?
Ich weiß nicht, ich denke Gott ist Liebe. Das ist meine Religion. Liebe ist meine Religion. Und das zeigt mir meinen Weg auf. Liebe ist das Mächtigste in diesem Universum. Es ist stärker als Angst und so viele andere Dinge. Deshalb hab ich das in mein Album gepackt. Wenn ich eine Zutatenliste für mein Album hätte, stünde Liebe an erster Stelle.
Der Sound ist sehr erfrischend. Denn normalerweise hört man so etwas kaum.
Das stimmt, besonders nicht von Leuten, die aufwuchsen wie ich. Andere, die die selbe Story, die selbe Biographie wie ich haben, enden meist im Knast oder sterben. Sie werden keine Vorbilder. Stell dir vor ohne Vater aufzuwachsen. Wie weißt du, wie man ein Mann wird? Du gehst raus und bildest dir auf der Straße das Bild eines Mannes. Für mich waren das Gangster und Schläger. Sie hatten Geld und den Respekt auf der Straße. Du hättest mir damals nicht erzählen können, dass ich in zehn Jahren in Berlin sitze und ein Interview über mein Leben mache. Ich hätte nie gedacht, überhaupt „Boy Meets World“ herausbringen zu können. Ich dachte bis dahin bin ich längst tot. Das Album kam an meinem 21. Geburtstag. Ich hätte eigentlich tot sein müssen. Jeder, der früher mit mir rumhing war zu dem Zeitpunkt entweder tot oder im Knast. Deshalb bin ich so positiv. Ich weiß, es kann so viel schlimmer sein. Besonders für mich. Also wie kann man da nicht positiv denken?
Es dauerte 5 Jahre um „The Ecology“ zu vervollständigen. Hast du neben deinen anderen Projekten die ganze Zeit an dem Album gearbeitet? Immerhin hast du „The Ecology“ bereits vor Jahren angekündigt?
Keiner der Songs ist natürlich 5 Jahre alt. Ich sah es nur schon vor langer Zeit. Vielleicht vor zu langer Zeit. Ich wusste genau, welche Bedeutung dieses Album haben würde. Es war für mich verrückt mit „Boy Meets World“ neben Künstler wie Jay-Z und Drake genannt zu werden und dabei Kalifornien zu repräsentieren. Ich wusste, ich würde nochmal zurückkommen. Ich wusste nicht was ich tun sollte, aber war sehr zuversichtlich.
Du hattest also damals schon „The Ecology“ im Kopf?
Ja Mann. So war es.
Was hast du jetzt im Kopf? Arbeitest du an einem neuen Soloalbum?
„God or Guns„. Gott oder Waffen – was bietet dir besseren Schutz? Kannst du es entscheiden? Das ist eine harte Frage. Jetzt denke ich wirklich laut. Das wird vielleicht was Neues. Ich werde es so machen wie mit „The Ecology“ und raushauen, was in meinem Kopf ist. Damals ließ ich die Leute 4 oder 5 Jahre warten. Es war schwer das alles zu organisieren und es hat mir viele Kopfschmerzen bereitet. Nächstes Mal erspare ich mir die Kopfschmerzen.
Du hast gesagt du repräsentierst Kalifornien. Du bist bei Nas‘ Label Mass Appeal gesignet und dort der einzige Westcoast Künstler. Gibt es dadurch irgendwelche Unterschiede in der Arbeit?
Ich behandle die anderen Künstler wie alle anderen. Da gibt’s welche aus Detroit, welche aus New York und welche aus dem Süden. ich komm dahin und schenke ihnen nichts außer meiner kalifornischen Liebe. Ich repräsentiere meine Küste und bringe den „Golden State of Mind“ zu Mass Appeal. Ich danke einfach Nas. Es ist eine Ehre, Teil von Nas‚ Dynastie zu sein. Denn jeder andere große Künstler hat seine eigene Dynastie. Selbst Kanye, der kein „Double OG“ wie Jay Z ist, hat Big Sean. Und Nas verdient das auch. Selbst Rick Ross hat Mick Mill. Jay Z hat J.Cole. Ich bin einfach glücklich zu hören, wenn Leute über mich sagen das ist Nas‚ Künstler. Er verdient das. Er hat einen Rapstil entwickelt, den man nicht nachmachen kann. Man kann jeden herausfiltern, der von ihm beeinflusst wurde.
Wo wir gerade über große Namen reden. Momentan hat Kendrick Lamar einen Riesenhype, aufgrund seines neuen Albums „To Pimp a Butterfly“. Ihr kennt euch. Und du kennst auch J.Cole. Die beiden arbeiten ja an einem Kollabo. Denkst du, du wirst mit den beiden arbeiten?
„To Pimp a Butterfly“ ist brilliant. Ich versuche auf das neue Album zu kommen, man. Weißt du was ich wirklich gerne machen würde? Ein Album mit den beiden. Denn ich habe schon ein Album mit einem MC gemacht. Was, wenn ich ein Album mit einem MC mache, der zudem Produzent ist, also J.Cole. Er kann alles produzieren. Dann noch Kendrick dadraufkriegen. Man, ich würde gerne ein Projekt namens JFK machen, also J.Cole, Fashawn und Kendrick. Das wäre ein Meisterstück. Ich glaube aber nicht, dass Rap dafür bereit ist.